Der Hörverlag
der Hörverlag | |
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Gründung | 1993[1] |
Sitz | München |
Leitung | Thomas Rathnow[2] (Verleger) Robert Wildgruber[3] (Verlagsleiter) |
Verlagsgruppe | Penguin Random House |
Gattung | Hörbücher, Hörspiele |
Website | www.randomhouse.de |
Der Hörverlag (Eigenschreibweise der Hörverlag, zuvor der Hör Verlag) ist ein deutscher Hörbuch- und Hörspielverlag mit Sitz in München. Er besteht seit 1993 und wurde 2010 Teil der Verlagsgruppe Random House (heute Penguin Random House Verlagsgruppe).[4] Der Hörverlag zählt seit seiner Gründung zu den umsatzstärksten Vertretern der Branche.[5] Außerdem war er maßgeblich an der Aufwertung des Hörbuchs zu einem selbstständigen Medium beteiligt.[6][7] Eine der ersten Produktionen des Hörverlags war Sofies Welt.[8] Der Hörverlag wurde bis 2015 von Claudia Baumhöver geleitet.[9] Ihr Nachfolger ist Robert Wildgruber.[3]
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Initiator des Hörverlags war der Verlag der Autoren, der ihn zusammen mit Stefanie Hunzinger, Klett-Cotta und dem Carl Hanser Verlag im Herbst 1993 gründete. Als Vorbild für den Zusammenschluss diente der Deutsche Taschenbuch Verlag.[10] Im angelsächsischen Raum waren die sogenannten Wortkassetten bereits sehr erfolgreich, was in Deutschland wiederholt werden sollte.[11] Der Hörverlag wurde am 14. September 1993 ins Handelsregister eingetragen, sein Sitz befand sich zunächst bei Klett-Cotta in Stuttgart.[12] Leiterin des Hörverlags wurde Claudia Baumhöver, die 2007 von der Fachzeitschrift Buchmarkt als „Verlegerin des Jahres“ ausgezeichnet wurde.[13] Bis 1994 beteiligten sich weitere Verlage am Hörverlag, unter anderem der Österreichische Bundesverlag, Piper, Schott Music und Suhrkamp.[10] Die Beteiligung des Piper Verlags währte nur kurz, an seine Stelle trat später Kiepenheuer & Witsch.[14][15]
1994 gründete man mit Ariola, Goldmann, Langenscheidt und anderen die „Initiative Wort Cassette“ (IWC), die die Verbreitung von Hörbüchern fördern sollte.[16] Zu diesem Zeitpunkt befand sich der Sitz des Hörverlags bereits in München.[14] 2004 begann die Zusammenarbeit mit BBC Audio, durch die das Angebot an englischsprachigen Hörbüchern ausgebaut werden sollte.[17] Ein Jahr später gründete der Hörverlag mit dem Focus Magazin Verlag und Tomorrow Focus die „Claudio Medien GmbH“.[18] Das Unternehmen entwickelte ein Download-Portal für den legalen Abruf von Hörbüchern im MP3-Format, das anlässlich der Frankfurter Buchmesse gestartet wurde.[19] 2008 wurde bekannt, dass sich der Hörverlag für eine stärkere Regulierung des Marktes einsetzte, einschließlich einer Preisbindung für Hörbücher.[20] Außerdem engagierte man sich für den Schutz geistigen Eigentums und gegen die Piraterie von Hörbüchern.[21][22]
Im Oktober 2010 kündigte die Verlagsgruppe Random House an, den Hörverlag vorbehaltlich der Zustimmung der Wettbewerbsbehörden zu übernehmen.[23] Das Programm umfasste damals circa 600 bis 800 Titel.[24] Beobachter sprachen im Zuge der Übernahme von einem „Verdrängungskampf auf einem schwindenden Markt“.[25] Gründe für den Zusammenschluss waren in erster Linie der bessere Zugriff auf Lizenzen sowie die Herausforderungen digitaler Märkte.[26][27] Nach der Übernahme löschte man den Hörverlag aus dem Handelsregister[14], er blieb aber auch unter dem Dach der Verlagsgruppe eine selbstständige Organisation mit eigenem Programm.
