Ephyra

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Ephyra (griechisch Έφυρα, altgriechisch Ἔφυρα) war in der Antike eine Stadt an der Küste von Epirus in Griechenland. Ihr ursprünglicher Name lautete Kichyros (griechisch Κίχυρος; lat. Cichorus, Cichyrus), den sie später auch wieder erhielt. Sie war Hauptstadt der antiken Landschaft Thesprotia und wurde von dem Pelasger-Anführer Thesprotos errichtet.

Überlieferung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Laut mythologischer Überlieferung lag Ephyra am Acherusischen See, durch den der Fluss Acheron floss. Unterhalb der Stadt mündeten die zwei Flüsse Phlegethon und Kokytos in den Acheron.[1] In der Nähe lagen die Küstenorte Phönice und Buchetium und im Landesinneren Clatria, Pandosia und Batia. Die Stadt wurde später Kichyros genannt.[2] Pausanias erwähnte das Totenorakel von Aornos, das sich vermutlich in der Nähe befand.[3]

Thesprotos, der Sohn des arkadischen Königs Lykaon landete hier an der Küste und gründete Kichyros. Nachdem Atreus, der König von Mykene, die beiden Kinder seines Bruders Thyestes getötet hatte, floh dieser zu Thesprotos. Ein Orakel hatte Thyestes offenbart, dass ein Sohn, den er mit seiner Tochter Pelopeia zeugen werde, Atreus schließlich töten würde und so teilte er mit seiner Tochter das Bett. Kurze Zeit später besuchte Atreus auf der Suche nach seinem Bruder Thyestes König Thesprotos. Thyestes war inzwischen abgereist, seine Tochter weilte jedoch noch bei Thesprotos. Atreus glaubte, Pelopeia sei die Tochter des Thesprotos, und hielt um ihre Hand an. Thesprotos willigte ein und so heiratete er die Tochter seines Bruders. Sie gebar den Aigisthos, der später Atreus tötete.[4] Sein Enkel Ephyros regierte dort später und benannte die Stadt nach sich in Ephyra um.[5]

Als König Phylas über die Thesproter herrschte, zog Herakles mit den Kalydoniern gegen Ephyra und eroberte die Stadt. Herakles tötete Phylas und nahm seine Tochter Astyoche zur Frau und zeugte mit ihr den Tlepolemos.[6]

Einst kam Theseus zusammen mit Perithoos, um die Frau Proserpina des thesprotischen Königs Aidoneus oder Pluto zu rauben. Nach Pausanias griffen sie Ephyra mit einem Heer an. Das Heer wurde jedoch besiegt und die beiden in Fesseln gelegt. Herakles befreite sie schließlich.[7] Nach einer anderen Überlieferung musste der Freier der königlichen Tochter Kora den Kerberos besiegen. Theseus bekleidete Perithoos an den Hof von Aidoneus, damit dieser um die Hand anhalten könne. In Wahrheit planten sie jedoch die Tochter zu entführen. Als der König dies erfuhr, ließ er die beiden gefangen nehmen. Während Perithoos in Stücke gerissen wurde, kam Theseus in Gefangenschaft.[8] Auf der Suche nach Theseus kam Herakles nach Ephyra und erfuhr von Aidoneus was vorgefallen war. Herakles erreichte schließlich die Freilassung seines Freundes und kehrte mit Theseus nach Athen zurück.[9]

Nach dem Fall Trojas verschlug es Neoptolemos nach Ephyra. Er eroberte die Stadt und regierte kurze Zeit über die Thesproter.[10] Nach einer anderen Version hatte jemand anderes die väterliche Herrschaft in Phthia in Thessalien übernommen und Neoptolemos eroberte auf Rat des Helenos Ephyra. Hier zeugte er mit Andromache drei Söhne, Molossos, Pielos und Pergamos. Nach seinem Tod übernahm Molossos die Regierung.[11] Nach diesem bestieg sein Bruder Pielos den Thron. Seine Nachkommen sollen über viele Jahrhunderte über Epirus geherrscht haben. So soll Neoptolemos I., der Vater der Olympias von Epirus, ein Nachfahre des Pielos sein.[12]

