Deutscher Krieg

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Datei:Battle of Königgrätz by Georg Bleibtreu.jpg
Szene aus der kriegsentscheidenden Schlacht von Königgrätz; von Georg Bleibtreu

Der Deutsche Krieg von 1866 war die kriegerische Auseinandersetzung des Deutschen Bundes mit dem Königreich Preußen und dessen Verbündeten.

Der Deutsche Krieg war zunächst aus der Sicht des Deutschen Bundes ein Preußisch-Deutscher Krieg. Nach der Gründung des Deutschen Reichs von 1871 hat sich dieser Begriff nicht durchgesetzt, bis heute finden sich hauptsächlich die Ausdrücke Deutscher Krieg (besonders in Deutschland gebräuchlich) und Preußisch-Österreichischer Krieg, ferner Einigungskrieg, Siebenwöchiger Krieg, deutsch-deutscher Krieg, Deutscher Bundeskrieg, deutscher Bruderkrieg und „Deutsch-Österreichischer Krieg“. Letztere Bezeichnung erweckt leicht einen falschen Eindruck über die Konfliktparteien. Sie bringt gleichwohl zutreffend zum Ausdruck, dass das Territorium der Donaumonarchie nur zum Teil dem deutschen Sprachraum angehörte und zudem u. a. auch Kroaten, Ungarn und Venezianer in den Krieg verwickelt waren (Polen kämpften sowohl für den Deutschen Bund als auch für Preußen). Auch die preußischen Ostprovinzen lagen weitgehend außerhalb des Gebiets des Deutschen Bundes. Begrifflich unterschieden wird der Deutsche Krieg vom Dritten Italienischen Unabhängigkeitskrieg, mit dem er gleichwohl untrennbar verbunden war.

Der Sieg Preußens und seiner Verbündeten über den Deutschen Bund unter der Führung der Präsidialmacht Österreich hatte die Auflösung des Deutschen Bundes zur Folge, den Preußen schon im Vorfeld wegen angeblichen Bruchs der Bundesverfassung durch Österreich offiziell als erloschen betrachtet und behandelt hatte.

Mit dem Sieg nahm Preußen Österreich die politische Vormachtstellung unter den deutschen Ländern und gründete den Norddeutschen Bund. Damit entstand die Vorstufe für die 1871 vollendete sogenannte „Kleindeutsche Lösung“, d. h. ein deutscher Nationalstaat, der zwar den Großteil, aber nicht den gesamten deutschen Sprachraum einschloss, also ohne die Deutschösterreicher, Liechtensteiner und Luxemburger, deren Staaten zuvor Mitglieder des Deutschen Bundes gewesen waren, sowie ohne die Deutschschweizer.

Vorgeschichte

Die Ursachen für den Krieg lagen in der österreichisch-preußischen Auseinandersetzung um die Führungsrolle im Deutschen Bund (Deutscher Dualismus). Vor dem Hintergrund von Preußens Erfolgen bei der zollpolitischen Einigung Deutschlands unter Ausschluss Österreichs, der wirtschaftlichen Prosperität, aber auch der in reaktionären Kreisen geschätzten großen Militärtradition boten sich Anreize, die endgültige Entscheidung der Machtfrage zu suchen. Vorwand des Krieges war der Streit um die Verwaltung Schleswigs und Holsteins nach dem Ende des Deutsch-Dänischen Krieges.

Die Aussichten auf einen Sieg standen 1866 zudem für Preußen sehr günstig, denn Österreich befand sich in einer schweren Finanzkrise und hatte seit seiner in St. Petersburg als Undank empfundenen Haltung im Krimkrieg ein schwieriges Verhältnis zu Russland. Dies ließ trotz der familiären Beziehungen des Zarenhauses zu den im Konflikt pro-österreichischen Dynastien in Darmstadt und Stuttgart (und Verstimmungen über das Ende der innerdeutschen Stabilität) eine militärische Hilfeleistung unwahrscheinlich werden. Die Alvenslebensche Konvention von 1863 hatte Preußen bereits das Vertrauen des Zaren eingebracht, währenddessen Österreich Russlands gewaltsame Unterdrückung der Polen kritisiert hatte. St. Petersburg war zudem wegen innerer Probleme gebunden und nahm vor Kriegsausbruch nur mit erfolglos versuchter Deeskalation Einfluss auf das Geschehen.

