Burt Lancaster

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Kohlezeichnung von Burt Lancaster nach dem Gewinn des Oscars 1960

Burton „Burt“ Stephen Lancaster (* 2. November 1913 in New York; † 20. Oktober 1994 in Century City, Los Angeles) war ein US-amerikanischer Filmschauspieler und Filmproduzent. Lancaster wurde zunächst durch Western und Abenteuerfilme wie Der rote Korsar und Vera Cruz berühmt. In späteren Jahren profilierte er sich als internationaler Charakterdarsteller in Filmklassikern wie Verdammt in alle Ewigkeit, Urteil von Nürnberg und Der Leopard. Für seine Rolle in Elmer Gantry (1960) wurde er mit dem Oscar als Bester Hauptdarsteller ausgezeichnet.

Burt Lancaster (links) und Nick Cravat (zwischen 1935 und 1938)

Burt Lancaster wurde 1913 in New York als Sohn eines Postangestellten geboren. Als Kind eher schmächtig, entwickelte er während der Pubertät ein starkes Interesse an Sport und Athletik. Zusammen mit seinem Freund Nick Cravat (1912–1994), den er im Alter von neun Jahren kennengelernt hatte, bildete er sich zu einem professionellen Akrobaten aus. Ab 1932 führten die beiden Jugendfreunde unter dem Namen „Lang & Cravat“ Zirkusnummern auf und waren unter anderem als Trapezkünstler und Hochseilartisten zu sehen. 1935 heiratete Lancaster seine Zirkuskollegin June Ernst. Die Ehe blieb kinderlos und wurde 1946 geschieden.

Verletzungsbedingt musste Lancaster seine Arbeit als Akrobat 1941 aufgeben. Bis 1942 arbeitete er unter anderem als Verkäufer für Damenunterwäsche, in einer Kühlschrankfabrik sowie für ein New Yorker Konzertbüro und wurde dann zum Kriegsdienst eingezogen. Während seiner dreijährigen Dienstzeit war er auch als Organisator und Darsteller verschiedener Bühnenprogramme und Shows für die Unterhaltung der Soldaten zuständig.

Im September 1945 wurde Lancaster aus der Armee entlassen. Kurz darauf begegnete er in einem Aufzug zufällig einem Theaterproduzenten, der nach einem Schauspieler suchte, welcher in dem Bühnenstück A Sound of Hunting die Rolle eines Sergeants spielen konnte. Obwohl Lancaster keine Schauspielausbildung hatte, erhielt er die Rolle.

Das Bühnenstück wurde zwar nach drei Wochen wieder abgesetzt, aber Talentsucher aus Hollywood wurden auf Lancaster aufmerksam, den Kritiker für seine darstellerischen Fähigkeiten und seine Bühnenpräsenz lobten. Innerhalb kurzer Zeit erhielt der 32-jährige Lancaster sieben Filmangebote. Er lernte seinen langjährigen Künstleragenten und Produktionspartner Harold Hecht kennen. Anfang 1946 absolvierte Lancaster in Hollywood erfolgreich einen Leinwandtest und unterschrieb einen Vertrag bei dem erfahrenen Produzenten Hal B. Wallis, der ihm 10.000 Dollar Prämie und danach 1.250 Dollar pro Woche zahlte. Im gleichen Jahr heirateten Burt Lancaster und Norma Anderson. Die Ehe wurde 1969 geschieden. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor.

Der Produzent Mark Hellinger, der die ersten Leinwandtests von Lancaster zu sehen bekam, engagierte ihn für seinen Film Rächer der Unterwelt, nach einer Hemingway-Story unter der Regie von Robert Siodmak (1946). Der Film wurde zu einem Klassiker des Film noir und machte den jungen Darsteller mit einem Schlag bekannt. Während andere Schauspieler oft Jahre und Jahrzehnte brauchen, um sich in Hollywood durchzusetzen, konnte sich Lancaster bereits mit seinem ersten Film als neuer Star profilieren.

1947 wurde Lancaster die Hauptrolle in der Uraufführung des Theaterstücks Endstation Sehnsucht angeboten. Da die Produzenten seinen Gagenforderungen nicht nachkommen wollten, ging die Rolle an Marlon Brando, der damit seine Karriere begründete.

