Die Wolfshaut

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Die Wolfshaut ist ein 1960 im deutschen Claassen Verlag erschienener Roman des österreichischen Schriftstellers Hans Lebert.

Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Roman ist als Kriminalgeschichte erzählt und enthält teils surreale Szenen. Die Handlung erstreckt sich über 99 Tage, an denen es ständig regnet, im November beginnend.

Der Matrose Johann Unfreund kehrt 1952 nach Jahrzehnten in das österreichische Bergdorf Schweigen zurück, in dem er geboren und aufgewachsen ist. Er nähert sich dem Ort, seiner Umgebung und den dort lebenden Menschen nach und nach an. Mehrere Todesfälle unter unklaren und ungewöhnlichen Umständen beunruhigen das Dorf, führen zu Anschuldigungen und Diffamierungen. Man vermutet auch einen Wolf aus den Bergen. Als Unfreund nach den wirklichen Ursachen zu forschen beginnt, spürt er Angst, Schweigen und den Argwohn der Menschen. Es zeigt sich, dass die Dorfgemeinschaft in Endphaseverbrechen der Zeit des Nationalsozialismus verstrickt war, deren Aufdeckung sie fürchtet: eine Gruppe von Zwangsarbeitern war am Rande des Dorfes umgebracht worden.[1][2]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Roman stieß auf positive Kritik und brachte Lebert den Durchbruch als Autor. Er war auch als Nachdruck in der DDR (1962) erfolgreich. Schriftsteller wie Ernst Jünger und Heimito von Doderer waren von ihm begeistert.[3][4] In der Folgezeit wurde Lebert 1961 mit dem Theodor-Körner-Preis ausgezeichnet, 1962 erhielt er den Österreichischen Staatspreis.[5]

Es wurde auf inhaltliche wie stilistische Parallelen zu dem drei Jahre später erschienenen Roman Frost von Thomas Bernhard hingewiesen.[6] Er wird den „Anti-Heimatromanen“ zugerechnet.

1991 wurde Die Wolfshaut neu herausgegeben und erfuhr wiederum viel Aufmerksamkeit. Zeitgenössische Autoren zeigten sich begeistert von dem Werk; Elfriede Jelinek bezeichnete Die Wolfshaut als „eines der größten Leseerlebnisse ihres Lebens“ und „erste[n] radikal moderne[n] Roman der österreichischen Nachkriegsliteratur“.[7]

Die Wolfshaut diente als Vorlage für das gleichnamige Stück von Helmut Peschina (Bearbeitung) und Robert Matejka (Regie), das in Österreich zum Hörspiel des Jahres 2005 gewählt wurde.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hauptverband des österreichischen Buchhandels: Die Wolfshaut. Hans Lebert, abgerufen am 2. Dezember 2023
  2. Die Wolfshaut – Hans Lebert. Rezension bei Buchkammer, abgerufen am 24. Oktober 2015.
  3. Karl-Markus Gauss: Die Toten haben Hunger. In: Die Zeit, 25. Oktober 1991.
  4. Anton Thuswaldner: 1960: Er brach das eiserne Schweigen, in: Tageszeitung Salzburger Nachrichten, 30. Mai 2018, S. 4, Serie 100 Jahre Republik Österreich
  5. Überreichung der Staatspreise. In: Salzburger Nachrichten, 5. März 1968, S. 3.
  6. Joachim Hoell: Mythenreiche Vorstellungswelt und ererbter Alptraum. Ingeborg Bachmann und Thomas Bernhard, Berlin 1999, S. 189–347
  7. Karl Markus-Gauss: Der Österreich-Liebhaber. In: Die Zeit, 27. August 1993.