Englischer Kuchen

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Englischer Kuchen (Fruit Cake)

Englischer Kuchen bezeichnet im deutschen Sprachgebiet einen Früchtekuchen, hergestellt aus besonders schwerer Sandmasse und mit hohem Anteil an Trockenfrüchten.[1] Meist wird er in Kastenform gebacken,[2] aber auch runde Backformen sind üblich. Englischer Kuchen ist seit dem 18. Jahrhundert[3] in deutschsprachigen Kochbüchern nachgewiesen[4], auch als englischer Butterkuchen[5], und wurde schon damals in unterschiedlichen Backformen wie Kastenformen, Tortenformen[6] oder „Reiskuchenformen“[7] gebacken.

Zubereitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach den Leitsätzen des Deutschen Lebensmittelbuches sind pro 100 Kilogramm Teigmasse mindestens 30 Kilogramm Sultaninen und kandierte Früchte vorgeschrieben, wobei in der Regel zu kandierten Kirschen noch eine andere Art von kandierten Früchten dazugehört.[8] Manchmal wird der Kuchen noch mit einem Schokoladen- oder Zuckerguss überzogen[9]. Auch der traditionelle tea loaf im Vereinigten Königreich wird in gewerblichen Bäckereien kastenförmig ohne Ausbund gebacken und in eckige Stücke geschnitten, im privaten Haushalt wird tea loaf in einer Kastenform oder in einer Gugelhupfform gebacken.[10] Als Triebmittel diente traditionell nur geschlagenes Eiklar,[6] seit Ende des 19. Jahrhunderts wird der Kuchen auch mit Backpulver hergestellt.[11] Gegebenenfalls wird auch Alkohol[10] zugegeben.

Geschichte der englischen Früchtekuchen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schriftstücke des 17. Jahrhunderts weisen auf die lange Tradition der englischen fruitcakes (englisch: Früchtekuchen) hin – gehaltvolle Gebäcke mit großen Mengen an Trockenfrüchten.[12] Ihre Rezeptur hat sich im Laufe der Jahrhunderte teils vom schweren Früchtebrot zum leichteren Früchtekuchen verändert.[13] Fruitcakes waren vor dem 19. Jahrhundert auch unter dem Namen plum cakes (englisch: Kuchen von (Dörr-)Pflaumen, engl. prunes) bekannt.[14] Heute versteht man in Großbritannien unter plum cake meist einen Obstkuchen mit frischen Pflaumen. Früchtekuchen heißen im Französischen le plum cake oder auch gâteau anglais (französisch: Pflaumenkuchen bzw. englischer Kuchen).[15] Auch im Italienischen hat sich der Begriff plumcake eingebürgert, bezieht sich aber meist allgemein auf Kuchen aus Kastenformen.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pound cake

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Deutsches Lebensmittelbuch, Leitsätze für Feine Backwaren
  2. Englischer Kastenkuchen. Abgerufen am 14. November 2017.
  3. Das vollständige und vermehrte auf die neueste Art eingerichtete Koch-Buch: Bestehend in 37. Capiteln, und 1030. wohlzugerichteten Speisen; Als: In Suppen, Potagen, Mußen, Ragout ... Auch von allerhand Geflügel, Fischen, Garten-Gewächsen ... Wie solche auf eine kurtze und leicht-practicable Manier zuzubereiten, und man bey vorfallender Gelegenheit allezeit damit fertig seyn kan; Nebst noch einem Anhang von 150. Sorten Speisen. Lochner, 1733 (google.de [abgerufen am 14. November 2017]).
  4. Neues Berner Kochbuch: oder Anleitung die im gewöhnlichen Leben sowohl als bei Festanlässen üblichen Speisen auf die schmackhafteste Art zuzubereiten ... Bei C. Rätzer, 1843, S. 217, 290 (google.de [abgerufen am 14. November 2017]).
  5. Ernst Meyfeld: Hannoverisches Kochbuch: Der viele Arten von Mehlspeisen, noch mehr von Bäckerei, verschiedenen Compots, eingeselzten Sachen, gefrohrnen Sachen, mehrern Arten von Würsten und einen Anhang enthält von Küchenzetteln, Dejeunes und Speisordnung. Hahn, 1792 (google.de [abgerufen am 14. November 2017]).
  6. a b Anna Bergner: Pfälzer Kochbuch: Eine Sammlung von 1002 Iraktisch bewährten Kochrecepten aller Art... Tob. Löffler, 1858, Englischer Kuchen, S. 509–510 (google.de [abgerufen am 14. November 2017]).
  7. Vollständiges hannöverisches Kochbuch, oder Neueste practische Erfahrungen einer Hausmutter im Kochen Backwerkmachen und Einkochen der Früchte; nebst einer Erklärung aller in der Kochkunst vorkommenden Kunstwörter. Gebrüder Hahn, 1808 (google.de [abgerufen am 14. November 2017]).
  8. Claus Schünemann: Lernfelder der Bäckerei - Produktion: Praxis-Theorie-Lehrwerk für die Berufsausbildung zum Bäcker, zur Bäckerin. Gildebuchverlag GmbH, 2005, ISBN 978-3-7734-0165-6 (google.de [abgerufen am 14. November 2017]).
  9. Claus Schünemann: Lernfelder der Bäckerei und Konditorei -Verkauf-. Gildebuchverlag GmbH, 2006, ISBN 978-3-7734-0170-0 (google.de [abgerufen am 14. November 2017]).
  10. a b Franz Zelena: Die Kochkunst für herrschaftliche und bürgerliche Tafeln, oder allerneuestes Österreichisches Kochbuch. Mörschner und Jasper, Wien 1828, Englischer Kuchen, S. 526–527 (google.de).
  11. A. Oetker: Für die Küche! Dr. A. Oetker's Grundlehren der Kochkunst sowie preisgekrönte Recepte für Haus und Küche. Bielefeld 1895 (archive.org).
  12. Richard Sax: Classic Home Desserts: A Treasury of Heirloom and Contemporary Recipes. Houghton Mifflin Harcourt, 2010, ISBN 0-547-50480-2 (google.de [abgerufen am 20. November 2017]).
  13. Laura Mason: Food Culture in Great Britain. Greenwood Publishing Group, 2004, ISBN 978-0-313-32798-8 (google.de [abgerufen am 20. November 2017]).
  14. Harlan Walker: Oxford Symposium on Food & Cookery, 1990: Feasting and Fasting : Proceedings. Oxford Symposium, 1991, ISBN 978-0-907325-46-8 (google.de [abgerufen am 20. November 2017]).
  15. The Oxford Companion to Sugar and Sweets. Oxford University Press, 2015, ISBN 978-0-19-931362-4 (google.de [abgerufen am 20. November 2017]).