Clausewitz-Gesellschaft

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Clausewitz-Gesellschaft
Rechtsform eingetragener Verein
Gründung 1961
Sitz Hamburg
Zweck Auseinandersetzung mit Sicherheitspolitik und Strategie
Vorsitz Carsten Jacobson
Geschäftsführung Hans-Herbert Schulz
Mitglieder ca. 1000 (ohne Quelle)
Website www.clausewitz-gesellschaft.de

Die Clausewitz-Gesellschaft e. V. ist nach Eigendarstellung ein unabhängiger, überparteilicher und gemeinnütziger eingetragener Verein von aktiven und ehemaligen Offizieren im Generalstabs- und Admiralstabsdienst. Namenspatron ist Carl Philipp Gottlieb von Clausewitz, der preußische General und Militärtheoretiker. Der Sitz der Gesellschaft ist in Hamburg.

Allgemein[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gesellschaft hat sich die Aufgabe gestellt, aus den Gedanken Carl von Clausewitz’ Nutzen für die Gegenwart zu ziehen und zu prüfen, welche der von ihm formulierten Grundsätze und Einsichten noch heute von Bedeutung sind. Der Clausewitz-Gesellschaft gehören zurzeit etwa 1.000 Mitglieder an, darunter zunehmend auch Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Publizistik. Präsident der Gesellschaft ist Generalleutnant außer Dienst Carsten Jacobson, der dieses Amt 2020 übernahm. Vizepräsident ist Generalleutnant a. D. Hans-Werner Fritz; die Geschäftsführung hat Brigadegeneral a. D. Hans-Herbert Schulz inne. Es existiert ein beratender Beirat, dessen Sprecher Friedel H. Eggelmeyer ist. Zuvor waren es u. a. Manfred Eisele, Reiner Pommerin, Frank-Jürgen Weise, Christian Millotat und Michael Staack.

Organisatorisch ist die Clausewitz-Gesellschaft in die Regionalkreise Nord (Hamburg), West (Köln, Bonn, Rheinbach), Berlin, Südwest (Mainz, Ulm) und Bayern (München) und die Sektion Schweiz unterteilt. Im September 2017 kam der Regionalkreis Ost (Magdeburg) hinzu. Darüber hinaus gibt es die „Clausewitz-Abende“ in der Clausewitz-Erinnerungsstätte in Burg bei Magdeburg.

Mitglieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Präsidenten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehrenpräsidenten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehrenmitglieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehrenmitglieder der Gesellschaft sind unter anderem (mit Verleihungsdatum) Wilhelm List (1963), Erich von Manstein (1963), Franz Halder (1963), Hellmuth Felmy (1964), Hans-Jürgen Stumpff (1964), Otto Groos (1967), Wilhelm Ritter von Schramm (1973), Werner Hahlweg (1987), Lothar Domröse (1991), Peter Paret (1999), Walter Schaufelberger (2006) und Roland Beck (2010) geworden.

In der Chronik der Gesellschaft aus dem Jahre 2011 werden diese Ehrenmitglieder außer in den Artikeln über das jeweilige Jahr besonders in einer Liste der Ehrenmitglieder in der Anlage P aufgeführt, die sich an eine Aufstellung der Ehrenpräsidenten anschließt.[1] Zur Jahrestagung der Gesellschaft im Oktober 2013 gab es ein Problem mit der Vergangenheit der Gesellschaft. Denn Mitglieder beantragten, einige der umstrittensten Militärs, die teilweise in Kriegsverbrechen der NS-Zeit verwickelt waren und deswegen angeklagt und größtenteils verurteilt worden waren, aus dieser Liste zu streichen: Wilhelm List, Erich von Manstein, Franz Halder, Hans-Jürgen Stumpff, Hellmuth Felmy.[2] Die Versammlung lehnte das ab. 2014 distanzierte sich der Vorstand von den Ehrenmitgliedschaften dieser Personen und gab an, heutzutage wären Ehrenmitgliedschaften an diese Personen nicht verliehen worden, zudem sei die Mitgliedschaft mit dem Tode dieser Personen erloschen. Der Vorstand behauptete, die umstrittenen Militärs seien aus Gründen der „historischen Ehrlichkeit“ aufgeführt. Er wies jegliche „Nähe zu diesem Personenkreis ganz entschieden“ zurück.[3]

Mitgliedschaft des NPD-Bundespräsidentschaftskandidaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2014 berichtet der Spiegel über die Mitgliedschaft des NPD-Bundespräsidentschaftskandidaten Olaf Rose im Verein.[4]