Lancasters zweiter Film war Desert Fury – Liebe gewinnt, in dem er als Polizist zu sehen war, der sich in die Tochter einer reichen Kasinobesitzerin verliebt. Danach trat er in dem Gefängnisdrama Zelle R 17 auf und war 1948 in einem weiteren Film Noir, Vierzehn Jahre Sing-Sing, zu sehen. Hier agierte er zum ersten Mal an der Seite seines späteren langjährigen Schauspielpartners Kirk Douglas, mit dem ihn von da an eine enge persönliche Freundschaft verband. Douglas war wie er selbst bei Hal B. Wallis unter Vertrag. Bei Kritik und Publikum ebenfalls erfolgreich war Du lebst noch 105 Minuten (1948), ebenfalls ein Film noir, in dem ein Ehemann (Lancaster) die Ermordung seiner ans Bett gefesselten Frau (Barbara Stanwyck) plant. Für Alle meine Söhne (1948) nach dem gleichnamigen Theaterstück von Arthur Miller stand Lancaster mit Edward G. Robinson vor der Kamera. In seiner Autobiographie charakterisierte Robinson Lancaster später als einen Schauspieler, der „durch tierische Vitalität … zum Star wurde“.

1948 gründete Lancaster zusammen mit Harold Hecht und dem Filmproduzenten James Hill die Produktionsfirma Hecht-Hill-Lancaster, die einen Vertriebsvertrag mit dem Filmunternehmen United Artists aushandelte. Bis in die 1960er Jahre produzierten Hecht-Hill-Lancaster zahlreiche Filme des Schauspielers. Nachdem Bis zur letzten Stunde und Gewagtes Alibi (1949) ohne große Resonanz geblieben waren, war Lancaster mit dem bunten, fröhlichen Abenteuerfilm Der Rebell (1950) an den Kinokassen sehr erfolgreich. Der blonde, athletische Darsteller etablierte sich als Mantel-und-Degen-Held in der Tradition von Errol Flynn und agierte als draufgängerischer Freiheitskämpfer in der mittelalterlichen Lombardei. Mit seinem ehemaligen Zirkuspartner Nick Cravat, der in einer stummen Nebenrolle als lustiger Sidekick auftrat, führte er ohne Stuntdouble zahlreiche akrobatische Kunststücke aus. Kurz vor den Dreharbeiten waren Cravat und Lancaster für die Rekordgage von 11.000 Dollar pro Woche außerdem zwei Wochen lang im Cole-Brother-Zirkus aufgetreten.

In Mister 880 (1950) spielte Lancaster einen sympathischen Agenten, der einem älteren Banknotenfälscher auf der Spur ist, in seinem ersten Western, Tal der Rache (1951), einen Cowboy, der gegen seinen intriganten Bruder kämpft. Lancaster war während seiner gesamten Karriere an Filmen interessiert, die gesellschaftliche und soziale Fragen ansprachen, und übernahm 1951 die Hauptrolle in Jim Thorpe – All-American, einer Filmbiographie des gleichnamigen indianischen Athleten, der Anfang des Jahrhunderts bei den olympischen Spielen antrat und später zum Alkoholiker wurde. Nachdem er in dem Abenteuerfilm Frauenraub in Marokko (1951) einen Fremdenlegionär gespielt hatte, drehte Lancaster 1952 mit Der rote Korsar, einer weiteren Hecht-Hill-Lancaster-Produktion, einen seiner bis heute populärsten Filme. Der humoristische Piratenfilmklassiker war nach der Erfolgsformel von Der Rebell konzipiert und zeigte den Star (als Piratenkapitän Vallo) sowie seinen stummen Partner Cravat erneut als listige Freiheitskämpfer, die ausgiebig ihre akrobatischen Fähigkeiten demonstrieren. Bei diesen Szenen führte Lancaster selbst Regie.

Nach Der rote Korsar war Lancaster in dem Filmdrama Kehr zurück, kleine Sheba in der völlig gegensätzlichen Rolle eines schwächlichen Ehemannes zu sehen. Auf das Seeabenteuer Flucht aus Shanghai (1953) folgte die Romanverfilmung Verdammt in alle Ewigkeit von Fred Zinnemann, in der Lancaster als ein Kompaniefeldwebel (First Sergeant) zu sehen war, der, vor dem geschichtlichen Hintergrund des Angriffs auf Pearl Harbor, eine Affäre mit einer unglücklich verheirateten Frau (Deborah Kerr) beginnt. Für Schlagzeilen sorgten die für die damalige Zeit gewagten Liebesszenen an einem einsamen Strand. Der Film avancierte zu einem Klassiker und bescherte Lancaster seine erste Oscarnominierung als Schauspieler.