Großbritanniens Interessen berührte der drohende Krieg wenig. London setzte sich mit mäßigem Engagement für eine Friedensinitiative der nichtdeutschen Großmächte ein, jedoch gelang es Berlin, das in Bezug auf seine Deutschlandpolitik viel aktivere Frankreich zum Ausscheren zu bewegen. Der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck hatte die Pariser Bemühungen um eine zu erreichende Veränderung des territorialen Status Quo für seine Zwecke genutzt. Er hatte beim französischen Kaiser Napoléon III. bei der Begegnung in Biarritz (3. September 1865) Hoffnungen auf Gebietserwerb (Wallonien/Luxemburg) geweckt, machte sich aber nicht von ihm abhängig, da er die Option einer Verhandlungslösung mit Österreich vorerst bewahrte. So gewährte Paris die Neutralität zu Bismarcks Bedingungen und musste sich später (vergeblich) selbst um Grenzverschiebungen kümmern, während Berlin nicht zu aktiver Förderung verpflichtet sein sollte.

Bismarck konnte außerdem das mit Frankreich freundschaftlich verbundene Italien für seine Pläne gewinnen, da dieses Venetien beanspruchte, das noch zu Österreich gehörte. Ein auf Druck Frankreichs unterbreitetes Angebot Österreichs, dieses Gebiet freiwillig abzutreten, kam zu spät: Am 8. April 1866 hatten Preußen und Italien bereits ein auf drei Monate befristetes geheimes Angriffsbündnis gegen Österreich geschlossen, durch das Preußen u. a. gegen Artikel III in Verbindung mit Art. II der Deutschen Bundesakte verstieß.

Schlacht bei Königgrätz: Prinz Friedrich Karl von Preußen befehligt ihm begeistert zuwinkende preußische Truppen

Mit dem Plan einer Bundesreform, die den Gesandtenkongress unter österreichischem Vorsitz durch ein gewähltes Parlament ersetzen sollte, zielte die preußische Regierung propagandistisch auf die Gewinnung der Nationalbewegung. Der Preußische Verfassungskonflikt belastete das Verhältnis zum preußenfreundlichen, evangelisch dominierten Deutschen Nationalverein jedoch schwer.

Um die Streitigkeiten auf bundesrechtlicher Basis auszutragen und mehr Rückhalt unter den Bundesstaaten zu erhalten, wandte sich Österreich am 1. Juni 1866 an den Bundestag des Deutschen Bundes und stellte diesem im Einklang mit der Bevölkerung die Entscheidung über die Zukunft Holsteins anheim. Das Herzogtum stand zwar unter österreichischer Verwaltung, Österreich duldete aber zum Verdruss Preußens die Nebenregierung des Herzogs Friedrich VIII. von Schleswig-Holstein und entschloss sich in Übereinstimmung mit ihm zur Einberufung der holsteinischen Ständeversammlung. Preußen betrachtete dieses Vorgehen als Bruch der Gasteiner Konvention, in der Preußen und Österreich 1865 ihre Einflusssphären im sogenannten Kondominium (gemeinsame Territorialherrschaft) Schleswig-Holstein aufgeteilt und ihre Politik festgelegt hatten.

Am 9. Juni marschierten preußische Truppen in Holstein ein, worauf Österreich beim Bundestag die Mobilisierung von Bundestruppen zwecks einer Bundesexekution wegen verbotener Selbsthilfe Preußens beantragte. Ob Preußen wirklich militärisch zur Einhaltung der Bundesverpflichtungen gezwungen werden sollte, blieb offen. Am 14. Juni stimmte der Bundestag dem Antrag mit neun gegen sechs Stimmen zu. Preußen behauptete, dies sei ein Bruch der Bundesverfassung und erklärte den Bund für aufgelöst.

