Chemin de fer Aigle–Leysin

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Bahnstrecke Aigle–Leysin
BDeh 4/4 im ursprünglichen Anstrich der AL in Aigle-Dépôt
BDeh 4/4 im ursprünglichen Anstrich der AL in Aigle-Dépôt
Strecke der Chemin de fer Aigle–Leysin
Streckennummer (BAV):125
Fahrplanfeld:125
Streckenlänge:6,207 km
Spurweite:1000 mm (Meterspur)
Stromsystem:1500 V =
Maximale Neigung:Adhäsion 38 
Zahnstange 230 
Zahnstangensystem:Abt
Zweigleisigkeit:Leysin-Village–Leysin-Feydey
TPC von Les Diablerets
TPC von Monthey–Champéry
SBB von Brig
0,00 Aigle 404 m ü. M.
SBB nach Lausanne
0,59 Aigle-Place-du-Marché 415 m ü. M.
Pont de la Grande-Eau
nach Grand Hôtel Aigle (bis 1932)[1]
Brücke Grande Eau
1,03 Aigle-Dépôt Depot 430 m ü. M.
Beginn Zahnstange
1,71 Fontanney 548 m ü. M.
Tunnel Drapel (55 m)
2,09 Pont-de-Drapel 610 m ü. M.
3,51 Rennaz (Leysin) 922 m ü. M.
Tunnel Rennaz (154 m)
4,00 La Roulaz 1030 m ü. M.
Tunnel Roulaz (18 m)
5,17 Leysin-Village 1268 m ü. M.
ab 2030[2]
Brücke Leysin (128 m)
5,48 Versmont 1338 m ü. M.
Village-Versmont
5,87 Leysin-Feydey 1398 m ü. M.
6,21 Leysin-Grand-Hôtel 1451 m ü. M.
Centre
Kehrtunnel Leysin (287 m)
Belvédère Anschluss nach Berneuse und Tête d'Aï

Die Chemin de fer Aigle–Leysin (AL), deutsch Aigle-Leysin-Bahn, war eine Eisenbahngesellschaft im Schweizer Kanton Waadt. Ihre von 1900 bis 1916 eröffnete 6,2 Kilometer lange Strecke führt von Aigle im Rhonetal hinauf nach Leysin-Grand Hôtel. Die gemischte Zahnradbahn mit dem System Abt wird seit der Betriebsaufnahme elektrisch betrieben.

Zudem war die AL Eigentümerin und Betreiberin der Strassenbahn Aigle CFF–Aigle Grand Hôtel, die von 1900 bis 1932 verkehrte.

1999 fusionierte die AL zu den Transports Publics du Chablais (TPC).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zug der AL mit Lokomotive He 2/2 in Leysin

Der erste Kilometer der Strecke Aigle–Leysin wurde am 5. Mai 1900 vom Bahnhof Aigle nach Aigle-Dépôt als Teil der Strassenbahn Aigle JS–Aigle Grand Hôtel eröffnet. Am 6. November desselben Jahres wurde die Fortsetzung als Zahnradbahn von Aigle-Dépôt nach Leysin-Feydey in Betrieb genommen. Die Weiterführung zum heutigen Endpunkt Leysin-Grand Hôtel folgte am 12. September 1916. Die Doppelspur Leysin-Village–Leysin-Feydey wurde bereits am 8. September 1915 dem Verkehr übergeben.

