Bühler AR

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
AR ist das Kürzel für den Kanton Appenzell Ausserrhoden in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Bühler zu vermeiden.
Bühler
Wappen von Bühler
Wappen von Bühler
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Appenzell Ausserrhoden Appenzell Ausserrhoden (AR)
Bezirk: ehemaliger Bezirk Mittellandw
BFS-Nr.: 3021i1f3f4
Postleitzahl: 9055
Koordinaten: 749716 / 248815Koordinaten: 47° 22′ 23″ N, 9° 25′ 16″ O; CH1903: 749716 / 248815
Höhe: 824 m ü. M.
Höhenbereich: 785–1145 m ü. M.[1]
Fläche: 5,60 km²[2]
Einwohner: 1841 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 329 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
25,3 %
(31. Dezember 2022)[4]
Gemeindepräsident: Jürg Engler
Website: www.buehlerar.ch

www.bühler.swiss

Kirche von Bühler
Kirche von Bühler

Kirche von Bühler

Lage der Gemeinde
Karte von BühlerKanton Appenzell InnerrhodenKanton Appenzell InnerrhodenKanton St. GallenKanton St. GallenBezirk HinterlandBezirk VorderlandBühler ARGais ARSpeicher ARTeufen ARTrogen AR
Karte von Bühler
{w

Bühler ist eine politische Gemeinde im ehemaligen Mittelland des Kantons Appenzell Ausserrhoden in der Schweiz.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bühler liegt zwischen Teufen und Gais an der Strecke der Appenzeller Bahnen. Der Weiler Steig gehört zu Bühler. Nachbargemeinden sind Teufen, Gais, Trogen und Speicher sowie der innerrhodische Bezirk Schlatt-Haslen. Die Gemeinde hat eine Gesamtfläche von 560 Hektaren, wovon 66 Hektaren besiedelt sind. 350 Hektaren werden von der Landwirtschaft genutzt. 138 Hektaren sind bewaldet. Die übrigen 6 Hektaren gehören zu den unproduktiven Flächen.

Bühler liegt auf 826 Metern über Meer.[5]

Historisches Luftbild von Walter Mittelholzer von 1919

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1380 wurde Bühler erstmals urkundlich erwähnt. Damals hiess das Dorf noch «Roten», was von Rotbach abgeleitet wurde.[6] Zwischen 1420 und 1421 wurde Roten im Rahmen der St. Galler Klostergutsverwaltung als Roter rod noch dem Amt Trogen zugerechnet. Ab Anfang des 17. Jahrhunderts gehörte Bühler zur Grossrhode Teufen.

Im Spätmittelalter war Roten nach St. Gallen kirchgenössig, ab 1479 Teil des neu begründeten Pfarrsprengels Teufen. Zu diesem Zeitpunkt wird Roten auch erstmals «Ulrich Büllers hoff» genannt. Im Jahre 1597, als die Landteilung stattfand und Roten Teil von Ausserrhoden wurde, ordnete man Roten der Gemeinde Teufen zu. Nach mehreren gescheiterten Versuchen löste sich der mittlerweile «Büöller» genannte Ort 1723 im Zuge eines eigenen Kirchenbaus von Teufen. Hauptförderer der Loslösung und erster Gemeindehauptmann war «Rössliwirt» Johannes Hofstetter. Im Absonderungsbrief von 1723 nennt sich die Gemeinde schliesslich erstmals «Bühler».[7] Baubeginn der Kirche war im April 1723 durch den Maurermeister Lorenz Koller aus Teufen. Bereits am 24. November hielt der Pfarrer Bartholome Zuberbühler die erste Predigt.[8]  

Das Gemeindegebiet erfuhr 1870 durch Einbezug der südlich des Rotbachs befindlichen sogenannten exemten Güter eine Erweiterung. Das Haufen- und Strassendorf mit Kernzone um Kirche und Pfarrhaus erlebte im 19. und 20. Jahrhundert einen Ausbau entlang der Landstrasse Gais–Teufen und der neuen Trogener Strasse, ergänzt durch etliche den Rotbach säumende Fabriken. Seit 1889 ist Bühler eine Station an der Bahnlinie St. Gallen–Gais der Appenzeller Bahnen und seit 2018 Teil der Bahnlinie Trogen−St. Gallen–Appenzell.[9]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung[10]
Jahr 1734 1850 1870 1880 1900 1920 1941 1960 1980 1990 2000 2021
Einwohner 1167 1281 1605 1611 1625 1489 1166 1385 1640 1628 1598 1853

Im Jahr 1980 hatte Bühler 1940 Einwohner, im Jahr 2000 noch 1598. Ende 2010 hat sich die Bevölkerungszahl bei 1668 stabilisiert. Im Jahr 2021 lebten insgesamt 1853 Menschen in der Gemeinde.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2019 ist Jürg Engler Gemeindepräsident der Gemeinde Bühler (Stand Juni 2022). Bühler verfügt über einen siebenköpfigen Gemeinderat, der unter der Leitung des Gemeindepräsidenten steht. Der Rat wird für eine vierjährige Amtszeit von den Einwohnerinnen und Einwohnern im Majorzverfahren bestimmt.[11] Der Gemeinderat ist ein politisches Organ der Exekutive und kümmert sich im Rahmen seiner Kompetenzen um die laufenden Geschäfte der Gemeinde. Es gibt auf Gemeindeebene keine begrenzte Anzahl Amtszeiten. Die aktuelle Zusammensetzung des Gemeinderats ist auf der Webseite der Gemeinde ersichtlich.[12]

Aufgrund der Einwohnerzahl darf Bühler zwei Personen im Kantonsrat in Herisau stellen, der die Legislative des Kantons bildet. Die Personen werden im Majorzverfahren von den Einwohnerinnen und Einwohnern für eine Amtszeit von vier Jahren bestimmt. Die Kantonsrätinnen und Kantonsräte vertreten die Interessen der Gemeinde auf kantonaler Ebene. Die aktuellen Vertretungen aller Gemeinden sind auf der Webseite des Kantonsrats verzeichnet.[13]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Landwirtschaft hat über die Jahrhunderte stetig an Bedeutung verloren. 1905 gab es fast hundert Betriebe, 2021 waren es noch 17. Im Vordergrund stehen die Fleisch- und Milchproduktion. Die Gewerbetreibenden am Ort schlossen sich 1867 zum Handwerker- und Gewerbeverein Bühler zusammen. Ende des 19. Jahrhunderts wurden in Bühler rund sechs Dutzend Betriebe gezählt, darunter Mühlen, Bäckereien, Metzgereien, Zimmerei, Flaschnerei, Schuhmacher und sechs Gastwirtschaften. Das vielfältige Gewerbe im Dorf organisierte sich damit nicht zuletzt, um auch politisch mehr Einfluss nehmen zu können.[14]

Prägend für Bühler ist jedoch die Industrie. Ab Mitte des 16. Jahrhunderts siedelte sich die Textilindustrie an. Unternehmerpioniere wie Johann Jakob Sutter, Johann Ulrich Tanner, Rudolf Binder oder Johann Ulrich Sutter brachten die protoindustrielle Textilproduktion ins Dorf: 1829 beschäftigten 15 Bühlerer Fabrikanten insgesamt 650 Weber. Mit der Verlagerung von Leinwand- und Seidenweberei auf die Baumwolle entstanden auch Bleichereien, Brennereien, Textildruckereien, Spinnereien und Färbereien.[14]

