Elztalmuseum

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Das Elztalmuseum ist ein Museum in Waldkirch. Es zeigt auf vier Ebenen und 1700 m² Exponate zur Stadtgeschichte, darunter den Waldkircher Kirchenschatz, und zur Badischen Revolution, aber auch zu kulturhistorischen Themen wie dem Waldkircher Orgelbau und dem Handwerk der Edelsteinschleifer.

Gebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den Jahren 1753 bis 1755 wurde die Propstei des Chorherrenstifts Kloster St. Margarethen nach Plänen des Villinger Architekten Ludwig Oswald errichtet. Den Mittelgiebel des barocken dreigeschossigen Schlossbaues ziert eine Margarethenstatue von Josef Anton Hops, der ebenfalls aus Villingen stammte. Die Stuckdecken wurden von Franz Anton Vogel aus Freiburg im Breisgau gestaltet.

Nach der Aufhebung des Stifts im Zuge der Säkularisation wurde der Bau von 1815 bis 1873 als Baumwollweberei genutzt, danach diente er einige Zeit als Hotel. Zu den Gästen gehörte unter anderem im Jahr 1880 Kaiser Wilhelm I. mit Familie. Zwischen 1891 und 1977 beherbergte das Gebäude verschiedene Schulen. Danach erfolgte eine Restaurierung und 1985 wurde darin das Elztalmuseum eröffnet.[1]

Waldkircher Orgeln und mechanische Musikinstrumente[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Waldkirch gebaute Musikautomaten, etwa von den Firmen Bruder, Gebrüder Weber und Ruth & Sohn, bilden den Kern der Sammlungen. Sie werden im Rahmen von Führungen und Konzerten regelmäßig gespielt; ein Teil der Großorgeln ist darüber hinaus mit Münzautomaten ausgestattet, so dass Besucher auch außerhalb der Führungen einen Eindruck von den klanglichen Möglichkeiten der mechanischen Instrumente gewinnen können. Waldkirch ist heute noch ein Zentrum des Orgelbaus, der Waldkircher Orgelbau besteht heute im Ort noch in den drei Firmen: Stützle, Fleck und Brommer, die nach wie vor vor allem Kirchenorgeln bauen.

Orgel der Firma Stützle aus Waldkirch in der Klosterkirche des ehemaligen Klosters Mariatal
Drehorgel von Wilhelm Bruder Söhne, in Utrecht (Museum Speelklok)
Eine Jahrmarktsorgel "Konzertorgel" der Firma Ruth & Sohn in Aktion auf dem Berger Markt

Besondere Exponate[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im 19. Jahrhundert waren Figurenautomaten besonders beliebt. Das Elztalmuseum besitzt unter anderem eine Chinesische Nachtigall, wie sie in Hans Christian Andersens gleichnamigem Märchen beschrieben wird.

Das Welte-Mignon ist ein Reproduktionsklavier, das 1905 erstmals der Öffentlichkeit vorgeführt wurde. Es gibt das auf „Künstlerrollen“ aufgezeichnete Spiel von Klaviervirtuosen wieder. Im Barocksaal des Museums werden mitunter Konzerte mit diesem Klavier gegeben, bei denen das Spiel von Pianisten wie Claude Debussy und Richard Strauss zu hören ist.