Die Erschliessung von Leysin durch die Zahnradbahn führte zu einem enormen Aufschwung des Luftkurorts. Die Bahn hatte vorwiegend eine touristische Funktion, gewann aber auch rasch an Bedeutung für die Güterversorgung der neuen Sanatorien und Hotels. Die Erträge aus dem Personen- und Warentransport hielten sich ungefähr die Waage.[3]

Strassenbahntriebwagen mit einem Vorstellwagen der Zahnradbahn im Städtchen Aigle

Ursprünglich wurden die Wagen nach Leysin auf dem Strassenbahnabschnitt durch die Tramwagen der Strassenbahn Aigle JS (bzw. Aigle SBB)–Grand Hôtel befördert, ab Aigle-Dépôt dann durch die Zahnradlokomotiven. Beide Bahnen wurden mit 600 Volt Gleichstrom betrieben.[1] Zur Vereinfachung der Übergabe der Wagen von den Strassenbahntriebwagen an die Zahnradlokomotiven ohne Adhäsionsantrieb und umgekehrt wurde der Bahnhof Aigle-Depot in Form einer Spitzkehre angelegt.

Die Strassenbahn zum Grand Hotel war bis 1932 in Betrieb, das Hotel schloss im Jahr 1934. Das Hotel und die Strassenbahn vom Pont de la Grande-Eau zum Hotel wurden abgebrochen.[1]
→ Hauptartikel: Strassenbahn Aigle CFF–Aigle Grand Hôtel

Triebwagen BDeh 2/4 für gemisch­ten Adhäsions- und Zahnradbetrieb um 1980 in Aigle

Seit 1946 wird die Bahn mit 1300 bis 1500 Volt Gleichstrom betrieben, und es kommen Triebwagen mit gemischtem Adhäsions- und Zahnradantrieb zum Einsatz. Dadurch konnte die Fahrzeit auf rund 30 Minuten verkürzt werden.[4]

Nachdem die AL Jahrzehnte lang Gewinn abgeworfen hatte, erwirtschaftete sie ab 1973 zunehmend grösser werdende Defizite. Hauptgründe waren der zunehmende Strassenverkehr und die ungünstige Lage des Bahnhofs Feydey,[5] der 10 Fussminuten von der Talstation der Luftseilbahn auf die Berneuse entfernt ist. 1985 verlängerte der Bund 1985 die Konzession für weitere 50 Jahre, stellte jedoch einen grossen Teil der finanziellen Unterstützung[6] bis in die 1990er Jahre ein.

Ab 1975 bildete die AL zusammen mit der Chemin de fer Aigle–Sépey–Diablerets (ASD) und der Chemin de fer Bex–Villars–Bretaye (BVB) eine Betriebsgemeinschaft, der sich 1977 auch die Chemin de fer Aigle–Ollon–Monthey–Champéry (AOMC) anschloss. 1999 erfolgte die Fusion dieser vier Bahnen zu den Transports Publics du Chablais (TPC).

Projekt zur Verlängerung nach Berneuse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den 1980er Jahren fasste die AL eine Verlängerung ihrer Strecke nach Esserts Welt-Icon ins Auge. Sie hätte einen Teil der Verkehrsprobleme in Leysin gelöst, die Kosten von 20 Millionen Franken erwiesen sich jedoch im Verhältnis zum Nutzen als hoch.[5]

Die Linie wurde früher von den Transports Publics du Chablais als Linie A, heute als R25, bezeichnet. Zuglaufschild im einheit­lichen Erscheinungsbild der TPC.

Ab 1986 wurde eine Verlängerung der Linie zum Gipfel der Berneuse, wo sich ein Drehrestaurant befindet, angestrebt. Obwohl für das Projekt 32 Millionen Franken veranschlagt wurde, wurde das Kosten-Nutzen-Verhältnis als besser beurteilt. Die AL rechnete mit einem bedeutenden touristischen Potenzial der um 3933 Meter längeren Strecke. Die Bergstation wäre auf 2025 Meter über Meer zu liegen gekommen, die Steigung hätte wie bei der bestehenden Zahnradbahn 230 Promille betragen. Die AL befürchtete, dass ohne den zusätzlichen Verkehr die Einstellung des Bahnbetriebs drohe.[5] Das Bundesamt für Verkehr (BAV) lehnte das Projekt aus Umweltschutzgründen ab und wies darauf hin, dass die Berneuse bereits durch eine Luftseilbahn erschlossen ist.[7]

Streckenbeschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bahnstrecke Aigle–Leysin hat ihren Ausgangspunkt vor dem SBB-Bahnhof und führt als Strassenbahn auf der Rue de la Gare (Bahnhofstrasse), der Avenue des Ormonts und über die Grande Eau zum Kopfbahnhof Aigle-Dépôt. Dort ändern die Züge die Fahrtrichtung, damit das Triebfahrzeug für die anschliessende Bergfahrt am Ende des Zuges eingereiht ist. Bei den heute verwendeten Pendelzügen wäre dieser Fahrtrichtungswechsel jedoch nicht mehr notwendig.

Im Keilbahnhof Aigle-Dépôt beginnt der 5,3 Kilometer lange und bis zu 230 Promille steile Zahnstangenabschnitt. Zunächst führt er durch die Rebberge und bietet den Fahrgästen einen Ausblick auf das Rhonetal. Bei der Haltestelle Pont-de-Drapel wechselt die Vegetation und das Trassee befindet sich nun im Wald. Der Zug erreicht eine Waldlichtung mit dem Bahnhof Rennaz (Leysin), wo er sich in der Regel mit dem Gegenzug kreuzt.[8] Die Strecke führt weiter durch Wald und den 154 Meter langen Tunnel Rennaz. Ab rund 1200 Meter über Meer fährt die Zahnradbahn durch Weiden und erreicht nach kurzer Zeit den Bahnhof Leysin-Village (Leysin-Dorf). Hier beginnt der Doppelspurabschnitt mit der 128 Meter langen Brücke Leysin nach Leysin-Feydey. Nach dem 287 Meter langen Kehrtunnel Leysin erreicht die Strecke, immer noch mit Zahnstange versehen, den Endpunkt Leysin-Grand Hôtel.

Planungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis 2030 soll die Zahnradbahn in einem 1,3 Kilometer langen Tunnel zu den Talstationen der Luftseilbahn Leysin–La Berneuse und des Sessellifts Leysin-Tête d’Aï verlängert werden. Die Bahn wird ausgehend von der heutigen Station Leysin-Village unterirdisch durch das Zentrum des Ferienorts fahren. Mit dem Bau des Tunnels kann die AL ihre Kapazität von 1000 auf 2000 Personen täglich verdoppeln. Die Kosten werden auf 100 Millionen Franken veranschlagt, das BAV hat dem Projekt zugestimmt.[9] Die heutige Strecke zum Grand Hotel wird stillgelegt.[2]

Rollmaterial[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abteilwagen (Personen- und Gepäckwagen) CF2 21, 2010 bei der Museumsbahn Blonay–Chamby
Lokomotive He 2/2 12, Juli 2018

Dampflokomotive

  • H 2/3 10 (1900) SLM, ab 1909 mietweise bei BVB, 1911 an BVB verkauft.

Lokomotiven

  • He 2/2 1 (1901) SLM/CIE, 1946 ausser Betrieb, später abgebrochen
  • He 2/2 2–3 (1900) SLM/CIE, 1946 ausser Betrieb, später abgebrochen
  • He 2/2 4 (1909) SLM/CIE, 1979 abgebrochen
  • He 2/2 11 (1912) SLM/MFO, abgebrochen
  • He 2/2 12 (1915) SLM/MFO, außer Betrieb, abgebrochen 2020
Wappen
Nr. Name
301 Aigle
302 Leysin
311 Yvorne
312 Ollon
313 La Berneuse

Traktor

  • Te 2/2 101 (1949) ACMV/BBC, ohne Zahnradantrieb, 2006/07 umgebaut und als Te 2/2 1101 in Betrieb genommen

