Herten (Rheinfelden)

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Herten
Große Kreisstadt Rheinfelden (Baden)
Wappen von Herten
Koordinaten: 47° 33′ N, 7° 44′ OKoordinaten: 47° 33′ 18″ N, 7° 44′ 3″ O
Höhe: 281 m ü. NN
Fläche: 8,23 km²
Einwohner: 4990 (Apr. 2017)
Bevölkerungsdichte: 606 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Oktober 1973
Postleitzahl: 79618
Vorwahl: 07623
Karte
Lage von Herten in Rheinfelden

Herten ist ein Ortsteil der Stadt Rheinfelden (Baden) im Landkreis Lörrach im Südwesten Baden-Württembergs. Die ehemals selbständige Gemeinde wurde am 1. Oktober 1973 eingemeindet und ist von allen sieben Ortsteilen nach Einwohnern der größte.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herten ist der westlichste Stadtteil Rheinfeldens und liegt auf einer Auenterrasse des Hochrheins.

Nachbarorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachbarorte von Herten sind im Westen Wyhlen, im Nordwesten Rührberg (beide Gemeinde Grenzach-Wyhlen), im Nordosten Degerfelden sowie im Osten Warmbach (beide Gemeinde Rheinfelden). Südlich des Rheins befindet sich die Schweizer Einwohnergemeinde Kaiseraugst.

Geologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemarkung Hertens hat Anteil an der Schotterebene des Hochrheins und an der Muschelkalktafel des Dinkelbergs.[1] Diese ist hier am Hirschenleck (und um Degerfelden) stärker herausgehoben als am übrigen Dinkelbergsüdrand. Deshalb erscheinen unter dem Muschelkalk noch Schichten des Buntsandsteins. Unter diesem treten etwa ab den Burgreben ostwärts sogar noch die bereits im Erdaltertum abgelagerten Sedimente des Rotliegenden zutage. Am Dinkelberghang über dem Dorf lässt sich die Schichtenfolge vom Buntsandstein über Unteren und Mittleren Muschelkalk bis zu den Bänken und Platten des Oberen Muschelkalks (einst in Steinbrüchen am Hertenberg beim Markhof ausgebeutet) nur schwer beobachten, da hier Hangschutt und Sackungsmassen den Hang verhüllen. Für letztere ist der rutschgefährdete Mittlere Muschelkalk verantwortlich.[2]

An der westlichen Gemarkungsgrenze, nördlich vom Markhof verläuft in NS-Richtung ein in die Muschelkalkplatte eingesackter schmaler tektonischer Graben (Markhof-Graben), der im Relief nur wenig in Erscheinung tritt. In ihm haben sich Keupertone erhalten, die sonst auf der Gemarkung bereits der Abtragung anheimgefallen sind. Auf der benachbarten Grenzach-Wyhlener Gemarkung folgen weitere solche schmalen Keupergräben, die bei der Rheingrabenbildung entstanden, als zerrende Kräfte senkrecht zur Grabenachse wirksam waren. Im Bereich des Markhof-Grabens lag früher die Hofgruppe Volkertsberg, an die eine kleine Rodeinsel erinnert. Die nordöstlichste Gemarkungsgrenze erreicht gerade noch den sehr schmalen Rührberggraben.

Die Rheinebene weist auf der Gemarkung zwei Niveaus auf. Das höhere, das sich an den Dinkelbergfuß anschmiegt, ist das Aufschüttungsniveau der letzten Kaltzeit, die sogenannte Niederterrasse. Später hat der Rhein Schotter teilweise wieder ausgeräumt und so ein tieferes Feld, geschaffen. Der entsprechende Erosionsrand, ein früheres Rheinufer, ist im Gelände entlang der Römerstraße und der Augster Straße (und ihrer Radweg-Fortsetzung) zu verfolgen. Die Schottermassen sind im Ortsbereich um die 25 m mächtig. Nahe dem Hangfuß werden sie von Abschwemmmassen des Dinkelberghanges überdeckt. Am Rheinufer erscheint unter wenigen Metern Schotter ein Ufersaum von Buntsandstein.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karte von Herten 1884

Herten wurde erstmals am 17. Mai 807 als Harta und Hertum in einer Schenkungsurkunde des Klosters St. Gallen erwähnt. Durch archäologische Funde belegt ist die Besiedlung durch die Römer. Hertens Zugehörigkeit zur Grafschaft Rheinfelden geht wahrscheinlich auf das 11. Jahrhundert zurück. 1494 wurde der Ort habsburgisch. Der Dinghof von Herten diente als Gerichtsstätte der vorderösterreichischen Herrschaft. Im habsburgischen Vorderösterreich gehörte Herten zur Landschaft Rheintal in der Kameralherrschaft Rheinfelden. Diese Landschaft kam mit dem Oberamt Breisgau 1803 an das kurzlebige Herzogtum Modena-Breisgau, das dann 1806 an das Kurfürstentum Baden übergeben wurde. Kurz darauf wurde dieses Kurfürstentum durch das Großherzogtum Baden abgelöst. 1807 wurde die Landschaft Rheintal dem neu geschaffenen badischen Bezirksamt Beuggen zugeordnet,[3] das aber schon 1810 aufgelöst wurde.[4] Die Gemeinde Herten wurde dem Bezirksamt Lörrach zugewiesen.