Die Bleicherei in der Au 1989 vor der Sanierung

Die Bleicherei in der Au gilt als eine der ersten Fabriken in Bühler. Sie wurde um 1800 gegründet und über die Jahre erweitert um einen Tröckneturm, eine Brennerei, ein Kesselhaus und ein Wasserkraftwerk. 1917 wurde ein Kuppelbau mit einer Turbinenanlage und einer Tröcknerei erstellt. Die säulenfreie Konstruktion in Beton und Holzfachwerk des St.Galler Architekten Ernst Kuhn galt als wegweisend. Kurz danach setzte jedoch die Krise der Textilindustrie ein, die 1935 zum Konkurs der Bleicherei führte. Die Liegenschaft wurde aufgeteilt, im Zweiten Weltkrieg auch als Internierungslager genutzt (vgl. dazu[15]), und verfiel allmählich. 1989 kaufte der Designer und Unternehmer Ruedi Zwissler die Liegenschaft, seither wurde sie von den eingemieteten Handwerkern und Künstlern schrittweise saniert und bietet heute als Fabrik am Rotbach vielfältigen Raum zum Wohnen und Arbeiten.[16]

Mit der Blüte der Textilindustrie im frühen 19. Jahrhundert entstanden auch gemeinnützige Institutionen, so im Jahr 1822 die Lesegesellschaft, 1824 die Ersparniskasse und 1829 die Arbeiterkrankenkasse. Ab 1881 gab es auch einen Konsumverein, der Lebensmittel zentral einkaufte und unter die Leute brachte. Im Jahr 1845 waren rund 60 Prozent der Einwohner im Textilgewerbe beschäftigt. Ab 1840 fand die Plattstichweberei grosse Verbreitung. Nach 1857 kam die Maschinenstickerei auf. Die Textilkrise als Folge des Ersten Weltkriegs erfasste dann jedoch auch Bühler. In den Zwischenkriegsjahren kam die Industrie fast ganz zum Erliegen.

Bis heute hat Bühler den Charakter eines Industriedorfs bewahrt.[17] Zu den Unternehmen vor Ort gehören zum Beispiel:

Tisca: Die Firma produziert Textilien für Innen- und Aussenräume. Dazu zählen Bodenbeläge, Gardinen und Möbelstoffe. Die Firma gibt es seit dem Jahr 1940. Sie wurde von Anton Tischhauser gegründet. Im Jahr 1943 etablierte sich die Firma in Bühler und trug somit zur Wiederherstellung Bühlers als Wirtschaftsstandort bei. Dazumal war das Unternehmen ein Kleinbetrieb, heute ist die Firma weltweit tätig (Stand 2022).[18]

Das Unternehmen Elbau wurde 1965 von fünf Gesellschaftern gegründet und produziert Küchen. Der Name Elbau steht für Elementbau.[19]

Die Trikotfabrik Eschler AG wurde 1927 in St. Gallen von Christian Eschler gegründet. 1935 fand der Umzug nach Bühler statt. Was mit sechs Rundstrickmaschinen begonnen hatte, wurde zu einem Unternehmen, das Stoffe für funktionale Sportbekleidung herstellte. Im Jahr 2011 wurden die Schweizer Produktionsstätten wegen struktureller Veränderungen im Textilbereich geschlossen und nach Deutschland und Thailand verlegt.[20]

Im Gewerbe- und Industriegebiet Au hat sich ein vielfältiger Mix von grösseren und kleineren Firmen angesiedelt, darunter die Mineralquelle Goba AG, der Heilmittelhersteller Herbamed AG oder die Zimmerei Heierli.

Medien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Anzeige-Blatt für die Gemeinden Gais, Bühler und deren Umgebung erscheint seit 1901 und ist das amtliche Publikationsorgan der beiden Gemeinden. Hergestellt wird es von der Druckerei Kern in Gais.[21]

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im ausgehenden 18. Jahrhundert gab es in Bühler eine kostenpflichtige Schule, in der Rechnen, Lesen und Schreiben unterrichtet wurde. Um die Bildung in der breiten Bevölkerung zu verbessern, wurde eine Freischule eingerichtet, die 1827 von 88 Kindern besucht wurde. 1835 baute die Gemeinde ein Schulhaus und stellte auch Geld für die Lehrerbesoldung sicher. Diese «Allgemeinschule» dauerte sechs, später sieben Jahre. Die erste Sekundarschule betrieb Johann Ulrich Sutter ab 1834 mit eigenen Mitteln. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Einführung der obligatorischen Schulpflicht wurden dann auch in Bühler «Fortbildungsschulen» eingerichtet, es gab Turnunterricht und später auch eine Kleinkinderschule.[14]

