Die Bücher der Neunzehn

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Die Bücher der Neunzehn war ein in den 1950er- bis 1970er-Jahren von neunzehn deutschen Verlagen durchgeführtes Gemeinschaftsprojekt zur Herausgabe einer Buchreihe von anspruchsvollen Büchern bedeutender Philosophen und Schriftsteller in guter Ausstattungsqualität zu sehr günstigen Preisen.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Allgemeines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der lose Verbund der neunzehn teilnehmenden Verlage schloss sich auf Anregung von Sortimentsbuchhändlern zusammen. Eine Geschäftsstelle, die zunächst in Hamburg war und dann nach München verlegt wurde, übernahm die Koordination zwischen den Verlagen. Nach Angaben der Verlage war es Ziel ihres gemeinsamen Projektes, „in vereinbarter Folge monatlich ein hervorragendes Buch in tadelloser Ausstattung zu einem außergewöhnlichen Preis zu verlegen“ und damit allen Menschen den Zugang zu diesen Werken zu ermöglichen.[2] Die Verlage standen unter dem Druck neuer Verlagsgründungen und wachsender Bedeutung von Buchgemeinschaften und wollten sich Marktanteile sichern. Dies kann als gelungen bezeichnet werden, da insgesamt eine Auflage von 6,5 Millionen Exemplaren erreicht wurde.

Erscheinungsweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1954 bis 1972 wurden bei monatlicher Erscheinungsweise insgesamt 209 Bücher herausgegeben, deren Preis anfangs zwischen 5,80 DM und 9,80 DM lag. Alle Bücher in dieser Reihe erschienen als einmalige Sonderausgaben in Auflagen von bis zu 50.000 Exemplaren, was für einige junge Schriftsteller den Durchbruch bedeutete. Insgesamt wurden 11 Staffeln à 19 Bücher aufgelegt.[1]

Übersicht der 11 Programmstaffeln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch: Liste von Titeln der Bücher der Neunzehn

Programm Zeitrahmen Bände
1 Juni 1954 bis Februar 1956 1 – 19
2 März 1956 bis Oktober 1957 20 – 38
3 November 1957 bis Juli 1959 39 – 57
4 August 1959 bis April 1961 58 – 76
5 Mai 1961 bis Dezember 1962 77 – 95
6 Januar 1963 bis Juli 1964 96 – 115
7 August 1964 bis Februar 1966 116 – 134
8 März 1966 bis September 1967 135 – 153
9 Oktober 1967 bis März 1969 154 – 171
10 April 1969 bis Oktober 1970 172 – 190
11 November 1970 bis Mai 1972 191 – 209

Programminhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das erste Programm erschien in der Zeit von 1954 bis 1956.[3] Erster Band war Leib und Seele (Verlag Kiepenheuer & Witsch), ein Werk des französischen Schriftstellers Maxence Van der Meersch.[4] Eines der aus heutiger Sicht bedeutendsten Werke dieses Programms dürfte wohl Stefan Zweigs Roman Ungeduld des Herzens sein. Allgemein ist festzustellen, dass dieses erste Programm aus Büchern bestand, die eine gewisse Popularität aufweisen konnten, jedoch nicht ausschließlich zu Bestsellern der Zeit gehörten.

Das zweite Programm erschien von 1956 bis 1957[5] und setzte vermehrt auf prominente Autoren wie Thomas Mann. In diesem Programm erschienen beispielsweise Der Erwählte von Thomas Mann beim S. Fischer Verlag mit der Nummer 23 und Richard Wright mit Schwarze Macht beim Claassen-Verlag mit der Nummer 27.

Nachdem anfangs die Romane überwogen, folgten in den weiteren Programmen der Reihe Biographien und Sachbücher. Erzählungen, die früher nahezu unverkäuflich erschienen, erreichten häufig die höchsten Auflagen und die Editionsform der Anthologie fand für Jahre viel Nachfrage. Insgesamt stellt sich die Liste von der anspruchsvollen Romanunterhaltung bis zum exemplarischen Werk von literarischem Rang als abwechslungsreich sortiert dar.[1]

Die letzte Herausgabe der Buchreihe war Wolf Wondratscheks Roman Omnibus, der 1972 als Band Nummer 209 erschien.

Beteiligte Verlage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An dem Projekt zur Herausgabe der Buchreihe Die Bücher der Neunzehn beteiligten sich folgende deutsche Verlage:

Die Verlage konnten die Werke selber verlegen und individuell gestalten, sie mussten lediglich zur Erkennung eine aus 19 Rauten bestehende Vignette auf der Titelseite (oder an anderer Stelle, etwa auf dem inneren Vorsatzblatt) abdrucken, welche die 19 Verlage symbolisierte.[7]

Quellen und Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dirk Franken, Arnd Hepprich: Die Entstehung und Geschichte der Bücher der Neunzehn: 1954 – 1972. Antiquarische Verlags-Buchhandlung Steeler Antiquariat, Essen 2005. (CD-ROM)
  • Gesamtverzeichnis des deutschsprachigen Schrifttums (GV) 1911–1965, Band 20, München: Verlag Dokumentation 1976, S. 255–257 (132 Titel bis 1965)
  1. a b c Horst Willi Schors: Exitus auf Raten. In: buchmarkt, Heft 1/1972, S. 16 ff.;
    sowie: Hans Walz: Abgesang auf die „Bücher der Neunzehn“. In: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Frankfurter Ausgabe, Nr. 54 vom 7. Juli 1972, S. 1550 ff.
  2. Johannes Wilms: Nun schlägt’s neunzehn. Die Buchhandlung ist in der Krise, aber keiner will es wahrhaben, in: Süddeutsche Zeitung, Nr. 238, 16. Oktober 1998, S. 17
  3. Auszug aus den Titeln der „Bücher der Neunzehn“
  4. Maxence van der Meersch: Leib und Seele. 2., ungekürzte Volksausg., Kiepenheuer & Witsch, Köln u. a. 1954 (Gesamttitel Die Bücher der Neunzehn, Bd. 1) (dt. Übers. aus dem Französischen)
  5. Auszug aus der Buchtitel des ersten Programms
  6. Joseph Caspar Witsch war einer der Initiatoren dieser Reihe, vgl. z. B. Gestorben. In: Der Spiegel. Nr. 20, 1967, S. 190 (online).
  7. Siehe Anmerkungen zur Buchreihe Bücher der Neunzehn und zur Raute in der Fußnote 17 auf Textseite 8, in: Petra Huber-Sauter: Das Ich in der autobiographischen Prosa von Marie Luise Kaschnitz. Dissertation. Institut für Literaturwissenschaft der Universität Stuttgart 2003. (PDF-Datei)