Bündnisse des Krieges
Dunkelblau: Preußen
Hellblau: Verbündete Preußens
Rot: Österreich
Rosa: Verbündete Österreichs
Grün: Neutral
Gelb: Schleswig und Holstein

Die formelle Selbstauflösung folgte nach der Niederlage parallel zum Prager Frieden am 23. August 1866 in Augsburg.

Bündnisse

Preußens Verbündete waren – neben Italien – die Großherzogtümer Oldenburg, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, das Herzogtum Braunschweig, die Freien Hansestädte Hamburg, Bremen und Lübeck sowie einige weitere – unter anderem thüringische – Kleinstaaten.

Auf Österreichs Seite – beziehungsweise formal auf der Seite des Deutschen Bundes – standen die deutschen Mittelstaaten Sachsen, Bayern, Baden, Württemberg, Hannover, Hessen-Darmstadt, Kurhessen, Nassau und ebenfalls einige deutsche Kleinstaaten.

Verlauf

Nach vorherigem kampflosen Einmarsch preußischer Verbände in das Königreich Sachsen rückte die 1. preußische Armee am 23. Juni über Seidenberg und Zittau, die Elbarmee über Waltersdorf und Schluckenau in das habsburgische Königreich Böhmen ein. Am 26. Juni kam es zu ersten größeren Gefechten bei Hühnerwasser (Kuřivody), Sichrow, Turnau (Turnov) und der Schlacht bei Podol zwischen verschiedenen Einheiten der preußischen Ersten Armee unter Prinz Friedrich Carl und der Elbarmee unter General Herwarth von Bittenfeld auf der einen und des I. Österreichischen sowie des Sächsischen Korps auf der anderen Seite. Am 27. Juni überschritt die 2. preußische Armee unter Kronprinz Friedrich Wilhelm über mehrere Pässe das Riesengebirge, wobei es zu den Gefechten bei Nachod und bei Trautenau kam. Das letztere Treffen war das einzige des gesamten Krieges, das für die österreichischen Truppen siegreich verlief. Am 28. Juni kam es zu den für die Österreicher sehr verlustreichen Kämpfen von Skalitz und Soor sowie zum Treffen bei Münchengrätz.

Schließlich fand am 29. Juni die Schlacht bei Gitschin zwischen der 1. preußischen Armee und dem zurückgegangenen I. Österreichischen sowie dem Sächsischen Korps statt, im Osten kam es zu den Gefechten von Königinhof und Schweinschädel (Svinistany). Nach diesen letztgenannten Begegnungen verloren beide Armeen die Fühlung zueinander, erst am 2. Juli wurde die Aufstellung der Österreicher und Sachsen nordwestlich von Königgrätz aufgeklärt.

Preußische Truppen aus Minden und Hamburg (in der Stadtrepublik waren sie regulär stationiert) wurden von der Armee des Königreichs Hannover am 27. Juni 1866 bei Langensalza geschlagen. Die Hannoveraner mussten aber auf Grund ihrer hohen Verluste, des fehlenden Nachschubs und der mittlerweile großen zahlenmäßigen Überlegenheit der Preußen am 29. Juni 1866 kapitulieren. Noch heute erinnert ein Denkmal im Zentrum Mindens an den Sieg bei Langensalza. Die preußischen Verbündeten griffen Kassel und Frankfurt an, während der rechte Flügel der preußischen Elbarmee überraschend vor den Toren Nürnbergs auftauchte.

Anton Romako: Admiral Tegetthoff in der Seeschlacht von Lissa (gemalt 1878-1880, Öl auf Holz)

Im Süden hatte Österreich inzwischen am 24. Juni 1866 die italienische Armee unter General Alfonso La Marmora bei Custozza geschlagen; die österreichische Adriaflotte unter Wilhelm von Tegetthoff siegte bei der Insel Lissa (Vis) am 20. Juli über die überlegene italienische Flotte. Es war wohl eine der letzten Marineschlachten, die durch die Rammtaktik gewonnen wurde. Die Notwendigkeit aber, die Truppen auf zwei Fronten zu verteilen, war neben der im Vergleich zu Preußen rückständigen Waffentechnik einer der Hauptgründe für die schlussendliche Niederlage Österreichs – und damit formal des Deutschen Bundes.

