Dill (Pflanze)

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Dill

Dill (Anethum graveolens), Illustration

Systematik
Ordnung: Doldenblütlerartige (Apiales)
Familie: Doldenblütler (Apiaceae)
Unterfamilie: Apioideae
Tribus: Apieae
Gattung: Anethum
Art: Dill
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Anethum
L.
Wissenschaftlicher Name der Art
Anethum graveolens
L.

Dill, Dille oder Gurkenkraut, auch Dillkraut und Dillfenchel genannt (Anethum graveolens), ist eine Pflanzenart der Gattung Anethum innerhalb der Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Sie stammt ursprünglich aus Vorderasien, wird heute jedoch weltweit angebaut.

Beschreibung und Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Habitus
Doppeldoldige Blütenstände
Ausschnitt eines doppeldoldigen Blütenstandes
Döldchen mit Blüten im Detail

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dill ist eine sommerannuelle, einjährige krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von meist 30 bis 75 Zentimetern, selten bis zu 125 Zentimetern.[1] Alle oberirdischen Pflanzenteile sind kahl und die Farbe variiert von Hellgrün bis Grün-Türkis. Alle Pflanzenteile duften stark aromatisch. Die Stängel wachsen aufrecht, sind rund und fein gerillt und verzweigen sich meist im oberen Abschnitt.[1] Besonders die unteren Laubblätter sind drei- bis vierfach fiederschnittig, fein zerteilt in borstliche Abschnitte. Die oberen Laubblätter sind weniger stark geteilt und kleiner. Nebenblätter fehlen. Die Blattscheiden haben eine Länge von 1 bis 2 Zentimetern und sind oben gehörnt. Die unteren Stängelblätter sind gestielt, die oberen auf den Blattscheiden sitzend.[1]

Blütenstände, Blüten und Früchte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die großen Blütenstände sind tragblattlose, 15- bis 30-strahlige Doppeldolden, selten bis zu 50-strahlig. Sie weisen einen Durchmesser von 5 bis 15 Zentimetern auf[1] und enthalten zehn bis 25 Döldchen. Die Döldchen weisen einen Durchmesser von 3 bis 5 Zentimetern auf und enthalten 15 bis 25 Blüten. Die Blütenstiele sind 6 bis 10 Millimeter lang. Hülle und Hüllchen fehlen.[1] Die kleinen Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig. Die fünf Kelchblätter sind verwachsen. Die fünf Kronblätter sind (dotter-)gelb; sie sind an der Spitze in ein umgechlagenes Läppchen verschmälert.[1] Es ist nur ein Kreis mit fünf Staubblättern vorhanden. Die Staubblätter sind länger als die eingerollten Kronblätter.

Zwei Fruchtblätter sind zu einem unterständigen Fruchtknoten verwachsen, der länglich und etwas zusammengedrückt geformt ist. Die zwei Griffel sind kurz, zur Blütezeit fast aufrecht und zur Fruchtreife über das Griffalpolster herabgebogen.[1] Die Blüte besitzt einen nektarabsondernden Diskus und wird von verschiedenen Insekten, besonders jedoch von Käfern bestäubt. Die Blütezeit reicht von teils schon Mai, jedoch meist Juni bis August.[2]

Die eiförmigen, braunen, trockenen Spaltfrüchte (Doppelachänen) sind 3 bis 5 Millimeter lang, 1,8 bis 2,5 Millimeter breit und 0,6 bis 0,8 Millimeter dick. Die Tausendkornmasse liegt zwischen 1 und 2 g. Sie zerfallen in zwei schmal geflügelte Teilfrüchtchen mit grau-weißen Längsrippen.[3] Die Früchte reifen meist zwischen Juli und September. Als Flügelflieger werden sie über den Wind ausgebreitet, ferner bei Nässe auch als Adhäsionshafter.

Chromosomenzahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 22, selten 44.[4]

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Dill ist ursprünglich in Vorderasien verbreitet. Nach Ralf Hand kommt er ursprünglich aber beispielsweise in Marokko, Algerien, Tunesien, Libyen, Spanien, Portugal, Madeira, Kroatien, Bulgarien, Zypern, im Gebiet von Israel und Jordanien und in der Türkei vor.[5] Für Albanien und Mallorca ist die Ursprünglichkeit zweifelhaft.[5] In Italien und Slowenien kommt er eingebürgert vor.[5] In Mitteleuropa ist er selten verwildert zu finden.[6] Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2w (mäßig trocken aber mäßig wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 5 (sehr warm-kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[7]

Taxonomie und Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Dill wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum Tomus I. S. 263 als Anethum graveolens erstbeschrieben.[5]

Innerhalb der Art Anethum graveolens können drei Sippen unterschieden werden, die teils als Varietäten oder Sorten, teils als Unterarten eingestuft werden:

  • Gartendill (Anethum graveolens var. hortorum Alef.) mit vorwiegend Carvon im ätherischen Öl
  • Ackerdill (Anethum graveolens var. graveolens)
  • Indischer Dill (Anethum graveolens subsp. sowa (Roxb. ex Flem.) N.F.Koren') ist nur eine Sorte Anethum graveolens 'Sowa'[8] und ist dem Gartendill sehr ähnlich, aber weniger aromatisch. Er enthält vor allem Dillapiol und Carvon.