Nach einem erneuten Seeabenteuer (Weißer Herrscher über Tonga, 1953) trat Lancaster 1954 unter der Regie von Robert Aldrich in dem Western Massai als rebellischer Indianer auf, der am Ende sesshaft wird. Es war der erste von vier Filmen, die der Schauspieler unter Aldrich drehte, welcher auch Regie bei Lancasters nächstem Western Vera Cruz (1954) führte, einer aufwändigen Hecht-Hill-Lancaster-Produktion, die teilweise vor Ort in Mexiko gedreht wurde. Neben Lancaster in der Rolle eines amoralischen Abenteurers war als gleichrangiger Partner der erfahrene Westerndarsteller Gary Cooper zu sehen. Vera Cruz wurde zu einem großen Publikumserfolg und ein einflussreicher Klassiker seines Genres, an dem sich unter anderem viele Italowestern der 1960er Jahre orientierten.

1955 debütierte Lancaster mit dem Western Der Mann aus Kentucky als Filmregisseur und spielte einen Vater, der mit seinem Sohn von Kentucky nach Texas auswandert. Da Lancaster die Doppelbelastung als Regisseur und Hauptdarsteller nicht zusagte und der Film bei Kritik und Publikum keine gute Resonanz fand, entschied er sich, zunächst nicht mehr als Regisseur zu arbeiten. Lancaster war als dominante Persönlichkeit bekannt und oft mit an der Regie seiner Filme beteiligt, was zu Konflikten mit Regisseuren führte.

1955 konnten Hecht-Hill-Lancaster einen großen Erfolg mit dem Film Marty feiern, in dem Ernest Borgnine als verliebter Schlachter in mittleren Jahren zu sehen war. Das realitätsbezogene Drama (an dem Lancaster nicht als Schauspieler beteiligt war) erhielt drei Oscars (bester Film, bestes Drehbuch, beste Hauptrolle) und war ein großer kommerzieller Erfolg. Nachdem er an der Seite von Anna Magnani (die für ihre Darstellung mit einem Oscar ausgezeichnet wurde) in Die tätowierte Rose als verliebter Lastwagenfahrer aufgetreten war, spielte er unter der Regie von Carol Reed in Trapez (1956) einen verbitterten Trapezartisten, der nach einem Sturz aus der Zirkuskuppel verkrüppelt ist und zum Mentor eines ehrgeizigen Nachwuchsakrobaten (Tony Curtis) wird. Lancaster konnte bei den spektakulären Trapezszenen auf seine eigenen Erfahrungen als Zirkusakrobat zurückgreifen.

In Der Regenmacher (1956) war Lancaster in der Rolle eines wortgewandten Bauernfängers zu sehen, bei Zwei rechnen ab (1957) trat er erneut mit Kirk Douglas vor die Kamera. Dieser aufwändig produzierte Edelwestern von John Sturges erzählte die Geschichte der Freundschaft der Wildwest-Legenden Wyatt Earp (Lancaster) und Doc Holliday (Douglas). Mit diesem Film endete nach elf Jahren die Zusammenarbeit von Burt Lancaster und Hal B. Wallis, der das Projekt als Produzent betreute. Das inhaltlich ambitionierte Filmdrama Dein Schicksal in meiner Hand zeigte Lancaster 1957 neben Tony Curtis als zynischen und manipulativen Broadway-Kolumnisten. Da sich das Publikum mit dem düsteren Film nicht anfreunden konnte, wurde er ein kommerzieller Fehlschlag. Lancaster konnte den Flop mit dem Kriegsfilm U 23 – Tödliche Tiefen (1958) wieder ausgleichen, in dem er an der Seite von Clark Gable als U-Boot-Offizier zu sehen war.