Gestiftete Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehrenmedaille General von Clausewitz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 1. Juni 1968 wurde die „Ehrenmedaille General von Clausewitz“ gestiftet. In der Stiftungsurkunde ist festgelegt, dass die Ehrenmedaille jedes Jahr an einen Offizier vergeben wird, dessen Jahresarbeit im Rahmen des „Nationalen Lehrgangs Generalstabs-/Admiralstabsdienst“ (LGAN) (früher Verwendungslehrgang General-/Admiralstabsdienst (VL GA)) an der Führungsakademie der Bundeswehr (FüAkBw) in Hamburg eine weit über dem Durchschnitt stehende Leistung darstellt. Die Jahresarbeit muss auf wissenschaftlicher Basis einen eigenen schöpferischen Gedanken zum Ausdruck bringen, wobei diese richtungsweisend für den Aufbau und Bestand des Gemeinwesens sowie für die Entwicklung der Rechte und der freiheitlichen Lebensform der Menschen sein sollen. Die Verleihung findet jährlich im Rahmen der Verabschiedungsfeierlichkeiten der Absolventen des General-/Admiralstabslehrganges statt.

Ausgezeichnet wurden bisher:[5]

Verleihungsjahr Dienstgrad Name Lehrgang
1968 Major Hubertus Senff 9. VL GA Heer (1966)
1969 Major Hans-Erich Abshoff 12. VL GA Luftwaffe (1967)
1970 Korvettenkapitän Uwe Radicke 10. VL GA Marine (1968)
1971 Major Jürgen von Plüskow 12. VL GA Heer (1969)
1972 Oberstleutnant Peter Jacobs 15. VL GA Luftwaffe (1970)
1973 Major Bernd Weber 14. VL GA Heer (1971)
1974 Korvettenkapitän Otto H. Ciliax 14. VL GA Marine (1972)
1975 Major Hans-Theodor Dingler 16. VL GA Heer (1973)
1976 Major
Major i. G.
Wolfgang Thiemann
Edmond Thys (Belgien)
17. VL GA Heer (1974)
1977 Major Gottfried Hufenbach 20. VL GA Luftwaffe (1975)
1978 nicht verliehen
1979 Major Ulf von Krause 22. VL GA Luftwaffe (1977)
1980 Hauptmann Hans-Eberhard Freiherr von Steinaecker 21. VL GA Heer (1978)
1981 Kapitänleutnant Viktor Toyka 21. VL GA Marine (1979)
1982 Korvettenkapitän Frank Ropers 22. VL GA Marine (1980)
1983 Hauptmann Wolf-Joachim Clauß 24. VL GA Heer (1981)
1984 Hauptmann Andreas Post 25. VL GA Heer (1982)
1985 Hauptmann Gerhard Schulz 28. VL GA Luftwaffe (1983)
1986 Hauptmann Siegfried Joram 27. VL GA Heer (1984)
1987 Hauptmann Dietrich Menzel 28. VL GA Heer (1985)
1988 Hauptmann Roland Braun 31. VL GA Luftwaffe (1986)
1989 Korvettenkapitän Karl Bey 29. VL GA Marine (1987)
1990 Kapitänleutnant
Hauptmann
Jörg Ringe
Erich Vad
VL GA Marine
VL GA Heer
1991 Korvettenkapitän Heinrich Lange VL GA Marine
1992 Korvettenkapitän Rainer Brinkmann VL GA Marine
1993 Hauptmann Dirk Parchmann VL GA Luftwaffe
1994 Major Dirk Backen VL GA Heer
1994 Major Karl-Georg Habel VL GA Heer
1995 Korvettenkapitän Jürgen Velten VL GA Marine
1996 Major Stefan Geilen VL GA Heer
1997 Korvettenkapitän Frank Ganseur VL GA Marine
1998 Major Dirk Scholl VL GA Heer
1999 Major Klaus Jürgen Haffner LGAN Luftwaffe
2000 Major
Major
Major
Frank Kammerer
Wolfgang Ohl
Philippe Flecksteiner[6]
LGAN Heer
2001 Major Thomas Enzinger LGAN Luftwaffe
2002 Major Sönke Marahrens LGAN Luftwaffe
2003 Major Oliver Dörre LGAN Luftwaffe
2004 Major Werner Knappe LGAN Luftwaffe
2005 Major Martin Mayer LGAN Heer
2006 Oberstabsarzt Jens Peter Evers LGAN Heer
2007 Major Volker Pötzsch LGAN Luftwaffe
2008 Korvettenkapitän Christian Hillmer LGAN Marine
2009 Oberstabsarzt Nicole Schilling
2010 Major i. G. Ingo Stüer
2011 Major i. G. Sven Kästner
2012 Major i. G. Thorsten Gensler
2013 Major i. G. Sebastian Grumer
2014 Major i. G. Germar Lacher
2016 Major Sebastian Becker
2017 Major Philipp Lange
2018 Fregattenkapitän Jan Dinand
2019 Major
Major
Anja Blümel
Elisabeth Frank
2020 Oberstleutnant Jochen-Andreas Helmuth Moos
2021 Major
Major
Major
Major
Christian Hauck
Tom Nestler
Christoph Rumlow
Stephan Tzschoppe

Ehrenurkunde General von Clausewitz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der 1990 gestifteten „Ehrenurkunde General von Clausewitz“ werden internationale Teilnehmer des „Nationalen Lehrgangs Generalstabs-/Admiralstabsdienst“ (LGAN) an der Führungsakademie der Bundeswehr für ihre Jahresarbeiten gewürdigt.

