Cinéma Beur

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Cinéma Beur (französisch: cinéma „Kino“ und verlan: beur „Araber“) bezeichnet ein Kino-Filmgenre, das sich mit Migranten in Frankreich maghrebinischer Herkunft befasst und/oder von einem „Beur“ geschaffen wurde bzw. das die „Beurs“ als Zielgruppe avisiert.

Geschichte und Inhalte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Cinéma Beur wird vor allem das Anfang der 1980er-Jahre entstandene Kino nordafrikanischer Filmemacher bezeichnet, die in Frankreich aufgewachsen sind und in ihren Filmen die Lebenswelten der Einwanderer thematisieren. Der Kontrast zwischen der maghrebinischen Vergangenheit der Eltern und der Gegenwart in den Banlieues der französischen Großstädte waren der Ausgangspunkt für das Konzept eines Kinos, das die Unumkehrbarkeit der kulturellen Vermischung und das Leben in mindestens zwei Kulturen thematisiert.[1]

Die deutsche Autorin Cornelia Ruhe beschäftigt sich in ihrem Buch Cinéma Beur mit dem Genre. Der Rezensent Stefan Otto meint dazu:

„Die brennenden Vorstädte von Paris haben es ganz deutlich gezeigt: jenseits der gerne besuchten Pfade existiert in Frankreich eine Realität, die geprägt ist von Immigration und Multikulti, von Rassismus und sozialen Problemen. In ihrer Studie Cinéma beur … untersucht … Ruhe exemplarische Filme von 1985 bis 1997, die dieses Leben in diesen Brennpunkten der Banlieues in den Blick rücken. Sechs Filme, in denen es um das Schicksal maghrebinischer Immigranten und ihrer Kinder geht: Tee im Harem des Archimedes, Hass, Bye-Bye, Kuss-Kuss in Paris, Die andere Seite des Meeres und Lichtjahre von Paris … Es handelt sich bei diesen Filmen um ein eigenes Genre, das sich seinen Platz in der französischen Kinolandschaft inzwischen gegen alle Vorurteile erkämpft hat. Das narrative Grundmuster des Genre beur habe ‚sich durch die Filme der vergangenen zwei Jahrzehnte dem französischen Kino soweit eingeschrieben, dass auf allen Ebenen von Produktion und Rezeption innerhalb der medialen Mythologie des heutigen Frankreich darauf zurückgegriffen und damit gespielt werden kann. Nicht mehr nur die Vorstädte sind es, die von den Kindern der Immigration bestimmt werden, sondern die Kultur des Landes ist inzwischen auf vielfältige Weise von ihnen geprägt.‘ (so Ruhe).“

Stefan Otto[2]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der deutsch-türkische Filmemacher Fatih Akın (Gegen die Wand), der Vergleichbares in Deutschland mit seinen Türkisch-Migranten-Themen geschaffen hat, behauptet, das Cinéma Beur gebe es seit Mathieu KassovitzHass (La haine, 1995) nicht mehr.[3]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Cornelia Ruhe: Cinéma Beur: Analysen zu einem neuen Genre des französischen Films. UVK, Konstanz 2006

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. koki-freiburg.de (Memento des Originals vom 21. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.koki-freiburg.de zum Thema; abgerufen 2. Juni 2011
  2. Stefan Otto: uvk-konstanz.de@1@2Vorlage:Toter Link/www.uvk-konstanz.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF) Rezension; in: Kinozeit, abgerufen am 2. Juni 2011
  3. Amin Farzanefar: Migrantenkino heißt jetzt Mittelmeerkino. In: Berliner Zeitung, 9. August 2003