Nach Getrennt von Tisch und Bett (1958), der von den Liebeswirren zweier Paare erzählt, trat Lancaster 1959 zusammen mit Kirk Douglas in der Shaw-Verfilmung Der Teufelsschüler auf. 1959 produzierten Hecht-Hill-Lancaster das Drama Spring über Deinen Schatten, das Rassenprobleme thematisierte, in dem Lancaster aber nicht als Schauspieler mitwirkte. 1959 lehnte er, obwohl ihm eine Million Dollar dafür geboten wurde, die Hauptrolle in dem Monumentalfilm Ben Hur ab, die dann Charlton Heston übernahm. Lancaster lehnte die Rolle des Judah Ben-Hur ab, da er als Atheist „die aufdringliche Moral der Story“ nicht mochte und das Christentum nicht „promoten“ wollte.[1]

John Huston war der Regisseur des Westerndramas Denen man nicht vergibt (1960), in dem Lancaster als ein Rancher zu sehen war, der wegen seiner indianischstämmigen Adoptivschwester (Audrey Hepburn) Probleme mit seinen Nachbarn und mit den Kiowa-Indianern bekommt. Für seine Darstellung des hochstaplerischen, dämonisch-suggestiven Wanderpredigers Elmer Gantry (1960) wurde der Schauspieler mit einem Oscar ausgezeichnet. Weder dieser Film noch die nachfolgenden Filme von Hecht-Hill-Lancaster konnten aber an die kommerziellen Erfolge der 1950er Jahre anknüpfen. Nach dem engagierten Film Die jungen Wilden (1960), der die Jugendkriminalität zum Thema hatte und in dem Lancaster als Staatsanwalt zu sehen war, hatte der Schauspieler einen Auftritt in Stanley Kramers Film Urteil von Nürnberg (1961), der, mit zahlreichen Stars besetzt, den Verlauf der Nürnberger Prozesse schilderte. In der Rolle des deutschen Juristen Janning, der als einziger seine moralischen Verfehlungen während der Nazi-Diktatur eingesteht, gestaltete Lancaster einige der einprägsamsten Szenen des Films.

Mit Der Gefangene von Alcatraz (1962) begann Lancaster seine Zusammenarbeit mit dem Regisseur John Frankenheimer, mit dem er fünf Filme drehte. Mit der Rolle des Langzeitgefangenen Robert Stroud, der während seiner Haft zu einem Vogelexperten wird, baute der Schauspieler sein Renommee als Charakterdarsteller weiter aus. 1963 war Lancaster in Ein Kind wartet als Leiter einer Anstalt für geistig behinderte Kinder zu sehen und hatte außerdem einen humorigen Cameo-Auftritt in John Hustons Thriller Die Totenliste, wo er, verborgen unter dick aufgetragenem Make-up, als eine alte Matrone auftrat.

Im selben Jahr gab ihm der italienische Star-Regisseur Luchino Visconti die Hauptrolle in dem aufwändigen Historienepos Der Leopard, in dem Lancaster als ein sizilianischer Fürst des 19. Jahrhunderts eine seiner profiliertesten Charakterrollen spielte. Der Leopard gilt als Meisterwerk der Filmgeschichte und etablierte den 50-jährigen Schauspieler als Spezialisten für die Darstellung patriarchalischer Figuren, die er mit großer Autorität versah.

In Der Zug (1964) war Lancaster unter der Regie von John Frankenheimer als französischer Résistance-Kämpfer zu sehen, der einen Zug voll wertvoller Gemälde dem Zugriff der Wehrmacht zu entziehen versucht. Der Polit-Thriller Sieben Tage im Mai (Regie: erneut John Frankenheimer) zeigte den Darsteller an der Seite von Kirk Douglas als rechtsgerichteten General, der in den USA einen Militärputsch plant. Der Privatmann Lancaster war dagegen für seine linksliberale politische Haltung bekannt.

1965 beendete United Artists die Zusammenarbeit mit der Produktionsfirma Hecht-Hill-Lancaster, die zuvor schon mehrere Jahre in finanziellen Schwierigkeiten war.

