Doupov

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Doupov
Doupov (Tschechien)
Doupov (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Karlovarský kraj
Bezirk: Karlovy Vary
Gemeinde: Hradiště
Fläche: 6965[1] ha
Geographische Lage: 50° 15′ N, 13° 9′ OKoordinaten: 50° 15′ 26″ N, 13° 8′ 36″ O
Höhe: 570 m n.m.
Einwohner: 0 (2018)
Panorama von Duppau (A. Lewý 1896)
Hauptplatz in Duppau (A. Lewý 1896)
Klosterkirche (A. Lewý 1896)

Doupov (deutsch Duppau) ist eine Wüstung auf dem Truppenübungsplatz Hradiště im Okres Karlovy Vary in Tschechien. Die ehemalige Stadt wurde 1955 wegen der Errichtung des Truppenübungsplatzes geräumt und ihre Häuser danach bis auf die Grundmauern abgetragen. Doupov wird heute statistisch als Grundsiedlungseinheit des Truppenübungsplatzes erfasst.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt lag im Duppauer Gebirge am Nordosthang des Flurbühls (655 m) an der Einmündung des Pustý potok in den Liboc (Aubach).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Haupterwerbsquelle waren Ackerbau und Fremdenverkehr (Sommerfrische am Aubach). Gleichwohl hatte der Ort schon im 16. Jahrhundert das Stadtrecht. Das Schloss war ursprünglich Sitz der Herren von Duppau. Die letzten Herren auf Duppau – bis zur Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg – waren die Zedtwitzer. Curt Graf Zedtwitz hatte die Herrschaft Duppau im Jahre 1858 von den Grafen Czernin erworben. Ein von Geistlichen geleitetes Gymnasium mit Konvikt förderte die Jugendbildung in seinem Einzugsgebiet. Administrativ gehörte sie zum Gerichtsbezirk Duppau bzw. zum Bezirk Kaaden, wobei Duppau Sitz des Bezirksgerichtes war.

Als ein möglicher Standort der sagenhaften Wogastisburg des Slawenfürsten Samo wird neben anderen Plätzen auch des Duppauer Gebirge genannt. Samo soll hier ein Heer der Franken unter König Dagobert I. besiegt haben.

Im 18. Jahrhundert war die Tuchmacherei das wichtigste Gewerbe der Stadt. Während des Österreichischen Erbfolgekriegs wurde Duppau 1742 von den Franzosen besetzt. 1866 kam es zur Besetzung durch die Preußen.[2]

Duppau gelangte nach dem Ersten Weltkrieg infolge des Vertrags von Saint-Germain an die Tschechoslowakei. Im Jahr 1930 hatte die Stadt 1524 Einwohner (1506 Deutsche, 18 Tschechen).

Im Rahmen des Münchner Abkommens gelangte Duppau mit den restlichen Sudetengebieten 1938 an das Deutsche Reich, und die Stadt gehörte von bis 1945 zum Landkreis Kaaden, Regierungsbezirk Eger, im Reichsgau Sudetenland.

Nach der Vertreibung[3] der Deutschen nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Stadt dem Verfall preisgegeben. Seit 1955 gehört sie samt Umgebung zum Truppenübungsplatz Hradiště und wurde bis auf die Grundmauern abgetragen.[4] In der Gemarkung stehen bis heute nur noch zwei Gebäude: die Grabkapelle der Familie Zedtwitz und eine Scheune.

Ab 1902 war Doupov Endpunkt einer Lokalbahn von Vilémov (Willomitz), die ursprünglich von den Kaadner Lokalbahnen errichtet wurde. Nach dem Abriss der Stadt (ab den 1950er Jahren) und der Einrichtung des Truppenübungsplatzes wurde die Strecke abgebrochen.

Neben der Stadt Duppau wurden zur Einrichtung des Truppenübungsplatzes ca. 76 Dörfer, Kleingemeinden und Einzelgehöfte aufgelöst.

Demographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis 1945 war Duppau überwiegend von Deutschböhmen besiedelt, die vertrieben wurden.

Bevölkerungsentwicklung bis 1950
Jahr Einwohner Anmerkungen
1785 0 k. A. 225 Häuser[5]
1830 1324 in 250 Häusern[6]
1847 1423 in 250 Häusern[7]
1869 1752 in 245 Häusern
1880 1722 in 260 Häusern
1890 1591 261 Häusern
1900 1625 deutsche Einwohner,[8] in 267 Häusern
1910 1637 in 276 Häusern
1921 1605 davon 1572 (98 %) Deutsche,[9] in 269 Häusern
1930 1524 davon 1.506 (99 %) Deutsche und 18 (1 %) Tschechen,[10][11] in 272 Häusern
1939 1473 [11]
1950 0588 in 272 Häusern[12]

Burg und Schloss Duppau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Burg war ursprünglich Sitz der Ritter von Duppau ("Benessius de Tuppowe", 1281 in der urkundlichen Ersterwähnung Duppaus genannt). Später als "Duppauer von Duppau" bezeichnet. Ab Mitte 15. Jh. waren Burg und Herrschaft Besitz der Sahrer von Sahr. 1546 an Hugo von Leisnek (Burggrafen von Leisnig?) übergegangen. Ab Mitte 16. Jh. gehörte die Herrschaft den Grafen Schlick (Christoph und sein Sohn Albin von Schlick). Weitere Besitzer waren die Grafen von Verduga (ehem. Marmorgrabstein des Grafen Ferdinand von Verduga im Inneren der Maria-Himmelsfahrts-Pfarrkirche stammte aus dem Jahr 1672) und die Herren von Lützau (später auch Lützow genannt). Die letzten Herren auf Duppau – bis zur Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg – waren die Zedtwitzer. Curt Graf Zedtwitz hatte die Herrschaft Duppau im Jahre 1858 von den Grafen Czernin erworben. Seit dem Abriss von Stadt und Schloss ab 1950 ist nur noch die Grabkapelle der Familie von Zedtwitz als Ruine erhalten geblieben.