Verwandte Arten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Gattung Anethum können folgende Arten unterschieden werden:[9]

  • Anethum foeniculoides Maire & Wilczek: Sie kommt von Marokko bis ins nördliche Mauretanien vor. Sie wird seit 2015 als Schoenoselinum foeniculoides (Maire & Wilczek) Jim.Mejías & P.Vargas in eine eigene Gattung Schoenoselinum Jim.Mejías & P.Vargas gestellt.[9]
  • Dill (Anethum graveolens L.)
  • Anethum theurkauffii Maire: Sie kommt nur in Mauretanien vor.[9]

Inhaltsstoffe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

100 g getrocknetes Dillkraut enthält im Durchschnitt 5,5 g Wasser, 20 g Protein, 4,0 g Fett, 57,0 g Kohlenhydrate, 12,0 g Rohfaser und 0,1 bis 0,35 g ätherische Öle. An Mineralstoffen sind Kalium mit 3,3 g, Calcium mit 1,7 g und Natrium mit 0,2 g nennenswert. Für die Nutzung als Gewürz ist der Gehalt an ätherischen Ölen ausschlaggebend. In den Blättern beträgt ihr Anteil 2 bis 4 %, in den Früchten (Samen) bis zu 8 %.[10] Die Inhaltsstoffe und damit der Geruch unterscheiden sich in den verschiedenen Pflanzenteilen. So enthält das Pflanzenöl insbesondere α-Phellandren und Dillether, sowie geringere Mengen β-Phellandren und (S)-Limonen. Die Blüten enthalten dagegen auch (R)-Limonen und (S)-(+)-Carvon in größeren Mengen. Über die Reifephase von der Knospe zu den Früchten nimmt der Gehalt an (R)-Limonen und (S)-(+)-Carvon zu, während der Gehalt an α-Phellandren und Dillether abnimmt. Im Samen sind α-Phellandren und Dillether dann nur noch in Spuren enthalten und (S)-(+)-Carvon als Hauptbestandteil ergibt den typischen kümmelartigen Geruch.[11] Weitere Bestandteile sind α-Pinen, p-Cymol, Dimethylhexahydrobenzofuran und Dihydro-Derivate von Carvon[12] sowie Dillapiol[13] und Myristicin[14]. Insgesamt sind 90 Inhaltsstoffe bekannt. Das Endosperm des Samens enthält 15 bis 20 % fettes Öl und 20 % Eiweiß.[3]

Krankheiten und Schädlinge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die meisten Krankheiten und Schädlinge, die an Dill auftreten, sind typisch für Doldenblütler wie Karotten, Petersilie und Sellerie.

So können Viren, wie das Gurkenmosaikvirus (cucumber mosaic virus), das Selleriemosaikvirus (celery mosaic virus), das Petersilien-Y-Virus (Parsley virus Y, syn. Potyvirus, PaVY) und das Luzernemosaikvirus (alfalfa mosaic virus), Erkrankungen hervorrufen, die sich in Scheckungen, Verfärbungen, Wuchsdepressionen und Nekrosen der Blätter manifestieren.

Daneben sind auch Erkrankungen durch Bakterien bekannt. Bedeutend ist Pseudomonas viridiflava und der durch verschiedene Bakterien verursachte Doldenbrand (Pseudomonas fluorescens, Erwinia carotovora subsp. carotovora, Xanthomonas campestris pv. carotae).

Bei der Keimung stellt die Auflaufkrankheit das größte Problem dar. Sie wird durch mehrere Pilze, vor allem Pythium sp., verursacht. Der wirtschaftlich bedeutendste Pilz während der übrigen Kulturzeit ist die Fusariose (Fusarium culmorum). Sie vernichtet junge Bestände und schädigt Pflanzen auch nach der Blüte noch stark. Bei Auftreten erfordert sie einen Standortwechsel der Kulturen. Der Pilz Fusarium ist jedoch nicht alleine für die Welke verantwortlich.[15] Die Blattdürre (Itersonilia perplexans)[16] ist seltener. Blattflecken verursachen noch Mycosphaerella anethi, der bei Fenchel bekannt ist, Phoma complanata, Ascochyta anethicola. Erysiphaceae (Echter Mehltau)[17] (Erysiphe heraclei), Rostpilze besitzen bei Dill keine wirtschaftliche Bedeutung.

Tierische Schädlinge sind Wurzelgallenälchen (Meloidogyne hapla), die Wurzelnematode Trichodorus christiei und die Fadenwurm-Art Pratylenchus penetrans, auf die Dill besonders empfindlich reagiert. Verschiedene Blattläuse befallen Dill, besonders die Gierschblattlaus (Cavariella aegopodii) und Wanzenarten der Gattung Lygus sind zu nennen. Seltener schädigen Springschwänze (Bourletiella sulphurea), Möhrenblattfloh (Trioza apicalis) und Minierfliegen. Andere Schädlinge spielen wirtschaftlich eine eher untergeordnete Rolle.

Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Doppeldolden von oben mit den gelben Blüten
Früchte

