Deutsche Schule St. Petri Kopenhagen

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Sankt-Petri-Schule Kopenhagen
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Schulform Gesamtschule
Gründung 1575
Adresse

Larslejsstræde 5
1451 Kopenhagen K

Ort Kopenhagen
Region Hauptstadt-Region
Staat Dänemark
Koordinaten 55° 40′ 47″ N, 12° 34′ 11″ OKoordinaten: 55° 40′ 47″ N, 12° 34′ 11″ O
Träger Privatschule
Schüler 629[1]
Website www.sanktpetriskole.dk
Sankt Petri Schule

Die Sankt-Petri-Schule bei der Sankt-Petri-Kirche in Kopenhagen ist eine deutsch-dänische Privatschule. Sie wurde bereits 1575 durch Theophilus Neovinus (auch: Naevinus) auf Geheiß des dänischen Königs betrieben und gilt damit als die älteste deutsche Auslandsschule und die zweitälteste aller Schulen in Kopenhagen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1575 erhielt Theophilus Neovinus, Kantor an der deutschen St. Petri Kirche, eine Urkunde besagend, gegen Besoldung durch den dänischen König zu sorgen, dass die Schüler seiner Schule in der Kirche sonntags deutsche Chorlieder sangen und die Glocken läuteten.

„dass er alle Sonn- und Feiertage, so oft Predigt gehalten wird, die deutsche Kirche mit einigen seiner Schüler besuchen soll, um dort deutschen Gesang zu halten. Diese Schüler deutsche Psalmen und anderen Kirchengesang zu lehren, ist er verpflichtet. Auch soll er die Glocke zur Predigt läuten lassen, so oft Gottesdienst gehalten wird. Für diese seine Mühe werden ihm jährlich 40 alte Thaler, freie Wohnung oder so viel Geld angewiesen, dass er sich dafür ein Zimmer mieten kann.“ Königlicher Befehl vom 31. März 1575 an den »deutschen Schulmeister« Theophilus Naevinus[2]

Erst mit den Privilegien von 1641 wurde es der Kirche gestattet, eine deutsche Schule bauen zu lassen. Zwei Jahre später ermöglichte eine Zuwendung in Höhe von 1.000 Thalern durch den Obersekretär der deutschen Kanzlei, Friedrich Günther, die Errichtung der Schule.

Anfang des 18. Jahrhunderts war es wegen sehr begrenzter Räumlichkeiten nur möglich, „13 bis 14 arme Kinder“ zu unterrichten.[3]

Bis in das Jahr 1735 war der Schuldienst mit dem Amt des Kantors der St. Petri Kirche vereinigt. Der erste reine Schulhalter war der „Schreib- und Rechenmeister Johann Friedrich Holler“, der am 13. Mai 1764 verstarb. Er hatte die Schulhalterstelle zu einem solchen Ansehen gebracht, dass nicht weniger als 44 Bewerbungen auf seine Nachfolge eingingen.[4]

Peter Nicolai Svensen aus Husum hatte die Stelle bis 1804 inne. Als ihm Peter Schmidt, ebenfalls aus Husum, folgte, wurden 56 Schüler unentgeltlich unterrichtet, 50 von ihnen wurden auch kostenlos eingekleidet. Die Finanzierung erfolgte durch Spenden der ansässigen deutschen Kaufmannschaft.[5]

1799 richtete die Kirchengemeinde einen Schulzweig für Mädchen ein.

1823 war die Schülerzahl auf 308 Knaben und 195 Mädchen angewachsen; neben dem Schulhalter waren weitere Lehrkräfte angestellt. In den folgenden Jahren kam eine Knabenrealschule und eine Mädchenrealschule hinzu. Die Ereignisse des Jahres 1848 und der deutsch-dänische Krieg von 1864 brachten vielfältige Veränderungen der deutschen Präsenz in Kopenhagen mit sich, die mit sinkender Nachfrage unmittelbare Auswirkungen auf die Schulen hatten.[6]

Der 1899 am jetzigen Sitz der Schule in der Larslejstræde 5 begonnene Neubau eines größeren Schulgebäudes brachte zwar die gemeinsame Unterbringung der Zweige, führte aber nicht zu dem gewünschten Aufschwung: 1903 war ein Tiefstand der Schülerzahlen mit 100 in der Kirchenschule und 144 in der Realschule zu verzeichnen. In der Mädchenschule gab es noch 119 Schülerinnen. Gegengesteuert wurde trotz finanzieller Probleme durch gezielte Maßnahmen der Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler auf einen möglichen Übergang in gymnasiale Einrichtungen. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs wirkte sich negativ auf diese Absichten aus. Die dänische Regierung entschied 1918 die Beendigung des Privatschulwesens im Land; dank ihrer historischen Privilegien blieben die Schulen der deutschen St. Petri Gemeinde davon unbetroffen.[7]

