Ehregott Grünler

Ehregott Grünler (* 17. Juli 1797 in Zeulenroda; † 9. Oktober 1881 ebenda) war ein deutscher Porträt- und Historienmaler des Biedermeiers. Am Weimarer Hof malte er als Großherzoglicher Hofmaler Porträts von Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach und Johann Wolfgang von Goethe.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Grünler war ein Sohn des Webers Heinrich Grünler und seiner Frau Christiane Dorothea (geborene Carol). Die erste erhaltene künstlerische Arbeit schuf er im Alter von 9 Jahren, ein Aquarell der Großmutter. Während der Vater wünschte, dass ihm sein Sohn im eigenen Beruf nachfolgt, unterstützte die Mutter die Neigung des Knaben zur Malerei. Grünler lernte zunächst das Zeugweberhandwerk, bildete sich jedoch nebenbei als Autodidakt in der Malerei. Von 1818 bis 1819 studierte er an der Dresdener Kunstakademie. Anschließend setzte er seine Ausbildung von 1829 bis 1830 in Rom und Neapel fort.[1]
Zu Beginn der 1820er Jahre siedelte er nach Weimar um, wo er sich einen Ruf als Porträtmaler erwarb. 1822 stiftete Grünler der Dreieinigkeitskirche seiner Vaterstadt das Altargemälde „Grablegung Christi“.[2] 1829 erhielt er als Großherzoglicher Hofmaler den Titel eines Professors für Malerei. Er porträtierte Johann Nepomuk Hummel und dessen Frau Elisabeth Hummel geb. Röckel sowie mehrfach Johann Wolfgang von Goethe,[3] von dem sich Porträts im Goethe-Nationalmuseum in Weimar und im Frankfurter Goethe-Haus befinden,[4][5] und dessen Sohn August.[6]
Auch von Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach hatte Grünler in seiner Stellung als Hofmaler eine ganze Reihe von Porträts geschaffen.[7] In den 1820er bis 1840er Jahren malte er auch den Nachfolger, Großherzog Carl Friedrich, und dessen Gemahlin Maria Pawlowna, ferner Johanna Schopenhauer, den Hofrat Böttiger, die Liszt- und Wagner-Freundin Lidy Steche, die Schwestern Jagemann (Goethe-Nationalmuseum, Weimar)[8] und Wilhelm von Kügelgen.[9]
Neben der Weimarer Tätigkeit gingen zahlreiche auswärtige Aufträge her. Vor allem war er häufig in Leipzig tätig. Eine vom 9. Juni bis 28. Juli 1912 veranstaltete Ausstellung „Das Bildnis in Leipzig von Ende des 17. Jahrhunderts bis zur Biedermeierzeit“ im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig, veranstaltet von Albrecht Kurzwelly, zeigte circa 30 aus Leipziger Privatbesitz stammende Porträts aus Grünlers Hand wie das des Konsuls Adolf Heinrich Schletter.[10][11]
In den 1850er Jahren siedelte Grünler nach seiner Vaterstadt Zeulenroda über, wo er, ebenso wie in den benachbarten Städten Gera, Greiz und Plauen, bis in den Beginn der 1860er Jahre als Porträtmaler tätig war. Ehregott Grünler war verheiratet und hatte fünf Kinder. Sein Sohn Raphael Grünler (1831–1864) war ebenfalls Maler.
Werke (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von 1824 bis 1850 wurden seine Porträts und Historienbilder häufig in der Berliner Akademie-Ausstellung und andern deutschen Ausstellungen vertreten.
Porträts
- Carl Maria von Weber Kniestück
- König Otto von Griechenland
- 1828: August von Goethe Goethe-Nationalmuseum in Weimar
- 1830: Thorwaldsen Halfigur
- Kapellmeister Johann Nepomuk Hummel
Christliche Motive
- um 1824: Grablegung Christi Dreieinigkeitskirche in Zeulenroda
- Der Sieg des Christentums
- Napoleon unterschreibt die Abdankungsurkunde zu Fontainebleau, 11. Apr. 1814
Familie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Drei Brüder Grünlers waren ebenfalls als Maler tätig:
- Eduard (Karl Ed.) Grünler (30. September 1799 – 29. Juli 1879) war Hofmaler
- Louis Grünler (7. Juni 1809 – ?) war Porträt- u. Historienmaler
- Leo Grünler (30. September 1816 – 3. Oktober 1843) war Maler in Zeulenroda
Auch sein Sohn Raphael Grünler (15. Dezember 1831 – 17. Dezember 1864) wurde Maler.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Grünler, Ehregott. In: Friedrich von Boetticher: Malerwerke des 19. Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte. Band 1 /1, Bogen 1–30: Aagaard–Heideck. Fr. v. Boetticher’s Verlag, Dresden 1891, S. 422 –423 (Textarchiv – Internet Archive).