Dill wird im Freiland wie auch als Gewächshauskultur angebaut. Der Anbau im Gewächshaus erfolgt im Boden sowie in Kultursubstraten in Töpfen. Auch der erdelose Anbau ist möglich, aber außer für Sprossen bis heute selten.[18] Nach der geplanten Verwendung wird Anbau für Frischmarkt, Industrieware und Heilpflanzenanbau unterschieden. Frischware kommt aus dem Anbau von Bund- und Topfware. Im deutschsprachigen Raum kommt die Hauptmenge der Bundware aus Produktion im Freiland und Topfware fast nur aus dem Gewächshaus. Die Schüttware für industrielle Verarbeitung wird großflächig und stark mechanisiert angebaut. Die Kultivation zur Körnergewinnung und die im Heilpflanzenanbau zur Krautdrogengewinnung stammt auch aus großflächigem Freilandanbau. Gartendill ist bezüglich des Bodens wenig anspruchsvoll, lediglich verdichtete Böden und Staunässe verträgt er nicht. Optimal sind mittelschwere, feuchtwarme Böden mit einem hohen Humusanteil, beispielsweise Niedermoorstandorte. Optimal sind pH-Werte zwischen 7 und 7,6.[19] Klimatisch gesehen kann der Anbau in ganz Europa erfolgen. Im Freiland überwiegt Direktsaat, zur Verfrühung im Freiland ist auch Vorkultivierung in Torfpresstöpfen verbreitet. Langtage im Sommerhalbjahr fördern die Blütenbildung, deshalb wird Dill in südlichen Ländern vor allem im Winter und Frühling angebaut. Dill ist ein Dunkelkeimer.[20] Andere Quellen[21] sagen zur Saattiefe, dass Dill ein Lichtkeimer ist: „Saatgut andrücken, nicht mit Erde bedecken“. Zudem ist Dill ein Kaltkeimer: Eine Kältebehandlung von ca. 7 Tagen bei 5–10 °C ist für die Keimung günstig. Zur Keimung benötigt Dill etwa drei Wochen. Die optimale Keimtemperatur liegt zwischen 10 und 30 °C.[3] Dill hat eine langsame Jugendentwicklung und ist deshalb wegen des lange offen bleibenden Bodens gegen Verunkrautung empfindlich. Wird nach klimatischer Wasserbilanz zusätzlich bewässert, kann der Frischertrag deutlich erhöht werden.[22] Der Nährstoffbedarf der Kultur für 30 t Frischmasseertrag pro Hektar beträgt 65 kg N, 25 kg P2O5, 200 kg K2O, 10 kg MgO und 85 kg CaO pro Hektar als Reinnährstoff. Davon wird zur Düngung der Bodenvorrat und bekannte Nährstoffnachlieferung aus dem Boden abgezogen.[23] Im geschützten Anbau unter Glas, wo CO2-Düngung möglich ist, werden im Kulturraum Gehalte von 800 bis 1200 ppm angestrebt. Die Anreicherung erfolgt aus schwefelfreien Abgasen der Gasheizung oder mit technischem CO2.[19] Die Kulturdauer beträgt ab März sechs bis sieben Wochen und verlängert sich im Herbst bis zur Dezemberaussaat auf bis zu neun Wochen.[24]

Bezüglich der Fruchtfolge ist nach Dill oder anderen Doldenblütlern eine Pause von vier Jahren vor einem erneuten Dillanbau einzuhalten. Grund ist besonders die Fusariose. Vorfrüchte mit organischer Düngung sind günstig, besonders Hackfrüchte. Dill entzieht dem Boden viel Kalium und relativ wenig Phosphor. Dennoch ist eine gute Phosphor-Versorgung wichtig, da Phosphor-Mangel sich stark auf das Wachstum auswirkt.

Ernte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für den Frischmarkt werden vor allem Dillspitzen mit 15 bis 25 Zentimeter Länge geerntet. Für Industrieware liegen die geschnittenen Längen bei 30 bis 35 Zentimeter (Gemüsetrocknungsindustrie) oder 40 bis 60 Zentimeter (Gewürzgurkenverarbeitung). Durch zeitversetzten Anbau mit mehreren aufeinanderfolgenden Aussaaten erfolgt die Ernte kontinuierlich von Ende Mai bis Oktober. Der Ertrag an Dillkraut liegt zwischen 15 und 30 Tonnen pro Hektar und Jahr, der an Dillspitzen zwischen 10 und 18 Tonnen pro Hektar und Jahr. Frischware wird meist mit der Hand geerntet, Kraut für Trocknung und Gefrierkonservierung vorwiegend maschinell beetweise. Körnerdill wird vor Vollreife geerntet, meist Ende August/Anfang September. Der Ertrag liegt bei 0,8 bis 1,2 Tonnen pro Hektar und Jahr.[25]

Vermehrung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Vermehrung erfolgt generativ. Die Ernte der Samen erfolgt, wenn die Samen der Dolden braun zu werden beginnen. Danach werden sie nachgereift und getrocknet.[26] Im Hausgarten bleiben einzelne Samenträger stehen, die sich versamen und an gleicher Stelle die Saat für das nächste Jahr ergeben.[27] Geernteter Samen ist bei einem Feuchtegehalt unter zehn Prozent länger als zwei bis drei Jahre keimfähig.[3] Vegetative Vermehrung findet nur in der Züchtung Verwendung.

Lagerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufbewahrt wird Dill am besten nach schneller Abkühlung in einem Temperaturbereich von −1 bis 0 °C und einer relativen Luftfeuchte von 95 %. Ist Dill zusätzlich in Folie eingepackt, hält er sich zwei bis drei Wochen lang.[24]

Sorten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei Dill gibt es etliche Sorten, die auf vier Herkunftsgruppen zurückgehen: normale diploide Sippen, Mammutsorten, tetraploide Sippen und Sorten aus dem Drogenhandel. Zum großflächigen Anbau von Dillspitzen haben sich die Sorten „Sari“ und „Vierling“ bewährt.[28]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kulinarische Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gartendill ist eine vielseitig verwendete Gewürzpflanze. Er wird für Salate verwendet und ist für warme und kalte Dillsaucen, in Gewürzbutter und in Brotaufstrichen geeignet.[29] Des Weiteren dient er auch zum Würzen von Fisch- und Fleischspeisen. Durch Destillation wird das Dillöl auch für die Likörindustrie angereichert.[30] Frisch und getrocknet kann es auch für Konserven und für Kräuteressenzen verwendet werden. Blätter wie Blütendolden sind ein wichtiges Gewürz für Gewürzgurken, insbesondere für Salz-Dill-Gurken.[31] Meist werden die Dillspitzen verwendet, in frischem, getrocknetem, tiefgefrorenem oder gefriergetrocknetem Zustand. Seltener wird das Dillkraut (das junge Kraut) oder die ganze oberirdische Pflanze verwendet. Das frische Dillkraut hat den besten Geschmack und wird auch auf gegarte Kartoffeln gestreut.[19]

