Pharmakognosie

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Die Pharmakognosie (von altgriechisch φάρμακον pharmakon, deutsch ‚Heilmittel‘, ‚Gift‘, ‚Zaubermittel‘ und γιγνώσκειν gignoskein, deutsch ‚erkennen‘, ‚erfahren‘, ‚kennenlernen‘) oder Drogenkunde („Arzneienkunde“) ist die Lehre von den biogenen – also pflanzlichen, pilzlichen oder tierischen – pharmazeutischen Drogen, Arzneimitteln und Giftstoffen. Sie ist ein Teilgebiet der Pharmazie und Pharmazeutischen Biologie.

Aufgaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Pharmakognosie befasst sich mit den aus lebendem Material bestehenden Arzneimitteln oder daraus gewonnenen Substanzen. Der österreichische Pharmazeut und Begründer der Wiener Schule der modernen Pharmakognosie, Richard Wasicky, definierte 1938 die Pharmakognosie wie folgt:

„Die Pharmakognosie als reine Wissenschaft zielt auf das naturwissenschaftliche Verständnis der zu Heilzwecken verwendeten Pflanzen- und Tierdrogen hin und verarbeitet als angewandte Pharmakognosie ihre Forschungsergebnisse zu Nutzanwendungen in der Pharmazie, Industrie, Medizin und auf anderen Gebieten.“

R. Wasicky: Pharmazeutische Monatshefte. 4, 1938, S. 61–68.[1]

Zu den Aufgaben der Pharmakognosie zählt die Drogenanalyse, die Wirkstoffsuche und die Kultivierung von Arzneipflanzen oder Zellkulturen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bezeichnung Pharmakognosie („Pharmakognosis“) wurde vermutlich erstmals von dem Wiener Mediziner Johann A. Schmidt in seinem 1811 erschienenen Lehrbuch Materia medica verwendet.[2][3] Man verstand darunter das „Erkennen der Arzeneykörper nach ihren sinnlichen Eigenschaften“,[4] d. h. die pharmazeutische Warenkunde.[2] Mit der sich im 19. Jahrhundert selbständig entwickelnden Pharmazeutischen Chemie kam es zu einem Bedeutungswandel.[2] Von der reinen Warenkunde entwickelte sich die Pharmakognosie zu einer Wissenschaft, wozu die Apotheker und Hochschullehrer Friedrich August Flückiger (1828–1894) und Alexander Tschirch (1856–1939) maßgeblich beitrugen.[2] In der Pflanzenbiochemie tat sich Kurt Mothes (1900–1983) hervor.[3] Als Ausbildungsfach der Apotheker wurde die Pharmakognosie nach 1970 in der BR Deutschland zur „Pharmazeutischen Biologie“,[3] während in Österreich auch im universitären/akademischen Bereich nach wie vor der Begriff „Pharmakognosie“ gebräuchlich ist.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aktuell[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Willem Frans Daems: Nomina simplicium medicinarum ex synonymariis medii aevi collecta. Semantische Untersuchungen zum Fachwortschatz hoch- und spätmittelalterlicher Drogenkunde. New York/ Leiden 1993 (= Studies in Ancient Medicine. Band 6).
  • Otto Sticher, Jörg Heilmann, Ilse Zündorf: Hänsel/Sticher Pharmakognosie – Phytopharmazie. 10. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsges.mbH, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-8047-3144-8.
  • William Charles Evans: Trease and Evans’ Pharmacognosy. 16. Auflage, Saunders/Elsevier, Edinburgh u. a. 2009, ISBN 978-0-7020-2933-2.
  • Gunnar Samuelsson, Lars Bohlin: Drugs of natural origin: a textbook of pharmacognosy. 6. Edition, Apotekarsocieteten, Stockholm 2009, ISBN 978-91-976510-5-9.
  • Johann Jurenitsch, Claudia Müller, Kurt Schneider, Wolfgang Kubelka: 200 Jahre Pharmakognosie in Wien. Eine Wissenschaft im Dienst der Arzneimittelsicherheit. Facultas Univ.-Verl., Wien 1998, ISBN 3-85076-472-9.

Historisch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Franz Berger: Handbuch der Drogenkunde. Wien 1954.
  • Otto Beßler: Prinzipien der Drogenkunde im Mittelalter. Aussage und Inhalt des Circa instans und Mainzer Gart. Halle an der Saale 1959. Mathematisch-naturwissenschaftliche Habilitationsschrift (30. Mai) 1960.
  • Hermann Karsten: Illustrirtes Repetitorium der pharmaceutisch-medicinischen Botanik und Pharmacognosie, Springer, Berlin 1886 (online).
  • Gustav Klein: Handbuch der Pflanzenanalyse. 4 Bände, 7 Publikationen, Verlag von Julius Springer, Wien 1932–1933 (online).
  • George Karsten, Ulrich Weber, Egon Stahl: Lehrbuch der Pharmakognosie für Hochschulen. 9. Auflage, neu bearbeitet von E. Stahl, G. Fischer Verlag, Stuttgart 1962 (online).
  • Friedrich A. Flückiger: Grundriss der Pharmakognosie. 2. Auflage. Gaertner, Berlin 1894 (urn:nbn:de:hbz:061:2-9157 der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf).
  • Ernst Steinegger, Rudolf Hänsel: Lehrbuch der Pharmakognosie und Phytopharmazie. 4. Auflage. Berlin/Heidelberg/New York 1988.
  • Alexander Tschirch: Handbuch der Pharmakognosie. Band 1–3. Tauchnitz, Leipzig 1909–1925; und dazu Eduard Remy (Hrsg.): Generalregister zu Tschirchs Handbuch der Pharmakognosie. Leipzig 1927.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Pharmakognosie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. J. Jurenitsch, U. Kastner: Klassische Pharmakognosie — eine Wissenschaft mit Zukunft? In: Pharmazie in unserer Zeit. 23.2, 1994, S. 93–99, doi:10.1002/pauz.19940230208.
  2. a b c d E. Teuscher: Biogene Arzneimittel. 5. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 1997, ISBN 3-8047-1482-X, S. 3.
  3. a b c Wolfgang Schneider: Wörterbuch der Pharmazie. Band 4: Geschichte der Pharmazie. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 1985. S. 206 f.
  4. Wilhelm Joseph Schmitt (Hrsg.): Handschriftlich hinterlassenes Lehrbuch der Materia medica. Kupffer & Wimmer, Wien 1811, S. 8 (Digitalisat).