In der mit großem Aufwand produzierten Westernkomödie Vierzig Wagen westwärts (1965) gab Lancaster einen stark beanspruchten Kavallerieoffizier, der einen Wagentreck voll Whisky vor trunksüchtigen Indianern und renitenten Abstinenzlerinnen beschützen muss. Lancaster war 1966 in dem Western Die gefürchteten Vier als Glücksritter und Sprengstoffspezialist zu sehen und trat 1968 in dem ungewöhnlichen Film Der Schwimmer nach dem Roman von John Cheever auf, der allegorisch von den Lebenslügen der amerikanischen Mittelschicht erzählt. Lancaster absolvierte den gesamten Film nur mit einer Badehose bekleidet und trat in einer kurzen Szene sogar ganz ohne Kleidung auf, wobei nur sein Schambereich verdeckt war.

1968 trat er auch in dem Western Mit eisernen Fäusten auf. 1969 spielte Lancaster in dem Drama Die den Hals riskieren einen alternden Fallschirmspringer, der sich unglücklich verliebt, und einen Weltkrieg-II-Major in dem Kriegsdrama Das Schloss in den Ardennen. Keiner der Filme, die der Schauspieler in den späten 1960er Jahren drehte, fand bei der zeitgenössischen Kritik oder an den Kinokassen eine positive Resonanz.

1969 ließen sich Burt Lancaster und Norma Anderson nach 23 Ehejahren scheiden. Im selben Jahr absolvierte Lancaster seinen ersten Fernsehauftritt, als er in der Sesamstraße das Alphabet aufsagte.

Mit dem aufwendig produzierten Katastrophenfilm Airport, in dem viele Stars mitwirkten, gelang Lancaster, der in der Rolle eines Flughafendirektors zu sehen war, 1970 nochmals ein großer kommerzieller Erfolg – von dem der Schauspieler finanziell enorm profitierte, da er mit zehn Prozent an den weltweiten Einnahmen beteiligt war. Später erklärte er allerdings, der Film sei „das schlimmste Stück Dreck, das je produziert wurde“. 1970 lehnte Lancaster die Titelrolle in dem Kriegsfilm Patton – Rebell in Uniform ab, die dann an George C. Scott ging. 1972 bemühte er sich um die Hauptrolle in dem Gangsterepos Der Pate, die aber Marlon Brando zugesprochen wurde. Nachdem er 1972 den demokratischen Präsidentschaftskandidaten George McGovern unterstützt hatte, stand Lancaster, zusammen mit Schauspielkollegen wie Gene Hackman oder Paul Newman, auf der „Feindesliste“ von Präsident Richard Nixon.

Wie die meisten Hollywood-Stars seiner Generation konnte Lancaster in den 1970er Jahren kaum noch an frühere Erfolge anknüpfen und musste jüngeren Schauspielern des New-Hollywood-Kinos Platz machen. Anfang des Jahrzehnts spielte er mehrfach gereifte Westernhelden, wie den Kavalleriescout McIntosh in Robert Aldrichs hartem, illusionslosem Indianerwestern Keine Gnade für Ulzana (1972). 1973 trat er neben Alain Delon in dem Thriller Scorpio als CIA-Veteran auf, der von Kollegen gejagt wird. Der damals 60-jährige Lancaster, der sich körperlich stets in Form hielt, absolvierte für den Film mehrere Stuntszenen und Verfolgungsjagden.

1974 wurde er erneut von Luchino Visconti engagiert und spielte in Gewalt und Leidenschaft einen weltabgewandten Professor, der eine Wohnung in seinem Haus an jüngere Leute vermietet und sich dadurch gezwungen sieht, sich mit der Jugend und dem eigenen Alter auseinanderzusetzen. Im selben Jahr inszenierte Lancaster auch seinen zweiten Film, den Thriller Der Mitternachtsmann, in dem er außerdem die Titelrolle spielte, der aber dennoch wenig Beachtung fand. 1974 übernahm er erstmals eine Hauptrolle in einer Fernsehproduktion, in der Serie Moses – Der Gesetzgeber.

Bernardo Bertolucci gab Lancaster 1976 in seinem aufwändig produzierten Italien-Epos 1900 die Rolle eines alternden Großgrundbesitzers. Robert Altman besetzte ihn im selben Jahr als Wildwest-Impresario in Buffalo Bill und die Indianer. Außerdem war er in dem Fernsehfilm Unternehmen Entebbe als Shimon Peres zu sehen. In der H.-G.-Wells-Verfilmung Die Insel des Dr. Moreau (1977) trat Lancaster als größenwahnsinniger Wissenschaftler in Erscheinung und hatte in einer Nebenrolle ein letztes Mal Nick Cravat an seiner Seite, der zuvor bereits in neun seiner Filme aufgetreten war.