Die entscheidende Schlacht gegen Österreich gewannen schließlich die vereinigten preußischen Armeen am 3. Juli 1866 bei Königgrätz in Böhmen unter der persönlichen Führung König Wilhelms von Preußen. Preußischer Generalstabschef war Helmuth Graf von Moltke, der geistige Vater des gesamten preußischen Aufmarsches (siehe auch „Strategische Bahn“). Auf österreichischer Seite ruhten die Hoffnungen zum Großteil auf dem als militärisches Genie geltenden Oberbefehlshaber Ludwig von Benedek, denn Preußen war in dieser Schlacht von Königgrätz Österreich nicht nur zahlenmäßig (250.000 zu 160.000), sondern auch technisch überlegen. Benedek hatte zuvor versucht, das Amt des Oberbefehlshabers der Nordarmee abzulehnen, da er auf dem böhmischen Schauplatz keinerlei Erfahrung besaß und sich die Nordarmee in einem äußerst desolaten Zustand befand, was auch die Schlacht mitentscheiden sollte. Nach der Schlacht von Königgrätz wurde er seines Amtes enthoben und vor ein Kriegsgericht gestellt. Das Verfahren wurde jedoch auf kaiserlichen Druck eingestellt und Benedek befohlen, bis an sein Lebensende über die Schlacht zu schweigen, woran er sich auch hielt. Helmuth von Moltke hatte sich entschieden, das preußische Heer in drei getrennten Armeen marschieren zu lassen. Zunächst eröffneten die Elbarmee unter Leitung von Herwath von Bittenfeld und das Erste Armeekorps unter Leitung von Prinz Friedrich Karl von Preußen die Kampfhandlungen gegen die österreichische Armee, die nördlich der Festung Königgrätz Stellung bezogen hatte. Die preußischen Angriffe konnten trotz hoher Verluste zunächst keine nennenswerten Erfolge erzielen, so dass die schlachtentscheidende Rolle dem 2. preußischen Armeekorps unter Leitung des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm zufiel, das sich in Gewaltmärschen dem Schlachtfeld näherte. Der Kronprinz entschied sich für einen Flankenangriff auf die kaiserlichen Streitmächte, um die zwei anderen preußischen Armeen zu entlasten. Dabei gelang es ihm, die Höhe von Chlum zu besetzen, von der aus seine Artillerie ein verheerendes Flankenfeuer gegen die österreichische Armee eröffnen konnte. Königgrätz ist seitdem das Synonym für den Erfolg der Bismarckschen Kleindeutschen Lösung.

Die letzte Schlacht im deutschen Bruderkrieg fand schließlich im Mainfeldzug am 26. Juli 1866 bei Üttingen statt, in der Preußen über die Bayerische Armee siegte; mit dem Gefecht bei Blumenau am letzten Tag des Krieges wendeten die Österreicher jedoch noch die Besetzung Pressburgs (Bratislava) durch preußische Truppen ab.

v.l.: Otto von Bismarck, Albrecht von Roon, Helmuth von Moltke

Insgesamt kämpften auf Seiten des Deutschen Bundes ca. 600.000, für Preußen und seine deutschen Verbündeten rund 500.000 und für das Königreich Italien ca. 300.000 Soldaten. Durch die Allgemeine Wehrpflicht glich Preußen den Nachteil aus, dass das Land nur ungefähr die Hälfte der Einwohnerzahl des habsburgischen Vielvölkerstaates aufwies. Nach den jeweiligen Generalstabswerken betrugen die Verluste auf den böhmisch-mährischen, niederösterreichischen und slowakischen Kriegsschauplätzen im einzelnen:

  • Österreich: 1313 Offiziere, davon 330 gefallen, sowie 41.499 Mann, davon 5328 gefallen
  • Sachsen: 55 Offiziere, davon 15 gefallen, sowie 1446 Mann, davon 120 gefallen
  • Preußen: 359 Offiziere, davon 99 gefallen, sowie 8794 Mann, davon 1830 gefallen

Die Streitkräfte Preußens, Italiens und ihrer Alliierten hatten insgesamt etwa 37.000 Tote und Verwundete zu beklagen, deutlich weniger als ihre Kontrahenten.

