Champagnerrenette

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Chamapagnerrenette
Synonyme Loskrieger (ältester Name), Glasrenette, Reinette de Versailles, Reinette de Champagne
Chamapagnerrenette
Art Kulturapfel (Malus domestica)
Gruppe Renetten
Herkunft Frankreich
bekannt seit vor 1800 in Deutschland
Abstammung

Zufallssämling

Liste von Apfelsorten
Ansicht der Frucht
Ansicht der Frucht

Die Champagnerrenette oder Champagner Renette (auch Glatte Gelbe Renette)[1] ist eine Sorte des Kulturapfels.[2] Sie ist diploid, ihre Schale glatt, fettig, grüngelblich bis wachsgelb, orange bis blassrosa gefärbt. Der Geschmack ist säuerlich, wenig süß und schwach gewürzt.[1]

Abstammung und Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1770 fiel die Sorte als Zufallssämling in Frankreich auf und wurde zunächst in der Champagne kultiviert.[1] Sie gelangte unter dem damaligen Handelsnamen Champagner oder als Fürstlicher Tafelapfel, Glasapfel, Glattapfel, Goldgranater (Bodensee), Herrenapfel, Jahrapfel, Käsapfel, Loskrieger (Württemberg), Mutterapfel, Rabenapfel, Reinette Blanche de Champagne, Rübenapfel, Schätzler, Silberapfel, Taffetapfel, Wachsapfel, Wachsrenette, Weinsäuerling, Weißer Kanadaapfel, Weißer Zwiebelapfel, Welschweinling, Zweijährig und Zwiebelapfel auf den Markt.[1] Allerdings konnte sie sich nur in Süddeutschland und Österreich etablieren.[1] Adrian Diel erwähnte sie im Jahre 1799 als „Loskrieger“.[1][3][4][5] Unter diesem Namen ist sie teilweise noch in Süddeutschland bekannt. 1857 wurde sie auf der zweiten Versammlung deutscher Pomologen zu Gotha zum allgemeinen Anbau empfohlen und ist seitdem weiter verbreitet. Im 19. Jahrhundert wurde sie fast im gesamten Kaisertum Österreich angebaut.[1]

Die Sorte 'Champagnerrenette' ist aktuell auf der Roten Liste der gefährdeten einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland aufgeführt. Diese Rote Liste umfasst alle Artengruppen von einheimischen Nutzpflanzen und deren Sorten, Landsorten und Varietäten, die in Deutschland an lokale Bedingungen angepasst und von Bedeutung waren.[6]

Anbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Champagnerrenette gedeiht in jedem Boden gleich gut. Die Früchte sitzen fest und sind direkt vom Baum noch ungenießbar, sie eignet sich deshalb vorzüglich auch zur Bepflanzung von Wegen und Straßen.[4] Nach Petzold ist die Sorte sehr windfest und wird, auch aufgrund ihrer guten Lagerfähigkeit, zum Verzehr ab März empfohlen.[5]

Die Champagnerrenette ist mäßig bis stark anfällig für Schorf.[7]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Sorte eignet sich besonders zum Dörren und zur Mostbereitung und ist auch noch als Tafelobst verwendbar. Der Geschmack wird als saftig, angenehm weinsäuerlich und wenig zuckerartig beschrieben. Die Lagerreife beginnt erst nach Neujahr und die Frucht hält sich bis in den Juni.

Beschreibung der Sorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die 'Champagnerrenette' ist ein mittelgroßer Tafelapfel. Er hat eine typisch platte Form, bei einer Breite von ungefähr 65 mm und einer Höhe von 47 mm.[5] Die Kelchgrube ist offen, kleinblättrig und lange grün bleibend, mit fünf grünen Strahlen. Der Kelch selbst ist eingesenkt, mit feinen Falten, die in höckerartige Rippen übergehen. Der Stiel ist dünn und kurz, die Stielgrube weit und tief, etwas rotfarbig mit grünen Streifen berostet.[3]

Die Grundfarbe ist ein blasses Grüngelb. Bei gut besonnten Früchten, ist die Sonnenseite nur schwach, blass-ockerfraben geflammt. Lentizellen sind sehr klein, grün- bis bräunlich.[3]