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Clausewitz-Gesellschaft gibt seit 2005 ein Jahrbuch heraus. Außerdem trägt sie gemeinsam mit der Universität der Bundeswehr München die Verantwortung für die Clausewitz-Studien. Interdisziplinäres Forum für Theorie und Praxis der Sicherheitspolitik, für Strategie- und Streitkräfteforschung in der postkonfrontativen Periode (seit 1996). Eine Kooperation besteht mit der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik, dem Arbeitskreis für Wehrforschung und der Gesellschaft für Sicherheitspolitik und Rüstungskontrolle bei der Zeitschrift für Wehrfragen Europäische Wehrkunde. Artikel und Vorträge erschienen darüber hinaus als Dokumentation in der militärischen Fachzeitschrift Europäische Sicherheit & Technik.

Weitere Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Im Auftrag der Clausewitz-Gesellschaft, Rolf Elble (Hrsg.): Clausewitz in unserer Zeit. Ausblick nach 10 Jahren Clausewitz-Gesellschaft. Wehr & Wissen Verlagsgesellschaft, Darmstadt 1971, ISBN 3-8033-0208-0.
  • Hrsg.: Freiheit ohne Krieg? Beiträge zur Strategie-Diskussion der Gegenwart im Spiegel der Theorie von Carl von Clausewitz. Mit einem Vorwort von Ulrich de Maizière, Dümmler, Bonn 1980, ISBN 3-427-82051-3.
  • Hrsg.: Eberhard Wagemann: Frieden ohne Rüstung? Mittler, Herford u. a. 1989, ISBN 3-8132-0323-9.
  • In Zusammenarbeit mit dem Militärgeschichtlichen Forschungsamt (Hrsg.): Clausewitz und das neue Denken in Europa. Fachtagung der Clausewitz-Gesellschaft e. V. in Koblenz. Mittler, Herford u. a. 1990.
  • Im Auftrag der Clausewitz-Gesellschaft, Reiner Pommerin (Hrsg.): Carl von Clausewitz in the 21st century. Commemorating the 50th anniversary of the Clausewitz Society. Hartmann, Miles-Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-937885-41-4.

Schriftenreihe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hrsg.: Von der Cannae-Idee bis zur Friedensmission. Wandlungen des Kriegsbildes und des strategischen Denkens (= Schriftenreihe der Clausewitz-Gesellschaft e. V., Heft 1). Rheinbach 2000
  • Hrsg.: Bündnissysteme und Koalitionskriegführung (= Schriftenreihe der Clausewitz-Gesellschaft e. V., Heft 2). Rheinbach 2001
  • Hrsg.: Sicherheitsvorsorge in einer veränderten Welt (= Schriftenreihe der Clausewitz-Gesellschaft e. V., Heft 3). Rheinbach 2002
  • Hrsg.: Kampf gegen den Terrorismus. Internationale Herausforderung und nationale Sicherheitsvorsorge (= Schriftenreihe der Clausewitz-Gesellschaft e. V., Heft 4). Alfter 2003
  • Hrsg.: Äußere und innere Sicherheit. Grundlagen, Erfahrungen, Perspektiven (= Schriftenreihe der Clausewitz-Gesellschaft e. V., Heft 5). Alfter 2004

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Viktor Toyka, Rüdiger Kracht: Clausewitz-Gesellschaft. Chronik 1961–2011. Hrsg. durch die Clausewitz-Gesellschaft, Hamburg 2011, ISBN 978-3-9810794-6-3, Seite 269, auch online als PDF einsehbar.
  2. Gregor Peter Schmitz, Leonard Novy: Clausewitz-Gesellschaft: Wo Kriegsverbrecher wohlgelitten bleiben. SPON, 18. März 2014.
  3. Kurt Herrmann: Rundschreiben des Präsidenten der Clausewitz-Gesellschaft. clausewitz-gesellschaft.de, 3. April 2014.
  4. Clausewitz-Gesellschaft ehrt Kriegsverbrecher. In: Der Spiegel. 16. März 2014, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 28. März 2023]).
  5. Preisträger. In: Clausewitz-Gesellschaft. Abgerufen am 5. Mai 2020.
  6. Diplom für 104 Offiziere. In: Hamburger Abendblatt. 21. September 2000, abgerufen am 5. Mai 2020.