Verwendung als Arzneipflanze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Heildrogen dienen die getrockneten reifen Früchte und die ganze frische, blühende Pflanze.[32]

Wirkstoffe sind: Ätherisches Öl mit Carvon als Hauptbestandteil, Limonen und Dillapiol; den typischen Geruch geben Phellandren und Dilläther; weitere Wirkstoffe sind Cumarine und Kaffeesäure-Derivate.[32]

Anwendungen: Dillfrüchte haben mäßig verdauungsanregende, blähungstreibende und krampflösende Eigenschaften. Sie werden heute noch überwiegend in der Volksmedizin wie Kümmel, allerdings mit schwächerer Wirkung, bei Verdauungsstörungen mit Völlegefühl und Flatulenzen (Blähungen) und daraus entstehende Koliken[33] sowie bei leichten krampfartigen Beschwerden im Magen-Darm-Bereich verwendet.[32] Dill sei bei krampfhaften Bauchschmerzen von Kindern zu verwenden und rege den Fluss von Muttermilch an. Das Kauen der Samen vertreibe Mundgeruch.[33] Die Kommission E des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes sieht 1987 die Wirksamkeit von Dillfrüchten bei „dyspeptischen Beschwerden“ als belegt an.[34] Eine beanspruchte Anwendung von Dillkraut zur „Vorbeugung und Behandlung von Erkrankungen und Beschwerden im Bereich des Magen-Darm-Traktes, der Niere und ableitenden Harnwege, bei Schlafstörungen sowie bei Krämpfen“ wird hingegen als nicht belegt angesehen, weswegen eine therapeutische Verwendung der Droge nicht befürwortet werden kann.[35]

Für die Dillfrüchte wurden progesteronfördernde Wirkungen im Versuch nachgewiesen, was die bisweilen beschriebene Anwendung bei Zyklusstörungen und Infertilität zumindest plausibel macht.[36] Daten aus klinischen Studien liegen hierzu jedoch nicht vor.

Dill wird im Papyrus Ebers gegen Kopfweh und zur Erweichung der Blutgefäße empfohlen. Schon vor Hippokrates galt er als stuhlerweichend und uterusreinigend. Nach Dioskurides hilft er bei Bauchweh, Erbrechen und Blähungen, treibt Harn und Milchsekretion, soll auf Dauer aber der Sehkraft schaden. Hildegard von Bingen verordnete das Kraut bei Lungenaffektionen, äußerlich bei Nasenbluten, Paracelsus als Diuretikum bzw. das Öl der Samen als Karminativum, Stomachikum, Galaktogogum, bei Erbrechen, Mundgeruch, Sinusitis, Hämorrhoiden und Kondylomen (Feigwarzen). Mattioli empfiehlt ihn als Dampfbad bei Uterusschmerzen, bei Genitalgeschwüren und Nabelbrüchen. Auch von Haller lobt ihn bei Uterusbeschwerden, Leclerc seine prompte Wirkung bei Schluckauf und Erbrechen. Von Grot zufolge wirkt er zwar stopfend, als Zäpfchen aber abführend. Dill wurde laut Madaus früher viel in Apotheken umgesetzt gegen Erbrechen, Schluckauf und Unterbauchkrämpfe. Die Volksmedizin behielt auch die Nutzung zur Schlaf- und Milchanregung und bei Blähungen von Kindern. Im Volksglauben vertrieb er Dämonen und sollte der Braut zur Herrschaft in der Ehe verhelfen („Ich habe Senf und Dille, Mann, wenn ich rede, schweigst du stille.“).[37] In einem Märchen nach Jenny von Droste-Hülshoff schützt Dill vor Verhexung.[38] Das aus den Samen hergestellte Dillwasser wirkt verdauungsfördernd; die Früchte wurden gegen Mundgeruch gekaut, der Teeaufguss der Blätter vom Dillkraut hilft bei Magenkrämpfen und Verdauungsstörungen.[39][40][41]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dill wurde bereits im Alten Ägypten als Kulturpflanze angebaut und als Heil- und Gewürzpflanze verwendet.[42][43] Pharao Amenophis II. ließ sich 1400 v. Chr. Dill mit in das Grab legen.[44] Auch Mt 23,23 EU erwähnt Dill. Im antiken Griechenland und Rom wurde er ebenfalls als Gewürzpflanze verwendet.

Dill breitete sich vor mehr als 5000 Jahren vom östlichen Mittelmeer in Richtung Atlantik aus. Seine Verwendung bei der Nahrungszubereitung wurde für etwa 3600 v. Chr. im westlichen Alpenraum nachgewiesen.[44]

Im Mittelalter war Dill (von mittelhochdeutsch tille), lateinisch anetum genannt,[45] als bei verschiedenen Leiden anwendbare Heilpflanze weit verbreitet.[46] Nach Mittel- und Nordeuropa kam der Dill wahrscheinlich durch Mönche, die ihn in ihren Klostergärten anpflanzten. Im Capitulare de villis Karls des Großen wird Dill als anetum aufgeführt.

