Bussunarits-Sarrasquette

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Bussunarits-Sarrasquette
Duzunaritze-Sarasketa
Bussunarits-Sarrasquette (Frankreich)
Bussunarits-Sarrasquette (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Nouvelle-Aquitaine
Département (Nr.) Pyrénées-Atlantiques (64)
Arrondissement Bayonne
Kanton Montagne Basque
Gemeindeverband Pays Basque
Koordinaten 43° 10′ N, 1° 10′ WKoordinaten: 43° 10′ N, 1° 10′ W
Höhe 185–782 m
Fläche 12,04 km²
Einwohner 209 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 17 Einw./km²
Postleitzahl 64220
INSEE-Code
Website www.garazibaigorri.com/fr/le-territoire/bussunaritz.html

Blick auf Bussunarits

Bussunarits-Sarrasquette (baskisch Duzunaritze-Sarasketa)[1] ist eine französische Gemeinde mit 209 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Pyrénées-Atlantiques in der Region Nouvelle-Aquitaine (vor 2016: Aquitanien). Die Gemeinde gehört zum Arrondissement Bayonne und zum Kanton Montagne Basque (bis 2015: Kanton Saint-Jean-Pied-de-Port).

Die Einwohner werden entsprechend duzunariztar oder sarasketar genannt.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bussunarits-Sarrasquette liegt ca. 60 km südöstlich von Bayonne in der Region Pays de Cize in der historischen Provinz Nieder-Navarra im französischen Teil des Baskenlands.

Umgeben wird der Ort von den Nachbargemeinden:

Bustince-Iriberry Lacarre Gamarthe
Saint-Jean-le-Vieux Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Ibarrolle
Hosta
Ahaxe-Alciette-Bascassan
Lecumberry

Bussunarits-Sarrasquette liegt im Einzugsgebiet des Flusses Adour. Ein Nebenfluss der Bidouze, der Ruisseau de Laminosine, am Oberlauf auch Olhapateko Erreka genannt, entspringt im Gebiet der Gemeinde. Der Apatéko Erreka und sein Zufluss, der Ruisseau de Sarrasquette, fließen durch den westlichen Teil des Gemeindegebiets.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die beiden Dörfer Bussunarits und Sarrasquette sind 1264 zum ersten Mal unter den Namen Buçunaritz bzw. Sarasqueta erwähnt worden. Weitere Toponyme von Bussunarits waren in der Folge Bucinariz (1304), Buzunaritz (1513, Manuskripte aus Pamplona), Buçunariz (1621, nach Martin de Viscay), Busunarits (1665, Ständeverordnung von Navarra) und Buzunaritz (1703, Inspektionen des Bistums Bayonne). Toponyme von Sarrasquette waren in der Folge Sarasquete (1413) und Sarasqueta (1513, Manuskripte aus Pamplona).[3][4]

Auf der Karte von Cassini 1750 ist Bussunarits mit der heutigen Bezeichnung, Sarrasquette als Sarasquete (noch mit einem „r“) eingetragen.[5] Während der Französischen Revolution 1793 wird Sarrasquette noch als Sarasquette geführt, während des Französischen Konsulats acht Jahre später als Sarasquette und schließlich Sarrasquette.[6]

Am 12. Mai 1841 ist die ehemalige Gemeinde Sarrasquette in die ehemalige Gemeinde Bussunarits eingegliedert worden zur Bildung der neuen Gemeinde Bussunarits-Sarrasquette.[3]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen von Bussunarits-Sarrasquette

Das Wappen ist in vier Felder eingeteilt und lässt sich nach Guy Ascarat, Heraldiker und Historiker, folgendermaßen interpretieren.

Das Feld links oben ist das Wappen der Familie Apat, ein erstmals 1313 erwähnte Adelsfamilie in Bussunarits, deren Schloss heute noch besteht. Oben rechts ist das Wappen der adeligen Familie Etchacon zu sehen, ein weiteres Adelshaus in Bussunarits, das 1412 erstmals erwähnt wurde. Das Feld unten links zeigt das Wappen der erstmals 1294 erwähnten adeligen Familie Etchepare in Sarrasquette. Die vier Pilgermuscheln im Feld rechts unten erinnern an die Komturei Saint Nicolas d’Apat-Ospital des Johanniterordens im benachbarten Saint-Jean-le-Vieux, die vom 12. Jahrhundert bis 1568 bestand, als Jeanne d’Albret, Königin von Navarra, diese während der Hugenottenkriege beschlagnahmte.[7]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach einem Höchststand von 544 Einwohnern in der Mitte des 19. Jahrhunderts ist die Zahl bei kurzen Phasen der Stabilisierung bis zur Jahrtausendwende insgesamt rund 70 % zurückgegangen. Seitdem hat sie das Niveau von fast 200 Einwohnern halten können.

Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2006 2009 2021
Einwohner 237 209 205 189 182 179 162 169 209
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Bis 1836 nur Einwohner von Bussunarits, ab 1841 von Bussunarits-Sarrasquette

Ab 1962 offizielle Zahlen ohne Einwohner mit Zweitwohnsitz

Quellen: EHESS/Cassini bis 2006,[8] INSEE ab 2009[9]

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortskirche Saint-Jean-Porte-Latine
Friedhofskreuz auf dem Friedhof von Bussunarits
Schloss von Apat

Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirche von Bussunarits-Sarrasquette ist dem Apostel Johannes gewidmet. Der Evangelist Johannes wurde einer Legende nach bei der Porta Latina in Rom in siedendes Öl geworfen, das ihm jedoch nichts anhaben konnte. Diese Legende ist bereits im 3. Jahrhundert bei Tertullian bezeugt.[10] Ende des 4. Jahrhunderts wurde dem Heiligen bei der Porta Latina die Kirche San Giovanni a Porta Latina errichtet.

Die ältesten Teile der Architektur der Ortskirche stammen aus dem 15. Jahrhundert, die Errichtung des ursprünglichen Gebäudes könnte allerdings auch bereits früher erfolgt sein. Der untere Teil der Wände des Langhauses und der südlichen Seitenkapelle hat andere Baustoffe als der jeweils obere Teil, was auf einen Umbau schließen lässt. Die beiden Eingänge, im Westen zum Langhaus, im Süden zur Kapelle, stammen aus dem 15. Jahrhundert. Am Ende des 19. Jahrhunderts erfolgte ein Umbau hin zu einem neugotischen Stil, bei dem der Glockenturm über dem westlichen Eingang errichtet wurde. 1889 wurden zwei Glasfenster des Ateliers Strauss Dazelle eingesetzt, 1893 vier weitere, diesmal Werke des Glasmalers Gustave Pierre Dagrant aus Bordeaux. Im Innern des einschiffigen Langhauses erstrecken sich Emporen, wie sie in allen Kirchen des Baskenlandes anzutreffen sind. Diese sind traditionell den Männern während einer Messe vorbehalten. Zugang zu dem Emporen bieten zwei Treppen, eine im Innern, eine außen. Zwei Statuen aus dem 17. Jahrhundert aus bemaltem und vergoldetem Holz sind als nationale Kulturgüter registriert, eine die Madonna mit Jesuskind darstellend, eine andere die heilige Katharina.[11][12][13]

Friedhof von Bussunarits-Sarrasquette[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hier stehen mehrere der scheibenförmigen Grabstelen, genannt Hilarri, die an die Tradition der vorchristlichen Zeit anknüpfen und zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert eine große Beliebtheit im Baskenland erfuhren. Diese traditionellen Stelen sind mit baskischen Kreuzen oder pflanzlichen, religiösen oder Sonnenornamenten versehen und wurden am Kopf des Toten gegen die aufgehende Sonne aufgestellt. Der Name des Verstorbenen bleibt aber stets ungenannt. Auf dem Friedhof von Bussunarits-Sarrasquette gibt es aber auch Gräber mit Navarrakreuzen.[14]

Auch das Friedhofskreuz am Eingang ist aus diesem Stil gefertigt. Es hat die Aufgabe, den heiligen Charakter der Stätte zu zeigen. Es erinnert an die Passion und Auferstehung Jesu Christi, und dass die Verstorbenen in das ewige Leben eingetreten sind. Das Friedhofskreuz von Bussunarits-Sarrasquette ist als nationales Kulturgut registriert.[15]

Schloss von Apat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1313 wurde der Adelssitz erstmals unter dem Namen appate erwähnt, 1366 ein weiteres Mal unter dem Toponym palacio dapate. Das Schloss ging in der Folge durch viele Hände. 1413 gelangte es in den Besitz der Familie Ahaxe, im 16. Jahrhundert einer Seitenlinie der Familie von Saint-Esteben, Anfang des 17. Jahrhunderts der Familie Lostal aus Saint-Palais, 1664 durch Heirat in den Besitz der Familie Etchepare aus Sarrasquette, und vom 19. Jahrhundert bis heute besitzt die Familie van den Zande das Anwesen. Die ältesten architektonischen Elemente des heutigen Schlosses scheinen aus dem 15. Jahrhundert zu stammen, wie z. B. die vier runden Türme, die das Haupthaus flankieren. Die ersten Umbauten erfolgten im Laufe des 16. Jahrhunderts, vor allem hinsichtlich der Wandöffnungen. Es wird angenommen, dass die Wand im Nordwesten im 17. Jahrhundert neu erbaut worden ist und den ursprünglichen Eingang ersetzte. Die Inschrift PAX SIT HUIC DOMUI RENOVATA ANO 1731 (deutsch Frieden sei mit diesem Haus, erneuert im Jahr 1731) des neuen Eingangs im Nordosten signalisiert weitere umfangreiche Restaurierungsarbeiten im 18. Jahrhundert. Die Nebengebäude stammen wahrscheinlich aus dem 19. Jahrhundert. Eines ist für die Aufbewahrung von Brennholz vorgesehen und enthielt in früherer Zeit einen Brotbackofen, ein anderes für die Ställe.[16]