Ausgang und Folgen

Frankfurt am Main muss innerhalb von 24 Stunden 25 Mio. Gulden Kriegskontribution an Preußen zahlen. Urkunde vom 20. Juli 1866 mit der Unterschrift des preußischen Generals Edwin von Manteuffel.
Preußen nach den Annexionen von 1866
Orange: Altpreußen
Blau: Hannover
Gelb: Kurhessen
Grün: Nassau
Blassrosa: Schleswig-Holstein
Violett: das schon vor dem Krieg an Preußen gefallene Herzogtum Lauenburg
Napoleon III., Gemälde von Franz Xaver Winterhalter, 1852

Um einer französischen oder russischen Intervention zuvorzukommen, drängte Bismarck den preußischen König dazu, den Sieg nicht voll auszunutzen, sondern einen schnellen Frieden zu schließen. Der Ministerpräsident benötigte viel Überzeugungskraft, da Wilhelm – trotz seiner nur mühsam überwundenen ursprünglichen Gegnerschaft zu den Angriffsplänen – Österreich harte Bedingungen diktieren wollte und den Einmarsch in Wien anstrebte. Nach zähem Konflikt lenkte der König schließlich resignierend ein.

Der entscheidende Schritt zur Beendigung des Krieges gelang am 26. Juli 1866 im durch den französischen Kaiser Napoléon III. vermittelten „Vorfrieden von Nikolsburg“, nachdem Österreich in der Hauptsache („Austritt aus der gesamtdeutschen Politik“) nachgegeben hatte, zumal seine militärische Lage aussichtslos war. Der Vorfrieden wurde später im „Frieden von Prag“ mit Preußen bestätigt und zudem der „Frieden von Wien“ mit Italien geschlossen.

Italien gewann Venetien auf indirektem Wege, da Österreich es während des Krieges formell an Frankreich zur anschließenden Weitergabe an den Gegner abgetreten hatte. Preußen annektierte Schleswig-Holstein, die souveränen Bundesglieder Königreich Hannover (Absetzung König Georgs), Herzogtum Nassau, Kurfürstentum Hessen und die Freie Stadt Frankfurt (Selbstmord des Bürgermeisters Fellner) und stellte sie unter Militärverwaltung. Dadurch erlangte Preußen die Verbindung zwischen seinen westlichen Gebieten (Rheinprovinz und Provinz Westfalen) und dem östlich der Elbe gelegenen Kernland Brandenburg. Andere Mitglieder des Bundes wie zum Beispiel Sachsen (Obersachsen) gerieten in preußische Abhängigkeit.

Daraufhin löste sich der Deutsche Bund auf und der durch Preußen beherrschte Norddeutsche Bund (d. h. eine kleindeutsche Vereinigung der norddeutschen Staaten) wurde am 18. August 1866 gegründet, um Preußens Hegemonie zu festigen und zu legitimieren. Unabhängig blieben vorerst die süddeutschen Staaten: das Königreich Bayern, das Königreich Württemberg, das Großherzogtum Baden (auf Drängen Frankreichs anerkannt) und partiell das Großherzogtum Hessen, das dank russischer Fürsprache mit einigen kleinen Gebietsabtretungen davonkam. Dessen Provinz Oberhessen wurde wie das Königreich Sachsen in den Norddeutschen Bund integriert und nicht annektiert. Die Realisierung des im Frieden von Prag vorgesehenen Südbunds vom Main bis zum Bodensee scheiterte, da Bismarck sie untergrub und die südwestdeutschen Regierungen eine bayerische Dominanz ablehnten. Die Verdrängung Österreichs aus der gesamtdeutschen Politik erwies sich im Nachhinein als beständig, auch wenn sich Kaiser Franz Joseph I. einstweilen nicht damit abfand.

Zudem erzielte Otto von Bismarck aufgrund der Euphoriewelle einen großen innenpolitischen Erfolg, besonders da ihm bezüglich des Regierens ohne gesetzmäßigen Haushalt nachträglich vom preußischen Abgeordnetenhaus Straffreiheit zugebilligt wurde (Annahme der Indemnitätsvorlage). Der Streit über diese Frage spaltete die oppositionelle Deutsche Fortschrittspartei.