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Historische Abbildungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • She Menglan (佘孟兰), Mark F. Watson: Anethum: Anethum graveolens, S. 134 – textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China, Volume 14 – Apiaceae through Ericaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2005. ISBN 1-930723-41-5 (Merkmale außer Inhaltsstoffe)
  • Datenblatt in der Flora of Pakistan
  • G. Vogel: Handbuch des speziellen Gemüsebaues. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1996, ISBN 3-8001-5285-1, S. 1026–1034.
  • G. Crüger: Pflanzenschutz im Gemüsebau. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2002, ISBN 3-8001-3191-9. (Krankheiten und Schädlinge)
  • R. Fritzsche et al.: Handbuch des Arznei- und Gewürzpflanzenbaus, Band 3, Krankheiten und Schädigungen an Arznei- und Gewürzpflanzen. Verein für Arznei- und Gewürzpflanzen SALUPLANTA e. V., Bernburg 2007, ISBN 978-3-935971-34-8, S. 63–68. (Krankheiten und Schädlinge)
  • M. Hofmann, H. Lydtin: Bayerisches Kochbuch. Birken-Verlag, München 1992, ISBN 3-920105-01-X, S. 49. (Verwendung in der Küche)
  • Avril Rodway: Kräuter und Gewürze. Tessloff, Hamburg 1980, ISBN 3-7886-9910-8.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Dill (Pflanze) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Dill – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g Albert Thellung: Umbelliferae. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 1. Auflage, unveränderter Textnachdruck Band V, Teil 2. Verlag Carl Hanser, München 1965. S. 1291–1295.
  2. K. Lauber, G. Wagner: Flora Helvetica, 4. Auflage, Haupt, Bern 2007, ISBN 978-3-258-07205-0. – Nr. 1466 Anethum graveolens L. auf S. 772–773.
  3. a b c d M. Kretschmer: Das Saatgutportrait: Dill (Anethum graveolens). In: Gemüse. Nr. 4, Ulmer Verlag, Stuttgart 1999, S. 276.
  4. Anethum graveolens bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  5. a b c d Ralf Hand (2011+): Apiaceae.: Datenblatt Anethum graveolens, In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  6. Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv. CD-ROM, Version 1.1. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2002, ISBN 3-494-01327-6.
  7. Anethum graveolens L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 20. Februar 2024.
  8. Walter Erhardt u. a.: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Band 2. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2008. ISBN 978-3-8001-5406-7. S. 1206.
  9. a b c Datenblatt Anethum bei POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science.
  10. H. Buchter-Weisbrodt: Gemüse – Genuss und Gesundheit: Dill. In: Gemüse. Nr. 10, Ulmer Verlag, Stuttgart 2005, S. 36.
  11. Birgit Faber, Kerstin Bangert, Armin Mosandl: GC-IRMS and enantioselective analysis in biochemical studies in dill (Anethum graveolens L.). In: Flavour and Fragrance Journal. Band 12, Nr. 5, September 1997, S. 305–309, doi:10.1002/(SICI)1099-1026(199709/10)12:5<305::AID-FFJ659>3.0.CO;2-7.
  12. Robert J. Clark, Robert C. Menary: The effect of harvest date on the yield and composition of Tasmanian dill oil (Anethum graveolens L.). In: Journal of the Science of Food and Agriculture. Band 35, Nr. 11, November 1984, S. 1188, doi:10.1002/jsfa.2740351108.
  13. Eintrag zu Dill-Apiol. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 22. Mai 2021.
  14. N. A. A. Rahman, A. Fazilah, M. E. Effarizah: Toxicity of Nutmeg (Myristicin): A Review. In: International Journal on Advanced Science, Engineering and Information Technology. Band 5, Nr. 3, 2015, S. 213, doi:10.18517/ijaseit.5.3.518.
  15. A. Kusterer, J. Gabler: Krankheiten bei Dill – welche Bedeutung haben Pilze, Bakterien, Viren? In: Gemüse. Nr. 12, Ulmer Verlag, Stuttgart 2000, S. 31–32.
  16. R. Ulrich: Der Steckbrief: Blattdürre an Dill durch Iltersonilia perlexans. In: Gemüse. Nr. 1, Ulmer Verlag, Stuttgart 2008, S. 66.
  17. J. Dalchow: Der Steckbrief: Echter Mehltau (Erysiphe heraclei) an Dill. In: Gemüse. Nr. 7, Ulmer Verlag, Stuttgart 2000, S. 49.
  18. F. Benoit und N. Ceustermans: Hydrokultur bei Küchenkräutern. In: Gemüse. Nr. 6, Ulmer Verlag, Stuttgart 1993, S. 344–347.
  19. a b c E. Jensen, K. Rasmussen, J. Storm Petersen: Grøntsager i væksthus – Dild. 3. Auflage. Gartnerinfo, 1994, ISBN 87-88077-82-9, S. 47–49.
  20. U. Lindner: Unsere Küchenkräuter – Dill (Anethum graveolens L.). In: Gemüse. Nr. 4, Ulmer Verlag, Stuttgart 1986, S. 193–194.
  21. Mayer’s Saatgut Anleitung Topf-Dill Fernleaf.
