Davies-Gleichung
Die Davies-Gleichung ist eine Gleichung zur Abschätzung von Aktivitätskoeffizienten und damit von Aktivitäten in wässrigen Lösungen von Salzen (Elektrolyt). Die Gleichung wurde erstmals 1938 von Cecil Whitfield Davies vorgeschlagen[1] und später durch weitere Arbeiten von ihm untermauert[2] und ist deswegen nach ihm benannt. Sie baut auf den Ergebnissen der Debye-Hückel-Theorie auf, die für verdünnte Lösungen gilt. Sie erweitert deren Gleichung für die Aktivitätskoeffizienten so, dass sie auch für konzentriertere Lösungen brauchbar ist; die Erweiterung wurde rein empirisch gefunden. Die Gleichung wird häufig zur Berechnung von chemischen Gleichgewichten verwendet und ist in vielen entsprechenden Programmen implementiert.
Formulierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Daviesgleichung gibt den Zusammenhang zwischen der Ionenstärke I einer Lösung und dem Mittelwert der ionischen Aktivitätskoeffizienten f (bzw. dessen dekadischem Logarithmus). Bei Temperaturen um 25 °C lautet die Gleichung:
mit
- dem Zahlenwert I der Ionenstärke , ohne die Einheit Mol/Liter
- der Ladungszahl zi der Ionen.

Koeffizient beim linearen Term:
- schwarz: 0,3
- blau: 0,2.
Die Daviesgleichung ist für Ionenstärken von 0 bis etwa 0,5 mol/l eine gute Näherung; das ist ein deutlich größerer Bereich als der des erweiterten Debye-Hückel-Grenzgesetzes, das bis etwa 10−2 mol/l gilt.

Im Vergleich zum entsprechenden Ergebnis der Debye-Hückel-Theorie wurde ein weiterer einfacher Term angefügt, in den die Ionenstärke linear eingeht. Der Koeffizient im linearen Term wurde dabei von Davies ursprünglich als 0,2 angegeben[1] und später auf 0,3 geändert.[2]
Die Davies-Gleichung ergibt für alle Ionen mit derselben Ladung denselben Aktivitätskoeffizienten; die Größe der Ionen geht nicht in sie ein. Sie ist in der Regel ungenauer als spezifischere Gleichungen mit mehreren Parametern.
Erweiterte Davies-Gleichung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die ursprünglich von Davies vorgeschlagene Gleichung gilt für 25 °C. Allgemeiner ist die Davies-Gleichung in der Form
mit dem temperaturabhängigen Parameter A, der aus der Debye-Hückel-Theorie übernommen wird. Die Formel zur Berechnung des Parameters und Werte sind hier angegeben.
Auch in dieser Gleichung wird teilweise der Zahlenwert 0,2 statt 0,3 verwendet.[3] Manche Autoren empfehlen stattdessen den Wert 0,1.[4][5]
Historisches
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schon Erich Hückel hatte vorgeschlagen, dem erweiterten Debye-Hückel-Grenzgesetz einen linearen Term anzufügen, und auch Edward Guggenheim hatte entsprechende Gleichungen diskutiert.[6] Beispielsweise gilt für Salzsäure HCl(aq), für welche die Ionenstärke I gleich der Konzentration c ist, bis zu einmolaler Lösung die Gleichung:[6]
1936 gab Guggenheim eine Gleichung für einwertige Ionen (I = c) an, die einen linearen Term mit einem von der Ionensorte abhängigen Parameter λ enthält:[7]
mit
- = 0,5 bei 15 °C bis 25 °C
- = 0,486 bei 0 °C.
Diese Gleichung wird heute auch Guggenheim-Gleichung genannt. Darauf aufbauend schlug Davies seine Gleichung als Näherung vor,[1] wobei er statt des ionenspezifischen Parameters λ einen Wert verwendete, der sich aus dem Mittelwert der damals bekannten λ-Werte ergab.
Anwendungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Davies-Gleichung wird z. B. in der Geochemie verwendet[8], insbesondere in der Bodenkunde[9][10], ferner in der Hydrochemie.[11][12]
Konzentriertere Lösungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für höher konzentrierte Elektrolyte mit I > 0,5 mol/l benötigt man in der Regel Gleichungen mit weiteren, stoffabhängigen Parametern, z. B. die Bromley-Gleichung oder die von Kenneth Pitzer entwickelten Pitzer-Gleichungen.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Cecil Whitfield Davies: 397. The extent of dissociation of salts in water. Part VIII. An equation for the mean ionic activity coefficient of an electrolyte in water, and a revision of the dissociation constants of some sulphates. In: The Chemical Society (Hrsg.): Journal of the Chemical Society (Resumed). 1938, S. 2093–2098, doi:10.1039/JR9380002093.
- ↑ a b Cecil Whitfield Davies Davies, Ion Association. London: Butterworths 1962. Seiten 37–53.
- ↑ 6.6.A.3 Davies Equation in: James W. Murray, Chapter 6 Activity Scales and Activity Corrections
- ↑ Rudolf Brdicka, Grundlagen der Physikalischen Chemie, 15. Bearbeitete Auflage, Bearbeitet von Jiri Dvorak, Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1990, Seite 583.
- ↑ Stefan Doeller: Calculation of Proton Activity in Aqueous Protolyte Solutions. In: Analytica Chimica Acta. Band 115, 15. März 1980, S. 261–268, doi:10.1016/S0003-2670(01)93164-2 (sciencedirect.com [abgerufen am 5. Juni 2016]).
- ↑ a b Edward A. Guggenheim: L. The specific thermodynamic properties of aqueous solutions of strong electrolytes. In: The London, Edinburgh, and Dublin Philosophical Magazine and Journal of Science. Series 7. Band 19, Nr. 127. Taylor & Francis, 1935, ISSN 1941-5990, S. 588–643, doi:10.1080/14786443508561403 (englisch).
- ↑ Edward A. Guggenheim: XXVII. Specific thermodynamic properties of aqueous solutions of uni-univalent electrolytes. In: The London, Edinburgh, and Dublin Philosophical Magazine and Journal of Science Series 7. Band 22, Nr. 146. Taylor & Francis, 1936, ISSN 1941-5990, S. 322–336, doi:10.1080/14786443608561690 (englisch, tandfonline.com [PDF]).
- ↑ Fragen und Antworten zum Geochemie-Programm PHREEQC
- ↑ Hans-Peter Blume, Gerhard W. Brümmer, Rainer Horn, Ellen Kandeler, Ingrid Kögel-Knabner, Ruben Kretzschmar, Karl Stahr, Berndt-Michael Wilke: Scheffer/Schachtschabel: Lehrbuch der Bodenkunde. 16. Auflage. Springer-Verlag, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2010, ISBN 978-3-8274-1444-1, 5.3.1. Ionenstärke, Konzentration und Aktivität, S. 126 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 5. Juni 2016]).
- ↑ Donald L. Sparks: Soil Physical Chemistry. Second Edition. CRC Press, Boca Raton, Boston, London New York 1998, ISBN 0-87371-883-6, Chapter 3, Thermodynamics of the Soil Solution, 3. Davies equation, S. 113 (englisch, Vorschau bei Google Books [abgerufen am 26. Mai 2016]).
- ↑ Harald Kalka: 2.5 Nichtideale Lösungen und Aktivitätsmodelle. (pdf; 1,4 MB) In: aquaC – aquatische Chemie, Bedienungsanleitung zum Programm. UIT GmbH,, August 2003, S. 12–13, abgerufen am 5. Juni 2016.
- ↑ Harald Kalka: Aktivitätskoeffizient und Aktivitätsmodelle. In: Wasserchemie. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 5. Juni 2016; abgerufen am 5. Juni 2016.