Chimerica

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Chimerica ist ein Neologismus, der aus Silben der Begriffe China und America zusammengesetzt ist. Es bezeichnet die Symbiose der Volkswirtschaften der Volksrepublik China und der Vereinigten Staaten von Amerika.

Ursprung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Begriff Chimerica wurde im Jahr 2006 von dem Historiker Niall Ferguson und dem Ökonomen Moritz Schularick geprägt. In einem Essay beschreiben sie, dass in den vorausgehenden Jahren ein Anstieg der Kapitalrenditen bei gleichbleibend niedrigen Kapitalkosten (Zinsen) zu beobachten gewesen sei, was in einem scheinbaren Widerspruch zur vorherrschenden Wirtschaftstheorie stehe. Ferguson und Schularick führen als Erklärung eine Symbiose der Volkswirtschaften Chinas und Amerikas an. Demnach produziere China Waren und verwende das dafür eingenommene Kapital, um den USA zinsgünstige Kredite zum Kauf dieser Waren zu gewähren. Die USA nutzen diese zinsgünstigen Kredite zu einer beispiellosen Ausweitung des Konsums, während China durch Vollbeschäftigung und starkes Wirtschaftswachstum davon profitiere. Ferguson und Schularick bezeichnen diese Symbiose als Chimerica, in bewusster Anlehnung an den Begriff Chimäre (englisch Chimera).[1][2]

Durch Niall Fergusons Buch The Ascent of Money und zahlreiche Zeitungsartikel wurde der Begriff Chimerica über Fachkreise hinaus populär.[3][4][5][6][7][8] Ferguson ist der Ansicht, dass der leichte Zugang amerikanischer Unternehmen und Haushalte zu chinesischem Kapital eine wesentliche Ursache für den Boom der frühen 2000er-Jahre war, weil sich auch Hedgefonds und Private-Equity-Gesellschaften zu günstigen Konditionen verschulden konnten, was ihre Fähigkeit zur Nutzung des Leverage-Effekts wesentlich erhöhte. Im Gegenzug habe der umfangreiche Kauf amerikanischer Staatsanleihen durch die chinesische Zentralbank den Kurs des Yuan niedrig gehalten, was wiederum die chinesische Exportwirtschaft begünstigte.[9]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Niall Ferguson, Moritz Schularick: "Chimerica and global asset markets". 2006, archiviert vom Original am 13. Juni 2010; abgerufen am 17. November 2009.
  2. Niall Ferguson, Moritz Schularick: "The Great Wallop". New York Times, 15. November 2009, abgerufen am 17. November 2009.
  3. Niall Ferguson: Buy Chimerican. Los Angeles Times, 5. März 2007, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 17. November 2009.@1@2Vorlage:Toter Link/www.latimes.com (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  4. Niall Ferguson: ‘Chimerica’ is Headed for Divorce. Newsweek, 31. August 2008, abgerufen am 17. November 2009.
  5. Klaus Brinkbäumer: Ein Weltkrieg ohne Krieg. In: Der Spiegel. Nr. 46, 2009 (online).
  6. Richard Bernstein: Chimerica: A Marriage on the Rocks? New York Times, 4. November 2009, abgerufen am 17. November 2009.
  7. Frank Herrmann: Obama besucht Supermacht China. Rheinische Post, 12. November 2008, archiviert vom Original am 16. November 2009; abgerufen am 17. November 2009.
  8. Christian Schwägerl: Gipfel-Analyse: Chimerica gegen den Rest der Welt. Spiegel Online, 17. Dezember 2009, abgerufen am 18. Dezember 2009.
  9. Niall Ferguson: The Ascent of Money. A Financial History of the World. Allen Lane, London 2010, ISBN 978-1-84614-106-5, S. 334ff.