Die 'Champagnerrenette' besitzt keinen besonderen Geruch und zeigt keine Welke. Das Fruchtfleisch riecht wenig, ist weiß, fest und saftig. Der Geschmack ist leicht säuerlich, kaum süß und schwach aromatisch (ähnlich einem überzeitigen Borsdorfer).[3]

Das Kernhaus ist weit, sehr offen, bis fast an die Kelchhöhle. Die Sorte besitzt viele Kerne, mit etwas unvollkommener, unregelmäßiger Form.[3]

Der Baum wächst verhalten, seine Triebe sind braunrot und mit Wolle besetzt. Er trägt jährlich, benötigt dafür aber einen sehr guten Boden und warme Lagen, hierbei wird er bevorzugt als Buschbaum verwendet.[3]

Die Knospen sind klein, herzförmig, rot und anliegend. Die Blüte ist witterungs- und frostunempfindlich. Das Blatt ist mittelgroß, ovalrund und ungefähr 7,5 cm lang und 6,3 cm breit.[5] Das dünne Blatt ist tief und scharf gezahnt, der Blattstiel ist dünn und ungefähr 2,5 cm lang.

Die Früchte können leicht mit den Sorten 'Uhlhorns Champagner Renette', 'Weißer Wintertaffetapfel', 'Minister von Hammerstein' und 'Auralia' verwechselt werden.[5]

Weiterzüchtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf die Champagnerrette geht vermutlich der Brettacher oder Brettacher Sämling zurück, als Zufallshybrid 1890 mit der Sorte Jacob Lebel. Der Brettacher ist gelblich bis weißlichgrün, er wird im 20. Jahrhundert nicht mehr angebaut.[8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Reinette de Champagne – Sammlung von Bildern
  • Karteikarte der Sorte in der BUND-Lemgo Obstsortendatenbank

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g Johann-Heinrich Rolff: Der Apfel. Sortennamen und Synonyme. Band 1: Äpfel. Über 4000 alte und neue Sortennamen. Über 4000 Synonyme, Doppelnamen und ausländische Namen. Über 700 Namen von Mutanten. Rolff, Kiefersfelden 2001, ISBN 3-8311-0956-7, S. 67, (Seite einsehbar bei Goggle Books).
  2. Friedrich Höhne: Heutiger Wert alter Apfelsorten – erste Ergebnisse einer Sortensichtung in Gülzow. In: Mitteilungen des Obstbauversuchsringes des Alten Landes. Band 67, Nr. 5, 2012, S. 187–193.
  3. a b c d e f August Friedr. Adr. Diel: Versuch einer systematischen Beschreibung in Deutschland vorhandener Kernobstsorten. Heft 1: Aepfel. Andreä, Frankfurt am Main 1799, S. 85–88.
  4. a b I. 30. Champagner-Reinette. In: Wilhelm Lauche (Hrsg.): Deutsche Pomologie. (Band 1:) Aepfel. (Teilband 1.) Paul Parey, Berlin 1882.
  5. a b c d e Herbert Petzold: Apfelsorten. 4., überarbeitete und erweiterte Auflage. Neumann, Radebeul 1990, ISBN 3-7402-0075-8.
  6. Rote Liste der (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/pgrdeu.genres.de Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, abgerufen am 28. April 2016.
  7. Franco Weibel, Andreas Häseli: Organic Apple Production. In: David C. Ferree, Ian J. Warrington (Hrsg.): Apples. Botany, Production, and Uses. CABI Publishing, Wallingford u. a. 2003, ISBN 0-85199-592-6, S. 561.
  8. Johann-Heinrich Rolff: Der Apfel. Sortennamen und Synonyme. Band 1: Äpfel. Über 4000 alte und neue Sortennamen. Über 4000 Synonyme, Doppelnamen und ausländische Namen. Über 700 Namen von Mutanten. Rolff, Kiefersfelden 2001, ISBN 3-8311-0956-7, S. 57, (Seite einsehbar bei Goggle Books).