Elbtower

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Elbtower
Elbtower
Stillgelegte Baustelle im März 2024
Basisdaten
Ort: Hamburg-Hafencity
Bauzeit: 2021–geplant 2026
Status: Bau unterbrochen
Baustil: Moderne
Architekt: David Chipperfield Architects
Koordinaten: 53° 32′ 7,3″ N, 10° 1′ 33,5″ OKoordinaten: 53° 32′ 7,3″ N, 10° 1′ 33,5″ O
Elbtower (Hamburg)
Elbtower (Hamburg)
Nutzung/Rechtliches
Nutzung: Büro- und Geschäftsgebäude, Einzelhandel, Gastronomie
Bauherr: Signa Prime Selection AG
Technische Daten
Höhe: 245 m
Etagen: 64
Nutzungsfläche: 104.000 m²
Baukosten: ca. 950 Mio. €
Höhenvergleich
Hamburg: 1. (Liste)
Deutschland: 3. (Liste)
Europa: 30. (Liste)
Anschrift
Anschrift: Zweibrückenstraße 13 b
Postleitzahl: 20539
Stadt: Hamburg
Land: Deutschland

Der Elbtower, umgangssprachlich auch „kurzer Olaf“ genannt[1][2], ist ein im Baustopp befindlicher Wolkenkratzer im Osten der Hamburger HafenCity, geplant von David Chipperfield Architects.

Finanziert und realisiert werden sollte das rund 950 Mio. Euro teure Bauvorhaben[3] durch die Signa Prime Selection AG, eine Tochtergesellschaft der Signa Holding, die im April 2024 nach österreichischem Recht Konkurs ohne Sanierungsplan anmeldete.[4]

Mit einer Höhe von 245 Metern wäre der Wolkenkratzer mit seinen 64 Etagen das höchste konventionelle Gebäude Hamburgs und nach dem Commerzbank Tower und dem Messeturm, die sich beide in Frankfurt am Main befinden, das bundesweit dritthöchste.

Standort[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Baustelle steht an einem städtebaulich markanten Standort am Nordufer der Norderelbe und markiert somit den Zugang zur inneren Stadt. Sie wird durch die Freihafenelbbrücke und die Eisenbahnbrücken im Westen und die Billhorner Brücke und die Neue Elbbrücke im Osten eingefasst. In unmittelbarer Nachbarschaft liegt die S- und U-Bahn-Haltestelle Hamburg Elbbrücken.

Beschreibung des geplanten Baus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der fertige Elbtower hätte eine Grundfläche bedeckt, die annähernd die Form eines gleichschenkligen, rechtwinkligen Dreiecks hat, wobei die Hypotenuse dieses Dreiecks parallel zum Ufer des Oberhafenkanals im Nordosten liegt, während die Katheten im Westen und Süden liegen. Der Entwurf wurde von Christoph Felger vom Büro des englischen Architekten David Chipperfield erarbeitet,[5] der mit dem Empire Riverside Hotel früher ein Großprojekt in Hamburg erfolgreich verwirklicht hatte.[6]

Musterfassade des Elbtowers (2020), Leuchtdioden hätten sie nachts illuminieren sollen

Der Entwurf bestand aus einem vergleichsweise flächengreifenden, vier- bis fünfgeschossigen Sockel, aus dem sich zunächst sechs bis sieben weitere, fließend zurückgestaffelte Geschosse entwickeln, die sich wiederum im Südosten des Gebäudes zu einer schlanken, geschwungenen rund vierundsechziggeschossigen Turmfigur entwickelt hätten. Die obersten acht Geschosse des Turms hätten das Motiv der fließenden Abstaffelung wieder aufgegrifen, indem sie nach und nach in nordöstliche Richtung zurückweichen. Durch die komplexe Form des Bauwerks ergeben sich je nach Betrachtungsort unterschiedliche städtebauliche Wirkungen. Die Fassade sollte nachts durch außen befestigte Leuchtdioden illuminiert werden. Oberbaudirektor Franz-Josef Höing erklärte am 23. November 2018, dass das Gebäude nun 245 Meter hoch werden soll. Die zusätzlichen Meter hätten sich durch die Planung eines Restaurants in 200 Metern Höhe und einer Aussichtsplattform in der 55. Etage ergeben. Das Gebäude war zu diesem Zeitpunkt mit 64 Etagen geplant.[7]