Bauernhaus Etxondoa[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Haus ist bereits in den Erhebungen des Königreichs Navarra in den Jahren 1293 und als echaondo 1350 erwähnt worden. Das heutige Gebäude stammt hauptsächlich aus dem ausgehenden 17. Jahrhundert. Auf dem Sturz des linken Fensters im Erdgeschoss sind neben der Jahreszahl 1691 als Inschrift die Namen der damaligen Besitzer und das Nomen sacrum IHS mit einem Kreuz und einem Vogel verziert zu lesen: IOANNES EXXONDO MARIA DE ITURRISCO IHS.[17]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pie noir

Die Landwirtschaft ist eines der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren der Gemeinde. Bussunarits-Sarrasquette liegt in den Zonen AOC des Weinanbaugebiets des Irouléguy, des Ossau-Iraty, ein traditionell hergestellter Schnittkäse aus Schafmilch, sowie der Schweinerasse und des Schinkens „Kintoa“.[18]

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Aktive Arbeitsstätten nach Branchen am 31. Dezember 2014[19]
Gesamt = 29
Erste Seite des Buches Linguæ Vasconum Primitiæ

Sport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Fernwanderweg GR 65 von Genf nach Roncesvalles führt durch die Gemeinde. Er folgt der Via Podiensis, einem der vier historischen Jakobswege nach Santiago de Compostela.[20]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bussunarits-Sarrasquette wird durchquert von der Route départementale 120.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bernard D’Etchepare, geboren zwischen 1470 und 1480 in Bussunarits-Sarrasquette, gestorben 1545, war Priester und Schriftsteller. Sein Buch Linguæ Vasconum Primitiæ, erschienen 1545 in Bordeaux, war das erste gedruckte Buch in altbaskischer Sprache.
  • Martin Landerretche, geboren am 26. Juli 1842 in Bussunarits-Sarrasquette, gestorben am 29. Januar 1930 in Espelette, war Baskologe, Priester, Schriftsteller und Mitglied der Königlichen Akademie der Baskischen Sprache.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bussunarits-Sarrasquette – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Lieux - toponymie: Duzunaritze-Sarasketa (Garazi). Königliche Akademie der Baskischen Sprache, abgerufen am 22. März 2017 (französisch).
  2. Ma commune : Bussunarits-Sarrasquette. Système d’Information sur l’Eau du Bassin Adour Garonne, abgerufen am 22. März 2017 (französisch).
  3. a b présentation de la commune de Bussunarits-Sarrasquette. Ministerium für Kultur und Kommunikation, abgerufen am 22. März 2017 (französisch).
  4. Paul Raymond: Dictionnaire topographique du département des Basses-Pyrénées. In: Dictionnaire topographique de la France. Imprimerie nationale, 1863, S. 37, 156, abgerufen am 22. März 2017 (französisch).
  5. France 1750. David Rumsey Map Collection: Cartography Associates, abgerufen am 22. März 2017 (englisch).
  6. Notice Communale Sarrasquette. EHESS, abgerufen am 22. März 2017 (französisch).
  7. Guy Ascarat: Armorial Communes Basques. Archiviert vom Original am 7. August 2016; abgerufen am 22. März 2017 (französisch).
  8. Notice Communale Bussunarits-Sarrasquette. EHESS, abgerufen am 22. März 2017 (französisch).
  9. Populations légales 2014 Commune de Bussunarits-Sarrasquette (64154). INSEE, abgerufen am 22. März 2017 (französisch).
  10. Tertullian, Übersetzung von Dr. K. A. Heinrich Kellner: Die Prozesseinreden gegen die Häretiker. In: II. BAND -- Tertullians apologetische, dogmatische und montanistische Schriften. The Tertullian Project, 204, abgerufen am 22. März 2017.
  11. église paroissiale Saint-Jean-Porte-Latine. Ministerium für Kultur und Kommunikation, abgerufen am 22. März 2017 (französisch).
  12. statue:Vierge à l’Enfant. Ministerium für Kultur und Kommunikation, abgerufen am 22. März 2017 (französisch).
  13. statue:sainte Catherine. Ministerium für Kultur und Kommunikation, abgerufen am 2. März 2017 (französisch).
  14. Conseil régional d’Aquitaine: Cimetière de Bussunarits-Sarrasquette. Visites en Aquitaine, archiviert vom Original am 22. März 2017; abgerufen am 30. März 2023 (französisch).
  15. Conseil régional d’Aquitaine: Croix de cimetière de Bussunarits-Sarrasquette. Visites en Aquitaine, archiviert vom Original am 23. März 2017; abgerufen am 30. März 2023 (französisch).
  16. maison forte appelée Château d’Apat, actuellement demeure. Ministerium für Kultur und Kommunikation, abgerufen am 22. März 2017 (französisch).
  17. ferme Etxondoa, actuellement maison. Ministerium für Kultur und Kommunikation, abgerufen am 22. März 2017 (französisch).
  18. Institut national de l’origine et de la qualité: Produits. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 22. März 2017 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www2.inao.gouv.fr (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  19. INSEE: Caractéristiques des établissements en 2014 Commune de Bussunarits-Sarrasquette (64154). Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 22. März 2017 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.insee.fr (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  20. GR® 65, le chemin de Compostelle via le Puy. Fédération française de la randonnée pédestre, abgerufen am 22. März 2017 (französisch).