Breunsdorf

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Rekonstruktion von Breunsdorf um 1500; Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz

Breunsdorf war ein Straßendorf etwa 30 Kilometer südlich von Leipzig im ehemaligen Landkreis Leipziger Land. Es wurde 1994 durch den Tagebau Vereinigtes Schleenhain devastiert und seine Flur im gleichen Jahr nach Neukieritzsch (heute im Landkreis Leipzig) eingemeindet.

Geografische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Breunsdorf lag in der Leipziger Tieflandsbucht zwischen Neukieritzsch im Norden, Lobstädt im Osten und dem ebenfalls devastierten Ort Heuersdorf im Südwesten. Östlich der devastierten Ortslage verläuft am Rand des Tagebaus die Bahnstrecke Leipzig–Hof.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nebengebäude eines Breunsdorfer Gehöftes von 1830/31, im Zuge der Devastierung auf das Grundstück der Wassermühle Dölitz umgesetzt
Breunsdorfer Bockwindmühle, im Zuge der Devastierung nach Schönau umgesetzt

Breunsdorf wurde 1226 erstmals urkundlich erwähnt. Der Ort lag bis 1856 im kursächsischen bzw. königlich-sächsischen Amt Borna.[1] Ab 1856 gehörte der Ort zum Gerichtsamt Borna und ab 1875 zur Amtshauptmannschaft Borna.[2] 1952 kam Breunsdorf zum Kreis Borna im Bezirk Leipzig.

Zwischen 1987 und 1994/95 wurde der Ort devastiert, um das Braunkohle-Abbaufeld Schleenhain zu erweitern.[3] In diesem Zusammenhang erfolgte 1994 die Eingemeindung nach Neukieritzsch. Beim Abbruch des Ortes ergrub das sächsische Landesamt für Archäologie, Dresden mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft die gesamte Fläche des Dorfes, u. a. auch den vollständigen Friedhof und die bis in romanische Zeit zurückreichende Kirche.[4] Zusammen mit den urkundlichen, geographischen, botanischen, bauforscherischen und volkskundlichen Forschungen darf Breunsdorf, obwohl nicht mehr existent, als das am besten erforschte Dorf Deutschlands gelten. Besonders hervorzuheben ist die Klärung der Siedlungsentwicklung. Das spätere Straßendorf, dessen Grundriss zuvor pauschal in die Zeit der Deutschen Ostsiedlung gesetzt wurde, zeigte bei seiner Gründung im frühen 12. Jahrhundert eben noch keinen regelhaften Siedlungsgrundriss. Vielmehr entstand es aus dem Zusammenschluss einer Kernsiedlung um die spätere Dorfkirche und östlich und westlich davon gelegene Einzelhöfe.[5]

Für die 450 ausgesiedelten Bewohner entstanden im Zedtlitzer Ortsteil Plateka (heute zu Borna gehörig) neue Wohnungen in den Siedlungen "Breunsdorfer Weg" und "An der alten Schäferei".[6]

Zu den erhaltenen Sachzeugen des Ortes gehört die Breunsdorfer Windmühle. Sie entstand 1862 als Bockwindmühle und war bis 1942 in Betrieb. Im Januar 1986 stürzte das Bauwerk um und wurde daraufhin demontiert. Seit 1995 befindet sie sich als Mühlendenkmal im Frohburger Ortsteil Schönau.[7]

Ausstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ortsentwicklung von Breunsdorf ist Thema der archäologischen Dauerausstellung im Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Stefan Hänsel: Ortsfamilienbuch Breunsdorf 1631–1799. Berlin: epubli 2014, ISBN 978-3-8442-9197-1, 1205 Familien.
  • Judith Oexle (Hrsg.): Kirche und Friedhof von Breunsdorf. Beiträge zur Sakralarchitektur und zum Totenbrauchtum in einem Dorf südlich von Leipzig. Breunsdorf 2. Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie mit Landesmuseum für Vorgeschichte 35. Dresden 2002.
  • Ansgar Scholz: Siedlungsentwicklung und Baugeschichte bäuerlicher Gehöfte in Breunsdorf. Die Entwicklung einer ländlichen Siedlung im Leipziger Südraum vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Breunsdorf 1. Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie mit Landesmuseum für Vorgeschichte 27. Stuttgart 1998.
  • Regina Smolnik (Hrsg.): Breunsdorf – Ein verschwundenes Dorf im westsächsischen Braunkohlenrevier. Archäologischer Befund und schriftliche Überlieferung. Breunsdorf 3. Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie mit Landesmuseum für Vorgeschichte 56. Dresden 2011.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Breunsdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0; S. 62 f.
  2. Die Amtshauptmannschaft Borna im Gemeindeverzeichnis 1900
  3. Beschreibung des Tagebaus Schleenhain in einem Dokument der LMBV
  4. Kirche und Friedhof von Breunsdorf. Beiträge zur Sakralarchitektur und zum Totenbrauchtum in einem Dorf südlich von Leipzig. In: Oexle, Judith (Hrsg.): Breunsdorf. Band 1. Dresden 2002.
  5. Hauke Kenzler: Dorfforschungen in Breunsdorf. In: Hauke Kenzler, Barbara Scholkmann, Rainer Schreg (Hrsg.): Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit. Grundwissen. Darmstadt 2016, ISBN 978-3-534-26811-5, S. 161–163.
  6. Breunsdorf in der Geschichte von Borna
  7. Webseite der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde, abgerufen am 8. Juni 2015

Koordinaten: 51° 7′ 48″ N, 12° 24′ 23,6″ O