- Grünler, Malerfamilie des 19. Jahrb., aus Zeulenroda (Thüringen). In: Ulrich Thieme, Fred. C. Willis (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 15: Gresse–Hanselmann. E. A. Seemann, Leipzig 1922, S. 138–139 (Textarchiv – Internet Archive).
- Karl Sondershausen: Der letzte aus Alt-Weimar. Erinnerungen und Dichtungen. Hofdruckerei, Weimar 1859.
- Eduard Eyßen, Albrecht Kurzwelly (Hrsg.): Das Bildnis in Leipzig von Ende des 17. Jahrhunderts bis zur Biedermeierzeit. Hiersemann Verlag, Leipzig 1912.
- Hildegard Heyne: Die Leipziger Bildnismalerei von 1700–1850. In: Der Cicerone. Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers. Band 4, Heft 15, 1912, S. 591–604.
- Hans Vogel: Der weimarische Hofmaler Ehregott Grünler. In: Thüringen. Eine Monatszeitschrift für alte und neue Kultur. 2. Heft, 4. Jahrgang, Mai 1928, hrsg. von Regierungsrat Koch/Thüringische Beratungsstelle für Heimatschutz und Denkmalpflege, Weimar 1928, S. 29–32 (und vier Abbildungen seiner Porträts).
- Herbert Koch (Hrsg.): Thüringen. Eine Monatsschrift für alte und neue Kultur. 11 Heft, 5. Jahrgang 1929, J. K. G. Wagner, Neustadt (Orla) 1929.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Biografie von Ehregott Grünler bei De Gruyter
- Biographische Notiz unter „Berühmte Maler“ auf der Website der Stadt Zeulenroda-Triebes
- Altersporträt von Ehregott Grünler, gemalt von seinem Sohn Raphael (1831–1864)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Hans Vogel: Der weimarische Hofmaler Ehregott Grünler. In: Thüringen. Eine Monatszeitschrift für alte und neue Kultur. 2. Heft, 4. Jahrgang, Mai 1928, hrsg. von Regierungsrat Koch/Thüringische Beratungsstelle für Heimatschutz und Denkmalpflege, Weimar 1928, S. 29.
- ↑ Dreieinigkeitskirche dreieinigkeitskirche-zeulenroda.de, abgerufen am 11. August 2021.
- ↑ Karl Sondershausen: Der letzte aus Alt-Weimar. Erinnerungen und Dichtungen. Hofdruckerei Weimar, 1859 (Über die Begegnung zwischen Grünler und Goethe).
- ↑ Das Goethe-Porträt auf der Seite der Deutschen Digitalen Bibliothek, abgerufen am 11. August 2021.
- ↑ Porträt Goethe um 1852 von Ehregott Grünler auf der Seite der Bildagentur der Museen.
- ↑ Porträt August von Goethe auf der Seite der Klassik Stiftung Weimar.
- ↑ Porträt Carl August von Ehregott Grünler auf der Seite des Museumsverbands Schleswig-Holstein und Hamburg.
- ↑ Porträt von Henriette Caroline Friederike Jagemann von Ehregott Grünler auf der Seite der Klassik Stiftung Weimar.
- ↑ Porträtzeichnung Kügelgen von Ehregott Grünler auf der Seite der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.
- ↑ Eduard Eyßen, Albrecht Kurzwelly (Hrsg.): Das Bildnis in Leipzig von Ende des 17. Jahrhunderts bis zur Biedermeierzeit. Hiersemann Verlag, Leipzig 1912.
- ↑ Abbildung in: Thüringen. Eine Monatszeitschrift für alte und neue Kultur. 2. Heft, 4. Jahrgang, Mai 1928, hrsg. von Regierungsrat Koch/Thüringische Beratungsstelle für Heimatschutz und Denkmalpflege, Weimar 1928, S. 37.
Personendaten | |
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NAME | Grünler, Ehregott |
ALTERNATIVNAMEN | Grünler, Heinrich Ehregott |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Porträt- und Historienmaler |
GEBURTSDATUM | 17. Juli 1797 |
GEBURTSORT | Zeulenroda |
STERBEDATUM | 9. Oktober 1881 |
STERBEORT | Zeulenroda |