Deutsch (Zehrental)

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Deutsch
Gemeinde Zehrental
Koordinaten: 52° 58′ N, 11° 35′ OKoordinaten: 52° 58′ 3″ N, 11° 35′ 8″ O
Höhe: 20 m ü. NHN
Fläche: 6,1 km²[1]
Einwohner: 109 (31. Dez. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 18 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1973
Eingemeindet nach: Groß Garz
Postleitzahl: 39615
Vorwahl: 039395
Deutsch (Sachsen-Anhalt)
Deutsch (Sachsen-Anhalt)

Lage von Deutsch in Sachsen-Anhalt

Dorfkirche Deutsch
Dorfkirche Deutsch

Deutsch ist ein Ortsteil der Gemeinde Zehrental im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt.[3]

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deutsch, ein Doppelstraßendorf,[1] liegt vier Kilometer nordnordwestlich von Groß Garz und 14 Kilometer nordwestlich der Hansestadt Seehausen (Altmark) am Faulen Graben im Norden der Altmark.[3][4]

Die Nachbarorte sind Aulosen im Norden, Wanzer und Kahlenberge im Nordosten, Pollitz im Osten, Scharpenhufe und Groß Garz im Südosten, Harpe und Gollensdorf im Südwesten, sowie Drösede und Bömenzien im Nordwesten.[4]

Der nördliche Teil der Gemarkung Deutsch gehört zur Aland-Elbe-Niederung, welche ein Teil vom Biosphärenreservat Mittelelbe ist. Im Süden und Südwesten der Gemarkung fließt der Zehrengraben.[5]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalter bis 20. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine gesicherte Erwähnung von Deutsch stammt aus dem Jahre 1208. Markgraf Albrecht II bestätigte dem Kloster Arendsee seine Besitzungen, darunter 2 Hufen im Dorf Duceke.[6][7] 1319 heißt das Dorf Ducich als Waldemar, Markgraf der Mark Brandenburg, Besitzungen seines Hofes in der curia Aulosen an das Kloster Amelungsborn schenkte. Dazu gehörten 17 Dörfer, darunter Deutsch.[8] Weitere Nennungen sind 1518 dat dorp tho Dutzke, 1541 Duetzke, 1608 Dutsche und 1687 Deutsche.[1]

Um 1804 lebten im Dorf Deutsch 13 Ganzbauern, ein Halbbauer, ein Kossäte, zwei Käthner und sechs Einlieger. Darüber hinaus verfügte das Dorf über 19 Feuerstellen, einen Krug, gute Wiesen, Vieh- und Pferdezucht sowie 418 Scheffel Aussaat. Die Dorfkirche war eine sogenannte Mutterkirche der Inspektion Seehausen und postalisch war der Adressort ebenso Seehausen. Als Besitzer wurden „die von Jagow in Aulosen, Krüden und Stresow“ genannt.[9]

Vom 26. bis 28. Juni 1987 fand die 1050 Jahrfeier statt. Sie war verbunden mit einem Umzug im Dorf und einem Festgottesdienst mit einer Fotoausstellung in der Kirche. Das war zu jener Zeit etwas ganz Besonderes, vor allem wegen der Lage des Dorfes in der Sperrzone zur „Staatsgrenze West“.[10]

Ersterwähnung 937[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Moritz Wilhelm Heffter, der Bearbeiter des Registers vom Codex diplomaticus Brandenburgensis, verortete das Dorf Dudizi in der Altmark,[11] was aus der abgedruckten Urkunde von 937 nicht direkt erkennbar ist.[12] Andere meinen, die Ersterwähnung von Deutsch sei Dudici und stamme aus dem Jahre 937.[13][14] Der Historiker Peter P. Rohlach meint, das sei „eine Behauptung ohne jeden Beweis“.[1][15]

Herkunft des Ortsnamens[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heinrich Sültmann erkennt in den Erwähnungen 1208 Duceke, 1319 ducih, 1541 Duetzke den deutschen Personennamen thiuda und meinte: Hier wohnte die Sippe des „Dudicha“.[16][17]

1898 hieß es, man erzählt, dass der Ort in früherer Zeit zur Unterscheidung zu Wendisch-PollitzDeutsch-Pollitz genannt worden sei. Später habe der erstere Ort einfach den Namen Pollitz, der letztere den Namen Deutsch erhalten.[18]

Landwirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der leichte Mittelboden ist wenig zum Weizenbau geeignet. Es gibt gute Wiesen, aber geringe Weiden und wenig Waldung.[18]

Bei der Bodenreform wurde 1945 festgestellt: 33 Besitzungen unter 100 Hektar hatten zusammen 464 Hektar, 3 Kirchenbesitzungen hatten zusammen 28 Hektar. 1948 hatten aus der Bodenreform 4 Kleinsiedler jeder unter 5 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche erhalten. Erst im Jahre 1958 entstand die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft vom Typ III, die LPG „Georgi Dimitroff“. 1960 gab es auch noch die LPGs vom Typ I „Einheit“ und „Einigkeit“.[1] In den 1970er Jahren entstanden die LPG Pflanzenproduktion Drösede und die LPG Tierproduktion Gollendorf, die nach der Wende aufgelöst wurden.[10]

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deutsch gehörte bis 1807 zum Seehausenschen Kreis, danach bis 1813 zum Kanton Pollitz im Königreich Westphalen, ab 1816 kam es in den Kreis Osterburg, den späteren Landkreis Osterburg in der preußischen Provinz Sachsen.[1]

Am 25. Juli 1952 wurde Deutsch in den Kreis Seehausen umgegliedert. Am 2. Juli 1965 erfolgte die Umgliederung in den Kreis Osterburg. Am 1. Januar 1973 wurde die Gemeinde Deutsch in die Gemeinde Groß Garz eingemeindet und so zu einem Ortsteil von Groß Garz.[19] Zum 1. Januar 2010 wurde Deutsch durch einen Gebietsänderungsvertrag ein Ortsteil der neugebildeten Gemeinde Zehrental, einem Mitglied der Verbandsgemeinde Seehausen (Altmark).[20]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kanzel und Buntglasfenster in der Dorfkirche
Jahr Einwohner
1734 131
1775 150
1789 015
1798 171
1801 129
1818 165
1840 256
1864 239
Jahr Einwohner
1871 216
1885 219
1892 [00]210[21]
1895 246
1900 [00]224[21]
1905 218
1910 [00]105[21]
1925 203
Jahr Einwohner
1939 175
1946 246
1964 168
1971 182
2014 [00]109[22]
2020 [00]113[23]
2021 [00]111[23]
2022 [0]107[2]
Jahr Einwohner
2023 [0]109[2]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1971:[1]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die evangelische Kirchengemeinde Deutsch, die früher zur Pfarrei Deutsch bei Pollitz (Altmark) gehörte,[24] ist seit 2005 ein Teil des Kirchspiels Groß Garz und Umgebung[1] und wird betreut vom Pfarrbereich Beuster im Kirchenkreis Stendal im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[25]

Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Deutsch stammen aus dem Jahre 1690.[26]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Innenansicht der Dorfkirche
  • Die evangelische Dorfkirche Deutsch wurde 1886 im neogotischen Stil anstelle der baufälligen alten Feldsteinkirche errichtet. Für die Innenausstattung der Kirche lieferte der Holzbildhauer Gustav Kuntzsch aus Wernigerode den Altar,[27] die Kanzel, einen Predigerstuhl und Nummerntafeln.[28] Die Orgel stammt aus der Werkstatt des Orgelbauers Voigt aus Stendal. Auffallend sind die drei Buntglasfenster in der Apsis, die 1972 durch den Orkan Quimburga zerstört und danach in mühevoller Kleinarbeit von einem Glaser restauriert wurden.[29]
  • Mehrere spätbarocke Fachwerkbauten stehen unter Denkmalschutz. Darunter ein Torhaus mit einer Inschrift.[30]
  • In den Sommermonaten öffnet die Bücherkirche Deutsch.
  • Auf dem Kirchhof befindet sich der Ortsfriedhof.