Programm[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Angebot des Hörverlags setzte sich zu Beginn etwa zur Hälfte aus Belletristik und zu jeweils einem Viertel aus Kinder- und Sachliteratur zusammen.[16] Sein erstes Programm umfasste rund 50 Titel.[28] Größere Beachtung erhielt die fünfzehnteilige Produktion von Sofies Welt des Südwestfunks und Mitteldeutschen Rundfunks, die in den folgenden Jahren zum Bestseller und über 100.000 Mal verkauft wurde.[29][30] Mitte der 1990er Jahre übernahm der Hörverlag mit Cotta’s Hörbühne ein rund 80 Titel umfassendes Programm von Klett-Cotta.[31] Zu den ersten Werken, die der Hörverlag 1996 auf Compact Disc statt auf Kassette veröffentlichte, zählten Rainer Werner Fassbinders Ganz in weiß und Keiner ist böse und keiner ist gut.[32]
1998 startete der Hörverlag mit Suhrkamp und Terzio die LiteraMedia-Reihe: Zeitgleich zum Buch von Suhrkamp veröffentlichte man ein passendes Hörbuch sowie eine multimedial aufbereitete Fassung auf CD.[33] 2000 erschien im Hörverlag mit „The Spoken Arts Treasury“ eine bedeutende Sammlung US-amerikanischer Poesie im O-Ton.[34] Zu einem der kommerziell erfolgreichsten Stoffe entwickelte sich Harry Potter, von dem bis 2008 über 3,2 Millionen Exemplare verkauft wurden.[35] 2013 brachte der Hörverlag den Hobbit auch auf Schallplatte heraus.[36]
Jährlich erscheinen im Hörverlag etwa 150 neue Werke auf Compact Disc sowie insgesamt ca. 100 parallel oder ausschließlich als Download. Derzeit umfasst das Programm rund 1.000 lieferbare Titel.[37] Neben aktuellen Titeln beinhaltet das Programm des Hörverlags auch Klassiker und Originalaufnahmen.[38][39][40][41] Ein Drittel des gesamten Programms wurde mit Auszeichnungen wie der hr2-Hörbuchbestenliste, dem Deutschen Hörbuchpreis, Preis der deutschen Schallplattenkritik oder HörKules gewürdigt.[35]
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Literatur von und über Der Hörverlag in der bibliografischen Datenbank WorldCat
- Offizielle Website des Hörverlags
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Konstanze Crüwell: Wer nicht lesen will, muß hören. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 15. Oktober 1995, S. 26.
- ↑ Thomas Rathnow strukturiert Penguin Bereich neu. Wolfgang Ferchl künftig „Publisher at large“. In: Buchmarkt. 9. März 2017, abgerufen am 18. Juni 2018.
- ↑ a b Wildgruber folgt auf Baumhöver. In: Börsenblatt, 13. April 2015, abgerufen am 15. Dezember 2015.
- ↑ Christian Gehl: Random House kauft Hörverlag. In: Werben & Verkaufen, 14. Oktober 2010, abgerufen am 14. November 2014.
- ↑ Gerlinde Freis: Der Hörbuchmarkt im deutschsprachigen Raum. Struktur und Ökonomie einer vielversprechenden Branche. Diplomica, Hamburg 2008, ISBN 978-3-8366-6584-1, S. 95.
- ↑ "Wir glauben an die Zukunft des Hörbuchmarktes". In: Buchreport, 13. Oktober 2010, abgerufen am 14. November 2014.
- ↑ Claudia Baumhöver. Verlegerin des Jahres 2007. In: Süddeutsche Zeitung, 4. Dezember 2007, S. 16.
- ↑ Gemeinsame Aktion für den Buchhandel von WDR 5, Klett-Cotta und Hörverlag. In: Buchmarkt, 8. November 2001, abgerufen am 14. November 2014.
- ↑ Claudia Baumhöver (50). In: Buchmarkt, 27. Februar 2009, abgerufen am 28. Dezember 2014.
- ↑ a b Arnd Rühle: Ein Verlag für Hörer. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21. Januar 1994, S. 64.
- ↑ Michael Esser: Kino für die Ohren. In: Die Zeit, 22. März 1996.
- ↑ Unternehmensregister. Bundesanzeiger Verlag, abgerufen am 14. November 2014 (Amtsgericht Stuttgart, HRB 16066).
- ↑ Bettina Weiguny: Eine Verlegerin ohne Buch. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 9. Dezember 2007, S. 38.
- ↑ a b c Unternehmensregister. Bundesanzeiger Verlag, abgerufen am 14. November 2014 (Amtsgericht München, HRB 115577).
- ↑ Im Porträt: der Hörverlag. In: Musikwoche, abgerufen am 28. Dezember 2014.