  22. I. Pfleger: Überkopf-Bewässerung und Tropfbewässerung in Modellanlage verglichen – Schnittlauch, Dill und Petersilie bewässern. In: Gemüse. Nr. 3, Ulmer Verlag, Stuttgart 2006, S. 37–39.
  23. U. Bomme: Kulturanleitung für Dill. In: Merkblatt für Pflanzenbau Heil- und Gewürzpflanzen Nr. 43, 1988, ISSN 0932-5158, S. 1–4.
  24. a b Fritz Keller, Christoph Wonneberger, Heinz Bahnmüller, Horst Böttcher, Bernd Geyer, Joachim Meyer: Gemüsebau, 1. Auflage, Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 978-3-8001-3985-9. – 14.7 Dill. auf S. 145–147.
  25. G. Vogel: Handbuch des speziellen Gemüsebaues122 Gartendill. Stuttgart 1996, ISBN 3-8001-5285-1, S. 1031–1034.
  26. E.C. Enklaar: Tuinboek: Volledige beschrijving van het tuinwerk in het algemeen van het kweeken van meer dan zo verschillende tuingervassen en van de broeijerij onder vlak glas. Verlag W. E. J. Tjeenk Willink, 1859, S. 92.
  27. Lunds Botaniska Förening: Botaniska notiser. Verlag Lunds Botaniska Förening, 1850, S. 74.
  28. U. Bomme: Sortenwahl bei der Dillspitzen-Produktion. In: Gemüse. Nr. 3, Ulmer Verlag, Stuttgart 1997, S. 189–190.
  29. S. Liljeblad: Utkast til en svensk flora: eller afhandling om svenska växternas väsendteliga kännetecken och nytta. Ausgabe 2, Verlag J. F. Edman, 1798, S. 125–126.
  30. W. Franke: Nutzpflanzenkunde – Nutzbare Gewächse der gemäßigten Breiten, Subtropen und Tropen. 6. Auflage. Thieme Verlag, Stuttgart, ISBN 3-13-530406-X, S. 360.
  31. J. F. Lippold, Gebrüder Baumann: Taschenbuch des verständigen Gärtners. Band 1, J.G. Cotta’schen Buchhandlung, 1824, S. 249.
  32. a b c Ingrid Schönfelder, Peter Schönfelder: Das neue Handbuch der Heilpflanzen. Sonderausgabe. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-440-12932-6.
  33. a b David Hoffmann: Natürlich gesund – Kräutermedizin. Über 200 Kräuter und Heilpflanzen und ihre Wirkung auf die Gesundheit. Hrsg.: Element Books. 1. Auflage. Element Books, Shaftesbury, England, Vereinigtes Königreich 1996, Teil Drei: Das Pflanzenverzeichnis, S. 57 (256 S., englisch: The Complete Illustrated Holistic Herbal. Shaftesbury, England 1996. Übersetzt von Mosaik Verlag).
  34. Kommission für Phytotherapie (Kommission E) des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes (BGA), heute Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM): Anethi fructus (Dillfrüchte). Bundesanzeiger 193, 15.10.1987. – www.heilpflanzen-welt.de
  35. Kommission für Phytotherapie (Kommission E) des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes (BGA), heute Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM): Anethi herba (Dillkraut). Bundesanzeiger 193, 15.10.1987. – www.heilpflanzen-welt.de
  36. M. Monsefi, M. Ghasemi, A. Bahaoddini: The effects of Anethum graveolens L. on female reproductive system. In: Phytotherapy research : PTR. Band 20, Nummer 10, Oktober 2006, ISSN 0951-418X, S. 865–868, doi:10.1002/ptr.1959, PMID 16835877.
  37. Gerhard Madaus: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Band I. Olms, Hildesheim / New York 1979, ISBN 3-487-05891-X, S. 520–525 (Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1938).
  38. Heinz Rölleke (Hrsg.): Märchen aus dem Nachlass der Brüder Grimm. 5. Auflage. WVT, Trier 2001, ISBN 3-88476-471-3, S. 101, 118.
  39. J. Harding: Kräuter Bibel, Parragon Books, Bath UK, S. 187 (Übersetzung aus dem Englischen)
  40. J. McVicar: Der große Kräuterführer, Bassermann Verlag, München, 2008, S. 33 (Übersetzung aus dem Englischen)
  41. E. Hohenberger: Gewürzkräuter und Heilpflanzen, Bayerischer Landesverband für Gartenbau und Landespflege (Hrsg.), 2. Auflage, München 2000, S. 24
  42. F. A. Brockhaus: Allgemeine deutsche Real-Encyklopädie für die gebildeten Stände: Conversations-Lexikon. Ausgabe 10, Band 5, F. A. Brockhaus Verlag, Leipzig 1852, S. 122.
  43. R. Hartmann: Naturgeschichtlich-medicinische Skizze der Nilländer. Verlag F. Schulze, 1865, S. 174.
  44. a b Hayley Saul, Marco Madella, Anders Fischer, Aikaterini Glykou, Sönke Hartz, Oliver E. Craig (2013): Phytoliths in Pottery Reveal the Use of Spice in European Prehistoric Cuisine. In: PLoS ONE 8(8): e70583. doi:10.1371/journal.pone.0070583. (21. August 2013).
  45. Vgl. Wouter S. van den Berg (Hrsg.): Eene Middelnederlandsche vertaling van het Antidotarium Nicolaï (Ms. 15624–15641, Kon. Bibl. te Brussel) met den latijnschen tekst der eerste gedrukte uitgave van het Antidotarium Nicolaï. Hrsg. von Sophie J. van den Berg, N. V. Boekhandel en Drukkerij E. J. Brill, Leiden 1917, S. 200 (Anetum, dille).