Die Automatische Capelle der Gebrüder Weber mit fünf beweglichen Figuren befindet sich seit 1993 im Elztalmuseum. Angeschafft wurde dieses Instrument um 1900 vom Wirt des Gasthauses „Sonne“ in Bleibach. 1909 musste dieses Etablissement Konkurs anmelden; damals wurde der Wert der Orgel fast genauso hoch eingeschätzt wie das gesamte restliche Gasthausinventar. Die Orgel blieb an Ort und Stelle, nachdem die Riegeler Brauerei den Gasthof übernommen hatte, und geriet 1917 samt dem Gasthaus in den Besitz der Firma Gütermann, die die „Sonne“ bis 1961 besaß. Dann stieß sie zwar das Gasthaus ab, behielt jedoch die Automatische Capelle, die nunmehr im Gasthaus „Adler“ in Gutach aufgestellt wurde, wo sie bis 1992 verblieb. Gütermann beschloss dann, das Instrument, von dessen Originalsubstanz etwa 95 Prozent erhalten geblieben waren, restaurieren zu lassen und dem Elztalmuseum als Leihgabe zur Verfügung zu stellen, wo es seit 1996 besichtigt werden kann. Die Automatische Capelle ist eines der ersten Instrumente seiner Art, die durch perforierte Kartonkarten gesteuert wurden. Der technische Aufbau und die Disposition entsprechen jedoch weitgehend den alten walzengesteuerten Instrumenten. Die fünf Musikanten auf der Bühne des Orchestrions werden ebenfalls durch die Kartonnoten gesteuert. Der Kapellmeister klopft vor jedem Stück dreimal mit dem Dirigentenstab auf sein Pult; der Bassist greift mit der linken Hand die Saiten und vollführt mit der rechten seine Bogenstriche, ferner gibt es einen Geiger, einen Trompeter und einen Trommler. Ursprünglich gehörte auch ein Revolverschuss zum klanglichen Repertoire des Instruments, das 182 Labial- und Zungenpfeifen besitzt. Es verfügt über 54 Tonstufen und hat fünf Claves für Perkussion, acht Claves für Registerschaltungen und sieben Claves für Figurensteuerungen. Im Bassbereich gibt es zehn Töne, im Begleitungsbereich zwölf, im Melodiebereich 32. Das Schlagwerk kann Triangel, große und kleine Trommel sowie Klopfen imitieren, die bereits erwähnte ursprünglich vorhandene Revolverschussfunktion ist nicht mehr funktionstüchtig.

Der Sonnenwirt hatte einst bei Weber Unterhaltungs- und Salonmusik für seine Automatische Capelle gekauft, darunter die Ouvertüre zu der komischen Oper Zampa von Hérold, ein Schlachtenpotpourri, Muss i denn zum Städtele hinaus und Ich bete an die Macht der Liebe. Bis 1959 lieferte der Musikzeichner Gustav Bruder noch Bearbeitungen für die Automatische Capelle in Bleibach, darunter Märsche, Konzertwalzer und Potpourris aus Werken von Franz Lehár und Emmerich Kálmán sowie Bearbeitungen zu Carl Binders Ouvertüre zu Jacques Offenbachs Orpheus in der Unterwelt und zu Amilcare Ponchiellis Tanz der Stunden.[2]

Ferner besitzt das Museum eine um 1907 in Waldkirch gebaute 89er Gavioli-Orgel. Gavioli & Cie hatte 1896 eine Filiale in Waldkirch eröffnet, die allerdings bald wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten im Stammhaus wieder geschlossen werden musste. Es wurden nur wenige Instrumente in Waldkirch unter Direktor Richard Bruder produziert, die, soweit gut erhalten, heute höher geschätzt werden als Orgeln aus dem Stammhaus. Das Instrument im Elztalmuseum besitzt die Gavioli-Skala 89/4. Die Musik für das Instrument mit der französischen Fassade lieferte die Firma Alfred Bruder, für die Gustav Bruder arbeitete. Die Orgel wurde 1922 von der Münchener Schaustellerfirma Mathieu für deren Zeppelinkarussell angekauft. Nach dem Zweiten Weltkrieg reiste die Steilwandfahrerin Kitty Mathieu etwa bis 1960 mit der Orgel. Nachdem diese ihr Geschäft aufgegeben hatte, ging die Gavioli-Orgel in den Besitz von Duncan Price Senior über, nach dessen Tod sie aus England nach Waldkirch zurückkehrte und im Elztalmuseum untergebracht wurde. Sie ist vermutlich das einzige nahezu komplett erhaltene Gavioli-Original aus der Waldkircher Werkstätte.[3]

Seit 2011 unterstützt der Förderverein Elztalmuseum e.V. das Haus finanziell und mit ehrenamtlichem Engagement.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Geschichte des Gebäudes (Memento vom 31. August 2013 im Internet Archive)
  2. Evelyn Flögel und Henning Ballmann, Booklet zur CD Gebr. Webers Automatische Capelle, Salon Serie Folge Nr. 5, Elztalmuseum Waldkirch 1996
  3. Gavioli in Waldkirch (Memento vom 14. Januar 2016 im Internet Archive) (PDF; 235 kB)

Koordinaten: 48° 5′ 27,1″ N, 7° 57′ 46″ O