Emslandlager

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 20. Februar 2007 um 07:39 Uhr durch 82.226.156.4 (Diskussion) (fr). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Emslandlager sind eine Gruppe von Konzentrations-, Straf- und Kriegsgefangenenlagern im Landkreis Emsland und der Grafschaft Bentheim, deren Geschichte u.a. durch eine Dauerausstellung im Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Emslandlager in Papenburg dargestellt wird.

Halle mit Gedenksteinen für die Emslandlager

Es gab insgesamt 15 an der Grenze zu den Niederlanden errichtete Gefangenenlager. Sie dienten den Nationalsozialisten von 1933-1945 als Haftstätten mit wechselnden Funktionen und zentraler Verwaltung in Papenburg.

Geschichte bis 1945

Die drei ersten Lager KZ Neusustrum, KZ Börgermoor und KZ Esterwegen wurden 1933 für politische "Schutzhäftlinge" errichtet. Nach ihrer Auflösung als KZ im April 1934 bzw. August/September 1936 (Esterwegen) dienten sie und vier inzwischen neu errichtete Lager von 1934-1945 als Strafgefangenenlager der Reichsjustizverwaltung. In die sechs nördlich gelegenen Lager wurden von 1939 bis 1945 zunehmend mehr Wehrmachtsangehörige eingeliefert, die von Militärgerichten verurteilt worden waren. In den neun südlichen Lagern, im September 1939 vom Oberkommando der Wehrmacht als Kriegsgefangenenlager übernommen, wurden Angehörige verschiedener Nationen untergebracht. 1943/44 wurden in Esterwegen Widerstandskämpfer aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden festgesetzt. Von 1944 bis 1945 waren die Emslandlager Dalum und Versen auch zusätzlich Außenlager des KZ Neuengamme.

Insgesamt wurden ca. 80.000 KZ-Häftlinge und Strafgefangene und zwischen 100.000 und 180.000 Kriegsgefangene in den Lagern inhaftiert. Bis zu 30.000 Menschen, überwiegend sowjetische Kriegsgefangene, starben. Die Häftlinge mussten härteste Arbeit bei der Kultivierung der Moore leisten. Viele kamen dabei zu Tode.

Kurz vor der Befreiung wurden vom 12. bis 19. April 1945 im Lager Aschendorfermoor ca. 150 Häftlinge aus den Emslandlagern von einer Truppe um den selbsternannten Offizier Willi Herold erschossen.

Blick entlang der Gedenkstätte
Denkmal für Liberté chérie

Nach der Befreiung

Die Emslandlager wurden von britischen, kanadischen und polnischen Einheiten der Britischen sowie der Kanadischen Armee befreit. Die befreiten Lagerinsassen wurden zunächst in DP-Lagern untergebracht. Zu diesem Zweck evakuierte die britische Militäradministration einige Weiler im Emsland und requirierte geeignete Gebäude. Im Januar 1946 existierten 15 DP-Lager für polnische Displaced Persons (DP) sowie ein Lager für DPs aus dem Baltikum. Die Lager wurden bis Juni 1947 durch die UNRRA und betreut und stand anschließend unter der Obhut der IRO. 1951 ging die Verantwortung über die DP-Lager an deutsche Verwaltung über. Die verbliebenen DPs erhielten den Rechtsstatus Heimatlose Ausländer. Das DP-Lager Lingen wurde erst 1957 aufgelöst.

Im November 2004 wurde auf der Gedenkstätte Esterwegen (Friedhof) ein Denkmal für die belgische Freimaurerloge Liberté chérie eingeweiht. Sie war die einzige Loge, die sich innerhalb eines Lagers gegründet hat.

Gliederung

Zu den Emslandlagern gehören die folgenden Konzentrationslager:

  • Das KZ Neusustrum 1933/34, anschl. Strafgefangenenlager bis 1945
  • Das KZ Börgermoor 1933/34, anschl. Strafgefangenenlager bis 1945
  • Das KZ Esterwegen 1933-1936, ab Januar 1937 Strafgefangenenlager bis 1945

Und dazu noch die folgenden 12 Lager:

Weiteres

Literatur

  • Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg): Der Ort des Terrors. Frühe Lager, Dachau, Emslandlager. Beck, München 2005, ISBN 3406529623
  • Kurt Buck: Esterwegen – Das Lager. In: Bettina Schmidt-Czaia (Hrsg.): Esterwegen 1223 bis 1999. „Moor und Heide nur ringsum ...?“. Hrsg. im Auftrag der Gemeinde Esterwegen, Esterwegen 1999, ISBN 3-00-004441-8, S. 205-253
  • Kurt Buck: Auf der Suche nach den Moorsoldaten. Emslandlager 1933-1945 und die historischen Orte heute. 5. Auflage. Papenburg 2006, ISBN 3-926277-13-0
  • Hans-Peter Klausch: Tätergeschichten. Die SS-Kommandanten der frühen Konzentrationslager im Emsland (= DIZ-Schriften; 13). Bremen 2005, ISBN 3-86108-059-1
  • Henning Harpel: Die Emslandlager des Dritten Reichs. Formen und Probeme der aktiven Geschichtserinnerung im nördlichen Emsland 1955-1993. In: Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte (Hrsg.): Emsländische Geschichte Bd. 12. Haselünne 2005, S. 134-239
  • Erich Kosthorst: Die Lager im Emsland unter dem NS-Regime 1933-1945. Aufgabe und Sinn geschichtlicher Erinnerung. In: Karl Dietrich Erdmann, J. Rohlfes (Hrsg.): Geschichte in Wissenschaft und Unterricht Nr. 6/1984, S. 365-379
  • Erich Kosthorst, Bernd Walter: Konzentrations- und Strafgefangenenlager im Emsland 1933-1945, Düsseldorf 1985, ISBN 3770006380
  • Wolfgang Langhoff: Die Moorsoldaten. Zürich 1936 (später u. a. Stuttgart 1978)
  • Dirk Lüerßen: Wir sind die Moorsoldaten. Die Insassen der frühen Konzentrationslager im Emsland 1933 bis 1936 - Biographische Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen kategorialer Zuordnung der Verhafteten, deren jeweiligen Verhaltensformen im Lager und den Auswirkungen der Haft auf die weitere Lebensgeschichte. Dissertation, Universität Osnabrück 2001 (Volltext als PDF, 2,79 MB)
  • T. X. H. Pantcheff: Der Henker des Emslandes. Willi Herold, 19 Jahre alt. Ein deutsches Lehrstück. Bund-Verlag, Köln 1987, ISBN 3-7663-3061-6 (2. Auflage als: Der Henker von Emsland. Dokumentation einer Barbarei am Ende des Krieges 1995. Schuster, Leer 1995, ISBN 3-7963-0324-2)
  • Willy Perk: Hölle im Moor. Zur Geschichte der Emslandlager 1933-1945. 2. Auflage. Röderberg, Frankfurt am Main 1979, ISBN 3-87682-713-2
  • Elke Suhr: Die Emslandlager. Die politische und wirtschaftliche Bedeutung der emsländischen Konzentrations- und Strafgefangenenlager 1933-1945. Donat und Temmen, Bremen 1985, ISBN 3-924444-07-2 (zugl. Dissertation, Universität Oldenburg 1984)

Weblinks