Diskussion:Georg Matthäus Vischer

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Bericht OÖN vom 21.2.2019[Quelltext bearbeiten]

https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/der-mann-der-oberoesterreich-auf-eine-karte-setzte;art4,3103693

LEONSTEIN. Georg Matthäus Vischer schuf vor 350 Jahren die erste Detailkarte Oberösterreichs.

Georg Matthäus Vischer war der erste Meister der Feldmesskunst in Oberösterreich. Der Pfarrer von Leonstein, heute ein Ortsteil von Grünburg im Bezirk Kirchdorf, hat vor 350 Jahren die erste detailgetreue Landkarte Oberösterreichs geschaffen. Eine "Google Map", nicht auf den Bildschirm, sondern auf eine Kupferplatte gebannt. Weder Grab noch Ehrenmal erinnern an ihren Schöpfer. Das soll sich ändern: Am 13. März wird in Leonstein sein Leben und Wirken vor den Vorhang geholt und ihm zu Ehren ein Denkmal eingeweiht.

"Archiducatus Austriae Superioris Geographica" (Kupferstich-Landkarte von Oberösterreich), so bezeichnete Vischer die Karte, die Oberösterreich im damaligen Umfang zeigt, also noch ohne das zu Bayern gehörende Innviertel. Im Auftrag der Landstände (vergleichbar mit dem heutigen Landtag) hatte er sie 1668 fertiggestellt, 1669 wurde sie von Melchior Küsell in Augsburg in Kupfer gestochen und in Druck gegeben.

Geboren 1628 in Wenns im Pitztal (Tirol), besuchte Vischer das Stiftsgymnasium Stams, das er als Novize verließ, um sich im 30-jährigen Krieg bei Reitergeneral Sporck im Schwarzwald zu verdingen. Nach Kriegsende 1648 studierte er in Passau Theologie, war Pfarrer u. a. im Wallfahrtsort Andrichsfurt (heute Bez. Ried). "Dort reifte in ihm die Idee einer Karte für das Land ob der Enns", sagt der Leonsteiner Heimatforscher August Pfaffenhuemer (66). Der Ex-Obmann des Kulturvereins Eisenstraße hat mit dem Bonner Vischer-Biografen Pfarrer Hermann Josef Bartels die Jubiläumsfeier initiiert.

Vermessung im Eiltempo Um 1660 begann Vischer, die Burgen und Schlösser im Land zu zeichnen und in Kupfer stechen zu lassen - auch die Besitztümer von Georg Graf Salburg, darunter jenes von Leonstein. Der Graf übertrug ihm 1665 die dortige Pfarrstelle, wo Vischer begann, sein Vorhaben umzusetzen. Ausgestattet mit einem Privileg der Landstände, mit denen er im selben Jahr den Vertrag abgeschlossen hatte, durfte er frei durch das Land reisen. Die schweren Feldmessgeräte im Gepäck, darunter die Messkette aus Eisendraht, unterstützt von Helfern, die er selbst bezahlte, brachte er das Werk in neun Monaten zum Abschluss. Alles setzte er auf (s)eine Karte: Flüsse, Berge (ohne Höhenangaben), Ortschaften, Hauptverbindungen, Flureinteilungen (welche Ländereien gehörten zu welcher Herrschaft). Die reliefartige Karte erschien 1669 in erster Auflage. Montiert aus zwölf Einzelblättern, ist sie 1,2 x 1,1 Meter groß. Der Maßstab betragt 1:150.000: Ein Zentimeter auf der Karte entspricht 1,5 Kilometern in der Wirklichkeit. 150 Jahre lang blieb sie die einzige gebräuchliche Landkarte im Land ob der Enns. Die Original-Kupferplatten befinden sich heute im oö. Landesarchiv.

Hoch zu Ross "auf Tour" Sie "gehörte" den Landständen, wer sie brauchte, musste tief in die Tasche greifen. Sie erleichterte auch die Steuereintreibung, war doch jedes größere Anwesen lokalisiert. So wusste der Staat, wo etwas zu holen war. Später schuf Vischer auch erste Detailkarten von Niederösterreich, Wien, der Steiermark und Böhmen. "Chorographus" (= Raumkundler) nannte er sich auf den Erkundungstouren hoch zu Ross, bewaffnet mit Reitpistole und Säbel. In den letzten Lebensjahren unterrichtete er in Stift Kremsmünster. Am 13. Dezember 1696 starb er in Linz in Armut.

Am 13. März um 18 Uhr findet in der Pfarrkirche Leonstein der Jubiläumsgottesdienst statt. Beim Friedhofsportal wird die schmiedeeiserne Tafel enthüllt, dann folgt eine Info-Veranstaltung, bei der auch eine Brücke zur modernen Kartographie geschlagen wird.

Anmeldung zur Jubiläumsfeier bis 11. März, Tel. 07584/2282 und pfarre.leonstein@stn.at. Die Vischer-Karte wurde vom Digitalen Raum-Informationssystem DORIS digitalisiert und steht auf bit.ly frei zur Verfügung

--Ricky59 (Diskussion) 16:33, 21. Feb. 2019 (CET)[Beantworten]