ESO-3,6-m-Teleskop

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Das ESO-3,6-m-Teleskop

Das ESO-3,6-m-Teleskop ist ein optisches und Nahinfrarot-Spiegelteleskop mit 3,57-m-Spiegel in äquatorialer Gabelmontierung. Es gehört zur Europäischen Südsternwarte ESO und ist Teil des La-Silla-Observatoriums in Chile.

Das Teleskop befindet sich in einer Höhe von 2400 m bei den Koordinaten 29° 15′ 39,5″ S, 70° 43′ 54,1″ W.

Erbaut im Jahr 1976, war es ab 1977 voll betriebsbereit. Ende der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts war es mit seinen knapp 3,6 m Spiegeldurchmesser und einer Spiegelfläche von 8,6 m2 eines der größten optischen Teleskope der Welt und unterstützte damit etliche Errungenschaften der Naturwissenschaften und Technik. Der Hauptspiegel wurde durch das Verschweißen von sechseckigen, 50 cm dicken Quarzglasblöcken von der Firma Corning hergestellt.[1]

Das Teleskop wartete in den 1980er Jahren mit einer der ersten adaptiven Optiken für die astronomische Gemeinde auf. Eine Renovierung im Jahr 1999 und die Ausstattung mit einem neuen Sekundärspiegel im Jahr 2004 brachten es auf den jetzigen Stand. Ab dem Jahr 2009 war das Teleskop dann wesentlich an der Entdeckung von 75 möglichen Exoplaneten beteiligt.[2]

Instrumente[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit April 2008 ist das HARPS, ein Akronym für High Accuracy Radial velocity Planet Searcher, das einzige Instrument am ESO-3,6-m-Teleskop. HARPS ist ein glasfasergeführter, hoch auflösender Echelle-Spektrograf, gewidmet allein der Suche nach extrasolaren Planeten.

Ehemalige Instrumente[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • CES: ein Spektrograf mit einem spektralen Auflösungsvermögen von bis zu 235.000 im Wellenlängenbereich von 346 – 1028 nm
  • EFOSC2: Der ESO Faint Object Spectrograph and Camera (v.2), ein sehr vielseitig einsetzbares Instrument für niedrige Auflösung und Bilderstellung, inzwischen auch am New Technology Telescope verbaut.
  • TIMMI-2: Das Thermal Infrared MultiMode Instrument arbeitete im Spektralbereich von 3 μm bis 25 μm.
  • ADONIS: Ein Akronym für ADaptive Optics Near Infrared System, war ein adaptives Optiksystem der zweiten Generation.[3] Mehr als 40 naturwissenschaftliche Peer-Review Artikel wurden auf Datenbasis dieses Instruments veröffentlicht.[4] ADONIS ist die ausgereifteste Version diverser Adaptive Optik (AO) Prototypen. In seiner finalen Version vom Oktober 1996 wurde es offizielles ESO Instrument,[5] und 2001 außer Dienst gestellt. ADONIS war das erste AO-System, mit dem eine größere Anzahl an Astronomen arbeitete.

Entdeckungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das ESO-3,6-m-Teleskop war seit seinem ersten Licht an etlichen naturwissenschaftlichen Entdeckungen maßgeblich beteiligt. Speziell in letzter Zeit wurde es durch das HARPS einerseits möglich, im Jahr 2009 den seinerzeit masseärmsten Exoplaneten aufzufinden; Gliese 581 e hat lediglich die doppelte Masse unserer Erde.[6] Andererseits wurde das Planetensystem mit den bis derzeit meisten Planeten entdeckt; sieben Planeten umkreisen den sonnenähnlichen Stern HD 10180.[7]

Das Teleskop war ebenso Teil in der Aufklärung des jahrzehntealten Rätsels der Masse der variablen Sternenklasse der Cepheiden. Durch HARPS wurde es ermöglicht, innerhalb eines Bedeckungsdoppelsternsystems mit einem Cepheiden und einem normalen Stern die genaue Masse des Cepheiden zu ermitteln, mit dem Ergebnis einer Bestätigung der Theorie des Zusammenhangs von Sternenmasse und Pulsationsdauer.[8]

Die Entdeckung des Exoplaneten Gliese 581 c durch Stéphane Udry u. a. der Sternwarte der Universität Genf wurde am 24. April 2007 verkündet.[9] Das Team benutzte das HARPS und analysierte die Radialgeschwindigkeiten, um die Wirkung des Planeten auf den Stern zu messen.[10]

Vergleich mit anderen Teleskopen der gleichen Generation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

# Name /
Observatorium
Abbildung Apertur

(cm)

M1
Spiegelfläche (m2)
Meeres-
Höhe (m)
Erstes
Licht
Hauptfürsprecher
1 BTA-6
Special Astrophysical Obs
605 26 2070 1975 Mstislav Keldysh
2 Hale-Teleskop
Palomar-Observatorium
508 20 1713 1949 George Ellery Hale
3 Mayall Telescope
Kitt Peak National Obs.
401 10 2120 1973 Nicholas Mayall
4 CTIO 4m/Blanco Telescope
CTIO Obs.
401 10 2200 1976 Nicholas Mayall
5 Anglo-Australian Telescope
Siding Spring Obs.
389 1742 1974 Prince Charles
6 ESO 3.6 Telescope
ESO La Silla Obs.
357 8,8 2400 1976[11] Adriaan Blaauw
7 Shane Telescope
Lick Observatory
305 1283 1959 Nicholas Mayall

Teleskop und Lokation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weiteres[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Adriaan Blaauw: ESO's early history, 1953 - 1975. VIII. The 3.6-m telescope project; from concept to the late 1960's. In: The Messenger. Band 61, 1990, S. 27–36, bibcode:1990Msngr..61...27B.
  2. 32 planets discovered outside solar system - CNN.com In: CNN, 19. Oktober 2009. Abgerufen am 4. Mai 2010 
  3. Jack B. Zirker: An acre of glass: a history and forecast of the telescope. JHU Press, 2005, ISBN 0-8018-8234-6, S. 204.
  4. ADS query results for "ADONIS"
  5. Gérard Rousset, Jean-Luc Beuzit: Adaptive optics in astronomy. Hrsg.: François Roddier. Cambridge University Press, 1999, ISBN 0-521-55375-X, The COME-ON/ADONIS systems, S. 171 ff.
  6. Lightest exoplanet yet discovered, ESO, 21. April 2009. Abgerufen am 26. Mai 2011 
  7. Richest Planetary System Discovered, ESO, 24. August 2010. Abgerufen am 26. Mai 2011 
  8. Pulsating Star Mystery Solved, ESO, 24. November 2010. Abgerufen am 26. Mai 2011 
  9. Ker Than: Major Discovery: New Planet Could Harbor Water and Life, space.com, 24. April 2007. Abgerufen am 29. April 2007 
  10. Ker Than: Planet Hunters Edge Closer to Their Holy Grail, space.com, 24. Februar 2007. Abgerufen am 29. April 2007 
  11. Telescopes and Instrumentation, the ESO 3.6-metre Telescope. Abgerufen am 2. Mai 2011 (englisch).
  12. Three Very Different Telescopes at La Silla In: ESO Picture of the Week. Abgerufen am 8. Mai 2012 

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]