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heute gibt es im Dorf eine Milchkuhanlage und eine Biogasanlage.[10]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 510–513, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 177 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 367, 24. Deutsch.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Deutsch – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 510–513, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b c Karina Hoppe: Seehausen lässt weiter Federn. In: Osterburger Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 26. Januar 2024, DNB 1047269554, S. 17.
  3. a b Hauptsatzung der Gemeinde Zehrental. 4. Juli 2019 (seehausen-altmark.de [PDF; 2,6 MB; abgerufen am 17. Juli 2022]).
  4. a b Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  5. Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
  6. Hermann Krabbo: Regesten der Markgrafen von Brandenburg aus askanischem Hause. Hrsg.: Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. 1. Lieferung. Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S. 111, Nr. 536 (uni-potsdam.de).
  7. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 17. Berlin 1859, S. 2 (Digitalisat).
  8. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Hauptteil 2. Band 1. Berlin 1843, S. 433 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10001004~SZ%3D00445~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  9. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg: Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Erster Band. Die allgemeine Einleitung zur Kurmark, die Altmark und Prignitz enthaltend. Friedrich Maurer, Berlin 1804, Fünfter Teil. Spezielle Landesbeschreibung. Erster Abschnitt. Die Altmark. Viertes Kapitel. Der Seehausensche Kreis, S. 312 (Volltext in der Google-Buchsuche [abgerufen am 19. Februar 2016]).
  10. a b c Karl-Heinz Mewes: 1050 Jahre Deutsch 937–1987. Hrsg.: Helmut Kurt Block und Kulturförderverein Östliche Altmark (= Das Wissen der Region. Band 3). 1. Auflage. Edition Kulturförderverein Östliche Altmark, Kremkau 2008, DNB 994253249, S. 186–192.
  11. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Namenverzeichniß zu sämmtlichen Bänden. Band 1. Berlin 1867, S. 385 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10001016~SZ%3D00391~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  12. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 8. Berlin 1847, S. 90 (Digitalisat).
  13. Ortsteil Groß Garz auf seehausen-altmark.de. Abgerufen am 22. September 2019.
  14. Helmut Kurt Block und Kulturförderverein Östliche Altmark (Hrsg.): Gemeinde Groß Garz (= Das Wissen der Region. Band 3). 1. Auflage. Edition Kulturförderverein Östliche Altmark, Kremkau 2008, DNB 994253249, S. 162.
  15. Die Sachlage ist unübersichtlich, da die von Rohrlach angegebenen Zitate teilweise nicht zutreffen – er schreibt die Zuordnung zum Jahre 937 Wilhelm Zahn 1928, S. 177 zu – der gar nicht darüber berichtet. Rohrlach zitiert genauso wie Karl-Heinz Mewes Riedel A VII 90, korrekt wäre VIII.
  16. Ernst Haetge: Der Kreis Osterburg (= Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band 4). Hopfer, Burg bei Magdeburg 1938, DNB 361451652, S. 79–81.
  17. nach Ernst Haetge: Heinrich Sültmann: Die Ortsnamen im Kreise Osterburg. Osterburg 1937, DNB 576599174.
  18. a b C. Lemme: Der Kreis Osterburg, sonst und jetzt. Beitrag zur Belebung der Heimatskunde für Haus und Schule. Th. Schulz, Osterburg 1889, S. 52.
  19. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 345.
  20. Landkreis Stendal: Gebietsänderungsvertrag zur Neubildung der Gemeinde Zehrental. In: Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 19. Jahrgang, Nr. 17, 12. August 2009, ZDB-ID 2665593-7, S. 213–216 (landkreis-stendal.de [PDF; 4,0 MB; abgerufen am 16. Dezember 2020]).
  21. a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 177 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  22. Landkreis Stendal – Der Landrat: Kreisentwicklungskonzept Landkreis Stendal 2025. (PDF) 30. Oktober 2015, S. 296, abgerufen am 3. August 2019.
  23. a b Ralf Franke: Seehausen hat mehr Zuzügler. In: Osterburger Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 14. Januar 2022, DNB 1047269554, S. 17.
  24. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 106 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  25. Pfarrbereich Beuster. In: ekmd.de. Abgerufen am 28. März 2024.
  26. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 15 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  27. Der Altar ist nicht erhalten.
  28. Soproni Múzeum, Sopron (Ungarn), Invent.-Nr. S. 2425 E 251 (Storno könyvtár): Gustav Kuntzsch Mappe, nicht paginiert.
  29. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 103.
  30. Mario Titze in: Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen-Anhalt. Band I: Ute Bednarz, Folkhard Cremer u. a.: Regierungsbezirk Magdeburg. Neubearbeitung. Deutscher Kunstverlag, München u. a. 2002, ISBN 3-422-03069-7, S. 167.