In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre spielte Lancaster in mehreren Thrillern (Treffpunkt Todesbrücke, 1976, Das Ultimatum, 1977) und Kriegsfilmen (Die letzte Schlacht, 1978) ältere Armeeoffiziere, konnte aber mit keinem dieser Filme an frühere Erfolge anknüpfen. 1978 wirkte er als Kommentator an der 20-teiligen amerikanischen Fernsehserie Der unvergessene Krieg mit. Die Serie zeichnete den Verlauf des Zweiten Weltkriegs aus der Perspektive der Roten Armee nach.

Burt Lancaster zählte im ehemaligen Ostblock zu den bekanntesten westlichen Schauspielern und reihte sich damit in die Liste mit Audrey Hepburn, Doris Day, Roger Moore, John Wayne und Charlie Chaplin ein.

In Louis Malles komödiantischem Kriminalfilm Atlantic City war der 67-jährige Lancaster 1980 als Kleinganove zu sehen, der sich in eine jüngere Frau (Susan Sarandon) verliebt. Kritik und Publikum reagierten positiv auf den Film und auf Lancasters Darstellung. Der Schauspieler wurde mit einer Oscar-Nominierung geehrt (insgesamt war der Film fünffach nominiert), verlor aber gegen Henry Fonda. Auch Bill Forsyths Komödie Local Hero (1983), die zu einem Klassiker avancierte, hielt für Lancaster eine lohnende Altersrolle parat: Als exzentrischer Öl-Baron Happer plant er zunächst eine Raffinerie an der Küste Schottlands, ist dann aber von der Landschaft und den Leuten dort so fasziniert, dass er seine Pläne ändert und stattdessen eine Sternwarte bauen will. 1984 spielte er in Sam Peckinpahs Thriller Das Osterman Weekend den Direktor der CIA.

1983 unterzog sich Lancaster einer Herzoperation, von der er sich nur langsam erholte. Er konnte daher nicht, wie zunächst vorgesehen, in dem Gefängnisdrama Der Kuss der Spinnenfrau (1985) die Rolle des homosexuellen Friseurs spielen, mit der dann William Hurt einen großen Erfolg feierte.

In den 1980er Jahren trat Burt Lancaster vermehrt in Fernsehserien wie Marco Polo (1982) und Auf den Schwingen des Adlers (1986) in Erscheinung. 1986 war er in dem deutschen Mehrteiler Väter und Söhne zu sehen, der die Geschichte einer deutschen Industriedynastie zwischen 1911 und 1947 erzählte und in dem Lancaster als Geheimrat und Firmenoberhaupt auftrat.

1986 spielte der 73-jährige Lancaster ein letztes Mal an der Seite seines Langzeitpartners Kirk Douglas, mit dem er seit 1948 in sieben Filmen aufgetreten war. In der Krimikomödie Archie und Harry – Sie können’s nicht lassen waren die beiden Stars als betagte Zugräuber zu sehen, die nach einer 30-jährigen Gefängnisstrafe noch einmal ihrem „Handwerk“ nachgehen.

Lancasters Grab auf dem Westwood Village Memorial Park Cemetery

Seinen letzten Auftritt in einem Kinofilm absolvierte Lancaster 1989 neben Kevin Costner in der poetischen Baseball-Komödie Feld der Träume als geheimnisvoller Dr. „Moonlight“ Graham. Im gleichen Jahr sollte er auch an der Seite von Jane Fonda als Schriftsteller Ambrose Bierce die männliche Hauptrolle in dem Film Old Gringo übernehmen. Nachdem Columbia Pictures ihn wegen seiner angegriffenen Gesundheit durch Gregory Peck ersetzt hatte, verklagte er die Produktionsgesellschaft.