Triebwagen und Steuerwagen

  • Arseh 2/4 201 (1946) SLM/BBC, aus BDeh 2/4 201 zum Salontriebwagen umgebaut, abgebrochen 2020
  • BDeh 2/4 202–203 (1946) SLM/BBC
  • BDeh 4/4 301–302 und Bt 351–352 (1966) SIG/SAAS
  • BDeh 4/4 311–313 (ursprünglich 303–305) und Bt 361–363 (ursprünglich 353–355) (1987/1993) ACMV/SLM/BBC

Personenwagen

  • CF2 21 (1900) SIG, 1972 an Museumsbahn Blonay–Chamby (BC) abgegeben, 1974 zur Museumsbahn überführt
  • B2 22 (1900) SIG, ehemals CF2, 1955 neuer Wagenkasten von ACMV/AL,
    B2 23 (1956) ACMV/AL,
    beide ab 1993 im Gryon Parc[10] beim Place de la Barboleuse als Lagerraum genutzt, 2018 vor der Auberge des Cheseaux in der Siedlung Les Cheseaux, Saint-Cergue, gesichtet.[11][12]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hans G. Wägli: Schienennetz Schweiz und Bahnprofil Schweiz CH+ (in Schuber). AS Verlag, Zürich 2010, ISBN 978-3-909111-74-9.
  • Michel Grandguillaume, Gérald Hadorn, Sébastien Jarne, Jean-Louis Rochaix: Voies étroites du Chablais. BVA, Lausanne 1990, ISBN 2-88125-007-6 (französisch).
  • Theo Stolz: Taschenlexikon Triebfahrzeuge der Schweiz, Stand 1. Januar 2006. Minirex, Luzern 2007, ISBN 978-3-907014-31-8.
  • Michel Grandguillaume, Gérald Hadorn, Jean Paillard, Jean-Louis Rochaix: Crémaillères et funiculaires vaudois. Bureau vaudois d’adresses (BVA), Lausanne 1982, ISBN 2-88125-002-5, AL Aigle–Leysin, S. 95–142 (französisch, 263 Seiten).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Chemin de fer Aigle–Leysin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Jürg Ehrbar: Chemin de fer Aigle–Leysin. In: Eingestellte Bahnen der Schweiz. Abgerufen am 20. Februar 2021.
  2. a b Leysin 2030: Eine neue Standseilbahn in Leysin. In: Die Standseilbahnen der Schweiz (online), abgerufen am 20. Februar 2022.
  3. Aigle–Leysin. In: bahndaten.ch. Daten zu den Schweizer Eisenbahnen 1847–1920. Thomas Frey und Hans-Ulrich Schiedt, ViaStoria, abgerufen am 1. Februar 2022.
  4. Gaston Maison: 75 ans AL, 1900-1975: Du chemin de fer Aigle-Leysin. Verlag Revue des Amis du rail, Aigle, 1975. S. 104 (französisch).
  5. a b c Walter von Andrian: Verlängerung der Aigle – Leysin-Bahn nach Berneuse? In: Schweizer Eisenbahn-Revue. Nr. 5/1998. Minirex, ISSN 1022-7113, S. 217–219.
  6. Michel Grandguillaume et al.: Voies Étroites du Chablais. BVA, Lausanne 1990, ISBN 2-88125-007-6.
  7. Walter von Andrian: BAV stoppt Verlängerung der AL. In: Schweizer Eisenbahn-Revue. Nr. 10/1998, S. 396.
  8. 125 Aigle – Leysin. In: Offizielles Kursbuch, Fahrplanjahr 2022.
  9. Massimo Diana: Bahntunnel soll Leysin mit Seilbahnen verbinden. In: Schweizer Eisenbahn-Revue. Nr. 11/2020, S. 550.
  10. Manfred Möldner: B² 22 + B² 23. In: Schweizer Schmalspurbahnen. 23. September 2015, abgerufen am 1. Februar 2020.
  11. Foto des AL B22 in Les Cheseaux. Auf Wikimedia
  12. Foto des AL B23 in Les Cheseaux. Auf Wikimedia