Ursprüngliche Nutzungspläne[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ursprünglich geplante Bruttogeschossfläche betrug etwa 160.000 m² (ca. 122.000 m² davon oberirdisch). Davon waren 77.000 Quadratmeter für Büroflächen vorgesehen, die sich auf 48 Stockwerke verteilt hätten. Die kleinste mietbare Büroeinheit hätte eine Fläche von 1300 m² geboten.[8][9]

Nach den ursprünglichen Ideen wäre das Nobu Hotel und ein zugehöriges Restaurant auf mehreren Etagen in den Elbtower eingezogen.[10][11] Auch hätten für Besucher drei Etagen mit Wein- und Feinkostgeschäften, Galerien, Cafés und Bistros sowie Gym und Spa zur Verfügung gestanden,[12] nebst Aussichts-Plattform in der 55. Etage.[13]

In den Planungen war von einem mischgenutzten Elbtower mit einer Kapazität von rund 3000 Arbeitsplätzen die Rede,[14] für die allerdings nur 560 Parkplätze in der Tiefgarage vorgesehen gewesen wären.[15] Man hätte darauf gesetzt, dass Beschäftigte wie Besucher über den benachbarten S- und U-Bahnhof Elbbrücken an- und abreisen. Als Mieter für die 90.400 m² Büroflächen gab es zeitweise Vorverträge mit der Hamburg Commercial Bank, der Versicherungsmakler AON und der Medizindienstleister Eterno.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Elbtower im HafenCity-Stadtmodell

Der Hamburger Senat unter dem ersten Bürgermeister Olaf Scholz stellte das Vorhaben im März 2017 auf der französischen Immobilienmesse MIPIM vor. Am 15. März 2017 wurde das Projekt als Bauauftrag im Wege einer „freiwilligen Ex-ante Transparenzbekanntmachung“ im EU-Amtsblatt[16] veröffentlicht. In der Bekanntmachung wurde der „Gesamtwert der Beschaffung“ mit 120 Millionen Euro angegeben, die Baukosten sollten 700 Millionen Euro betragen.[17] Am 27. März 2019 beschloss die Hamburger Bürgerschaft den Verkauf des Grundstückes für 122 Millionen Euro an den Investor.[18] Dabei wurden mehrere Zusatzbedingungen beschlossen, die hätten verhindern sollen, dass der Investor den Bau nicht vollendet und der Stadt dadurch Kosten entstehen.[19] Der Bauantrag wurde im Dezember 2020 eingereicht[20] und im Januar 2021 genehmigt.[21] Am 30. September 2021 wurde der Auftrag für den Rohbau an das Unternehmen Adolf Lupp aus Nidda vergeben.[22] Die Arbeiten an der Baugrube und den Gründungsbauteilen waren im November 2022 abgeschlossen. Als Termin der Fertigstellung des Baus wurde zu diesem Zeitpunkt das Jahr 2025 angegeben.[23][24] Im August 2022 beteiligte sich die Commerz Real AG, eine Tochter der Commerzbank, über ihren Immobilenfonds Hausinvest mit 25 Prozent an dem Projekt.[25][26] Zeitgleich wurden die erwarteten Baukosten auf 950 Millionen Euro erhöht. Laut Signa seien nicht gestiegene Materialkosten, sondern „die erhebliche Vergrößerung der geplanten Baufläche“ die Ursache für die Steigerung um ca. 35 % gegenüber der ursprünglichen Kostenangabe.[27] Im November 2022 war das Fundament für den Neubau fertiggestellt, die Arbeiten lagen drei Wochen vor dem Zeitplan.[28]

Ende Oktober 2023 wurden alle Bauarbeiten am Elbtower eingestellt, weil der Bauherr fällige Rechnungen seit dem Sommer nicht mehr bezahlte. Der Rohbau erreichte eine Höhe von 100 m.[29] Am 19. Januar 2024 stellte die Projektgesellschaft und Grundstückseigentümerin Hamburg Elbtower Immobilien GmbH & Co. KG einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Die Gläubiger der Signa Prime entschieden am 18. März 2024, dass die Gesellschaft in einem Treuhandverfahren nach österreichischem Recht abgewickelt werden soll, das bis 2029 dauern kann.[30] Anschließend erhielte die Stadt Hamburg ein Rückkaufsrecht; ob sich bis dahin eine neue Nutzung ergibt oder die Bauruine dann abgerissen wird, ist offen.[31]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Projekt erfährt sowohl Unterstützung als auch Widerspruch durch Öffentlichkeit und politische Vertreter. Die regierende Hamburger SPD und die oppositionellen Parteien CDU Hamburg und FDP Hamburg begrüßten die Pläne.

