Deutsche Gesellschaft für Medizinische Psychologie

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Deutsche Gesellschaft für Medizinische Psychologie
(DGMP)
Gründung 1979
Zweck Fachgesellschaft für Medizinische Psychologie
Vorsitz Anja Mehnert-Theuerkauf
Mitglieder 215
Website dgmp-online.de

Die Deutsche Gesellschaft für Medizinische Psychologie (DGMP) ist ein Zusammenschluss von Wissenschaftlern (Mediziner, Psychologen und Soziologen), die das Fach Medizinische Psychologie in Lehre, Forschung und Krankenversorgung vertreten. Die Gesellschaft wurde 1979 in Heidelberg als Gesellschaft für Medizinische Psychologie (GMP) gegründet und gab sich 1990 den heutigen Namen. Sie hat heute ca. 215 Mitglieder, die vorwiegend in den 33 Instituten und Abteilungen für Medizinische Psychologie an den medizinausbildenden Universitäten und Hochschulen tätig sind. Das Organ der DGMP war von 1992 bis 2013 die Zeitschrift für Medizinische Psychologie, seitdem ist die Zeitschrift Psychotherapie Psychosomatik Medizinische Psychologie das Organ der Gesellschaft.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Verein wurde am 21. April 1979 in Heidelberg gegründet. Vorausgegangen war in der Bundesrepublik 1970 die Gründung der „Ständigen Konferenz der Hochschullehrer für Psychosomatik/Psychotherapie und Medizinische Psychologie“ auf Initiative von Horst-Eberhard Richter. Im selben Jahr wurden mit der Novellierung der Approbationsordnung Medizinische Psychologie, Medizinische Soziologie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie als Pflichtfächer in das Medizinstudium eingeführt. 1972 wurde der erste Lehrstuhl für Medizinische Psychologie eingerichtet (Dieter Beckmann in Gießen). 1973 erschien das erste Lehrbuch im Sinne der Approbationsordnung.

Von 1974 bis 1982 erschien die Zeitschrift Medizinische Psychologie: Lehre, Forschung u. Klinik als Organ d. Sektion Medizinische Psychologie der Ständigen Konferenz der Hochschullehrer für Psychosomatik, Psychotherapie, Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie. Begründer und erste Schriftleiter waren Lothar R. Schmidt und Friedbert Steigerwald. Schmidt, einer der beiden Sektionsvorsitzenden, war auch der Vorsitzende des Gründungsvorstandes der Gesellschaft.[1]

Der erste Kongress „Psychologie in der Medizin“ fand 1976 in Ulm statt.[2] Der Verein ist seit 1980 Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF).

In der DDR gab es Sektionen Medizinische Psychologie der Gesellschaft für Psychotherapie, Psychosomatik und Medizinische Psychologie sowie der Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie, die bereits seit 1981 eng mit der GMP zusammenarbeiteten und z. B. zwei große internationale Kongresse 1984 und 1988 sowie aller zwei Jahre Tagungen mit internationaler Beteiligung in Ahrenshoop ausrichteten. 1979 wurde die Arbeitsgemeinschaft der Hochschullehrer für Medizinische Psychologie in der DDR gegründet, 1982 das Fach offiziell in das Medizinstudium eingeführt. In der DDR verstand sich die Medizinische Psychologie mehr als interdisziplinäres Fach zwischen Medizin und Psychologie denn als reines Ausbildungsfach. Hans Szewczyk und Hans-Dieter Rösler, später Michael Geyer und Gisela Ehle sind eng mit dieser Entwicklung verbunden. Nach der Wiedervereinigung führte dies im Jahre 1990 zu einem „Vereinigungskongress“ in Berlin, bei dem sich die Fachgesellschaft als Deutsche Gesellschaft für Medizinische Psychologie (DGMP) neu konstituierte.[3][2]

Forschungsthemen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Verein benennt die folgenden Gebiete als wichtige Themen medizinpsychologischer Forschung:

  • Patient-Arzt-Beziehung und Kommunikation
  • Krankheitsverarbeitung
  • psychobiologische Zusammenhänge
  • Prävention und Rehabilitation, Gesundheitsförderung
  • psychosoziale Versorgungsforschung
  • Entwicklungspsychologie und Umgang mit minderjährigen Patienten und ihren Familien
  • sozialpsychologische Aspekte von Gesundheit und Krankheit

Vorstände[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zeitraum 1. Vorsitzender 2. Vorsitzender
1979–1981 Lothar R. Schmidt Jörn Scheer
1981–1983 Margit v. Kerekjarto Rolf Verres
1983–1985 Margit v. Kerekjarto Gernot Huppmann
1985–1987 Peter Rosemeier Bernd Dahme
1987–1989 Peter Rosemeier Peter Jacobi
1989–1991 Uwe Tewes Jürgen Neuser
1991–1992 Ernst Pöppel Monika Hasenbring
1992–1994 Heinz-Dieter Basler Monika Hasenbring
1994–1996 Heinz-Dieter Basler Elmar Brähler
1996–1998 Elmar Brähler Monika Bullinger
1998–2000 Elmar Brähler Nicole v. Steinbüchel
2000–2002 Uwe Koch Nicole v. Steinbüchel
2002–2004 Uwe Koch Hermann Faller
2004–2006 Bernhard Strauß Hermann Faller
2006–2008 Bernhard Strauß Hermann Faller
2008–2010 Renate Deinzer Bernhard Strauß
2010–2012 Renate Deinzer Hans-Joachim Hannich
2012–2014 Renate Deinzer Hans-Joachim Hannich
2014–2016 Peter Kropp Renate Deinzer
2016–2018 Peter Kropp Martin Härter
2018–2021 Martin Härter Beate Ditzen
2021–2023 Anja Mehnert-Theuerkauf Beate Ditzen

Die Mitgliederversammlung beschloss 2023 eine Neuorganisation des Vorstandes. Dieser besteht nun aus einem Präsidenten und zwei Vizepräsidenten.

Zeitraum Präsident Vizepräsident Vizepräsident
2023–2025 Anja Mehnert-Theuerkauf Beate Ditzen Katja Petrowski
2025-

Wissenschaftliche Kongresse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kongresse der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Psychologie finden seit 1976 alle zwei Jahre statt. In den Jahren zwischen den Kongressen fanden kleinere Tagungen statt (von 1979 bis 1991 in halbjährlichem Rhythmus, von 1992 bis 2017 jährlich).

In der DDR fanden zwei große medizinpsychologische Kongresse statt: Ein Symposium „Zur Psychologie des Patienten“ wurde unter Leitung von Hans Szewczyk im April 1984 in Erfurt abgehalten, ein zweites mit dem Titel „Entwicklungslinien der Medizinischen Psychologie“ im Dezember 1988 in Berlin unter Leitung von Gisela Ehle.[4]

Jahr Ort Veranstalter
1976 Ulm Helmut Zenz
1978 Hamburg Bernhard Dahme, Uwe Koch
1980 Gießen Jörn Scheer
1982 Hannover Uwe Tewes
1984 München Fritz Schmielau
1986 Berlin Hans-Peter Rosemeier
1988 Göttingen H. Pohlmeier
1990 Ulm Helmut Zenz
1992 Mainz Gernot Huppmann
1994 Magdeburg Bernhard Sabel
1996 Leipzig Elmar Brähler
1998 Hamburg Uwe Koch, Monika Bullinger
2000 Aachen Jürgen Neuser, J. de Bruin
2002 Dresden Friedrich Balck
2004 Bochum Dirk Hallner, Olaf von dem Knesebeck, Monika Hasenbring
2006 Leipzig Yve Stöbel-Richter, Andreas Hinz, Christina Schröder, Elmar Brähler
2008 Jena Bernhard Strauß
2010 Gießen Renate Deinzer
2012 Heidelberg Rolf Verres
2014 Greifswald Hans-Joachim Hannich
2016 Berlin Christine Heim
2018 Leipzig Anja Mehnert
2020 Hamburg abgesagt (Pandemie)
2021 Online[5] Martin Härter, Olaf von dem Knesebeck, gemeinsam mit DGMS
2023 Gießen Renate Deinzer
2025 Augsburg Miriam Kunz (geplant)