1922 wurde die Kirchenschule als solche nach 279 Jahren ihres Bestehens aufgelöst; die Schüler wurden in die Realschule integriert. Die Jahre 1930 bis 1945 waren von Unruhe, der deutschen Besatzung Dänemarks und dem Widerstand dagegen gekennzeichnet. Die Schule hat im Jahr 2017 eine Geschichtskommission eingesetzt, die diese Jahre aufarbeiten soll.[8]

Im Jahre 2010 wurde ein gymnasialer Oberbau eingerichtet. Im Schuljahr 2015/2016 besuchten 17 Schüler die 10., 8 Schüler die 11. und 1 Schüler die 12. Jahrgangsstufe.[9]

Eine Besonderheit im deutschen Auslandsschulwesen stellt die Trägerschaft der St. Petri Schule dar: Sind es üblicherweise gemeinnützige Trägervereine[10], ist die Kopenhagener Schule weiterhin mit der St. Petri Kirche organisch verbunden. Die Trägerschaft liegt in den Händen der Schulkommission.[11]

Schulleiter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schulleiter der St. Petri Schule und ihrer Vorgängerin, der Realschule für Knaben:

1818 Johann Sternhagen

1824 Johannes Bruun

1862 Gottfried Appel

1872 Ferdinand Jørgensen

1881 Jens Appel

1891 Alfred Kruse

1894 Ernst Spindler

1905 Emil Glöy

1930 Hans Leonhardt

1934 Fritz Maywald

1944 Karl Gäde

1945 Ellen Breede

1949 Hans W. Praetorius

1976 Johannes Jensen

1991 Eckhard Bodenstein

1995 Karl-Peter Schultz

1998 Brigitte Ehrlich

2000-2015 Dagmar Mortensen

2016 Daniela Faude (August 2016 bis Januar 2017)

2020 Hanne Roswall Laursen

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Ranking 2015 des dänischen Unterrichtsministeriums ist die Sankt Petri Schule auf Platz 62 abgerutscht.[12] Noch im Jahr 2006 hatte die Schule unter 1740 dänischen Schulen einen ersten Platz eingenommen. Damals konnten die Schüler der Examensklasse der St. Petri-Schule in den in Dänemark einheitlichen Prüfungen laut einer landesweiten Statistik die besten Durchschnittsnoten erzielen. In den Fächern Deutsch und Mathematik lagen die Schüler absolut auf dem ersten Platz, in den weiteren acht Fächern nur einmal unterhalb des 40. Platzes.

2013 erhielt die Schule den ersten Preis des Bundesbildungsministeriums für die beste Kommunikation zwischen Schulleitung, Schülern und Eltern.

Personen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Louis Bobé: Die deutsche St. Petri Gemeinde zu Kopenhagen. Ihre Kirche, Schulen und Stiftungen MDLXXV-MCMXXV. Th. Linds Eftf., Kopenhagen 1925
  • Johannes Lehmann, P. H. Frosell, H. W. Praetorius: Die St. Petri Schulen in Kopenhagen 1575–1975. Ihre 400-jährige Geschichte. Kopenhagen 1975.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sankt Petri Schule – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Christian Dahlstrøm: Årsrapport 2020. (PDF) In: sanktpetriskole.dk. 2021, S. 9, abgerufen am 11. Dezember 2023 (dänisch).
  2. Bobé: S. 245
  3. Bobé: S. 248
  4. Bobé: S. 249f
  5. Bobé: S. 250
  6. Bobé: S. 256
  7. Bobé: S. 264
  8. Sankt Petri Skoles historie. Abgerufen am 12. Januar 2021 (dänisch).
  9. BERICHT DER SCHULKOMMISSION. (PDF) In: Vollversammlung der Sankt Petri Schule 2022 - Protokoll. 8. September 2022, S. 12, abgerufen am 11. Dezember 2023 (dänisch).
  10. 140 Deutsche Auslandsschulen (DAS). BVA-ZfA, abgerufen am 12. Januar 2021.
  11. Schulkommission. Abgerufen am 12. Januar 2021.
  12. Se hele listen: Her er den bedste og værste skole i din kommune. In: Søndagsavisen. abgerufen am 4. Juni 2018.