Heute bieten die Schulen mitten im Dorf Ausbildungen auf drei verschiedenen Stufen: Kindergarten, Primarschule und Oberstufe. Seit August 2013 sind die Oberstufen von Gais und Bühler zusammengelegt. Dabei gehen die Jugendlichen während der ersten beiden Jahre der Oberstufe in Gais zur Schule, im letzten obligatorischen Schuljahr (neunte Klasse) besuchen sie die Oberstufe in Bühler.[22]

Die einzige Kantonsschule im Kanton Appenzell Ausserrhoden befindet sich in Trogen.

Öffentliche Einrichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2021 betreibt die Gemeinde im ehemaligen Konsum das Forum 55. Es ist ein Familien- und Generationenzentrum mit verschiedenen Beratungsangeboten zur frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung. Eingemietet ist dort auch das Kafi 55, das von einem Verein betrieben wird.

Für Seniorinnen und Senioren gibt es das Alters- und Pflegeheim «Wohnen am Rotbach».

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die frühen Karrenwege nach Teufen und Gais führten über die Anhöhen. Die Strassenführung durch das Tal geht auf die Franzosen zur Zeit der Mediation zurück, 1806 war sie vollendet. Ab 1872 wurde der Ruf nach einer Anbindung ans Eisenbahnnetz laut, die technische Realisierung war jedoch nicht einfach und sollte teuer werden. Den Durchbruch brachte die Entwicklung eines neuen Lokomotivtyps mit Adhäsions- und Zahnstangenbetrieb. Die Bahnlinie von St. Gallen über Teufen und Bühler nach Gais wurde schliesslich 1889 eröffnet. 1968 wurde das Bahntrassee neben die Strasse verlegt, der Zug umfährt den Bahnhof Bühler seither auf der Südseite.[14]

Kultur und Freizeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur und Theater[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde hat eine sogenannte Lesegesellschaft. Die erste Gründung datiert auf 1822, ab 1848 hiess sie «Lesegesellschaft zum Rössli». Ihr Ziel war die Förderung von Bildung, Kultur und Wohlfahrt. Sie gab Lesemappen in Zirkulation und gründete eine Bibliothek. Heute organisiert die Lesegesellschaft pro Jahr etwa sechs verschiedene Kulturanlässe wie Konzerte, Lesungen und Vorträge. Alle sind öffentlich und meistens kostenfrei. 2017 wurde der Standort der Bibliothek vom Türmlihaus in das Alters- und Pflegeheim «Wohnen am Rotbach» verlegt.[23]

Musik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die heutige Musikgesellschaft Bühler besteht seit Februar 1899. Im Jahr 1991 formierte sich die Vereinigung zu einer Brassband-Besetzung um. Seit 2017 steht sie unter der musikalischen Leitung von Andreas Lauper und hat sich in eine Harmoniemusik gewandelt.[24]

Der traditionsreiche Männerchor Frohsinn (gegründet 1864) und der Frauen- und Töchterchor (gegründet 1903) prägten über viele Jahre mit Abendunterhaltungen und Kirchenkonzerten das Vereinsleben im Dorf. Aufgrund von sinkenden Mitgliederzahlen schlossen sich die beiden Vereine 1988 zum Gemischten Chor zusammen. Dieser existiert jedoch inzwischen auch nicht mehr.[14] Erfolgreich ist hingegen das Rotbach-Chörli, eine Formation, die den volkstümlichen Gesang pflegt. Das Rotbach-Chörli hat schon mehrere CDs aufgenommen.[25]

Der Bluesclub Bühler (gegründet 2003) organisiert regelmässig Konzerte mit namhaften Musikern im Bogenkeller und im Sommer jeweils das Blues-und-Rock-Openair bei der Fabrik am Rotbach.