Die bis dahin guten Beziehungen zwischen Frankreich und Preußen verschlechterten sich durch den Sieg Preußens nachhaltig. Der französische Kaiser Napoléon III. hatte eigentlich geplant, für seine Vermittlung territoriale Belohnungen zu bekommen (linkes Rheinufer), wurde aber vom Tempo des Krieges überrascht und kam mit seinen Forderungen zu spät. In Frankreich entstand daraufhin der Ruf nach „Rache für Sadowa“ (ein Ort der Schlacht von Königgrätz). Da die Außenpolitik Napoléons III. ähnlich wie die preußische auf territoriale Expansion ausgelegt war, bedeutete die Nichterfüllung dieser (für Frankreichs Einfluss in Deutschland eher kontraproduktiven) Ambitionen eine Enttäuschung, die letztlich zur Achse Paris–Wien führte. Der vormals sächsische Ministerpräsident Friedrich Ferdinand von Beust konnte sich als Außenminister und späterer Reichskanzler der neuen Doppelmonarchie Österreich-Ungarn mit seiner Allianzpolitik nicht gegen Bismarcks raffiniertes Kalkül durchsetzen.

Im Rahmen der Friedensvertragsverhandlungen verbündeten sich Bayern, Baden und Württemberg (das südlich der Mainlinie noch unabhängige Hessen-Darmstadt erst im Zuge der Luxemburgkrise) mit Preußen in „Schutz- und Trutzbündnissen“ – die Basis für den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Preußen weitete dann durch Indienstnahme des Nationalgefühls, russischer Rückendeckung und der Wirtschaftseinheit seinen Machtbereich auf die süddeutschen Staaten im Deutschen Zollverein aus, so dass es schließlich am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal von Schloss Versailles zur Reichsgründung kam. Von Russland und Ungarn an einem militärischen Eingriff zugunsten Frankreichs gehindert, zog der Kaiser von Österreich es vor, als „deutscher Fürst“ zu handeln, woraus sich eine zunehmend wohlwollende Neutralität entwickelte und die spätere Allianz mit dem Deutschen Reich (Zweibund) möglich wurde.