Am 1. Oktober 1973 wurde Herten in die Stadt Rheinfelden (Baden) eingegliedert.[5]

2007 wurde das Dorf Herten 1200 Jahre alt, ein Fest fand vom 12. bis zum 15. Juli 2007 statt. Anwesend war eine Besucherdelegation der gleichnamigen Stadt Herten in Nordrhein-Westfalen.

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohner[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Zahl der Einwohner Hertens entwickelte sich wie folgt[6]

Jahr Einwohner
1852 750
1871 689
1880 703
1890 988
1900 1136
1910 1242
1925 1407
Jahr Einwohner
1933 1657
1939 1891
1950 1954
1956 2000
1961 2171
1970 3087
2017 4990

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Zugehörigkeit zu den Religionsgemeinschaften verteilte sich in der Vergangenheit wie folgt:[7][8]

Religionszugehörigkeit in Weitenau
Jahr Religion
evangelisch katholisch sonstige
1858 3,1 % 96,1 % 0,8 %
1925 3,8 % 95,8 % 0,4 %
1950 12,3 % 86,7 % 1,0 %
1961 11,2 % 87,7 % 1,0 %
1970 23,4 % 76,5 % 3,1 %

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortschaftsrat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herten verfügt über eine eigene Ortsverwaltung. Ortsvorsteher ist seit 2023 Matthias Reiske.[9]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Hertener Wappen zeigt auf blauem Grund ein goldenes Hexagramm und darin den österreichischen Bindenschild, der an die ehemalige Zugehörigkeit des Ortes zu Vorderösterreich erinnert. Dieses Wappen findet seit 1905 auf Vorschlag des Badischen Generallandesarchivs Verwendung.[10]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

St. Urban in Herten

Die katholische Pfarrkirche St. Urban im Dorfkern wurde 1792 von Franz Anton Bagnato neu erbaut. Der Innenraum ist entsprechend jener Zeit mit Stuck verziert. Die Kanzel von Matthias Faller wurde 1765 im Rokoko-Stil geschaffen und 1795 aus der Freiburger Dominikanerkirche nach Herten gebracht. Eine weitere katholische Kirche St. Josef wurde 1928 im neobarocken Stil errichtet. In der Fassade am Hauptportal befindet sich eine Nische mit einer Madonnenstatue.

Die evangelische Petruskirche ist ein moderner Bau aus dem Jahr 1958/59.

In der Kapelle Maria Schnee am Hertener Friedhof hat der Freiburger Maler Dominik Weber 1887 einen Totentanz geschaffen, der dem Freiburger Totentanz von ca. 1790 nachempfunden ist. Die Erklärung dafür ist, dass er selbst 1856 mit der Restaurierung des Freiburger Totentanzes beauftragt war. Der Hertener Totentanz verläuft an Nord- und Südwand jeweils in zwei Friesen mit oben vier und darunter zwei Bildern; in den verbleibenden Freiflächen der beiden unteren Reihen hat der Künstler jeweils Gebete zum Totengedenken aufgemalt. Dargestellt sind die von Freiburg her bekannten Szenen: Kind, Knabe, Mädchen, Junger Mann, Junge Frau, Ehemann, Ehefrau, Adliger, Bettler, Geizhals, Priester, Bauer. Die Begleitverse stimmen beinahe wörtlich mit den Texten des Freiburger Totentanzes überein.[11]

Oberhalb des Siedlungsgebietes befindet sich auf einem Bergsporn die Ruine Hertenberg aus dem 13. Jahrhundert und etwa 500 Meter westlich wurden Graben und Wall der abgegangenen Spornburg Hirschenleck entdeckt.

Der Eigenturm, ein 2006 errichteter Aussichtsturm, steht ca. 1 km nördlich von Herten auf dem 523 m hohen Hirzenleck, der höchsten Erhebung des Dinkelbergs in der Gemarkung Rheinfelden. Vom Turm aus hat man eine gute Fernsicht zur Schweizer Jurakette und zum Hotzenwald.[12] Außerdem kann man von dort aus zu Fuß den Grabbestei erreichen, einen Felsvorsprung, von dem aus man einen guten Ausblick auf die Umgebung hat.

Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nordwestlich von Herten befindet sich der Hörfunksender Rührberg auf einem Ausläufer des Dinkelberges.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf ist über die Hochrheinbahn (BaselSingen) mit dem überregionalen Schienennetz verbunden. Darüber hinaus verfügt es über eine Busverbindung. Sie gehört dem Regio Verkehrsverbund Lörrach an. Die Fähre Herten–Kaiseraugst überquert den Hochrhein an das Schweizer Ufer.

Die Bundesstraße 34 führt nach Bodman-Ludwigshafen und Grenzach-Wyhlen. Außerdem ist Herten über die L 139 mit Grenzach-Wyhlen und Rheinfelden-Degerfelden verbunden. Nächste Autobahnzufahrten sind die A 861 mit der Anschlussstelle Rheinfelden-Süd/Grenzach-Wyhlen über die B 34, die A 98 über die Anschlussstelle Lörrach-Ost sowie in der Schweiz A2 über die Anschlussstelle Basel-Ost/Wettstein.

Östlich des Ortes befindet sich der Flugplatz Herten-Rheinfelden (ICAO-Code EDTR) mit einer 730 Meter langen Graspiste. Er wird vor allem von Leichtflugzeugen angeflogen.

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herten besitzt eine Grundschule und besaß bis 2017 eine Hauptschule. Die Werkrealschule (Hauptschule) wurde 2011 der Schillerschule Rheinfelden zugeschlagen und 2017 geschlossen. Weiterführende Schulen befinden sich in Grenzach-Wyhlen und den umliegenden Städten Lörrach, Rheinfelden und Bad Säckingen. Herten besitzt außerdem einen katholischen und einen evangelischen Kindergarten. Dazu eine Schule und einen Kindergarten für Menschen mit geistiger Behinderung, beides Teile vom St. Josefshaus Herten.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Karl Rolfus (1819–1907), katholischer Priester und Geistlicher Rat
  • Alfred Winkler (* 1946), ehemaliger Ortsvorsteher von Herten und Landtagsabgeordneter
  • Sabine Hartmann-Müller (* 1962), Ortsvorsteherin von Herten und Abgeordnete des Baden-Württembergischen Landtags

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Julius Birlin: Herten vom Einst zum Jetzt!. Selbstverlag, Rheinfelden-Degerfelden 2002.
  • Haus Salmegg – Verein für Kunst und Geschichte Rheinfelden e. V., Arbeitsgruppe Geschichte (Hrsg.): Aus der Geschichte von Herten/Rheinfelden: Flurnamen. Hertenberg. Rote Höhle. Rheinfelder Geschichtsblätter, Bd. 9. Rheinfelden (Baden) 1999, ISBN 3-932889-09-6.
  • Lorenz Hollenstein: 1200 Jahre Herten. In: Das Markgräflerland, Jg. 2008, Bd. 1, S. 138–145
  • Abteilung Landesbeschreibung des Staatsarchivs Freiburg im Breisgau (Bearbeiter): Kreisbeschreibungen des Landes Baden-Württemberg. Der Landkreis Lörrach. Band II. B. Gemeindebeschreibungen Kandern bis Zell im Wiesental. Herausgegeben von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Landkreis Lörrach. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1994, ISBN 3-7995-1354-X, S. 256–259; 301–308.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Herten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. LGRB-Kartenviewer. Regierungspräsidium Freiburg i.Br., abgerufen am 12. August 2021.
  2. Geologischer Atlas der Schweiz, GA 25. Abgerufen am 12. August 2021.
  3. Regierungsblatt des Großherzogthums Baden, Nr. 23 vom 7. Juli 1807, S. 93-100; hier S. 95
  4. Beilage Lit. A: zum Organisations-Rescript vom 26. November 1809. In: Großherzoglich Regierungsblatt Nr. L vom 9. Dezember 1809, S. 403–414; die neue Organisation sollte gemäß Organisations-Rescript spätestens per 23. April 1810 umgesetzt sein
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 521.
  6. Bevölkerungsentwicklung: Herten, zuletzt aufgerufen am 5. Oktober 2020
  7. Religionszugehörigkeit: Herten, zuletzt aufgerufen am 5. Oktober 2020
  8. Religionszugehörigkeit 1858 und 1925: Höllstein, zuletzt aufgerufen am 5. Oktober 2020
  9. Heinz Vollmar: Hertener Ortschaftsrat wählt Matthias Reiske zum neuen Ortsvorsteher. In: badische-zeitung.de. 17. Januar 2023, abgerufen am 19. Januar 2023.
  10. Harald Huber: Wappenbuch Landkreis Lörrach. Südkurier, Konstanz 1984, ISBN 3-87799-046-0, S. 86–87.
  11. Hans Georg Wehrens: Der Totentanz im alemannischen Sprachraum. „Muos ich doch dran – und weis nit wan“. Schnell & Steiner, Regensburg 2012, ISBN 978-3-7954-2563-0, S. 272.
  12. outdooractive.com: Eigenturm (Aussichtsturm im Hertener Wald), aufgerufen am 13. Oktober 2020