Der Bühlerer Urs Klauser ist einer der Gründer des Ensemble Tritonus. Es pflegt alte Instrumente wie Sackpfeife, Drehleier, Schalmei, Cister oder Schwegel. Das Ensemble führt in wechselnden Besetzungen Volksmusik aus früheren Jahrhunderten aus der Schweiz, aber auch aus anderen Ländern auf.[26]

Kunst und Fotografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Künstlerkollektiv «Streunender Hund» bringt mit sporadischen Aktionen Kunst aufs Land: Malerei, Poesie, Performance, Musik, Rauminstallationen etc. 2019 schuf das Kollektiv das «Phantastische Zimmer», eine Grossrauminstallation in der Rothalde. 2022 fuhr es mit einem alten Berna-Bus als Kunstgalerie auf Rädern in die Dörfer. Zum Kollektiv gehören Birgit Widmer, kappenthuler/federer, Harlis Schweizer, Maria Nänny, Mirjam Kradolfer, Florian Gugger und Wassili Widmer.[27] Die Malerin Harlis Schweizer Hadjidi (geboren 1973) hat 2022 den Anerkennungspreis der St. Gallischen Kulturstiftung erhalten.[28]

Levi Fitze (geboren 2004) kam 2014 erstmals mit der Naturfotografie in Kontakt. Inzwischen hat er als Wildlifefotograf internationale Wettbewerbe gewonnen. Er fotografiert in den Alpen ebenso wie in Afrika oder Patagonien, betreibt einen Blog, gibt Vorträge und gestaltet Ausstellungen.[29]

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die reformierte Kirche wurde 1723 von Lorenz Koller und Jakob Grubenmann erbaut. 1828 wurde der aus einem Riegelfachwerk bestehende Turm durch eine massive Steinkonstruktion ersetzt und erhielt eine Zwiebelkuppel. Die Kirche ist ein rechteckiger Saal mit einem leicht eingezogenen Chor, der im Innern durch zwei Stufen abgetrennt wird. Der Raum ist schlicht ausgestattet und wird von einer Gipsdecke mit zurückhaltenden Stuckaturen überwölbt. Im Zug der Gesamtrenovation von 1813 und 1814 wurde der Friedhof von der Südseite auf die Nordseite verlegt. Ab der Renovation von 1903 stand eine Orgel im Chor, die erweiterte Orgel wurde 1953 auf der Westempore installiert.[30]

Das ehemalige Rathaus von Trogen, 1598 erbaut, wurde 1842 nach Bühler versetzt und dient heute als Wohnhaus. Der obere Strickbauteil des Hauses konnte auseinandergenommen und in Bühler auf einem neuen Mauerstock wieder aufgebaut werden.

An der Dorfstrasse stehen zahlreiche Fabrikantenhäuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert, darunter das Türmlihaus. Das Türmlihaus wurde um 1790 für den Fabrikanten und Gemeindehauptmann Rudolf Binder erbaut. 1957 wurde das grosse Haus in drei Wohnungen unterteilt. Der spätbarocke Bau dient heute als Gemeindehaus. Im Nebengebäude ist der Kindergarten untergebracht.[31] Den Typus Fabrikantenhaus repräsentiert auch die Jugendstil-Villa Zürcher. Sie wurde 1906 von Julie und Johannes Zürcher-Walser gebaut. Das Äussere ist vielfältig gegliedert, in unterschiedlichen Materialien ausgeführt und verziert. Innen wurde jedes der zwölf Zimmer individuell ausgebaut. Das Haus war von 1951 bis 1987 ein Säuglingsheim, seither wird es wieder privat bewohnt.[32]

