Der Vampyr (Oper)

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Werkdaten
Titel: Der Vampyr

Programmzettel der Uraufführung

Form: Romantische Oper in zwei Akten
Originalsprache: Deutsch
Musik: Heinrich Marschner
Libretto: Wilhelm August Wohlbrück
Uraufführung: 29. März 1828
Ort der Uraufführung: Theater der Stadt Leipzig
Spieldauer: ca. 3 Stunden
Ort und Zeit der Handlung: Auf dem schottischen Hochland, 17. Jahrhundert
Personen
  • Sir Humphrey, Laird von Davenaut (Bass)
  • Malwina, seine Tochter (Sopran)
  • Edgar Aubry, ein Verwandter (Tenor)
  • Lord Ruthwen (Bariton)
  • Sir Berkley (Bass)
  • Janthe, seine Tochter (Sopran)
  • George Dibdin, in Davenauts Diensten (Tenor)
  • John Perth, Verwalter auf dem Gut des Earl von Marsden (Sprechrolle)
  • Emmy, seine Tochter und George Dibdins Braut (Sopran)
  • Landleute von Marsden:
    • James Gadshill (Tenor)
    • Richard Scrop (Tenor)
    • Robert Green (Bass)
    • Toms Blunt (Bass)
  • Suse, Blunts Frau (Mezzosopran)
  • der Vampirmeister (Sprechrolle)
  • ein Haushofmeister Davenauts (Bass)
  • ein Diener (Bass)
  • Geister, Hexen, Gnomen, Kobolde, Teufelsfratzen, Jäger, Landleute, Diener Davenauts und Berkleys, Priester, Chorknaben (Chor)
  • Landleute von Davenaut und Marsden, Brautjungfern, Blumenmädchen (Ballett)
Der Vampyr, Erstaufführung in Hannover

Der Vampyr ist eine Große romantische Oper in zwei Akten (vier Bildern) von Heinrich Marschner. Marschner vollendete die Komposition während seines Aufenthaltes 1827/1828 in Leipzig, wo am 29. März 1828 am Stadttheater auch die Uraufführung stattfand. Das Libretto der Oper von Wilhelm August Wohlbrück basiert auf dem Schauspiel Der Vampyr oder die Todten-Braut von Heinrich Ludwig Ritter (1822), das wiederum eine Dramatisierung der Erzählung Der Vampyr von John Polidori ist. Im gleichen Jahr vertonte auch Peter Joseph von Lindpaintner diesen Stoff.

Lord Ruthwen ist zum Vampir geworden und muss dem Teufel binnen 24 Stunden drei jungfräuliche Bräute opfern, für die ihm jeweils ein weiteres Lebensjahr gewährt werden soll. Mit seinen ersten beiden Opfern, Janthe und Emmy, hat er leichtes Spiel, wobei Aubry dem Lord aus Dankbarkeit zur Seite steht, weil ihm dieser vor langer Zeit das Leben gerettet hat. Als sich Ruthwen Malwina als drittes Opfer erwählt, entschließt sich Aubry trotz seines Eids zur Verschwiegenheit, die Wahrheit über Ruthwen offenzulegen. In dem Augenblick, als Malwinas Hochzeit vollzogen wird und sie zur Beute von Ruthwen werden soll, endet dessen Frist und der Vampir fährt vom Blitz getroffen zur Hölle.

Wie auch Der Freischütz sechs Jahre zuvor ist Marschners Vampyr maßgeblich durch die Schauerromantik geprägt. Die Tonsprache ist zwischen dem volkstümlichen deutschen Lied und – in noch vorsichtigen Andeutungen – dem italienischen Belcantostil angesiedelt. In Marschners Komposition zeigt sich durch Übergänge zwischen einzelnen Nummern sowie einigen größeren Szenen die damalige Entwicklung von der Nummernoper zur durchkomponierten Oper. Der Vampyr gilt somit als wichtiges Bindeglied zwischen den Werken Carl Maria von Webers und Richard Wagners.