  46. Jerry Stannard: The multiple uses of Dill (Anethum graveolens L.) in medieval medicine. In: Gundolf Keil (Hrsg.): „gelêrter der arzeniê, ouch apotêker“. Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte. Festschrift zum 70. Geburtstag von Willem F. Daems. Horst Wellm Verlag, Pattensen/Hannover 1982 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen. Band 24), ISBN 3-921456-35-5, S. 411–424.
  47. Pedanios Dioskurides. 1. Jh.: De Medicinali Materia libri quinque. Übersetzung. Julius Berendes. Des Pedanius Dioskurides Arzneimittellehre in 5 Büchern. Enke, Stuttgart 1902, S. 70 (Buch I, Kapitel 61): Dillöl (Digitalisat); S. 302 (Buch III, Kapitel 60): Dill (Digitalisat)
  48. Plinius der Ältere, 1. Jh.: Naturalis historia Buch XX, Kapitel lxxiv (§ 196): Anetum (Digitalisat); Übersetzung Külb 1855 [ (Digitalisat)]
  49. Galen, 2. Jh. De simplicium medicamentorum temperamentis ac facultatibus, Buch VI, Kapitel I/45 (nach der Ausgabe Kühn 1826, Band XI, S. 832): Anethum (Digitalisat)
  50. Erstdruck: Rom 1481, Kapitel 123: Anethum (Digitalisat)
  51. Avicenna, 11. Jh.: Kanon der Medizin. Übersetzung und Bearbeitung durch Gerhard von Cremona, Arnaldus de Villanova und Andrea Alpago (1450–1521). Basel 1556, Band II, Kapitel 71: Anetum (Digitalisat)
  52. Konstantin der Afrikaner, 11. Jh.: Liber de gradibus simplicium. Druck. Opera. Basel 1536, S. 363: Anethum (Digitalisat)
  53. Circa instans 12. Jh. Druck. Venedig 1497, Blatt 188r: Anetum (Digitalisat)
  54. Pseudo-Serapion 13. Jh., Druck. Venedig 1497, Blatt 144v (No CCCXXVI): Xebeth. Anetum (Digitalisat)
  55. Pseudo-Macer. Edition: Ludwig Choulant. Macer floridus de virtutibus herbarum … Leipzig 1832, Kapitel 10 (S. 44–45): Anethum (Digitalisat)
  56. Deutscher Macer. Anethum. Nach: Bernhard Schnell, William Crossgrove: Der deutsche Macer. Vulgatfassung. Niemeyer, Tübingen 2003, S. 365–366 (Kapitel 59): Anethum. Tille. --- Cpg 226, Elsaß, 1459–1469, Blatt 200r–200v (Digitalisat). Transkription: ( .lvij. Anetum heißt tille der ist heiß vnd drucken in dem andern grade ( Tille gesotten vnd gedruncken gibt den wiben milch ( Dasselbe vertribt des magen vngemach ( Wer vil verlüset oder spuwet der neme ein teil wassers gesotten mit tille vnd drinck das es vergeet jme ( Das selbe gedruncken hilfft die mit not neczent ( Tille gestossen vnd mit win gesotten vnd getruncken hilfft wider des buches vngemach vnd hilfft wol dauwen ( Wem der buch zerdrunsen ist von sucht der puluer tille samen vnd drinck das mit warmem wasser es hilfft ( Tille stetlich gessen krencket die augen ( Die wurczel zu aschen gebrant ist besser dann von dem krut vmb daz sie das wild fleisch von den wonden subert ( Das selbe puluer heilet auch die flecken vnd flechtende sere ( Es drucket vnd heilet auch die torende wonden / vnd nemlich die wonden an des mannes heimlickeit ( Der same gebraten vnd gerochen vertribt das jrschen ( Die wurczel gestossen vnd vff die augen geleyt vertribt die hicze ( Der same gebrant hilfft emorydecz daruff geleyt ( Der blumen in oley gesotten vertribt was sucht von frost kommen ist ( Das selbe hilfft auch das swerende heupt
  57. Charles Victor Daremberg und Friedrich Anton Reuß (1810–1868). S. Hildegardis Abbatissae Subtilitatum Diversarum Naturarum Creaturarum Libri Novem. Physica, Buch I, Kapitel 67: Dille. Migne, Paris 1855. Sp. 1158 (Digitalisat) – Übersetzung: Marie-Louise Portmann, Basel 1991: Der Dill ist von trockener und warmer und gemäßigter Natur. Und auf welche Art immer er gegessen wird, macht er den Menschen traurig. Und roh taugt er nicht zum Essen, weil er größere Feuchtigkeit der Erde in sich hat als der Fenchel, und manchmal zieht er etwas Fettigkeit der Erde an sich, so dass es dem Menschen übel bekommt, ihn roh zu essen, jedoch gekocht gegessen unterdrückt er die Gicht, und so ist er nützlich beim Essen. --- Cpg 226, Elsaß 1459–1469, Blatt 96r (Digitalisat). Transkription: Tille ist truckener natur vnd wie man jne isset so machet der den menschen trurig / dem sin nase ser blutet der nyme tille vnd zwyrent als vil garwen vnd lege das vmb sin stirn vnd vmb den slaff / es hilffet wol. Cpg 226, Blatt 104r (Digitalisat). Transkription: Tillen wasser ist gut gedruncken vor geswolst in dem libe.
  58. Konrad von Megenberg, 14. Jh.: Buch der Natur. Ausgabe. Franz Pfeiffer. Aue, Stuttgart 1861, S. 381–382 (V/2): Anetkraut (Digitalisat)