Strassenbahn, im Hintergrund das Langgebäu, Aufnahme vor 1908

Ein verschwundenes Zeugnis der Industrialisierung ist das «Langgebäu», das 1805 vom Fabrikanten Rudolf Binder an der Hauptstrasse erstellt wurde. Es handelte sich dabei um einen U-förmigen Quader von 41 Metern Länge mit einem Pultdach. In den oberen Etagen wurde gewohnt, im Keller gewoben. Die funktionale Serienproduktion spiegelte sich in den neun aneinandergereihten, identischen Wohnungen. Das Haus wurde 1909 abgerissen, vermutlich weil die Substanz keine grösseren Wohnungsgrundrisse und keinen Einbau von sanitären Anlagen erlaubte.[33][34]

Sport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf der dorfeigenen Finnenbahn ist es möglich, auf einem weichen Bodenbelag zu joggen. Ebenfalls gibt es in der Gemeinde mehrere Bike- und Wanderrouten. Seit 2006 führt ein Themenweg mit Informationstafeln «Rond om Bühler». Bereits zum siebten Mal wurde im Juli 2023 für drei Wochen auf dem Sportplatz ein Hüpfburgen-Funpark aufgebaut, organisiert vom Verein «Meh Büehler».

Die Feldschützengesellschaft ist der älteste Verein von Bühler, eine erste Erwähnung von Schützen aus Bühler datiert auf 1646. Nachdem die Gemeinde Bühler eigenständig geworden war, formierten sich die Feldschützen des Dorfs 1778 zu einem eigenen Verein. Das Schützenhaus steht seit 1866 westlich des Dorfs und wurde seither mehrfach saniert, auch die Schiessanlage wurde modernisiert und den Lärmschutzvorschriften angepasst.[14]

Auf eine lange Geschichte kann auch der Turnverein zurückblicken: Er wurde 1851 gegründet und war mehrfach Gastgeber von Kantonalturnfesten. Heute wird in fünf Riegen geturnt: Jugend, Damen, Aktive Herren, Männerriege Aktive und Männerriege Senioren. Ausserdem gibt es Angebote für Kinder und Mütter mit Kindern.[14]

Der Fussballclub Bühler besteht aus zwei Frauenteams, einer ‘Plausch’-Männermannschaft, sowie einer Seniorenmannschaft. Vor allem die Frauenteams haben schweizweit Erfolge erzielt. Der Verein wurde 1966 gegründet und zählt heute 120 Mitglieder (Stand 2022).[35]

In der Gemeinde gibt es einen Skiclub, der 1935 gegründet wurde und aktuell rund 200 Mitglieder zählt. Er kümmert sich mit Trainings für Kinder und Jugendliche primär um die Förderung des Breitensports, konnte aber auch im Leistungssport schon Erfolge verzeichnen.[14]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gerda Leipold, Martin Hüsler, Christian Nänny: 300 Jahre Gemeinde Bühler AR: 1723–2023. Appenzeller Druckerei, Herisau 2022.
  • Alexander Isler: Festschrift zur 200-jährigen Gedenkfeier der Gründung der Kirche und Gemeinde Bühler im Jahre 1723. Kern, Gais 1923.
  • Eugen Steinmann: Die Kunstdenkmäler des Kantons Appenzell Ausserrhoden, Band 2: Der Bezirk Mittelland. Birkhäuser Verlag, Basel 1980, ISBN 3-7643-1174-6. (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Band 97.) S. 251–287. Digitalisat.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bühler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  5. Bühler in Zahlen. In: Gemeinde Bühler AR. Abgerufen am 1. Dezember 2023.
  6. Geschichte. In: Gemeinde Bühler AR. Abgerufen am 1. Dezember 2023.
  7. Peter Witschi: Bühler. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 14. Dezember 2011, abgerufen am 14. Dezember 2021.
  8. Eugen Steinmann: Die Kunstdenkmäler des Kantons Appenzell Ausserrhoden. Hrsg.: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte Bern. Band 2. Birkhäuser Verlag, Basel 1980, ISBN 3-7643-1174-6, S. 266–272 (Digitalisat).
  9. Peter Witschi: Bühler. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 14. Dezember 2011, abgerufen am 14. Dezember 2021.
  10. Daten der Eidgenössischen Volkszählungen ab 1850 nach Gemeinden (CSV-Datensatz). (CSV) In: Bundesamt für Statistik. Bundesamt für Statistik, 2019, abgerufen am 7. Juli 2022.
  11. Gemeinderat. In: Gemeinde Bühler AR. Abgerufen am 5. Juli 2022.
  12. Gemeinderat Bühler
  13. Mitglieder des Kantonsrates
  14. a b c d e f g h Gerda Leipold, Martin Hüsler, Christian Nänny: 300 Jahre Bühler: Chronik 1923–2023. Appenzeller Druckerei, Herisau 2022.
  15. Thomas Fuchs: Flüchtlinge im Appenzellerland während des Zweiten Weltkriegs. In: Appenzellische Jahrbücher. Band 148, 2021, S. 10–35, doi:10.5169/seals-953367.
  16. Markus Fischer, Ruedi Zwissler: Fabrik am Rotbach. Bauhistorische Dokumentation. In: Appenzellische Jahrbücher. Band 117, 1989, S. 31–46, doi:10.5169/seals-283333.
  17. Peter Witschi: Bühler. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 14. Dezember 2011, abgerufen am 14. Dezember 2021.
  18. Die Geschichte einer Leidenschaft. Abgerufen am 5. Juli 2022.
  19. Küchen mit Geschichte Elbau – Leidenschaft für Küchen seit 1965. Abgerufen am 4. Juli 2022.
  20. Eschler: Geschichte. Abgerufen am 5. Juli 2022.
  21. 100 Jahre Anzeigen-Blatt für die Gemeinden Gais, Bühler und Umgebung: Amtliches Publikationsorgan der beiden Gemeinden. Jubiläumsausgabe 1901–2001. Kern, Gais 2001.
  22. Schulen & Bildung. Abgerufen am 5. Juli 2022.
  23. Lesegesellschaft Bühler. Abgerufen am 5. Juli 2022.
  24. Die MGB seit 1899. Abgerufen am 5. Juli 2022.
  25. Rotbach Chörli. Abgerufen am 2. Dezember 2023.
  26. Tritonus. Abgerufen am 2. Dezember 2023.
  27. Martin Hüsler: Wenn ein Hund Räder bekommt. In: Appenzeller Magazin. August, 2022, S. 27–31.
  28. Martin Preisser: Harlis, die Beharrliche. In: Appenzeller Zeitung. 23. Dezember 2021, S. 25.
  29. Hanspeter Spörri: Die Wildnis vor unserer Haustür. In: Appenzellische Jahrbücher. Band 149, 2022, S. 63–76, doi:10.5169/seals-981545.
  30. Eugen Steinmann: Die Kunstdenkmäler des Kantons Appenzell Ausserrhoden. Hrsg.: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte Bern. Band 2. Birkhäuser Verlag, Basel 1980, ISBN 3-7643-1174-6, S. 266–275 (Digitalisat).
  31. Eugen Steinmann: Die Kunstdenkmäler des Kantons Appenzell Ausserrhoden. Hrsg.: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band 2. Birkhäuser Verlag, Basel 1980, ISBN 3-7643-1174-6, S. 281 f. (Digitalisat).
  32. Georges Frey: Jugendstil-Villa Zürcher, Bühler. In: Jahresberichte / Denkmalpflege, Kantonsbibliothek, Staatsarchiv. 2000, S. 8–9.
  33. Anna Ebneter: Appenzell zwischen Industrie und Idyll. Langgebäu in Bühler 1805–1909. Institut für Geschichte und Theorie der Architektur, ETH Zürich 2012.
  34. Fredi Altherr, Roman Arpagaus: Industrielle Baukultur im Appenzellerland. In: Fredi Altherr, Roman Arpagaus, Stefan Heuscher, Peter Witschi (Hrsg.): Fabrication. Kleine Industriegeschichte des Appenzellerlandes (= Das Land Appenzell. Band 36). Verlag Appenzeller Hefte, Herisau 2007, S. 56–61.
  35. FC Bühler. Abgerufen am 5. Juli 2022.