Carl Meinhof

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Carl Meinhof, um 1870
Carl Meinhof, undatierte Aufnahme

Carl Friedrich Michael Meinhof (* 23. Juli 1857 in Barzwitz bei Rügenwalde in Hinterpommern; † 11. Februar 1944[1] in Greifswald, beerdigt auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg) war ein evangelischer Pastor und Afrikanist.

Carl Meinhof wurde 1909 in Hamburg Inhaber des ersten Lehrstuhls für Afrikanistik in Deutschland. Meinhof war vorher als Sprachlehrer am Seminar für Orientalische Sprachen der Universität Berlin tätig. 1936 wurde er mit 79 Jahren emeritiert, sein Nachfolger wurde August Klingenheben.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Carl Meinhof war ein Sohn des Pfarrers und Erweckungspredigers Friedrich Meinhof (1800–1881) und seiner dritten Ehefrau Clara Christiane Giesebrecht (1819–1893). Er studierte an den Universitäten in Erlangen und Greifswald. Dort wurde er Mitglied des Erlanger und Greifswalder Wingolf[2]. Anschließend setzte er seine Studien in Tübingen fort. 1886 wurde er Pastor in Zizow, einem pommerschen Dorf in der Nähe von Rügenwalde.

In seiner freien Zeit beschäftigte er sich mit philologischen Studien. Durch Zufall bekam er über ein benachbartes Rittergut Kontakt mit afrikanischen Sprachen: Er sollte einem dort lebenden Duala-Jungen Deutschunterricht erteilen.

Meinhof war von 1882 bis 1894 verheiratet mit Elly Heyer (1858–1894) und von 1895 bis zu seinem Tod 1944 mit Anna Kloss (1866–1944). Meinhof hatte insgesamt zwölf Kinder, deren drei frühzeitig verstarben.

Im Mai 1933 wurde Meinhof Mitglied der NSDAP[3]. Im November 1933 unterzeichnete er das Bekenntnis der deutschen Professoren zu Adolf Hitler.

Wissenschaftliche Arbeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine der wichtigsten Arbeiten Meinhofs war eine vergleichende Grammatik der Bantusprachen. Ausgehend von den Pionierarbeiten von Wilhelm Bleek erarbeitete er eine systematische Erfassung und Erforschung afrikanischer Sprachen und Überlieferungen. Er nahm beispielsweise schon im Jahre 1902 in Tansania traditionelle afrikanische Musik mit einem Phonographen auf und gab auch Sammlungen afrikanischer Märchen heraus.

Meinhof entwickelte die sprachwissenschaftliche Hamitentheorie weiter, der zufolge die hellhäutigeren nordafrikanischen Völker und deren Nachkommen eine innerhalb Afrikas höherentwickelte „Herrenrasse“ darstellen. Er versuchte insbesondere nachzuweisen, dass die Bantu-Völker aus einer Verschmelzung von hamitischen und nichthamitischen afrikanischen Völkern hervorgegangen seien. Ebenso seien die „Hottentotten“ (heute: Nama) aus einer Verschmelzung von Hamiten und „Buschmännern“ (heute: San) entstanden.

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1939 wurde ihm die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft verliehen.

Schriften (Monographien)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Grundriss einer Lautlehre der Bantusprachen nebst Anleitung zur Aufnahme von Bantusprachen (= Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes. 11, 2). Brockhaus, Leipzig 1899.
  • Die Christianisierung der Sprachen Afrikas (= Basler Missionsstudien. 28, ZDB-ID 515627-0). Verlag der Basler Missionsbuchhandlung, Basel 1905.
  • Grundzüge einer vergleichenden Grammatik der Bantusprachen. Reimer, Berlin 1906 (2, völlig umgearbeitete Auflage. Eckhardt & Messtorff, Hamburg 1948 (posthum erschienen)).
  • Lehrbuch der Nama-Sprache. (= Lehrbücher des Seminars für Orientalische Sprachen zu Berlin. 23, ZDB-ID 513535-7). Reimer, Berlin 1909.
  • Die Sprache der Herero in Deutsch-Südwestafrika (= Deutsche Kolonialsprachen. 1, ZDB-ID 1007119-2). Reimer, Berlin 1909.
  • Die Sprache der Suaheli in Deutsch-Ostafrika (= Deutsche Kolonialsprachen. 2). Reimer, Berlin 1910.
  • Die Sprachen der Hamiten (= Abhandlungen des Hamburgischen Kolonialinstituts. 9 = Abhandlungen des Hamburgischen Kolonialinstituts. Reihe B: Völkerkunde, Kulturgeschichte und Sprachen. 6, ZDB-ID 500919-4). Friederichsen, Hamburg 1912.
  • Die Sprache der Duala in Kamerun (= Deutsche Kolonialsprachen. 4). Reimer, Berlin 1912.
  • Eine Studienfahrt nach Kordofan (= Abhandlungen des Hamburgischen Kolonialinstituts. 35 = Abhandlungen des Hamburgischen Kolonialinstituts. Reihe B: Völkerkunde, Kulturgeschichte und Sprachen. 20). Friederichsen, Hamburg 1916.
  • als Herausgeber: Afrikanische Märchen. Diederichs, Jena 1917
  • Die Entstehung flektierender Sprachen. Eine Untersuchung. Reimer u. a., Berlin 1936.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Carl Meinhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. 11. Februar 1944 verstorben Rainer Hering: MEINHOF, Carl Friedrich Michael. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 17, Bautz, Herzberg 2000, ISBN 3-88309-080-8, Sp. 921–960.
  2. Gesamtverzeichnis des Wingolf, Lichtenberg 1991
  3. H. Meyer-Bahlburg, E. Wolff: Afrikanische Sprachen in Forschung und Lehre. 1986, S. 60.