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Grünen äußerten sich als Koalitionspartner der SPD skeptisch. Kritiker verwiesen darauf, dass die Sanierung und Entwicklung bestehender Bauwerke wie des Heinrich-Hertz-Turms (Hamburger Fernsehturm) und des Bismarck-Denkmals in den Wallanlagen Vorrang vor neuen Prestigeprojekten haben sollten. Der Senat reagierte auf diese Kritik mit der Ankündigung eines transparenten Bauvorhabens und insbesondere einer rein privatwirtschaftlichen Finanzierung des Vorhabens. Weitere Kritik bezieht sich auf die grundsätzlichere städtebauliche Frage, ob ein Hochhaus des geplanten Bauvolumens in die Hamburger Bautradition passe. Weiterhin wurden Bedenken vorgetragen, dass sich das Projekt – vergleichbar mit anderen lokalen und nationalen Großvorhaben wie der rund ein Jahr vor Vorstellung des Entwurfs eröffneten Elbphilharmonie – im Falle schlecht ausgestalteter Verträge zu einer Belastung für die öffentlichen Kassen entwickeln könnte.[32][33][34]

Laut der Antwort auf eine schriftliche Anfrage des EU-Abgeordneten Martin Schirdewan (GUE/NGL) im Europäischen Parlament[35] arbeitete die Europäische Kommission 2019[36] an einer Stellungnahme zu der Frage, ob das Bauvorhaben unter die EU-Vergaberichtlinie fällt.

Im Juni 2020 geriet das Bauprojekt erneut in die Kritik. Die Investitionssumme von 700 Millionen Euro sei bei gleichzeitig angekündigten Kürzungen und Filialschließungen bei Galeria Karstadt Kaufhof, einer ebenfalls zur Signa Holding gehörenden Warenhauskette, nicht zu rechtfertigen, so der CDU-Oppositionsführer Dennis Thering. Auch sei fraglich, ob sich Firmen wegen der wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie die geplanten hohen Mieten überhaupt leisten könnten.[37]