Nach Angaben des römischen Historikers Velleius Paterculus übernahm Neoptolemos die Herrschaft über Epirus. Über Ephyra herrschte jedoch Phidippos, der Sohn des Thessalos und Enkel des Herakles.[13] Er war zusammen mit seinem Bruder Antiphos nach dem Trojanischen Krieg hier gelandet. Ihre Nachkommen wanderten nach Thessalien aus, das sie nach ihrem Urahnen benannten.[14] Während seiner Irrfahrt landete Odysseus bei diesem König, den er jedoch Pheidon nannte und reiste von hier weiter zum Orakel von Dodona.[15]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ruinen von Ephyra liegen nördlich des heutigen Dorfes Mesopotamo und 4 km vom Dorf Ammoudia in der Präfektur Thesprotia. Die ältesten Funde innerhalb der Akropolis von Ephyra stammen aus der Bronzezeit. Neben Fragmenten einheimischer Tongefäßen wurde auch spätmykenische Keramik des 14. und 13. Jahrhunderts v. Chr. (SH III A und III B) sowie Anzeichen für einen frühen Kult der Persephone entdeckt.[16] In der Nähe der ehemaligen Stadt mündet wie in der Antike auch der Fluss Vovos in den Fluss Kokytos, welcher von Norden aus Paramythia her kommend auf Ephyra zufließt und auf Höhe der Ruinen in den aus Osten bzw. Nordosten kommenden Acheron mündet. In einer Entfernung von ca. 500 m findet sich auf einem Berg eine kleine Kirche eines spätbyzantinischen Klosters.

In antiker Zeit fand sich in unmittelbarer Nähe von Ephyra der Acherousia-See, welcher vom Acheron gespeist wurde und in seiner heutigen Mündungsebene lag. Der See ist mittlerweile verlandet und in Mündungsebene des Acheron integriert. Diese hat auch die in der Antike noch weit in das Landesinnere ragende Bucht Glykys Limen (Bucht von Ammoudia) verlanden lassen und entsprechend verkleinert. In der Nähe der Stadt Ephyra fanden sich folgende weitere antike Siedlungen und Städte: Pandosia, Elaia und Buchetion.

Die Ausgrabungen in Ephyra wurden ab 1958 durch Sotiris Dakaris durchgeführt. 1976 bis 1977 wurde im Rahmen der Ausgrabungen das Totenorakel Nekromanteion mit einer Fläche von 62 mal 46 Meter unterhalb einer Kirche freigelegt. Das Nekromanteion war das einzige Totenorakel in Griechenland. Die Überreste des Nekromanteion fanden sich in 500 m Entfernung zu den Überresten der mykenischen Ruinen aus dem 14. Jahrhundert v. Chr.

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Thukydides, Geschichte des Peloponnesischen Krieges, 1.46
  2. Strabon, Geographica, 7.7.5
  3. Pausanias, 9.30.6
  4. Hyginus Mythographus, Fabeln 88 (Digitalisat)
  5. Stephanos von Byzanz: Ephyra in Ethnika
  6. Bibliotheke des Apollodor 2.149
  7. Pausanias, 1.17.4
  8. Plutarch, Theseus, 32
  9. Plutarch, Theseus, 35
  10. Pindar, Nemeische Oden, 4.82; 7.33
  11. Pausanias, 1.11.1–2; Bibliotheke des Apollodor 9.12
  12. Marcus Iunianus Iustinus, 17.3
  13. Velleius Paterculus 1.1.1
  14. Strabon, Geographica, 9.5.23
  15. Homer, Odyssee, 14.135
  16. Artikel zu Ephyra von Sotirios Dakaris auf der Seite des Perseus Project

Koordinaten: 39° 14′ 33″ N, 20° 31′ 53″ O