Cromlech

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Mulfra Cromlech (Zeichnung von William Borlase 1769)
Almendres Cromlech

Ein Cromlech (veraltet Cromleh, bretonisch Cromlec’h, irisch Leacht) ist eine Bezeichnung für verschiedene Arten von Megalithbauwerken. Die Bezeichnung fand Verwendung für Anlagen in Irland, Großbritannien, Frankreich, Portugal und Spanien (Cromlechs von Errenga). In der wissenschaftlichen Literatur wird sie nur noch selten verwendet.

Wortbedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Cromlech hat mehrere Bedeutungen:

  1. Jede Art eines prähistorischen aufgerichteten unbearbeiteten Steins[1]
  2. Steinkreis[2]
  3. Dolmen[3]
  4. ein Megalithgrab[4]

Welche Bedeutung das Wort besitzt, ist also von der Region und Zeitpunkt der Publikation abhängig.

Wortherkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Wort Cromlech stammt aus dem Walisischen und setzt sich zusammen aus den Wörtern Crom und Llech. Crom (crwm) bedeutet krumm, gebogen, konkav und Llech ist die Bezeichnung für einen flachen, glatten Stein.[5]

H. Martin nahm an, dass der Cromlech ein Symbol des irischen Gottes „Crom“ sei und den kosmischen Zirkel sowie die Schlange der Unendlichkeit und Ewigkeit (Ourobouros) symbolisiere.[6]

Wortgebrauch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die älteste bekannte Verwendung des Wortes erfolgte 1588 bei der Übersetzung der Bibel ins Walisische durch William Morgan, dem Bischof von Llandaff und St Asaph. Als Bezeichnung für ein prähistorisches Grabmal in Form eines Dolmens wurde es erstmals 1650 von Reverend John Griffith aus Llanddyfnan gebraucht, der damit mehrere senkrecht stehende Monolithe beschrieb, die einen waagrecht aufliegenden Deckstein trugen.[7] Henry Rowlands verwendete den Begriff in seiner vielgelesenen "Mona Antiqua Restaurata" (Dublin 1723), ohne jedoch eine genaue Definition zu geben.[8] 1769 bezeichnete William Borlase in seiner Abhandlung über Megalithanlagen in Cornwall alle Portalgräber der Gegend als Cromlechs.[9] Bald wurden auf den britischen Inseln auch Monumente wie Stonehenge als Cromlech bezeichnet.[10] William Cotton verwendete den Begriff für Steinkisten.[11] Die Bezeichnung wurde auf den britischen Inseln auch für die Steinkränze von Hügelgräbern verwendet, wenn diese annähernd kreisförmig sind.[12] Aufgrund dieser inhaltlichen Unschärfe ist Cromlech als Fachausdruck nicht mehr in Gebrauch und wird heute nur noch als Eigenname verwendet.[13] In neuerer Zeit verwendete lediglich Aubrey Burl den Ausdruck Cromlech als Synonym für Steinkreis.[14]

In Frankreich wurde das Wort Cromlech aus dem Englischen übernommen und ist seit dem 18. Jahrhundert in Gebrauch. Alexandre Bertrand verwendete es als Synonym für Dolmen.[15] Später wurden vor allem kreisförmige Anordnungen von Steinen so bezeichnet. 1865 bezeichnete Gabriel de Mortillet die Steinsetzungen der Golasecca-Kultur von Sesto Calende in Italien als Cromlechs oder enceintes de grosses pierres brutes.[16] Er beschränkte den Begriff also nicht auf runde oder neolithische Befunde. Nach Gabriel de Mortillet handelt es sich bei den meisten Cromlechs um Grabeinfassungen.[17] Paul Cazalis de Fondouce nennt jedoch auch Cromlechs, die Dolmen umgeben.[18]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. T. F. Hoad (Hrsg.): The Concise Oxford Dictionary of English Etymology.Oxford University Press, Oxford 1996, ISBN 978-0-19-283098-2.
  2. Dictionary of Architecture and Construction. McGraw-Hill Companies Inc. 2000.
  3. Dictionary of Architecture and Construction. McGraw-Hill Companies Inc. 2000; Michael Clarke and Deborah Clarke: The Concise Oxford Dictionary of Art Terms. 2. Auflage. Oxford University Press, Oxford 2010, ISBN 978-0-19-956992-2.
  4. Timothy Darvill: The Concise Oxford Dictionary of Archaeology. 2. Auflage. Oxford University Press, Oxford 2008, ISBN 978-0-19-953404-3.
  5. Douglas Harper: Etymology Dictionary. 2001. T. F. Hoad (Hrsg.): The Concise Oxford Dictionary of English Etymology. Oxford University Press 1996, ISBN 978-0-19-283098-2.
  6. Salomon Reinach, terminologie des monuments mégalithiques. Revue archéologique, Troisième Série 22,1893, 47, JSTOR:41729742
  7. Classic Encyclopaedia. Love To Know Corp. Inc. 2000.
  8. David McGuinness, Druids’ altars, Carrowmore and the birth of Irish archaeology. Journal of Irish Archaeology 19, 2010, 30. Stable URL: JSTOR:41478738
  9. William Borlase: Antiquities Historical and Monumental of the County of Cornwall. Bowyer and Nichols, London 1769.
  10. Webster’s Revised Unabridged Dictionary 1913.
  11. William Cotton: Stone Circles, Cromlehs and other remains of the aboriginal Britons in the West of Cornwall. Eigenverlag London 1827, hier nach einem Zitat aus A. J. Kempe, The Gentleman’s Magazine and historical chronicle, Januar 1833, S. 11.
  12. American Heritage Dictionary of the English Language. Middletown, Houghton Mifflin Company 2003.
  13. Random House Unabridged Dictionary. Random House Inc. 2006.
  14. Aubrey Burl: A Guide to the Stone Circles of Britain, Ireland and Brittany. Yale University Press, New Haven 2006, ISBN 0-300-11406-0.
  15. Alexandre Bertrand: Sur les origines indo-européennes (suite). In: Bulletins de la Société d’anthropologie de Paris, I° Série, Band 5/1, 1864, S. 374. (Digitalisat)
  16. Gabriel de Mortillet: Sur les monuments de Sesto-Calende, près le lac Majeur. Bulletins de la Société d’anthropologie de Paris, I° Série, Band 6, 1865, S. 375. doi:10.3406/bmsap.1865.9493
  17. Gabriel de Mortillet: Cromlech In: Ad. Bertillon, Coudereau, A. Hovelacque et al. (Hrsg.): Dictionnaire des sciences anthropologiques: anatomie, crâniologie, archéologie préhistorique, ethnographie (moeurs, arts, industrie), démographie, langues, religions. Paris, Marpon et Flammarion 1884-1895.
  18. Cazalis de Fondouce: Les Cromlechs de la Can de Ceyrac (Gard). In: Bulletin de la Société préhistorique de France 1/2, 1904, 56-58 (Digitalisat). Dieser Artikel gibt auch einen Überblick über den damaligen Forschungsstand.