USS Robert Smalls (CG-62)

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USS Robert Smalls im Jahr 2005 als USS Chancellorsville in rauer See
USS Robert Smalls im Jahr 2005 als USS Chancellorsville in rauer See
Übersicht
Bestellung 26. November 1984
Kiellegung 24. Juni 1987
Stapellauf 15. Juli 1988
1. Dienstzeit Flagge
Indienststellung 4. November 1989
Technische Daten
Verdrängung

9750 Tonnen

Länge

173 Meter

Breite

16,80 Meter

Tiefgang

10,2 Meter

Besatzung

ca. 390

Antrieb

Vier Gasturbinen, zwei Wellen mit zusammen 80.000 PS

Geschwindigkeit

30+ Knoten

Bewaffnung

2 Starter für Seezielflugkörper, 2 Dreifach-Torpedowerfer, 2 Geschütze 127 mm, 122 VLS-Zellen, 2 Hubschrauber

Die USS Robert Smalls (CG-62) ist ein Lenkwaffenkreuzer der Ticonderoga-Klasse in Diensten der United States Navy. Der Kreuzer wurde im Jahr 2023 zu Ehren des Seemanns und Politikers Robert Smalls umbenannt. Zuvor hatte er seit 1988 den Namen USS Chancellorsville getragen, um an die Schlacht bei Chancellorsville zu erinnern.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

CG-62 wurde 1984 in Auftrag gegeben und 1987 bei Ingalls Shipbuilding auf Kiel gelegt. Nach einer Bauzeit von nur wenig mehr als einem Jahr wurde der Kreuzer vom Stapel gelassen und auf den Namen USS Chancellorsville getauft. Ende 1989 wurde die Chancellorsville in Dienst gestellt.

1991 verlegte die Chancellorsville erstmals im Rahmen des Zweiten Golfkrieges. 1993 folgte, an der Seite von USS Nimitz, die nächste Verlegung in die Region. Am 26. Juni schoss der Kreuzer neun BGM-109 Tomahawk auf Ziele im Irak ab, als Reaktion auf Attentatspläne gegen den ehemaligen US-Präsidenten George H. W. Bush. Eine weitere Verlegung in den Golf folgte 1995.

1997 wurde die Chancellorsville zur Drogenbekämpfung in der Karibik eingesetzt, darauf folgte eine neunmonatige Überholung. Nachdem diese beendet war, wurde das Schiff permanent nach Japan verlegt. 1999 eskortierte sie von dort aus mit der USS Curtis Wilbur die USS Kitty Hawk im Rahmen der Operation Southern Watch wiederum in den Golf. Chancellorsville wurde 2001 wieder an der Seite von Kitty Hawk in der Operation Enduring Freedom eingesetzt. Zum Unabhängigkeitstag in Russland 2002 lag die Chancellorsville mit der USS Fort McHenry, einem Docklandungsschiff der Whidbey-Island-Klasse, in Wladiwostok. 2003 begleitete der Kreuzer den Besuch zweier chinesischer Schiffe im Apra Harbor, Guam.

2004 bis 2006 nahm sie an mehreren Übungen teil und kehrte im Oktober 2006 zurück nach San Diego. 2007 fuhr die Chancellorsville an der Seite der USS Ronald Reagan und verlegte 2008 mit dieser in den Persischen Golf. 2009 folgte eine weitere Fahrt mit der Ronald Reagan in den Pazifik. Im Sommer 2010 nahm der Kreuzer am multinationalen Manöver RIMPAC teil. Im März 2011 wurde das Schiff an der Seite der Ronald Reagan vor die Küste Japans geschickt, um nach dem Tōhoku-Erdbeben für Nothilfe bereitzustehen.

Bei einem Übungsschießen vor Naval Air Station Point Mugu an der Küste Kaliforniens im November 2013 erlitt Chancellorsville durch den Absturz einer Zieldarstellungsdrohne Schäden am vorderen Decksaufbau und darin untergebrachter Rechnerausstattung. Chancellorsville war als Erprobungsträger für die Version Baseline 9 des Aegis-Kampfsystems ausgerüstet, der Flug der Drohne des Typs BQM-74E sollte dem Einmessen der Systeme dienen. Die Reparatur dauerte ein halbes Jahr.[1]

Mit der neuen Aegis-Systemversion ist Chancellorsville sowohl für die Abwehr von Luftzielen als auch von ballistischen Raketen geeignet und wurde im Jahr 2015 in Yokosuka stationiert.[2]

Zwei Standbilder aus einer Video­aufzeichnung des Fast­zusammen­stoßes. Links Admiral Winogradow, rechts Chancellors­ville.