Anfang Dezember 2021 übten Architekturexperten und der St.-Katharinen-Pastor Kritik an dem Projekt. Der Elbtower sei aus der Zeit gefallen und bedrohe das „hanseatische Hamburg“.[38]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Elbtower – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Saskia Aleythe: Signa-Baustelle: Milliardär Kühne sucht Lösung für den Elbtower. 27. November 2023, abgerufen am 13. März 2024.
  2. Marianne Wellershoff: (S+) Immobilienkrise: »Der kurze Olaf« ist eine Chance für die Städte. In: Der Spiegel. 12. Dezember 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 13. März 2024]).
  3. Interne Zahlen: Elbtower wird deutlich teurer als geplant, Der Spiegel 34/2022 auf spiegel.de, 19. August 2022: „In einer internen Unterlage mit dem Titel »Grüne Finanzierung Elbtower« von diesem Juli veranschlagt der Bauherr Signa die »Gesamtinvestitionskosten« mit rund 950 Millionen Euro.“
  4. Ulrich Gaßdorf: Altbürgermeister Ole von Beust berät Elbtower-Entwickler, abendblatt.de vom 29. August 2018
  5. MOPO Redaktion: „Der Elbtower ist ein Haus für alle“. In: MOPO. 4. Juli 2022, abgerufen am 13. April 2024 (deutsch).
  6. Empire Riverside Hotel. Abgerufen am 13. April 2024 (britisches Englisch).
  7. Elbtower: So schnell wächst der umstrittene Wolkenkratzer Hamburger Abendblatt am 12. Mai 2023
  8. Ulrich Gaßdorf: Immobilien: Elbtower – Baugenehmigung für Hamburgs Wolkenkratzer. 4. Oktober 2021, abgerufen am 16. Oktober 2021.
  9. Elbtower. Abgerufen am 16. Oktober 2021.
  10. Kelly Chu: Coming Soon: Nobu Hotel Hamburg. In: Nobu Hotels – Corporate. Abgerufen am 16. Oktober 2021 (englisch).
  11. „Großartige Stadt“: Robert De Niro zieht in den Hamburger Elbtower Hamburger Morgenpost am 24. Februar 2021
  12. Elbtower. Abgerufen am 16. Oktober 2021.
  13. NDR: Elbtower: Grünes Licht für den Bebauungsplan. Abgerufen am 16. Oktober 2021.
  14. Elbtower. Abgerufen am 26. Juni 2022.
  15. Elbtower: Turmbau zu Hamburg: „Etwas Besonderes, etwas Ikonografisches“. In: zeit.de. Oktober 2019, abgerufen am 13. Oktober 2021: „Einige Bürger irritierte dann doch etwas: dass in der Tiefgarage gerade mal 560 Parkplätze vorgesehen sind – für 3000 Menschen, die im Turm arbeiten sollen.“
  16. Bauleistung – 95598-2017. In: Tenders Electronic Daily (TED). 15. März 2017, abgerufen am 28. Februar 2021.
  17. Christoph Kapalschinski, Reiner Reichel: 235 Meter hoher „Elbtower“ in der Hafencity: Hamburg bekommt das dritthöchste Haus Deutschlands. 8. Februar 2018 (handelsblatt.com [abgerufen am 2. März 2018]).
  18. Bürgerschaft ebnet Weg für den „Elbtower“. In: NDR. 27. März 2021, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. März 2019; abgerufen am 13. Juli 2021.
  19. Neue Forderungen: Wackelt der „Elbtower“? In: NDR. 29. Januar 2019, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. Januar 2019; abgerufen am 25. Juni 2019.
  20. Ulrich Gaßdorf: Erste Bauanträge für Elbtower an Behörde übergeben. In: abendblatt.de. 23. Dezember 2020, abgerufen am 13. Juli 2021.
  21. Elbtower: Grünes Licht für Bebauungsplan. In: NDR. 19. Januar 2021, abgerufen am 13. Juli 2021.
  22. Lupp Report. (PDF) Abgerufen am 26. Juni 2022.
  23. Denis Fengler: Elbtower: Erste Baugenehmigung für Hamburgs Wolkenkratzer. In: Die Welt. 5. Oktober 2021 (welt.de [abgerufen am 8. Oktober 2021]).
  24. Hamburgs höchstes Gebäude: Arbeiten am Elbtower gestartet. In: MOPO. 5. Oktober 2021, abgerufen am 8. Oktober 2021.
  25. Beteiligung Elbtower. Abgerufen am 6. März 2024 (deutsch).
  26. Ulrich Gaßdorf: HafenCity: Commerzbank-Tochter steigt beim Elbtower mit ein. 18. August 2022, abgerufen am 6. März 2024.
  27. NDR 90,3: Elbtower in Hamburg wird deutlich teurer als bislang geplant. Norddeutscher Rundfunk, 19. August 2022, abgerufen am 2. September 2023.
  28. NDR 90,3: Elbtower: Bauarbeiten liegen drei Wochen vor dem Zeitplan. Norddeutscher Rundfunk, 23. November 2022, abgerufen am 2. September 2023.
  29. Bauarbeiten am Elbtower in Hamburg offenbar unterbrochen. In: ndr.de. Abgerufen am 27. Oktober 2023.
  30. Thomas Hirschbiegel, Annalena Barnickel: Düstere Aussichten für Elbtower-Rettung: „Die Ruine steht da noch für Jahre“. In: Hamburger Morgenpost. 30. März 2024, abgerufen am 1. April 2024.
  31. Elbtower: Hier könnten 100.000 Vogelpaare nisten in DIE ZEIT vom 7. April 2024, abgerufen am 11. April 2024
  32. Oliver Schirg: Zu hoch? Hamburg streitet um den „Elbtower“. In: Hamburger Abendblatt. 10. März 2017, abgerufen am 15. März 2017.
  33. Markus Lorenz: „Größenwahn“ oder „große Chance“: So reagiert Hamburg auf den „Elbtower“. In: SHZ. 10. März 2017, abgerufen am 15. März 2017.
  34. „Elbtower“ – Hamburg baut Megahochhaus in HafenCity. In: Die Welt. 8. März 2017, abgerufen am 15. März 2017.
  35. Anwendung von EU-Vergaberegeln beim Bau des „Elbtowers“ in Hamburg. In: europa.eu. Abgerufen am 1. Dezember 2018.
  36. Anfrage zur schriftlichen Beantwortung P-006345-18, europarl.europa.eu (abgerufen am 19. Januar 2019)
  37. Mike Schlink: Gleicher Investor: Reißt die Karstadt-Krise Hamburgs Elbtower in den Abgrund? In: Hamburger Morgenpost. 20. Juni 2020, abgerufen am 12. Juli 2020.
  38. HafenCity: Elbtower bedroht hanseatisches Hamburg. In: Hamburger Abendblatt. 3. Dezember 2021, abgerufen am 2. Januar 2022.