Überreste von Duppau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heutzutage (2015) erinnern an Duppau nur der Rest der Lindenallee vom ehemaligen Marktplatz, einige Stufen, die zur Klosterkapelle führten, Zypressen auf dem ehemaligen Friedhof, das Lagergebäude (oft "Scheune" genannt) der Wirtschaftsgenossenschaft vom Anfang des 20. Jahrhunderts am ehemaligen Bahnhof, Wandreste der Walkmühle, das Grab der Familie Zedtwitz (ruinöse Grabkapelle) und die alte Buche, wo die Buchenkapelle stand.[13]

Söhne und Töchter der Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Georg Friedrich Schierl von Schierendorff (1644–1714) Reichshofagent und Fiskal in Mähren/Brünn,[14]
  • Christian Julius Schierl von Schierendorff (1661–1726), Hofkammerrat am Wiener Hof,[15]
  • Anton Josef Edler von Klement (1701–1783), Gründer des Gymnasiums Duppau,[16]
  • Johann Wenzel von Fritsch (1804–1869) 1864 Ehrenbürger der Stadt, kaiserlicher Hofarzt, zweiter Leibarzt von Kaiser Franz Josef I.[17]
  • Richard Schwager (1822–1880), österreichischer Maler
  • Vincenz Brehm (1879–1971), österreichischer Biologe und Tiergeograph
  • Viktor Karell (1898–1979), Heimatforscher, Germanist, Schriftsteller, Lehrer und Museumsdirektor
  • Hermann Götz (1914–1987), Politiker, Mitglied des Deutschen Bundestages

Erhaltene Kunstwerke aus Duppau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Duppauer Madonna im Kreismuseum Schloss Sokolov (Kopie (?) in einer Kirche in Kynšperk nad Ohří)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rudi Hauptmann: Duppau: begrabene Heimatstadt ; ein Heimwehbuch und Gedenkbüchlein. 2004, ISBN 978-3833406430, Books on demand
  • Kreisrat Kaaden-Duppau (Herausgeber), Viktor Karell: Kaaden-Duppau. Ein Heimatbuch der Erinnerung und Geschichte des Landkreises. Verlag Das Viergespann (1965)
  • Viktor Karell: Das Duppauer Land. Quadriga-Verlag. 1957.
  • Franz Slapnicka: Heimatbüchlein für das Kaadner und Duppauer Land. 1979.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Katastrální území Doupov u Hradiště. uir.cz, abgerufen am 10. März 2024 (tschechisch).
  2. Die Geschichte von Duppau (Memento vom 20. Mai 2016 im Internet Archive)
  3. Wilhelm Turnwald: Dokumente zur Austreibung der Sudetendeutschen 1951, Duppau: 217f., 473
  4. Rudi Hauptmann: Duppau: begrabene Heimatstadt ; ein Heimwehbuch und Gedenkbüchlein. 2004, ISBN 978-3833406430, S. 9 (Foto), S. 12 und anderswo.
  5. Jaroslaus Schaller: Topographie des Königreichs Böhmen. Band 2: Ellbogner Kreis, Prag 1785, S. 110–113, Ziffer 1).
  6. Jahrbücher des böhmischen Museums für Natur- und Länderkunde, Geschichte, Kunst und Literatur. Band 2, Prag 1831, S. 200, Ziffer 23.
  7. Johann Gottfried Sommer: Das Königreich Böhmen. Band 15: Elbogner Kreis, Prag 1847, S. 149.
  8. Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 5, Leipzig und Wien 1906, S. 2921.
  9. Ernst Pfohl: Ortslexikon Sudetenland. Helmut Preußler Verlag-Nürnberg. 1987. ISBN 3-925362-47-9
  10. Rudolf Hemmerle: Sudetenland Lexikon. Hrsg.: Adam Kraft Verlag. 2. Auflage. Band 4, ISBN 3-8083-1163-0, S. 119.
  11. a b Michael Rademacher: Sud_kaaden. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  12. tschechische Volkszählung
  13. Artikel von Zdena Binterová, Regionalmuseum Chomutov, 2005, http://www.zanikleobce.cz/index.php?lang=d&detail=1136264
  14. Alfred Fischel, "Studien zur österreichischen Reichsgesichte" Seite 137–153; Viktor Karell,"Das Duppauer Land" und "Kaaden-Duppau" ein Heimatbuch
  15. Alfred Fischel, "Studien zur österreichischen Reichsgesichte", Seite 137–305; Viktor Karell, "Das Duppauer Land" und "Kaaden-Duppau" ein Heimatbuch
  16. Viktor Karell, "Das Duppauer Land" und "Kaaden-Duppau" ein Heimatbuch
  17. Viktor Karell, "Das Duppauer Land" und "Kaaden-Duppau" ein Heimatbuch

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Doupov – Sammlung von Bildern