Cohors V Callaecorum Lucensium

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Das Militärdiplom von 133 n. Chr. für Pannonia superior (CIL 16, 76)
Inschrift mit Nennung der Kohorte aus dem Garnisonsort Crumerum (CIL 03, 10602)

Die Cohors V Callaecorum Lucensium [Antoniniana] [equitata] (deutsch 5. Kohorte der Callaecer aus dem conventus Lucensis [die Antoninianische] [teilberitten]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome, Inschriften und Ziegelstempel belegt.

Namensbestandteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Callaecorum Lucensium: [der] Callaecer aus dem conventus Lucensis. Die Soldaten der Kohorte wurden bei Aufstellung der Einheit aus dem Volk der Callaecer auf dem Gebiet des conventus Lucensis (mit der Hauptstadt Lucus Augusti) rekrutiert.[1]
  • Antoniniana: die Antoninianische. Der Zusatz kommt in der Inschrift (CIL 3, 3664) vor. Die Ehrenbezeichnung kann auf 198 n. Chr. datiert werden und bezieht sich in diesem Fall nicht auf Caracalla (211–217).[1]

Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit entweder eine Cohors (quingenaria) peditata, eine reine Infanterie-Kohorte, mit einer Sollstärke von 480 Mann oder eine Cohors (quingenaria) equitata mit einer Sollstärke von 600 Mann (480 Mann Infanterie und 120 Reiter), bestehend aus 6 Centurien Infanterie mit jeweils 80 Mann sowie 4 Turmae Kavallerie mit jeweils 30 Reitern.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kohorte war in den Provinzen Illyricum, Pannonia und Pannonia Superior (in dieser Reihenfolge) stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen, datiert auf 60, 84, 85, 112, 113, 133, 134, 146, 148, 149, 154, 155/156, 159 und 161 n. Chr. aufgeführt.[2][3][4][5][A 1]

Die Kohorte war möglicherweise schon seit der Regierungszeit von Tiberius (14–37) in der Provinz Illyricum stationiert.[1] Der erste Nachweis der Einheit in der Provinz beruht auf einem Militärdiplom, das auf 60 datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren.

Der erste Nachweis der Einheit in der Provinz Pannonia beruht auf einem Militärdiplom, das auf 84 datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Pannonia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome belegen die Einheit in derselben Provinz (bzw. ab 112 in Pannonia Superior). Eine Ehreninschrift für Kaiser Septimius Severus (193–211), errichtet von der Kohorte im an der Donau gelegenen nordpannonischen Garnisonsort Crumerum (Nyergesújfalu), datiert in die Zeit von 197/198 n. Chr. In Zeile 15 der Inschrift wurde der Ehrenname ANTON(iniana) nachträglich hinzugefügt:[6]

Imp(eratori) Caes(ari) divi
Marci Antonini
Germanici Sarma(tici)
fil(io) divi Antonini ne-
p(oti) divi Hadriani pro-
n[ep]ot[i d]ivi Traiani
[Parthici abnepoti]
divi Nervae adnep[oti]
L(ucio) Septimio Sever[o]
Pertina[ci A]ug(usto) Arabic(o)
Adiabenico pontifici
Parthico maximo trib(unicia)
potest(ate) VI imp(eratori) XI co(n)s(uli)
II proco(n)s(uli) coh(ors) V G[all(aecorum)]
Luc(ensium) Anton(iniana)

Übersetzung: „Dem Imperator Caesar, Sohn des vergöttlichten Marcus Antoninus, des Germanen- und Sarmatensiegers, Enkel des vergöttlichten Antoninus, Urenkel des vergöttlichten Hadrian, Ururenkel des vergöttlichten Trajan, des Parthersiegers, Urururenkel des vergöttlichten Nerva, Lucius Septimius Severus Pertinax Augustus, dem Besieger der Araber und des parthischen Adiabene, dem Pontifex Maximus, der zum sechsten Mal Träger der Macht eines Tribuns, zum elften Mal zum Imperator ernannt, zum zweiten Mal Konsul und Prokonsul ist. Die 5. Kohorte der Callaecer aus dem conventus Lucensis [Antoniniana].“

Standorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Standorte der Kohorte in Pannonia Superior waren möglicherweise:

Bei Slankamen wurde ein Ziegel mit dem Stempel C V CALL gefunden, was auf die Anwesenheit der Einheit in Pannonia Inferior hinweist.[2]

Militärdiplom von 149 mit Nennung des Kommandeurs Titus Flavius Modestus und des Fußsoldaten Dasmenus

Angehörige der Kohorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Angehörige der Kohorte sind bekannt.[2]

Kommandeure[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • T(itus) Flavius Modestus: er wird auf dem Diplom von 149 als Kommandeur der Kohorte genannt.

Sonstige[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dasmenus, ein Fußsoldat: das Diplom von 149 wurde für ihn ausgestellt.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Für Details zu den Militärdiplomen (Literatur, Datierungen etc.) siehe die Disk.seite.
  2. a b Siehe im Artikel den Abschnitt Garnison oder Truppe sowie die dort angegebenen Einzelnachweise und Literatur.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Cohors V Callaecorum Lucensium – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Margaret M. Roxan: The Auxilia of the Roman Army raised in the Iberian Peninsula Volume 1. (PDF 23,5 MB) discovery.ucl.ac.uk, 1973, S. 68, 72–73, 467–468, 485–490 (65, 69–70, 464–465, 482–487), abgerufen am 2. Mai 2017 (englisch).
  2. a b c d John Spaul: Cohors² The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army, British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1841710464, S. 87
  3. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 172 Tabelle 14 (PDF S. 174).
  4. Margaret M. Roxan: The Auxilia of the Roman Army raised in the Iberian Peninsula Volume 2. (PDF 9,8 MB) discovery.ucl.ac.uk, 1973, S. 183(762), abgerufen am 2. Mai 2017 (englisch).
  5. Militärdiplome der Jahre 60 (CIL 16, 4), 84 (CIL 16, 30), 85 (CIL 16, 31), 112 (RMD 4, 223), 113 (RMD 2, 86), 133 (CIL 16, 76, CIL 16, 77), 134 (RMD 4, 250), 146 (CIL 16, 178), 148 (CIL 16, 96), 149 (CIL 16, 97), 154 (CIL 16, 104), 155/156 (RMD 5, 416), 159 (RMD 5, 422) und 161 (RMD 3, 176, RMD 5, 430).
  6. ubi erat lipa: 8091 Ehreninschrift für Kaiser Septimius Severus; abgerufen am 10. Mai 2018