  59. Cod. Donaueschingen 793 (Haus- und Arzneibuch), 2. Hälfte 15. Jh. Blatt 32r (Digitalisat). Transkription: Tillen wasser Ist hais vnd trukchen gleich vnd ist gütt zw der feuchtikaitt der oren vnd der prust wan es macht vil milich den ammen vnd ist gütt zu dez magen furr den windt vnd pringt den prün vnd treibt den sandt vnd das frawen recht vnd ist gütt wen aim dy feygen plater geswilt in dem waidlug [Deutscher Macer: … Der same gebrant hilfet emorraydaz, dar uf geleit ...]
  60. Michael Puff: Büchlein von den ausgebrannten Wässern. 15. Jh. Druck Augsburg (Johannes Bämler) 1478 (Digitalisat)
  61. Herbarius Moguntinus, Mainz 1484, Teil I, Kapitel 10: Anetum. Dille (Digitalisat)
  62. Gart der Gesundheit. Mainz 1485, Kapitel 14: Anetum. Dille (Digitalisat)
  63. Hortus sanitatis 1491, Mainz 1491, Teil I, Kapitel 27: Anetum (Digitalisat)
  64. Hieronymus Brunschwig: Kleines Destillierbuch, Straßburg 1500, Blatt 40r: Dillen (Digitalisat)
  65. Paracelsus-Oporinus: Scholia & Observationes quaedam perutiles in Macri Poemata de Virtutibus Herbarum, &c. quas Ioh. Oporinus (dum per triennium aut ultra Theophrasti esset Amanuensis) ex ore dictantis studiose exceperat. (Nützliche Kommentare und Beobachtungen zu den Macer-Gedichten über die Kräfte der Heilpflanzen, welche Johannes Oporinus - drei Jahre oder länger Schreiber des Paracelsus - vom Gehörten eifrig ausgewählt hat.) Huser-Ausgabe der Werke des Paracelsus, Basel 1590, Teil 7, Seite 254–256: (Digitalisat)
  66. Otto Brunfels: Ander Teyl des Teütschen Contrafayten Kreüterbůchs. Johann Schott, Straßburg 1537, S. 27: Dyll (Digitalisat)
  67. Hieronymus Bock: New Kreütter Bůch. Wendel Rihel, Straßburg 1539, Teil I, Kapitel 150: Dyllkraut (Digitalisat)
  68. Leonhart Fuchs: New Kreütterbuch … Michael Isingrin, Basel 1543, Kapitel 9: Dyll (Digitalisat)
  69. Pietro Andrea Mattioli: Commentarii, in libros sex Pedacii Dioscoridis Anazarbei, de medica materia. Übersetzung durch Georg Handsch, bearbeitet durch Joachim Camerarius den Jüngeren, Johan Feyerabend, Franckfurt am Mayn 1586, Blatt 263v–264r: Dill (Digitalisat)
  70. Nicolas Lémery: Dictionnaire universel des drogues simples. Paris 1699, S. 41–42: Anethum (Digitalisat). Übersetzung: Vollständiges Materialien-Lexicon. Zu erst in Frantzösischer Sprache entworffen, nunmehro aber nach der dritten, um ein grosses vermehreten Edition [...] ins Hochteutsche übersetzt / Von Christoph Friedrich Richtern, [...]. Leipzig: Johann Friedrich Braun, 1721, Sp. 61: Anethum (Digitalisat)
  71. Albrecht von Haller (Herausgeber): Onomatologia medica completa oder Medicinisches Lexicon das alle Benennungen und Kunstwörter welche der Arzneywissenschaft und Apoteckerkunst eigen sind deutlich und vollständig erkläret [...]. Gaumische Handlung, Ulm/ Frankfurt am Main/ Leipzig 1755, Sp. 85: Anethum (Digitalisat)
  72. William Cullen: A treatise of the materia medica. Charles Elliot, Edinburgh 1789. Band II, S. 156: Anethum (Digitalisat). Deutsch. Samuel Hahnemann. Schwickert, Leipzig 1790. Band II, S. 181–182: Dill (Digitalisat)
  73. Philipp Lorenz Geiger: Handbuch der Pharmacie zum Gebrauche bei Vorlesungen & zum Selbstunterrichte für Ärzte, Apotheker & Droguisten. Wolters, Stuttgart, 2. Band, 1. Hälfte 1830, S. 642–643: Anethum graveolens (Digitalisat)
  74. Jonathan Pereira’s Handbuch der Heilmittellehre. Nach dem Standpunkte der deutschen Medicin bearbeitet von Rudolf Buchheim. Leopold Voß, Leipzig 1846–48, Band II 1848, S. 520–521: Anethum graveolens (Digitalisat)
  75. Wolfgang Schneider: Lexikon zur Arzneimittelgeschichte. Sachwörterbuch zur Geschichte der pharmazeutischen Botanik, Chemie, Mineralogie, Pharmakologie, Zoologie. Govi-Verlag, Frankfurt a. M. Band 5/1 (1974), S. 96–97: Anethum (Digitalisat)
  76. Transkription und Übersetzung des Textes durch Franz Unterkircher. Tacuinum sanitatis ... Graz 2004, S. 71: Aneti: complexio calicia et sicco in fine secundi vel principio tertij. Electio: viride recens et tenerum. iuvamentum: confert stomacho frigido et ventoso. nocumentum: nocet renibus et abominat stomachum sua substantia. Remotio nocumenti: cum lemoncellis. Quid generat: nutrimentum modicum. confert frigidis es humidis, senibus, hyeme et frigidis regionibus. --- Dill: Komplexion: warm und trocken am Ende des zweiten oder im Anfang des dritten Grades. Vorzuziehen: grünes, frisches und zartes. Nutzen: zuträglich für einen kalten und windigen Magen. Schaden: es schadet den Nieren und macht durch seine Substanz den Magen ekeln. Verhütung des Schadens: mit Lemonellen. Was es erzeugt: mäßig viel Nährstoff. Zuträglich für Menschen mit kalter und feuchter Komplexion, für Greise, im Winter und in kalten Gegenden.