- ↑ a b Noch kein guter Markt für Wortkassetten. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8. Oktober 1994, S. 17.
- ↑ Der Hörverlag kooperiert mit BBC Audio. In: Börsenblatt, 6. Oktober 2004, abgerufen am 14. November 2014.
- ↑ Neues Hörbuch-Portal von Focus und Hörverlag. In: Rheinische Post, 20. Juli 2005.
- ↑ Katrin Hildebrand: Wie bei Großmutter. In: Frankfurter Rundschau, 29. Oktober 2005, S. 20.
- ↑ Jennifer Lachman: Hörverlag ruft nach mehr Regulierung. In: Financial Times Deutschland, 14. Oktober 2008.
- ↑ Die Magie der Zahlen – Tischgespräch mit Claudia Baumhöver. In: Wirtschaft – Das Magazin, IHK München und Oberbayern, September 2007, abgerufen am 28. Dezember 2014.
- ↑ Literatur für die Ohren. In: Kölner Stadt-Anzeiger, 12. März 2009, abgerufen am 28. Dezember 2014.
- ↑ Random House schluckt Hörverlag. In: Nürnberger Nachrichten, 15. Oktober 2010, S. 17.
- ↑ Random House will Hörverlag kaufen. In: Süddeutsche Zeitung, 12. Oktober 2010, S. 23.
- ↑ J. Güntner: Verdrängungskampf auf einem schwindenden Markt. Random House übernimmt den Hörverlag. In: Neue Zürcher Zeitung, 3. November 2010, S. 54.
- ↑ Random House plant Übernahme vom Hörverlag. In: Buchmarkt, 12. Oktober 2010, abgerufen am 28. Dezember 2014.
- ↑ „Wir erleben gerade eine Medienrevolution“. In: Buchreport Spezial 2013, S. 11–15.
- ↑ Hörbücher machen es möglich: Mit Goethe im Stau. In: Saarbrücker Zeitung, 12. Oktober 1995.
- ↑ Sybille Neth: Sophies Welt im Walkman. Der neugegründete Münchner Hörverlag will künftig Radiokunst als Audiobooks vermarkten. In: Süddeutsche Zeitung, 29. Mai 1995, S. 12.
- ↑ Das Hörspiel "Sofies Welt" konnte mittlerweile 100.000 mal verkauft werden und landet in den BuchMarkt-Bestseller-Charts auf Platz 1. In: Buchmarkt, 30. November 1999, abgerufen am 14. November 2014.
- ↑ Miriam Freudig: Bücher extra für Staus und lange Autofahrten. In: Stuttgarter Zeitung, 22. November 1995.
- ↑ Eva-Maria Lenz: Keiner böse und keiner gut. Hörspiele Rainer Werner Fassbinders auf CD. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4. Juni 1996, S. 40.
- ↑ Dirk Fuhrig: Lesen, Hören, Sehen. Suhrkamp, HörVerlag und Terzio starten „LiteraMedia“-Reihe. In: Frankfurter Rundschau, 10. Oktober 1998, S. 99.
- ↑ Tilman Spreckselsen: Die Stimmen der Dichter. Der Münchner Hörverlag hat den wichtigsten Schatz amerikanischer Poesie gehoben. In: Die Welt, 9. Dezember 2000, S. 8.
- ↑ a b Alexandra Kournioti: Hörverlag auf Trophäenjagd. In: Bayerische Staatszeitung, 31. Oktober 2008, S. 6.
- ↑ Anne-Marie Maaß: Ein echtes Sammlerstück: Der Hobbit kommt auf die Platte. In: Nordkurier, 20. September 2013, S. 25.
- ↑ Offizielle Website des Hörverlags. Verlagsgruppe Random House, abgerufen am 28. Dezember 2014.
- ↑ Kai Luehrs-Kaiser: Ich habe einen Traum im Ohr. In: Die Welt, 19. Juli 2014, S. 6.
- ↑ Auf Wiederhoeren. „Audio-Books“ verkaufen sich immer besser – ob Märchen, Krimi, Weltliteratur oder Gedichte. In: Der Tagesspiegel, 3. Januar 1996.
- ↑ Johannes Breckner: Zwei Stimmen für Mann. In: Darmstädter Echo, 10. Februar 2014.
- ↑ Herrlich antiquierter Krimi. In: Kölnische Rundschau, 3. Juli 2002.
Koordinaten: 48° 7′ 55″ N, 11° 37′ 18″ O