Cordt von Brandis

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Cordt von Brandis (* 4. Oktober 1888 in Eimbeckhausen; † 11. Juni 1972 in Barendorf) war ein deutscher Offizier und Freikorpsführer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Brandis war ein Sohn des Landwirts Hermann von Brandis (1843–1934) und der Julie Heise (1856–1943). Er trat nach dem Besuch der Kadettenanstalten Naumburg und Groß-Lichterfelde am 19. Juni 1908 als Leutnant in das Infanterie-Regiment „Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin“ (4. Brandenburgisches) Nr. 24 der Preußischen Armee in Neuruppin ein. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs kam er zunächst an der Westfront zum Einsatz und übernahm am 4. September 1914 die Führung der 1. Kompanie. In der Folgezeit wurde Brandis mehrfach verwundet und übernahm nach seiner Gesundung und Beförderung zum Oberleutnant am 25. Februar 1915 die 8. Kompanie. Nach seiner zwischenzeitlichen Verlegung nach Serbien trat das Regiment Anfang 1916 wieder an der Westfront vor Verdun an.

Hauptmann Hans-Joachim Haupt, Oberstleutnant Georg von Oven, Hauptmann Cordt von Brandis (rechts)

Bekannt wurde Brandis vor allem dadurch, dass er am 14. März 1916 mit Hans-Joachim Haupt den Orden des Pour le Mérite für die Erstürmung des Fort Douaumont erhalten hatte und als Eroberer des Forts galt. Später kam es in der Erinnerungsliteratur über die Schlacht um Verdun in den 1920er- und 1930er-Jahren zu einem erbitterten Streit unter verschiedenen Beteiligten und Autoren darüber, ob die Ehrung von Brandis’ gerechtfertigt sei oder andere Soldaten dabei übervorteilt wurden.

Am 1. Juli 1917 folgte seine Versetzung zum Stab der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz und am 18. August 1917 seine Beförderung zum Hauptmann. Kurz darauf ernannte man ihn zum Kommandeur des II. Bataillons seines Stammregiments, das er bis zum Kriegsende führte. Nach seiner Rückführung in die Heimat und Demobilisierung bildete er Anfang 1919 bei Neuruppin das nach ihm benannte Freikorps Brandis, das zunächst organisatorisch zu der Ende Januar in Berlin neu aufgestellten 1. Garde-Reserve-Division gehörte[1] und zunächst aus einem verstärkten Bataillon mit drei Schützenkompanien, einer MG-Kompanie und einer Batterie 10,5-cm-Haubitzen bestand.[2] Es war ab März im Baltikum im Einsatz und wurde später durch andere Einheiten wie das Hamburger Freikorps Merck und baltendeutsche Kämpfer aufgestockt. Brandis Freikorps gehörte neben der „Eisernen Division“ unter Josef Bischoff und den Freikorps Franz Pfeffer von Salomons, Walter von Medems und des Grafen Eulenburg zu den bedeutendsten deutschen Freiwilligenformationen im Baltikumkrieg.[3] Später schrieb Brandis ein stark beachtetes Erinnerungsbuch über diese Kämpfe. Nach der Rückkehr der Baltikumer nach Deutschland und dem gescheiterten Kapp-Putsch schied Brandis am 31. März 1920 aus dem Militärdienst aus.

In den 1920er-Jahren bewirtschaftete er mit seiner Frau Johanna Schulz (1895–1989), Tochter eines Gutsbesitzers, ein 93 ha Hofgut namens Brandishof im Rhinluch bei Ruppin. Der Betrieb wurde 1923 zeitgleich zur Hochzeit gebildet. Die Besitzung war 93 ha groß.[4] 1934 war er am Aufbau des Reichsarbeitsdienstes beteiligt. Trotz seiner weltanschaulichen Verwurzelung im nationalistisch-militanten Spektrum trat er jedoch nicht in die NSDAP ein, war aber später Mitglied der gleichgeschalteten Deutschen Adelsgenossenschaft. Ab 1936 engagierte er sich bei deutschen Siedlern in Ostafrika, wo sein Bruder einen Hof führte. Am 27. August 1939, dem sogenannten Tannenbergtag, erhielt Brandis den Charakter als Major verliehen.

