Deutsch-iranische Beziehungen

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Deutsch-iranische Beziehungen
Lage von Deutschland und Iran
Deutschland Iran
Deutschland Iran

Die deutsch-iranischen Beziehungen beschreiben das Verhältnis zwischen Deutschland und dem Iran. Die Bundesrepublik Deutschland unterhält seit 1955 eine Botschaft in Teheran, während der Iran eine Botschaft in Berlin mit Generalkonsulaten in Hamburg, Frankfurt und München unterhält. Die Ursprünge der Beziehung gehen bis ins 19. Jahrhundert zurück.

Historische Beziehungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die inoffiziellen Beziehungen zwischen dem Deutschen Reich und dem Iran gehen auf das frühe 19. Jahrhundert zurück. Als Beispiele für die kulturellen Beziehungen gelten Goethes Widmung seines west-östlichen Diwans an Hafez im Jahr 1819 oder Georg Friedrich Grotefends Entzifferung der altpersischen Keilschrift.

Im Dezember 1859 wurde Julius von Minutoli als 1. Preußischer Ministerresident und Generalkonsul der deutschen Zollvereinsstaaten für mehrere Jahre nach Persien entsandt. 1873 wurde der deutsch-persische Freundschafts-, Handels- und Schifffahrtsvertrag abgeschlossen.[1]

Am 30. Mai 1934 wurde mit der Billigung der NSDAP und durch die Unterstützung namhafter deutscher Firmen der Deutsche Orient-Verein gegründet, welcher als Vertretung der Handels- und Investitionsinteressen der deutschen Wirtschaft in den Ländern dieser Region eingerichtet wurde. 1935 wurde aus dem sogenannten Irak- und Iran-Ausschuss des Orient-Vereins der Deutsche Wirtschaftsverband für Iran gebildet. Im Berliner Hotel Esplanade wurde schließlich am 29. April 1936 die Deutsch-Iranische Handelskammer eingerichtet. Erster Präsident wurde der Geheimrat Hans Flach.[2]

Diplomatische Beziehungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die offiziellen diplomatischen Beziehungen zwischen dem Iran und der Bundesrepublik Deutschland begannen nach dem Zweiten Weltkrieg erneut im Jahre 1952, als der Iran sein diplomatisches Missionsbüro in Bonn eröffnete.

Obwohl die Bundesregierung und die DDR gute Beziehungen zum Iran hatten, unterstützten sie mehrmals Saddam Hussein im Ersten Golfkrieg, indem sie Chemie-Waffen an den Irak lieferten.

Derzeitige häufige Streitpunkte zwischen der Bundesregierung und dem Iran sind insbesondere Menschenrechte und das Existenzrecht Israels.[3][4] So sagte der damalige deutsche Außenminister Sigmar Gabriel: „Ein normales, freundschaftliches Verhältnis zu Deutschland wird erst dann möglich sein, wenn Iran das Existenzrecht Israels akzeptiert.“[5]

Atomabkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Juli 2015 schlossen die fünf UNO-Vetomächte und Deutschland den Vertrag mit dem Iran ab. Er hält den Iran davon ab, eine Atombombe zu bauen, und ermöglicht ihm das iranische Atomprogramm. Nach dem Vertrag wurde der Iran bis Januar 2016 wirtschaftlich sanktioniert. Anfang Mai 2018 kündigte US-Präsident Donald Trump den Vertrag einseitig auf.

Handel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deutschland ist für den Iran der drittwichtigste Handelspartner nach China und Japan. Umgekehrt ist der Iran für Deutschland der zweitwichtigste Handelspartner im Mittleren Osten nach Israel.

Rund 50 deutsche Firmen haben ihre eigenen Niederlassungen im Iran und mehr als 12.000 Firmen haben eigene Handelsvertreter im Iran. Mehrere renommierte deutsche Unternehmen sind in großen iranischen Infrastrukturprojekten tätig, vor allem in der Petrochemie, wie Linde, BASF, Lurgi, Krupp, Siemens, ZF Friedrichshafen, Mercedes, Volkswagen und MAN.

Im Jahr 2005 hatte Deutschland mit 1,67 Milliarden US-Dollar (14,4 %) den größten Anteil am Iran-Exportmarkt. Im Jahr 2008 stiegen die deutschen Exporte in den Iran um 8,9 % und beliefen sich auf 84,7 % des gesamten deutsch-iranischen Handelsvolumens. Das gesamte bilaterale Handelsvolumen bis Ende September 2008 lag bei 3,23 Milliarden Euro im Vergleich zu 2,98 Milliarden Euro im Vorjahr. Der Wert des Handels zwischen Teheran und Berlin ist von rund 4,3 Milliarden Euro im Jahr 2009 auf knapp 4,7 Milliarden Euro im Jahr 2010 gestiegen. Nach deutscher Quelle sind etwa 80 % der Maschinen und Ausrüstungen im Iran deutscher Herkunft.

Die deutschen Industrie- und Handelskammern schätzten, dass Wirtschaftssanktionen gegen den Iran mehr als 10.000 deutsche Arbeitsplätze kosten und sich negativ auf das Wirtschaftswachstum Deutschlands auswirken können. Sanktionen würden vor allem mittelständische deutsche Unternehmen treffen, die stark vom Handel mit dem Iran abhängen. Es gab eine Verschiebung der deutschen Geschäftsbeziehungen mit dem Iran, von langfristigen bis kurzfristigen, und von großen bis mittelgroßen Unternehmen, die in den USA weniger geschäftliche Interessen haben und damit weniger anfällig für den amerikanischen politischen Druck sind. Rund 100 deutsche Unternehmen haben Niederlassungen im Iran, und über 1.000 Unternehmen arbeiten nach Vertriebsmitarbeitern nach Auskunft der deutsch-iranischen Industrie- und Handelskammer.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. https://de.wikisource.org/wiki/Freundschafts-,_Handels-_und_Schifffahrts-Vertrag_zwischen_Deutschland_und_Persien
  2. Matthias Küntzel: Die Deutschen und der Iran: Geschichte und Gegenwart einer verhängnisvollen Freundschaft. Wolf Jobst Siedler, 2009, ISBN 978-3-937989-52-5, S. 43.
  3. Auswärtiges Amt: Deutschland und Iran: bilaterale Beziehungen. In: auswaertiges-amt.de. 8. Mai 2018, abgerufen am 15. Mai 2020.
  4. Sven Böll: Eklat bei Gabriels Iranreise: Dann eben ins Museum. In: Spiegel Online. 4. Oktober 2016, abgerufen am 9. Juni 2018.
  5. Florian Gathmann, Roland Nelles: Sigmar Gabriel will mit Iran über Syrien-Krieg sprechen. In: Spiegel Online. 30. September 2016, abgerufen am 15. Mai 2020.