Preise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Verein vergibt seit 1992 aller zwei Jahre den Förderpreis der DGMP (Peter-Jacobi-Preis) für innovative Arbeiten aus dem Bereich der Medizinischen Psychologie. Seit 2002 ist dieser Preis mit 2.000 Euro dotiert. Bewerben können sich promovierte oder habilitierte Mitglieder der Gesellschaft, die noch keine ordentliche Professur innehaben. Preisträger waren Uwe Niederberger (1992), Sönke Johannes (1994), Erich Kasten (1996), Marc Wittmann (1998), Michael S. Exton (2000), Gabriela Helga Franke (2002), Rüdiger Ilg (2004), Brigitte M. Kudielka (2006), Gabriele Wilz (2008), Thomas Forkmann (2010), Friederike Kendel (2010), Heike Spaderna (2012), Adina Carmen Rusu-Klappheck (2014), Silke Burkert (2016), Christina Schut (2018), Susan Sierau (2021) und Laura Inhestern (2023).[6]

Von 2002 bis 2008 vergab die Gesellschaft im zweijährlichen Rhythmus einen Förderpreis für Nachwuchswissenschaftlerinnen („Frauenpreis“), um die wissenschaftliche Qualifikation jüngerer Frauen im Bereich der Medizinischen Psychologie zu fördern. 2009 wurde dieses Ziel als erreicht angesehen und der Preis mit dem Sabine-Grüsser-Sinopoli-Preis verschmolzen, für den sich auch männliche Wissenschaftlicher bewerben können.[6]

Der Verein hat im Jahr 2010 für den wissenschaftlichen Nachwuchs einen Preis ausgelobt, der nach Sabine Grüsser-Sinopoli benannt ist. Der mit 1.000 Euro dotierte Preis wurde erstmals im September 2010 auf dem Kongress der DGMP verliehen. Preisträger waren Yavor Yalachkov und Markus Zenger (2010), Daniela Harnacke (2012), Susan Koranyi (2014), Katharina Kuba und Peter Esser (2018), Mareike Ernst (2021) und Ekaterina Schneider (2023).[7]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • H. Berth, F. Balck, E. Brähler (Hrsg.): Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie von A bis Z. Hogrefe, Göttingen 2008, ISBN 978-3-8017-1789-6.
  • K. Buser, T. Schneller, K. Wildgrube: Kurzlehrbuch Medizinische Psychologie Medizinische Soziologie. Urban & Fischer, München 2007, ISBN 978-3-437-43211-8.
  • H. Faller, H. Lang: Medizinische Psychologie und Soziologie. Springer, Berlin 2010, ISBN 978-3-642-12583-6.
  • W.-D. Gerber, P. Kropp: Roter Faden Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8047-2338-2.
  • E. Kasten, B. Sabel: 1. ÄP. Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie. Thieme, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-13-114927-5.
  • B. Strauß, U. Berger, J. v. Troschke, E. Brähler (Hrsg.): Lehrbuch Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie. Hogrefe, Göttingen 2004, ISBN 3-8017-1032-7.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Medizinische Psychologie: Lehre, Forschung und Klinik in der Zeitschriftendatenbank (ZDB)
  2. a b Geschichte der DGMP auf der Homepage (Memento vom 14. Mai 2016 im Internet Archive) der Gesellschaft, abgerufen am 29. September 2016
  3. Jörn Scheer, Elmar Brähler: Nachruf: Prof. Dr. Lothar Schmidt (* 09.06.1936 - † 30.10.2020) Deutsche Gesellschaft für medizinische Psychologie vom 15. Dezember 2020
  4. Tagungen der DGMP auf der Homepage (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) der Gesellschaft, abgerufen am 29. September 2016
  5. Kongress-Homepage 2021
  6. a b Förderpreise der DGMP auf der Homepage der Gesellschaft, abgerufen am 18. Mai 2018
  7. Peter Kropp: Pressemitteilung der DGMP vom 24. Februar 2012. In: Informationsdienst Wissenschaft.