Edir Macedo

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Edir Macedo, 2007

Edir Macedo (* 18. Februar 1945 in Rio das Flores, Bundesstaat Rio de Janeiro) ist ein brasilianischer Unternehmer und Begründer und selbsternannter Bischof der Igreja Universal do Reino de Deus (IURD), eine als Wirtschaftsunternehmen strukturierte neo-charismatische Denomination der Pfingstbewegung mit ca. 8 Millionen Anhängern weltweit und dem Hauptsitz in Rio de Janeiro. Er ist u. a. Eigentümer eines weltlichen Firmenkonglomerats mit Verlagen, Supermärkten, Reisebüros, Holzfabriken, Immobilien-Unternehmen und vor allem einem Medienimperium mit Dutzenden von Fernseh- und Radiostationen im ganzen Land, darunter der brasilianische TV-Sender Rede Record, den er 1989 für 45 Millionen US-Dollar kaufte.[1] Laut Forbes (2013) ist Macedo der mit Abstand reichste Pastor in Brasilien.[2][3] 2013 wurde sein Vermögen auf 950 Millionen bis 1,2 Milliarden US-Dollar geschätzt.[4][5][6] Macedo lebt mit seiner Familie in New York City.

Nach seiner Schulzeit war Macedo als Lotterieverkäufer in Brasilien tätig.[7] Macedo verließ die römisch-katholische Kirche, weil er zuvor eine emotionale Enttäuschung in seinem Privatleben erlebt hatte.[8] Daraufhin gründete er 1977 eine eigenständige pfingstlerische Kirche, die Igreja Universal do Reino de Deus (deutsch: Universalkirche des Reiches Gottes) in Rio de Janeiro.

Edir Macedo, der sich Bischof nennt, predigt nicht nur die Liebe Gottes; der Gründer der fundamentalistischen Freikirche ist auch ein Meister im Eintreiben von Spenden. Die „Universalkirche“ ist mit rund acht Millionen Mitgliedern weltweit eine der größten Kirchen Brasiliens und drängt die katholische Kirche immer weiter zurück.[9] In fünftausend Zentren werden Millionen Gläubige mit fragwürdigen Methoden indoktriniert. Obwohl er immer wieder in Skandale verwickelt war, blüht sein „Gottesreich“ prächtig. 2009 geriet Macedo in eine Affäre wegen Spendenveruntreuung und wurde wegen Gründung einer kriminellen Vereinigung von der brasilianischen Staatsanwaltschaft angeklagt. Dabei ging es um etwa 1,5 Milliarden Euro, die die „Universalkirche“ zwischen 2003 und 2008 auf Umwegen in brasilianischen Unternehmen, u. a. auch in Schmuck, angelegt haben soll.[10] Seither ermitteln die Staatsanwaltschaften in New York City und in São Paulo aufgrund unklarer Finanztransaktionen gemeinsam gegen die Universalkirche.[11] Ende April 2010 sagten zwei Devisenhändler aus, zwischen 1995 und 2001 etwa 5 Millionen Real (2,2 Millionen Euro) monatlich illegal aus Brasilien in die USA geschleust zu haben. Insgesamt ging es um etwa 400 Millionen Real (180 Millionen Euro).[12]

Die Anklage hielt der Bewegung vor, Spenden mit Hilfe ausländischer Strohfirmen für den Aufbau von Medienorganisationen verwendet zu haben. Die brasilianische Verfassung erlaubt religiösen Organisationen nur, Einrichtungen zur Glaubensausübung zu finanzieren. Zu Macedo's Kirche gehört der Fernsehsender Rede Record, mehrere Radiostationen und drei Tageszeitungen sowie ein Reiseunternehmen und eine Lufttaxi Fluggesellschaft. Ihr politischer Arm, die Republikanische Partei Brasiliens,[13] ist im Parlament mit 35 Abgeordneten vertreten und unterstützte den ehemaligen Staatspräsidenten Luiz Inácio Lula da Silva.[14][15] In ihren Medien bezeichnete die „Universalkirche“ die Anklage als Verleumdungskampagne. Frühere Ermittlungen gegen die Kirche wegen Unterschlagung und Steuerhinterziehung waren ergebnislos geblieben.

Imperiumsaufbau

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Ein großer Teil des Vermögens stammt von Spenden: Die Universalkirche verlangt von ihren Gläubigen mindestens zehn Prozent des Einkommens, die aber nur für kirchliche Zwecke gebraucht werden dürften. Macedo war schon im Gefängnis, weil er sich als Teufelsaustreiber, Wunderheiler und Scharlatan hervorgetan hat. Er peitscht die Gläubigen emotional derart auf, dass es oft zu Massenhysterien kommt. Mehrfach füllte er das größte Fußballstadion von Rio mit Hunderttausenden Anhängern. Tausende warfen bei den Gottesdiensten Brillen und Stöcke auf den Rasen, weil sie in ihrer Euphorie glaubten, sie seien geheilt worden.[16]

Auf seinen eigenen TV-Kanälen lässt Sektenführer Macedo Gläubige auftreten, die behaupten, von Aids, Krebs und Lähmungen genesen zu sein. Boris Herrmann schreibt in seinem Artikel zum brasilianischen Fernsehprogramm: „Das Programm besteht vor allem aus moralischer Lehrmeisterei, es ist offen schwulenfeindlich und tendenziell anti-islamistisch.“[17] Macedo hat auch Kontrolle über eine Partei namens Partido Republicano Brasileiro, die im Nationalkongress Abgeordnete stellt. Seine Anhänger bekleiden politische Ämter, zum Beispiel das Amt des 2017 gewählten Bürgermeisters von Rio de Janeiro, Marcelo Crivella.