Siehe auch

Literatur

  • Theodor Fontane: Der deutsche Krieg von 1866. (Gesamtausgabe in 2 Bänden:) Bd. 1: Der Feldzug in Böhmen und Mähren [Nachdruck von 1871/2003], ISBN 3-936030-65-0 und Bd. 2: Der Feldzug in West- und Mitteldeutschland [Nachdruck von 1871/2003], ISBN 3-936030-66-9. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza sowie Verlag Das Neue Berlin, 2006 [Nachdruck von 1871]. ISBN 3-360-01268-2.
  • Heinrich Friedjung: Der Kampf um die Vorherrschaft in Deutschland – 1859 bis 1866. Cottasche Buchhandlung, 2 Bände, Stuttgart & Berlin 1916.
  • Gordon A. Craig: Königgrätz. DTV, München 1987. ISBN 3423108207.
  • Gerd Fesser: 1866 Königgrätz – Sadowa. Brandenburgisches Verlagshaus, Berlin 1994. ISBN 3894880694.
  • unbekannter Autor: Die Hannoveraner in Thüringen und die Schlacht bei Langensalza 1866. In: Band 1 – Schlacht bei Langensalza 1866. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, Reprint 1866/2001. ISBN 3-934748-57-0.
  • Augenzeugenberichte: Wir lustigen Hannoveraner!. In: Band 2 – Schlacht bei Langensalza 1866. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2001. ISBN 3-934748-68-6.
  • Augenzeugenberichte: Eine Kriegsgeschichte der dritten 4-pfündigen Batterie. In: Band 3 – Schlacht bei Langensalza 1866. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2001. ISBN 3-934748-71-6.
  • unbekannter Autor: Offizieller Bericht über die Kriegsereignisse zwischen Hannover und Preußen im Juni 1866 und Relation der Schlacht am 27. Juni 1866. In: Band 4 – Schlacht bei Langensalza 1866. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, Reprint 1866/2001. ISBN 3-934748-72-4.
  • Carl Bleibtreu: Langensalza und der Mainfeldzug 1866. In: Band 5 – Schlacht bei Langensalza 1866. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, Reprint 1866/2001. ISBN 3-934748-73-2.
  • Augenzeugenberichte: Die Teilnahme des Besatzungs-Bataillons Aschersleben/2. Magdeburgischen Landwehr-Regiments Nr. 27 an dem achttägigen Feldzuge gegen das Hannöversche Armee-Korps im Juni 1866. In: Band 6 – Schlacht bei Langensalza 1866. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, Reprint 1866/2001. ISBN 3-934748-74-0.
  • Theodor Fontane: Der deutsche Krieg von 1866 – Auszug Langensalza. In: Band 7 – Schlacht bei Langensalza 1866. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2001. ISBN 3-934748-75-9.
  • Otto Kaemmel: Deutsche Geschichte – Zweiter Teil. In: Vom Westfälischen Frieden bis zum Ende des neunzehnten Jahrhunderts, Carl Damm, Dresden 1905.
  • Kahnert: Die Kriegsereignisse des Jahres 1866 im Herzogtum Gotha und die gothaischen Turner zur Zeit des Treffens von Langensalza. In: Band 8 – Schlacht bei Langensalza 1866. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2002. ISBN 3-934748-76-7.
  • Victor von Diebitzsch: Die Königlich-Hannoversche Armee auf ihrem letzten Waffengange im Juni 1866. In: Band 9 – Schlacht bei Langensalza 1866. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2002. ISBN 3-934748-77-5.
  • Friedrich Freudenthal: Erinnerungen eines hannoverschen Infanteristen von Lüneburg nach Langensalza 1866. In: Band 10 – Schlacht bei Langensalza 1866. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2002. ISBN 3-934748-78-3.
  • Augenzeugenberichte: Das Herzoglich Sachsen-Coburg-Gothaische Infanterieregiment 1866. In: Band 11 – Schlacht bei Langensalza 1866. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2002. ISBN 3-936030-10-3.
  • G.Wolfram: Die Hannoversche Armee und ihre Schicksale in und nach der Katastrophe 1866. In: Band 12 – Schlacht bei Langensalza 1866. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2002. ISBN 3-936030-11-1.
  • Friedrich Regensberg: Band 13 – Langensalza 1866. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2002. ISBN 3-936030-12-X.
  • Julius Hartmann: Meine Erlebnisse zu hannoverscher Zeit 1839–1866. In: Band 14 – Schlacht bei Langensalza 1866. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, Reprint 2005. ISBN 3-936030-13-8.
  • Hermann Gutbier: Der Kampf um Langensalza am 27. Juni 1866. In: Band 15 – Schlacht bei Langensalza 1866. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, Reprint 2006. ISBN 3-936030-14-6.
  • Sigismund von Dobschütz: Der König ist da, die österreichische Armee geschlagen! Kriegstagebuch des Paul von Collas und Briefe an seine Eltern aus dem Deutschen Krieg des Jahres 1866 gegen Österreich. Ostdeutsche Familienkunde (OFK), Hefte 1–3/2005, Band XVII, Seite 177f., Verlag Degener & Co., Neustadt (Aisch) 2005. ISSN 0472-190XPaul von Collas war damals junger Generalstabsoffizier und Bataillonsadjutant.
  • Heiger Ostertag: Der Deutsche Krieg von 1866. In: Hannovers Übergang vom Königreich zur preußischen Provinz 1866, S. 31–58. Rainer Sabelleck (Hg.), Hannover 1995. ISBN 3-7752-5849-3.
  • Heiger Ostertag: Die Königlich Hannoversche Armee im Juni 1866. In: Hannovers Übergang vom Königreich zur preußischen Provinz 1866, S. 59–78. Rainer Sabelleck (Hg.), Hannover 1995. ISBN 3-7752-5849-3.
  • Heiger Ostertag: Militärgeschichte im Zeitalter des Deutschen Bundes und der Einigungskriege 1815 bis 1871. In: Grundzüge der deutschen Militärgeschichte, S. 129–192, Freiburg 1993. ISBN 3-7930-0602-6.

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