Donaulimes
Als Donaulimes bezeichnet man den Teil der römischen Militärgrenze entlang der Donau im heutigen Bayern, Österreich, der Slowakei, in Ungarn, Serbien, Rumänien und Bulgarien.
Die Grenzbefestigung bestand aus zahlreichen Wachtürmen, Legionslagern und Kastellen. Aufgrund ihres versumpften und verästelten Ufers war die Donau nur mit Schwierigkeiten zu überwinden. Daher wurde anders als entlang des in Deutschland verlaufenden Obergermanisch-Rätischen Limes kein Grenzwall angelegt. Die Lager wurden Mitte des 1. Jahrhunderts errichtet. Später wurden unter Trajan die Lager, die ursprünglich nur mit Erdwällen umgeben waren, auch mit Steinmauern umgeben.
Entlang des Limes wurde eine Straße angelegt, welche die Stationen, Kastelle und Festungen bis zum Donaudelta verband, der Donauweg (lateinisch Via Istrum).[1]
Unterteilungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bedingt durch die Länge dieser Grenze wird der Donaulimes oft noch in folgende Bereiche unterteilt:
- Raetischer Limes, wobei nur Teile entlang der Donau zum Donaulimes gezählt werden, siehe Liste der Kastelle am Obergermanisch-Raetischen Limes
- Norischer Limes, siehe Liste der Kastelle in Noricum und Oberpannonien
- Pannonischer Limes (entsprechend Ober-, Unterpannonien)
- Mösischer Limes oder auch
- Dakischer Limes (ab der Aufgabe Dakiens nördlich der Donau durch Aurelian)
Deutschland und Österreich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das älteste Kastell in Österreich war Carnuntum. Im Abstand von 14 km wurden Hilfskastelle Richtung Westen bis Schlögen (Gemeinde Haibach ob der Donau) in Oberösterreich angelegt. Der damalige Verlauf entsprach von Wien bis Linz ungefähr der heutigen Wiener Straße (B 1).
Da auch die Donau nicht immer den notwendigen Schutz bot, wurden auch am Nordufer Brückenköpfe, wie in Stillfried oder am Oberleiser Berg, gegen die Markomannen errichtet. Diese wurden aber unter Mark Aurels Sohn Commodus wieder geräumt und entlang der Donau ein sieben Kilometer breiter toter Streifen angelegt.
Die zunehmend wieder verfallenden Befestigungsanlagen wurden erst unter Kaiser Valentinian I. (364–375) wieder renoviert und den aktuellen Kampfmethoden angepasst. Mauern wurden verstärkt und Wehrgräben erneuert. Außerdem wurden Türme an die Mauern angebaut. So fand man bei Oberranna im Jahr 1960 Reste eines Wachtturmes. Diese Befestigung hielt aber nur weitere hundert Jahre. Im Jahr 488 wurde das heute österreichische Staatsgebiet geräumt. Die römischen Befestigungen am Unterlauf der Donau wurden auch danach wiederholt instand gesetzt, vor allem unter Anastasios I. und Justinian I. Sie dienten letztmals während der Balkanfeldzüge des Maurikios und auch unter seinem Nachfolger Phokas als Basis für größere militärische Operationen und wurden teilweise noch bis zum Einfall der Protobulgaren 679 auf das Gebiet der Provinz Moesia secunda gehalten.
Erhalten sind noch einzelne Wehrtürme in Bacharnsdorf in Niederösterreich, in Mautern (Favianis) und in Traismauer (Augustiana). Auch in Tulln und Zeiselmauer gibt es noch erhaltene Reste. Im Kürnberger Wald nahe Linz existieren Reste einer Ruine eines Wachturmes aus römischer Zeit.
Legionslager waren in:[2]
Kastelle und Kleinkastelle in Österreich waren von West nach Ost:[2]
- Stanacum (Engelhartszell)
- Ioviacum (Schlögen)
- Ad Mauros (Eferding)
- Lentia (Linz)
- Ad Iuvense (Wallsee)
- Arelape (Pöchlarn)
- Namare (Melk an der Donau)
- Favianis (Mautern)
- Barbaricum (Fels am Wagram – nördlich der Donau)
- Augustianis (Traismauer)
- Asturis (Zwentendorf)
- Comagena (Tulln)
- Cannabiaca (Zeiselmauer)
- Arrianis/Asturis (Klosterneuburg)
- Ala Nova (Schwechat)
- ? (Mikulov-Tschechien)
- Aequinoctium (Fischamend)
- Kleinkastell Höflein (Höflein)
- Kleinkastell Stopfenreuth (Engelhartstetten)
Untere Donau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
An der unteren Donau, zwischen dem heutigen Bulgarien und Rumänien, wurde während der Herrschaft von Kaiser Tiberius im 1. Jahrhundert n. Chr. auf der rechten (bulgarischen) Seite die Untere Donaustraße gebaut (englisch Low Danubian Road), eine Römerstraße.
Römische Militärlager (Kastelle), kleinere Garnisonen und Wachtürme wurden zu beiden Seiten der Donau errichtet. Ebenso wurden zivile Siedlungen, überwiegend für Veteranen und ehemalige Legionäre, gebaut. Folgende römischen Garnisonen waren die ersten, die im 1. Jahrhundert an der unteren Donau errichtet wurden:
- Augustae (in der Nähe des Dorfes Hurlets)
- Valeriana (in der Nähe des Dorfes Dolni Vadin)
- Variana (in der Nähe des Dorfes Leskowez)
- Almus (in der Nähe der Stadt Lom)
- Regianum (in der Nähe der Stadt Kosloduj)
- Sexaginta Prista (in der Nähe der Stadt Russe)
- Dorostorum (in der Nähe der Stadt Silistra)
- Ratiaria (in der Nähe des Dorfes Artschar)
- Novae (in der Nähe der Stadt Swischtow)
- Viminatium
- Singidunum (Belgrad)
Siehe auch: Liste der Limeskastelle in Ungarn
Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Ralph F. Hoddinott: Bulgaria in Antiquity. An archeological introduction. Ernest Benn Ltd., London 1975, ISBN 0-510-03281-8, S. 111–142.
- Kurt Genser: Der Donaulimes in Österreich (= Schriften des Limesmuseums Aalen. Band 44). Württembergisches Landesmuseum, Stuttgart 1990.
- Gerda von Bülow u. a. (Hrsg.): Der Limes an der unteren Donau von Diokletian bis Heraklios. Vorträge der Internationalen Konferenz Svištov, Bulgarien (1.–5. September 1998). Verlag NOUS, Sofia 1999, ISBN 954-90387-2-6.
- Susanne Biegert (Hrsg.): Von Augustus bis Attila. Leben am ungarischen Donaulimes (= Schriften des Limesmuseums Aalen. Band 53). Theiss, Stuttgart 2000, ISBN 3-8062-1541-3.
- Herwig Friesinger u. a. (Hrsg.): Der römische Limes in Österreich. Führer zu den archäologischen Denkmälern. 2. korrigierte Auflage. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2002, ISBN 3-7001-2618-2.
- Sonja Jilek: Grenzen des Römischen Reiches: Der Donaulimes, eine römische Flussgrenze. Uniwersytet Warszawski, Warschau 2009, ISBN 978-83-928330-7-9.
- Andreas Schwarcz, Peter Soustal, Antoaneta Tcholakova (Hrsg.): Der Donaulimes in der Spätantike und im Frühmittelalter. Lit, Wien 2016, ISBN 978-3-643-5068-94.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Informationsseite über den Donaulimes (deutsch, englisch)