Die Oper besitzt gesprochene Dialoge.[1]

Die Orchesterbesetzung der Oper enthält die folgenden Instrumente:[1]

Im Gegensatz zu seiner frühen Oper Der Kiffhäuser Berg, sowie der von Carl Maria von Weber uraufgeführten Oper Heinrich IV. und D'Aubigné feierte Marschner mit dem Vampyr einen großen Erfolg. In der Allgemeinen musikalischen Zeitung urteilte Gottfried Wilhelm Fink nach der zweiten Aufführung:

"Gestern am 8ten d. wurde die Oper zum zweyten Male bey sehr gefülltem Hause aufgeführt, was nach dem Beyfalle, mit welchem sie gleich das erste Mal aufgenommen wurde, zu erwarten stand. Das Meiste wurde mit demselben Lobe beehrt und am Schlusse beyder Theile wurde sehr lebhaft applaudirt. [...] Ueber die Musik sind Alle, die wir darüber sprachen, wenigstens so weit einig, dass sie zu den trefflichsten Opernarbeiten der neuesten Zeit gehört."[2]

1833 schrieb Richard Wagner für seinen Bruder ein neues Schlussallegro für die Arie des Aubry im zweiten Akt, welches seine erste aufgeführte Opernkomposition wurde. Später urteilte er über den Vampyr:

"Sehr amüsirt hat mich, daß das Publikum von der Ekelhaftigkeit des süjets gar nicht betroffen wird [...]. In der oper kann man den leuten Kinder auf dem Theater schlachten und fressen lassen, ohne daß sie merken was vorgeht. – Die Musik hat mich in Ganzen diesmal auch degoutirt: dieses Duett, Terzett= und Quartett=Singen und Nählen ist doch rasend dumm und geschmacklos [...]."[3]

Hans Pfitzner versuchte die Oper 1925 als deutsche Spieloper gegen die welsche Oper aufzustellen.[4] 2016 inszenierte Romero Nunes die Oper an der Komischen Oper Berlin und strich die Dialoge und einige Nebenhandlungen und ließ Johannes Hofmann neue Zwischenmusiken komponieren, die Oper kam nunmehr auf 80 Minuten.

Die Fernseh-Miniserie The Vampyr: A Soap Opera der BBC von 1992 beruht auf Marschners Oper.[5]

  • Allen Dean Palmer: Heinrich August Marschner, 1795–1861. His life and stage works. Ann Arbor 1980
  • John, and Ewan West Warrack: The Oxford Dictionary of Opera. Oxford University Press, Oxford 1992, ISBN 0-19-869164-5.
  • Robert Hartford: Marschner: Der Vampyr, Programmheft der Wexford Festival Opera, 1992
  • Amanda Holden, (editor), with Kenyon, Nicholas and Walsh, Stephen: The Viking Opera Guide. Viking, London, ISBN 0-670-81292-7 ( [1993]).
  • Von der Lucretia zum Vampyr. Neue Quellen zu Marschner. Dokumente zur Entstehung und Rezeption der Lucretia. Vollständige Edition des Reise-Tagebuchs von 1826 bis 1828. Anmerkungen zu Marschners journalistischem Wirken. Hrsg. und kommentiert von Till Gerrit Waidelich. Tutzing: Schneider 1996. ISBN 3-7952-0837-8
  • Heinrich August Marschner. Bericht über das Zittauer Marschner-Symposium. Ein Symposium des Instituts für Kulturelle Infrastruktur Sachsen. Hrsg. von Allmuth Behrendt und Matthias Theodor Vogt. Leipzig: Leipziger Universitätsverlag 1998. (Kulturelle Infrastruktur. Bd. 5) ISBN 3-931922-22-7
Commons: Der Vampyr (Marschner) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Susanne Rode: Der Vampir. In: Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters. Band 3: Werke. Henze – Massine. Piper, München/Zürich 1989, ISBN 3-492-02413-0, S. 674–677.
  2. 'Allgemeine musikalische Zeitung. 30. 1828' - Digitalisat | MDZ. Abgerufen am 14. Februar 2025.
  3. Richard Wagner: Sämtliche Briefe. 4: Mai 1851 - September 1852. 3., unveränd. Auflage. Dt. Verl. für Musik, Leipzig 2000, ISBN 978-3-370-00231-7.
  4. Julia Spinola: Untote sind unter uns. Rezension, in: NZZ, 26. März 2016, S. 24
  5. siehe The Vampyr: A Soap Opera in der englischen Wikipedia und Eintrag in der IMDb