Zwischenzeitlich überlegte Macedo, bei Wahlen anzutreten, um in Brasilien „einen theokratischen Staat zu errichten“.[18][19] Zeitweise unterstützte er die Regierung von Jair Bolsonaro.

Sein Sender Record finanzierte den 2018 erschienenen Kinofilm Nada a perder (Nichts zu verlieren) über Edir Macedos Leben, der auf seiner Autobiografie beruht, von Kritikern als Glorifizierung bezeichnet wird und der mit Gratistickets in den Kirchen zum Blockbuster gemacht wird.[20] Ein zweiter Teil wurde 2019 veröffentlicht.[21]

Im Zuge der COVID-19-Pandemie in Brasilien sorgte Macedo für Unmut, als er das Coronavirus als Erfindung der Medien bzw. „Strafe Satans“ bezeichnete.[22]

Einzelnachweise

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  1. Brasilianische Freikirche in Berlin „Das Geld ist der Grundstein im Werk Gottes“, von Peter B. Schumann Deutschlandfunk Kultur 6. Oktober 2019
  2. Jan 17, 2013,07:00pm EST The Richest Pastors In Brazil, von Anderson Antunes, forbes.com, 17. Januar 2013
  3. #1638 Edir Macedo & family, forbes.com 3. Februar 2015
  4. SZ: Spenden veruntreut, Teurer Weg ins Paradies aufgerufen 20. August 2009
  5. Ex-Sektenbischof zu Stimmen- und Parteienkauf-Skandal: Lulas Arbeiterpartei zahlte an Sektenpartei aufgerufen 4. August 2011
  6. Archivlink (Memento vom 29. Januar 2013 im Internet Archive) El Pais, Uruguay, abgerufen am 20. Januar 2013
  7. Sueddeutsche:Brasilien vor dem Papstbesuch - ein Mikrofon für Gottes Stimme
  8. Macedo: ‘Me converti, após uma desilusão amorosa’ (Memento vom 13. Dezember 2013 im Internet Archive) aufgerufen 4. August 2011 (pt)
  9. FU-Berlin: der Krieg um Seelen, Reportage (Memento vom 13. Juni 2011 im Internet Archive) aufgerufen 8. Dezember 2009
  10. Süddeutsche Zeitung: Spenden veruntreut - Teurer Weg ins Paradies aufgerufen 4. August 2011
  11. Folha de S.Paulo: Estados Unidos decidem investigar Edir Macedo por estelionato, diz TV aufgerufen 4. August 2011
  12. Schatzmeisterin der «Universalkirche» in den USA verhaftet (Memento vom 7. September 2012 im Webarchiv archive.today)
  13. @1@2Vorlage:Toter Link/www.berliner-journalisten.comBrasiliens Staatschef Lula verteidigt Sektenklagen gegen kritische Medien als legitim (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juli 2018. Suche in Webarchiven) aufgerufen 4. August 2011
  14. Domradio.de: Medienkrieg um evangelikale Sekte in Brasilien - Kirche oder kriminelle Vereinigung? (Memento vom 30. Juli 2012 im Webarchiv archive.today)
  15. Lula und die Wunderheiler-Scharlatane aufgerufen 4. August 2011
  16. Klaus Hart Brasilientexte: Weltfußballer Kaka, Armani-Model, “UNO-Botschafter gegen den Hunger”: Ermittlungen wegen Unterstützung einer kriminellen Wunderheilersekte aufgerufen 4. August 2011
  17. "Blut, Leichen- und dann das Wetter", in: Süddeutsche Zeitung, online vom 26. November 2015
  18. Fabiana Frayssinet: RELIGION-BRAZIL: Intolerance Denounced At UN. Interpress Service, 3. Juli 2009;.
  19. Rodrigo Tolotti: Quem é Cabo Daciolo, o candidato nacionalista que quer transformar o Brasil em uma teocracia. informoney.com.br, 9. August 2018, abgerufen am 6. Januar 2020 (brasilianisches Portugiesisch).
  20. 'It is strange': Brazilian church blockbuster plays to empty cinemas, Dom Phillips, The Guardian, 16. Mai 2018 (englisch)
  21. Filme sobre Edir Macedo se torna a maior bilheteria do cinema brasileiro, Tiago Dias, Folha de S. Paulo, 7. Mai 2018 (portugiesisch)
  22. Mônica Bergamo: Vídeo mostra Edir Macedo dizendo que coronavírus é inofensivo e que Satanás e mídia promovem medo. 15. März 2020, abgerufen am 28. Juli 2020 (brasilianisches Portugiesisch).