Im November 1990 erlitt Lancaster einen Schlaganfall, durch den auch sein Sprachzentrum beeinträchtigt wurde, sodass er nicht mehr als Schauspieler arbeiten konnte. 1991 heiratete er seine dritte Frau Susan Martin. Lancaster verbrachte seine letzten Jahre zurückgezogen und starb am 20. Oktober 1994, knapp zwei Wochen vor seinem 81. Geburtstag an einem Herzinfarkt. Zuvor war im selben Jahr bereits sein Langzeitpartner Nick Cravat verstorben. Lancasters Grab befindet sich auf dem Westwood Village Memorial Park Cemetery in Los Angeles.[2]

Nachdem die Beatles 1964 bei ihrem ersten Los-Angeles-Aufenthalt Burt Lancaster besucht hatten, schickte er Ringo Starr, der sich bei Lancaster als Cowboy verkleidet hatte, zwei echte Pistolen mit Pistolenholster.[3] Lancasters Sohn Bill (1947–1997) schrieb das Drehbuch zu John Carpenters Film Das Ding aus einer anderen Welt.

Synchronisation

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Burt Lancaster hatte keinen Standardsprecher, sondern wurde im Lauf der Jahrzehnte von vielen bekannten deutschen Sprechern synchronisiert. Häufig eingesetzt wurden Horst Niendorf (13-mal), Curt Ackermann (achtmal), Wolfgang Lukschy (sechsmal) und Wilhelm Borchert (viermal). Ab den späten 1960er Jahren wurde er zunehmend von Holger Hagen (elfmal) gesprochen.[4]

Auszeichnungen (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Oscar
  • 1954: Nominierung in der Kategorie Bester Hauptdarsteller für Verdammt in alle Ewigkeit
  • 1961: Bester Hauptdarsteller für Elmer Gantry
  • 1963: Nominierung in der Kategorie Bester Hauptdarsteller für Der Gefangene von Alcatraz
  • 1982: Nominierung in der Kategorie Bester Hauptdarsteller für Atlantic City, USA
Golden Globe Award
  • 1957: Nominierung in der Kategorie Bester Hauptdarsteller – Drama für Der Regenmacher
  • 1961: Bester Hauptdarsteller – Drama für Elmer Gantry
  • 1963: Nominierung in der Kategorie Bester Hauptdarsteller – Drama für Der Gefangene von Alcatraz
  • 1982: Nominierung in der Kategorie Bester Hauptdarsteller – Drama für Atlantic City, USA
  • 1991: Nominierung in der Kategorie Bester Hauptdarsteller – Mini-Serie oder TV-Film für Das Phantom der Oper
British Academy Film Award
David di Donatello
  • 1974: Ehrenpreis für sein Lebenswerk
  • 1975: Bester ausländischer Darsteller für Gewalt und Leidenschaft
  • 1981: Bester ausländischer Darsteller für Atlantic City, USA
Weitere
  • Tony Thomas: Burt Lancaster. Seine Filme, sein Leben. Heyne, München 1981, ISBN 3-453-86030-6.
  • Robin Karney: Burt Lancaster – Ein eigenwilliger Mann. Gremese, Rom 1997, ISBN 88-7301-202-7.
  • Kate Buford: Burt Lancaster: An American Life. Aurum Press, London 2000, ISBN 1-85410-740-2.
  • Ed Andreychuk: Burt Lancaster: A Filmography and Biography. McFarland, Jefferson 2000, ISBN 0-7864-0436-1.
  • David Fury: The Cinema History of Burt Lancaster. Artists Press, Minneapolis 1989, ISBN 0-924556-00-5.
  • Bruce Crowther: Burt Lancaster: a life in films. Hale, London 1991, ISBN 0-7090-4349-X.
  • Gary Fishgall: Against Type: The Biography of Burt Lancaster. Scribner, New York 1995, ISBN 0-684-80705-X.
  • Michael Munn: Burt Lancaster: The Terrible-Tempered Charmer. Robson Books, London 1995, ISBN 0-86051-970-8.
Commons: Burt Lancaster – Sammlung von Bildern und Videos

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Ben-Hur (1959) - IMDb. Abgerufen am 22. Dezember 2022.
  2. knerger.de: Das Grab von Burt Lancaster
  3. Brian Roylance, Nicky Page, Derek Taylor: The Beatles Anthology. (Chronicle Books, San Francisco 2000). Deutsche Übersetzung: Ullstein, München 2000, ISBN 3-550-07132-9, S. 150.
  4. Burt Lancaster. In: Deutsche Synchronkartei. Abgerufen am 17. April 2017.