Der Krieg hat kein weibliches Gesicht (Film)

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Film
Titel Der Krieg hat kein weibliches Gesicht
Originaltitel У войны не женское лицо
Produktionsland Sowjetunion (Weißrussland)
Originalsprache russisch
Erscheinungsjahre 1980–1984
Länge ca. 123 Minuten
Stab
Regie Wiktar Daschuk
Kamera J. Elchow, S. Petrowskij

Der Krieg hat kein weibliches Gesicht (russischer Originaltitel У войны не женское лицо; U wojny nje schenskoje lizo) ist ein sowjetischer Dokumentarfilm des Regisseurs Wiktar Daschuk (* 1938) aus den Jahren 1980 bis 1984 nach dem Szenarium von Swetlana Alexijewitsch.

Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film beschreibt in sieben losen Folgen von ca. 10 bis 25 Minuten Länge die Schicksale sowjetischer Frauen, die im Großen Vaterländischen Krieg (siehe Deutsch-Sowjetischer Krieg) in den Jahren 1941 bis 1945 an der Front kämpften. Er griff damit ein Thema auf, das in der damaligen Sowjetunion kaum wahrgenommen wurde oder mit einem abwertenden Urteil belegt war. Grundlage des Films waren rund 500 Tonbandprotokolle der Journalistin Swetlana Alexijewitsch (* 1948), die später daraus ein inzwischen weltweit verlegtes Buch verfasste. Diese Frauen hatten in der Sowjetunion weitaus größere Schwierigkeiten als Männer ins Zivilleben zurückzufinden – trotz eines Erlasses Stalins, der sie protektionierte. Die den Männern vergönnte Anerkennung wurde nur Frauen zuteil, die zu einem Offiziersrang gelangt waren und deshalb in den Veteranenkomitees ihrer Stimme mehr Gewicht geben konnten.[1]

Für den Film hat der Regisseur mit einigen der aus diesem Material bekannten Frauen Interviews geführt, in denen sie über die besondere Situation von Frauen im Fronteinsatz berichten. Die Originaltöne kombiniert er mit historischen dokumentarischen Filmaufnahmen. Diese bestehen vorwiegend aus Resten, die für andere Filme keine Verwendung fanden – unter anderem wegen technischer Mängel, weil die unter Frontbedingungen eingesetzten Kameras ungleichmäßige Aufnahmegeschwindigkeiten erzeugten. Deshalb, aber zugleich als ästhetisches Mittel, hat Daschuk sie in Zeitlupe in den Film eingebaut. Der gesamte Film, einschließlich der Interviews, wurde in Schwarz-Weiß hergestellt.

Teile des Films[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die sieben Teile[2] entstanden nacheinander als abgeschlossene Einzelfilme, die nach und nach schon vor dem Ende des Gesamtprojekts öffentlich aufgeführt wurden.

  • Teil 1: Dieses Mädchen war nicht ich …[3] (russ.: Это была не я…, Eto byl nje ja…), 19:43 min.
  • Teil 2: Ich wollte schießen … (russ.: Стрелять хотела…, Streljat chotjela), 16:25 min.
  • Teil 3: Ich habe Sie getroffen …[3] (russ.: Я встретил вас…, Ja wstretil was…), 9:54 min.
  • Teil 4: Wenn ein Mädchen geboren wird … (russ.: Если родится девочка…, Jesli roditsa djewotschka…), 19:47 min.
  • Teil 5: Dann weinte ich nicht … (russ.: Тогда я не плакала…, Togda ja nje plakala…), 13:44 min.
  • Teil 6: Nächstenliebe (russ.: Милосердие, Miloserdije), 19:09 min.
  • Teil 7: Nebliger Morgen, grauer Morgen … (russ.: Утро туманное, утро седое…, Utro tumannoja, utro sedoje…), 24:43 min.

Filmschöpfer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film entstand bei der weißrussischen staatlichen Filmproduktionsgesellschaft Belarusfilm (gegr. 1928).

  • Im Vorspann genannt:
  • Im Abspann genannt:
    • W. Daschuk – Regisseur
    • Ju. Elchow – Kamera
    • S. Petrowskij – Kamera
    • W. Giljewitsch – Redakteur
    • A. Sokolow – Redakteur
    • B. Smirnow – Trickkamera
    • A Saljesskij – Direktor

Der Film in der DDR[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im November 1983 – vor Beginn der ideologischen Öffnung der Sowjetunion (Perestroika) – wurde ein schon fertiggestellter Teil des Films zum Leipziger Dokumentarfilmfestival eingereicht und erhielt dort den Findlingspreis und mit der Silbernen Taube einen der Hauptpreise. 1984 wurden die Teile 1–6 in einer Sondervorstellung im Kino Babylon mit deutscher Synchronübersetzung aufgeführt, ebenso im Rahmen des Nationalen Jugendfestivals der DDR (9. Juni 1984)[4]. In der Kulturzeitschrift Sinn und Form berichtete Ernst Schumacher in einem längeren Beitrag darüber. In einem größeren Rahmen wurde der Film nicht aufgeführt. Das aus dem Material von Swetlana Alexijewitsch entstandene Theaterstück hatte im Theater im Palast im Oktober 1985 Premiere. Das Buch erschien auf Deutsch 1987 im Henschelverlag,[5] zuvor gab es einen 19-seitigen Auszug in Sinn und Form 3/1985.[6]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1983: Silberne Taube auf dem Leipziger Dokumentarfilm-Festival (für den dort vorgestellten Teil des Films)
  • 1983: Findlingspreis[7]
  • 1985: Staatspreis der UdSSR (zweithöchste sowjetische Auszeichnung) für Regisseur Wiktor Daschuk für den zweiteiligen Filmzyklus, zu dem auch Der Krieg hat kein weibliches Gesicht gehört.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. So beschrieben von Ernst Schumacher in der Kulturzeitschrift Sinn und Form, Heft 6/1984, S. 1320 bis 1329.
  2. Nennung der einzelnen Teile auf warmovies.ru (Memento vom 10. Januar 2016 im Internet Archive) (russisch)
  3. a b Deutscher Titel nach dem Artikel zum Film von dem Theater- und Filmkritiker Ernst Schumacher in Sinn und Form 6/1984, S. 1320–1329.
  4. Vgl. Tageszeitung Neues Deutschland vom 9. Juni 1984, S. 16 (Veranstaltungsübersicht zum Nationalen Jugendfestival).
  5. Eintrag in der Deutschen Nationalbibliothek
  6. Sinn und Form 3/1985, S. 461–479.
  7. Wieland Becker und Volker Petzold: Tarkowski trifft King Kong – Geschichte der Filmklubbewegung der DDR. VISTAS, Berlin 2001.