Endivien-Habichtskraut

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Endivien-Habichtskraut

Endivien-Habichtskraut (Schlagintweitia intybacea)

Systematik
Ordnung: Asternartige (Asterales)
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Unterfamilie: Cichorioideae
Tribus: Cichorieae
Gattung: Schlagintweitia
Art: Endivien-Habichtskraut
Wissenschaftlicher Name
Schlagintweitia intybacea
(All.) Griseb.

Das Endivien-Habichtskraut (Schlagintweitia intybacea (All.) Griseb., Syn.: Hieracium intybaceum All.),[1] auch Weißliches Habichtskraut oder Zichorien-Habichtskraut[2] genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Schlagintweitia innerhalb der Familie der Korbblütler (Asteraceae).

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Illustration aus Atlas der Alpenflora, Tafel 292
Blütenkörbchen
Endivien-Habichtskraut in den Vogesen

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Endivien-Habichtskraut wächst als überwinternd grüne, ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 5 bis 30 Zentimetern. Sie führt Milchsaft und ist klebrig sowie stark duftend.[2] Der einfache oder schon im unteren Drittel gabelig verzweigte Stängel besitzt keine einfachen Haare (Trichome).

Grundblätter fehlen.[2] Die Laubblätter an der Stängelbasis stehen oft eng zusammen und bilden so eine Scheinrosette und am Stängel verteilt sind 10 bis 15 (7 bis 20) Stängelblätter wechselständig angeordnet.[2] Die Blattspreiten der Stängelblätter sind im Umriss lanzettlich bis zungenförmig-linealisch, mit verschmälerter oder gerundeter Basis halb stängelumfassend sitzend, buchtig gezähnt bis fiederlappig, mehr oder weniger wellig, beiderseits durch zahlreiche Drüsenhaare klebrig, ohne einfache Haare und ohne Sternhaare.

Generative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blütezeit reicht von Juli bis September. Auf dem Stängel stehen endständig einzeln oder zu zweit bis dritt, selten bis zu siebt[2] in einem lockeren, traubigen Gesamtblütenstand die körbchenförmigen Teilblütenstände. Unter den Blütenkörbchen befinden sich schüttere Sternhaare und reichlich lange Drüsenhaare, durch die diese Bereiche klebrig sind. Die 14 bis 18 Millimeter langen Hüllblätter sind dicht mit Drüsenhaaren (Trichomen), ohne einfache Haare oder Sternhaare; die äußeren Hüllblätter sind abstehend sowie hellgrün.[2] Der Körbchenboden besitzt keine Spreublätter, aber eine wabige Struktur und ist oft mehr oder weniger dicht und deutlich behaart. Die Blütenkörbchen besitzen – mit den ausgebreiteten Blüten gemessen – einen Durchmesser von 2,5 bis 4 Zentimeter. Die Blütenkörbchen enthalten nur gelblich-weiße Zungenblüten.[2]

Die 3 Millimeter langen Achänen besitzen einen einreihigen, schmutzigweißen Pappus, dessen Haare bei Druck auf ihre Spitze brüchig werden.

Chromosomensatz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 9; es wurde Diploidie und Triploidie mit einer Chromosomenzahl von 2n = 18 oder 27 ermittelt.[2][3]

Vorkommen und Gefährdung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Mitteleuropa findet man das Endivien-Habichtskraut in den Vogesen und den Kalkalpen vereinzelt; in den Zentral- und Südalpen zerstreut, bevorzugt in Höhenlagen von 1500 bis 2700 Metern.[4] In den Allgäuer Alpen steigt sie im Tiroler Teil auf der Rothornspitze bis zu einer Höhenlage von 2200 Metern auf.[5]

Die Gefährdung nach Roter Liste der gefährdeten Pflanzenarten Deutschlands wird 2018 mit R = „extrem selten“ bewertet, allerdings gelten die Bestände als gleichbleibend.[2] In Bayern sind nur zwei Fundorte in den Allgäuer Alpen bekannt.

Das Endivien-Habichtskraut gedeiht am besten auf kalkarmem, humusreichem, steinigem Untergrund. Es besiedelt steinig-lückige, alpine Rasen und Matten, Ruheschutt, seltener Geröll, Felsspalten oder steinige Zwergstrauchbestände. Das Endivien-Habichtskraut kommt in Pflanzengesellschaften des Verbands Androsacion vandellii vor.[3]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2 (mäßig trocken), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 2 (sauer), Temperaturzahl T = 2 (subalpin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[6]

Taxonomie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Erstveröffentlichung erfolgte 1773 unter dem Namen (Basionym) Hieracium intybaceum durch Carlo Allioni in Auctarium ad Synopsim Methodicam Stirpium Horti Reg. Taurinensis 19. Die Neukombination zu Schlagintweitia intybacea (All.) Griseb. wurde 1853 durch August Heinrich Rudolf Grisebach in Abhandlungen der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, Band 5, S. 156 veröffentlicht.[1] Weitere Synonyme für Schlagintweitia intybacea (All.) Griseb. sind: Hieracium albidum Vill., Hieracium tubulosum Lam.[1] Das Artepitheton intybacea bedeutet „wegwarten-ähnlich“.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). 2. korrigierte und erweiterte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2007, ISBN 978-3-8001-4990-2.
  • Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Band 4: Nachtschattengewächse bis Korbblütengewächse. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Werner Greuter: Compositae (pro parte majore). Schlagintweitia intybacea Vaill. In: Werner Greuter & Eckhard von Raab-Straube (Hrsg.): Compositae. bei Euro+Med Plantbase – the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  2. a b c d e f g h i Schlagintweitia intybacea (All.) Griseb., Zichorien-Habichtskrautt. auf FloraWeb.de
  3. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 1011.
  4. Gerhard Wagenitz et al.: Familie Compositae II. S. 1319–1321. In: Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 2. Auflage Band VI, Teil 3, Verlag Paul Parey, Berlin, Hamburg 1987, ISBN 3-489-86020-9.
  5. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 712.
  6. Hieracium intybaceum All. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 5. Juni 2023.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Endivien-Habichtskraut (Schlagintweitia intybacea) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien