Braugenossenschaft

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Eine Braugenossenschaft oder Brauereigenossenschaft ist eine Genossenschaft zum Zweck des Betriebs einer Brauerei bzw. der Herstellung von Bier und ähnlichen Getränken.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Geschichte des Brauwesens sind im deutschsprachigen Raum verschiedene Organisationsformen bekannt, in denen (brauberechtigte) Privatpersonen Brauanlagen gemeinschaftlich nutzen. Dies stellte bereits seit dem Mittelalter einen Fortschritt zum bis dahin gewöhnlichen Hausbrauen dar. Es entstanden Synergieeffekte zugunsten der Effizienz des Brauen und der Qualität der Biere. Beispielhaft hierfür stehen die Kommunbrauhäuser, die seit dem 14. Jahrhundert entstanden[1][2] und in der Oberpfalz die Zoigl-Braukultur begründet haben[3]. Im 19. Jahrhundert geriet das gemeinschaftliche Brauwesen durch steigende Nachfrage und technische Neuerungen unter Druck (Kältetechnik, Eisenbahn). Die damit verbundenen Investitionen waren vielerorts nur durch neue Finanzierungsinstrumente und Rechtsformen zu bewältigen. Gewissermaßen als Gegenentwurf zum gemeinschaftlichen Brauen entstanden Aktienbrauereien. Zugleich entstanden neue, starke Formen von Braugemeinschaften – mit unterschiedlichen Bezeichnungen: Vereinsbrauereien, Bürgerbräu, Bürgerliches Brauhaus u. a.

Im 20. Jahrhundert wurden die gemeinschaftlichen Brauformen abgelöst – insbesondere durch Reprivatisierung und die Bildung von Konzernen.

Während der Genossenschaftsgedanke im Bereich der Weinherstellung in Form von Winzergenossenschaften Einzug gehalten hat, ist die Rechtsform der Genossenschaft im Brauwesen heute eher selten. Hier haben sich Genossenschaften eher entlang der Wertschöpfungskette etabliert. Insbesondere Raiffeisen-Unternehmen beliefern Landwirte im Bezugsgeschäft mit allen benötigten Produkten, von Sämereien über Dünge- und Pflanzenschutzmittel bis hin zum Hopfendraht. Im Absatzgeschäft erwerben sie von den Landwirten die Getreideernte und vermarkten diese u. a. an Mälzereien. Auch Hopfenbauern vermarkten ihre Ernte teilweise über Genossenschaften.[4] Insbesondere in den neuen Bundesländern erfolgt auch die Landwirtschaft selbst durch Agrargenossenschaften.

Eine Wiederbelebung erlebt genossenschaftliches Brauen weltweit im Zuge der Craft-Beer-Bewegung seit den 1980er-Jahren. Vor allem ab 2010 kam es verstärkt zur Gründung kleiner lokaler Brauereigenossenschaften.[5][6][7][6]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Heinrich Huber: Das Kommunbrauwesen in Bayern. Berlin 1939, 97 Seiten.
  2. Carl Stiegler: Das Kommunbrauwesen in Bayern: ein Beitrag zur Rechts- und Wirtschaftsgeschichte des Braugewerbes in Bayern. Verlag Stahl, München 1930, 48 Seiten.
  3. Andreas Kassalitzky: Vom Piempl zum Kultgetränk. Faszination Zoigl. Weiden 2011.
  4. https://www.hvg-germany.de/de/die-hvg/
  5. Brauerei Oberhaching, Brauereigenossenschaft Oberhaching, Bier, Bierbrauen, regionales Bier. Abgerufen am 5. Januar 2021.
  6. a b Regine Marxen: Genosse Brauer. In: Meiningers Craft. Nr. 01-2021. Neustadt 2020, S. 48 ff.
  7. Historie - Bernauer Braugenossenschaft. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. Oktober 2020; abgerufen am 5. Januar 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.braugenosse.de