2019 war USS Chancellorsville in eine Beinahe-Kollision mit dem Schiff Admiral Winogradow der Russischen Seekriegsflotte verwickelt. Dabei näherten sich die Schiffe bis auf die riskante Nähe von 15 bis 30 Metern. Der US-Lenkwaffenkreuzer und der auf U-Boot-Jagd spezialisierte Zerstörer der Udaloy-Klasse waren am 7. Juni 2019 nach amerikanischen Angaben in der Philippinischen See und nach russischen Angaben im Ostchinesischen Meer unterwegs und kreuzten ihren jeweiligen Kurs. Jede Seite gab der jeweils anderen Seite die Schuld an dem Vorfall: Während die US-Marine mitteilte, Admiral Winogradow habe ihrem Schiff die Vorfahrt genommen, erklärte die russische Marine, Chancellorsville habe plötzlich ihren Kurs geändert. Die militärischen Konfrontation zwischen zwei Großmächten erregte weltweite Aufmerksamkeit.[3][4][5] Die Luftbilder zeigen eindeutig, wie das russische Schiff die Richtung wechselt, während das amerikanische seinen Kurs beibehält.

Am 28. August 2022 durchfuhren die Kreuzer USS Antietam und USS Chancellorsville demonstrativ die Taiwanstraße. China beansprucht die Taiwanstraße für sich.[6] Bereits 2019 und 2020 hatte Chancellorsville unter Berufung auf das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen die Meerenge befahren.[7]

Schiffsname[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

USS Chancellorsville wurde am 1. März 2023 in USS Robert Smalls umbenannt. Der neue Name erinnert an den Seemann und Politiker Robert Smalls, der es vom Sklaven bis zum Abgeordneten im US-Repräsentantenhaus brachte. Smalls hatte sich und andere an Bord eines Schiffes der Konföderierten Staaten von Amerika aus Sklaverei befreit.

Der Kreuzer war 1988 auf den Namen USS Chancellorsville getauft worden, um an die Schlacht bei Chancellorsville zu erinnern. Dort hatte während des Sezessionskriegs im Jahr 1863 die konföderierte Nord-Virginia-Armee unter Robert Edward Lee die doppelt so große Potomac-Armee unter Joseph Hooker geschlagen.[8][9] Eine solche Umbenennung während der aktiven Dienstzeit eines ansonsten unveränderten Schiffs wird selten vorgenommen.[10]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: USS Chancellorsville (CG-62) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Navy: Six Months of Repairs to Drone-Struck Ship Will Cost $30 million. In: USNI News. United States Naval Institute, 30. Dezember 2013, archiviert vom Original am 2. Februar 2023; abgerufen am 17. März 2023 (englisch).
  2. Sam LaGrone: Cruiser Chancellorsville to Move from San Diego to Japan. In: USNI News. United States Naval Institute, 16. Januar 2015, archiviert vom Original am 4. Oktober 2020; abgerufen am 17. März 2023 (englisch).
  3. Mark D. Faram: Both Russia and US point fingers after warships almost collide. 8. Juni 2019, abgerufen am 8. Juni 2019 (amerikanisches Englisch).
  4. Ostchinesisches Meer: Beinahe-Kollision von russischem und US-Kriegsschiff im Pazifik. In: Spiegel Online. 7. Juni 2019 (spiegel.de [abgerufen am 8. Juni 2019]).
  5. Video shows Russian destroyer nearly colliding with U.S. warship. Abgerufen am 8. Juni 2019 (amerikanisches Englisch).
  6. Taiwanstraße: US-Kriegsschiffe durchqueren Meerenge zwischen China und Taiwan. In: Der Spiegel. 28. August 2022 (spiegel.de [abgerufen am 28. August 2022]).
  7. Ben Werner: Guided-Missile Cruiser USS Chancellorsville Transits Taiwan Strait. In: USNI News. 16. Februar 2020, abgerufen am 17. März 2023 (englisch).
  8. Emily Schmall: Stripping Confederate Ties, the U.S. Navy Renames Two Vessels. In: The New York Times. 11. März 2023, abgerufen am 11. März 2023 (englisch).
  9. SECNAV Renames Ticonderoga-class Guided Missile Cruiser USS Chancellorsville after Robert Smalls. In: surfpac.navy.mil. 27. Februar 2023, abgerufen am 11. März 2023 (englisch).
  10. Renaming US Navy Ships. In: Defense & Aerospace Report. 14. Juni 2020, abgerufen am 17. März 2023 (amerikanisches Englisch).