Daniel-Dylan Böhmer

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Daniel-Dylan Böhmer (2014)

Daniel-Dylan Böhmer (* 21. Dezember 1975 in Frankfurt am Main) ist ein deutscher Journalist und Redakteur im Auslandsressort der Tageszeitung Die Welt und der Wochenzeitung Welt am Sonntag mit dem Schwerpunkt Asien und Naher Osten. 2013 trat er mit Der Major, der den Krieg überlistete auch als Buchautor hervor.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Böhmer studierte Geschichte, Politik und Volkswirtschaftslehre an der Universität Hamburg, am King’s College London und der London School of Economics. Daneben belegte er Seminare in Islamwissenschaft. Sein Studium schloss er in Hamburg mit einer Arbeit über die Sowjetunion im Sechstagekrieg ab.

Er ist der Sohn von Paulus und Lydia Böhmer.

Leistungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Journalismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während seines Studiums begann Böhmer für Spiegel Online und Spiegel Kultur über literarische Themen zu schreiben, insbesondere über junge deutsche Autoren, europäische und außereuropäische Literaturen. Ab 2006 arbeitete er im Politikressort der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung und war ab 2007 als Redakteur der deutschen Vanity Fair für internationale Politik zuständig. Seit 2009 ist Böhmer Redakteur im Auslandsressort von Die Welt und Welt am Sonntag.

Böhmers besonderes Interesse gilt Afghanistan und Pakistan. Er war 2007 der letzte deutsche Journalist, der ein ausführliches Interview mit der kurz darauf ermordeten pakistanischen Oppositionsführerin Benazir Bhutto führte.

In einem Interview[1] mit Böhmer und Michael Stürmer erklärten die afghanischen Warlords Raschid Dostum, Zia Massoud und Mohammed Mohaqiq Anfang 2012 ihre Gegnerschaft zu Präsident Hamid Karzai und die Forderung, selbst mit den Taliban zu verhandeln. Beobachter sahen dies als Anzeichen eines drohenden Bürgerkriegs nach dem Abzug der internationalen Schutztruppe ISAF Ende 2014.[2][3]

Nach dem Mordanschlag auf die damals 15-jährige Bildungsaktivistin Malala Yousafzai 2012 war Böhmer der einzige deutsche Reporter, der die Schule von Yousafzai besuchen konnte und Mitschülerinnen und Lehrer interviewte.[4] Seit 2009 veröffentlichte Böhmer mehrfach Reportagen aus Afghanistan und den pakistanischen Stammesgebieten.

Nach der Inhaftierung von Deniz Yücel betreute er für den gemeinsamen Arbeitgeber Die Welt den Fall und hielt über Yücels Anwälte regelmäßig Kontakt zu ihm.[5] Zudem verfasste er zusammen mit Doris Akrap und Özlem Topçu ein Vorwort zur Neuauflage von Yücels Buch Taksim ist überall. Für seine diesbezüglichen Leistungen wurde Böhmer zusammen mit anderen Beteiligten mit dem Sonderpreis „Journalisten des Jahres“ 2017 ausgezeichnet.[6] Er ist Gründungsmitglied des PEN Berlin.[7]

Buchveröffentlichung und Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2013 erschien sein dokumentarisches Buch Der Major, der den Krieg überlistete, für das er drei Monate im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet verbrachte.[8] Er erzählt darin von einem alten britischen Major, der in Chitral am Hindukusch eine Schule gründete, die vor allem die in der Region benachteiligten Mädchen fördert und in der englischen Sprache unterrichtet. Daniel-Dylan Böhmers Buch lese sich wie ein Märchen, die Geschichte könne auch der Stoff für einen Spielfilm sein, so Sabina Matthay. Doch bei all seiner Sympathie für den Major, für die Menschen in Chitral und für Pakistan unterschlage Böhmer nicht die Widersprüche, die das Land und seine Bürger verzehrten. Sein Buch sei eine politische Analyse, die der Autor mit präzisen Beobachtungen, Sachkenntnis und anschaulicher Sprache verknüpfe. Es fülle damit eine Lücke in der deutschsprachigen Literatur zu Pakistan.[9]

Wolfgang Günter Lerch hebt hervor, dass Böhmer nicht dem Exotismus erliege, den Leser stattdessen über das Gebiet, wo die Schule liegt, über indisch-britische Geschichte sowie die religiösen, ethnischen und politischen Implikationen und Traditionen informiere.

„Das exzellent recherchierte und blendend geschriebene Buch berichtet vom Friedensexperiment dieses alten Haudegens, der, umgeben, ja fast eingekreist vom islamistischen Fanatismus, viele hundert Kinder zu freien, selbständigen Menschen erziehen möchte und damit offenbar großen Erfolg hat.“

Wolfgang Günter Lerch[10]

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Daniel-Dylan Böhmer, Michael Stürmer: "Wir bluffen nicht". In: welt.de. 13. Januar 2012, abgerufen am 7. Oktober 2018.
  2. https://www.afghanistan-blog.de/wir-sind-afghanistan-eine-klarheit-schuldig/ ; https://www.youtube.com/watch?v=yAnNJ1nFwYw
  3. afghanistan-analysts.org (Memento vom 2. April 2019 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt
  4. Daniel-Dylan Böhmer: „Malala fehlt uns“. In: welt.de. 28. Oktober 2012, abgerufen am 7. Oktober 2018.
  5. Wie geht es Deniz Yücel? (Memento vom 11. August 2018 im Internet Archive), Interview mit Radio Eins, 4. Oktober 2017
  6. a b Sonderpreis „Journalisten des Jahres“ 2017: an Deniz Yücel und den Unterstützerkreis #FreeDeniz – medium magazin. Abgerufen am 15. Mai 2019 (deutsch).
  7. Mitgründer:innen. Archiviert vom Original am 18. Juli 2022; abgerufen am 13. Juli 2022.
  8. Autoren Suhrkamp/Insel
  9. Sabina Matthay: Die politische Analyse verknüpft mit präzisen Beobachtungen, dradio.de, 7. Oktober 2010
  10. Wolfgang Günter Lerch, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5. Oktober 2013