Im Jahr 1940 wurde Brandis auf dem Hof des Bruders von den Engländern verhaftet. Die Familie bewohnte weiterhin Brandishof bei Altfriesack. Die Zeit des Zweiten Weltkriegs verbrachte er bis 1947 in verschiedenen britischen Internierungslagern in Südafrika.

Cordt und Johanna von Brandis hatten zwei Töchter und zwei Söhne, die in Wustrau und Neuruppin geboren wurden. Der Brandishof wurde nach der Enteignung in den 1950er Jahren noch einen Moment als Moorversuchsstation genutzt.[5]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deckblatt des Luchhof – „…mit 25 Strichzeichnungen von Erich R. Döbrich
  • Die Stürmer vom Douaumont. Traditions-Verlag, Berlin 1934; Scherl, Berlin 1917.
  • Der Sturmangriff. Kriegserfahrungen eines Frontoffiziers. Chef des Generalstabes des Feldheeres, 15. September 1917.
  • Die vom Douaumont. Das Ruppiner Regiment 24 im Weltkrieg Berlin. Verlag Tradition W. Kolk, 1930.
  • Von Läusen, Kohldampf und Etappenhengsten. Traditions-Verlag Kolk, Berlin 1932.
  • Der Kriegsstarke. Ernstes und Heiteres aus Krieg und Frieden. Verlag Tradition Wilhelm Kolk, Berlin 1932.
  • Der Luchhof. Kolk & Co., Berlin 1934.
  • Baltikumer. Schicksal eines Freikorps. Traditions-Verlag Kolk & Co, Berlin (1939).
  • Afrika … heute! Mit den Augen des Siedlers und Soldaten gesehen. Traditions-Verlag Kolk & Co., Berlin 1939.
  • Vor uns der Douaumont. Druffel 1966.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christoph Franke, Moritz Graf Strachwitz von Groß-Zauche und Camminetz: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser, B (Briefadel), Band XXV, Band 135 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Limburg an der Lahn, S. 36. ISSN 0435-2408 (Mit Porträt).
  • Karl-Friedrich Hildebrand, Christian Zweng: Die Ritter des Ordens Pour le Mérite des I. Weltkriegs. Band 1: A–G. Biblio Verlag, Osnabrück 1999, S. 184–185. ISBN 3-7648-2505-7.
  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser 1942, B (Briefadel). Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft, Jg. 34, Justus Perthes, Gotha 1941, S. 67.
  • Hanns Möller: Geschichte der Ritter des Ordens «pour le mérite» im Weltkrieg. Band 1: A–L. Verlag Bernard & Graefe, Berlin 1935, S. 141–143.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bernhard Sauer: Vom „Mythos eines ewigen Soldatentums“. Der Feldzug deutscher Freikorps im Baltikum im Jahre 1919. In: ZfG 43 (1995), S. 869–902 (hier: S. 876).
  2. Harold J. Gordon Jr.: Die Reichswehr und die Weimarer Republik. Verlag für Wehrwesen Bernard & Graefe, Frankfurt am Main 1959, S. 33.
  3. Bernhard Sauer: Freikorps und Antisemitismus in der Frühzeit der Weimarer Republik. In: ZfG 56 (2008), Heft 1, S. 5–29 (hier: S. 20, Anm. 72).
  4. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hogrefe: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. Band VII. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg 1929. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts. In: Mit Unterstützung von Staats- und Kommunalbehörden, sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin, sowie der Kreislandbünde. 4. Auflage. Regierungsbezirk Potsdam. Kreis Ruppin, Letzte Ausgabe-Niekammer-Reihe. Verlag Niekammer’s Adreßbücher GmbH, Leipzig 1929, S. 95 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 14. November 2022]).
  5. BLHA (Hrsg.): Landwirtschaft und Moorversuchsstation in Brandishof. 1950-1951 (Akte). Rep., 203 AVE Bo 835. Eigenverlag, Potsdam, Brandishof 1951, S. 1 ff. (brandenburg.de [abgerufen am 14. November 2022]).