Erhard Altdorfer

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Erhard Altdorfer (auch Erhart Altdorfer; * wahrscheinlich nach 1480 in Regensburg; † nach 1561 in Schwerin) war ein deutscher Zeichner, Maler und Baumeister, der von 1512 bis 1561 in Schwerin als Hofmaler tätig war.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erhard Altdorfer war der jüngere Bruder des Albrecht Altdorfer,[1] von dem er wahrscheinlich auch ausgebildet wurde und mit dem er vermutlich gegen 1506 eine Werkstattgemeinschaft bildete. Gegen 1510 wird eine Arbeit für die österreichischen Stifte Lambach, St. Florian und Klosterneuburg vermutet, wo er wahrscheinlich erstmals mit Arbeiten von Lucas Cranach d. Ä. in Berührung gekommen sein könnte. 1512 übersiedelte er nach Schwerin, wohin ihn Herzog Heinrich V. („der Friedfertige“) von Mecklenburg-Schwerin als Hofmaler und Baumeister berufen hatte. Auf einer Reise mit dem Herzog wird er vermutlich 1512 auch Lucas Cranach getroffen haben. Ein 1516 im Auftrag der Herzöge Heinrich und Albrecht VII. geschaffener Altar für die Heilig-Blut-Kapelle der Stadtkirche Sternberg in Sternberg wurde im Jahr 1741 durch einen Brand vernichtet.

Für die 1533/34 bei Ludwig Dietz gedruckte Lübecker Bibel (1533/34) in der niederdeutschen Übertragung von Johannes Bugenhagen lieferte er Holzschnitte.[2] Für seine Arbeiten wird er vom Herzog 1537 mit einem Haus beschenkt. Zwischen 1546 und 1551 wird er mit mehreren Bauaufträgen bedacht, die jedoch so allgemein gehalten sind, dass man sie heute nicht mehr fassen kann. Ab 1552 wurde er vom Herzog Johann Albrecht I. von Mecklenburg auf dessen schriftliche Anforderung an Herzog Heinrich übernommen. Für Herzog Johann Albrecht I. war er zwischen 1552 und 1555 vermutlich der leitende Architekt des Fürstenhofes in Wismar. Gegen 1561 wird er letztmals erwähnt.[3]

Er nahm Einfluss auf ihm nahestehende Tafelmaler[4] und zumindest Teile von Altären in der Sammlung des St.-Annen-Museums werden ihm direkt zugeschrieben.[5]

Im Gegensatz zu seinem Bruder zeigt sich Erhard Altdorfer in seinem künstlerischen Werk weniger selbstständig und kreativ und greift vielfach auf vorgefertigte Muster anderer Künstler wie seinem Bruder, Jacopo de’ Barbari und vor allen Dingen der Cranach-Werkstatt zurück. Er war vorwiegend als Zeichner und Grafiker tätig und hat anscheinend nur wenige Gemälde geschaffen. Nur wenige seiner Arbeiten sind signiert, so dass ein Großteil der ihm heute zugewiesenen Arbeiten lediglich Zuschreibungen sind.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erste vollständig dänische Bibelübersetzung, 1550, mit Holzschnitten von Erhard Altdorfer

Zugeschriebene Gemälde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Aufseee, Schlosskapelle
    • Flucht nach Ägypten.
  • Berching, St.-Lorenz-Pfarrkirche
    • 8 Tafeln für einen Laurentius-Altar.
  • Gutenstetten, Kirche
    • Johannes-Altar.
  • Klosterneuburg, Stiftsmuseum
    • Der heilige Leopold findet den Schleier.
  • Paris, Privatsammlung
    • Die Predigt des heiligen Johannes des Täufers.
  • Regensburg, Historisches Museum
    • Die Enthauptung des heiligen Johannes des Täufers.
    • Das Martyrium des heiligen Johannes des Evangelisten.
    • Die heilige Agnes.
    • Die heilige Apollonia.
  • Warschau, Muzeum Narodowe
    • Szenen aus dem Leben Jobs. (wird der Werkstatt zugeschrieben)
  • Verbleib unbekannt
    • Der sich kasteiende heilige Hieronymus. (zuletzt in einer nicht genannten Privatsammlung)
    • Der heilige Johannes auf Patmos. (zuletzt in amerikanischem Privatbesitz nachweisbar)

Zeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grafiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kupferstiche
    • Sinnbild der Eitelkeit. 1506
    • Dame mit Pfauenwappen. 1506
    • Liebhaber mit Dirne. 1508
  • Holzschnitte
    • Turnier. 1513 (dreiteilig)[6]
    • Titeleinfassung zu Nicolaus Marschalk: Institutionum Reipublice Militaris ac civilis libri novem. 1515
    • Ankündigung des Rostocker Glückshafens. 1518
    • Titeleinfassung zum Ordinarius inclite. 1519
    • Die Geburt Christi. um 1519/20
    • Illustrationen zu Reyneke Vosz de olde, Rostock: Ludwig Dietz 1539
    • 79 Holzschnitte zur Lübecker Bibel (1533/34)
    • Titelfassung zum Neuen Testament 1539
  • Radierungen
    • Gebirgslandschaft. um 1515–1520

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wilhelm Adolf Schmidt: Altdorfer, Erhard. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 1, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 358 f.
  • Walther Jürgens: Erhard Altdorfer. Seine Werke und seine Bedeutung für die Bibelillustration des 16. Jahrhunderts. Lübeck/Leipzig: Otto Quitzow 1931.
  • Otto Benesch: Erhard Altdorfer als Maler. In: Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen 57 (1936), S. 157–168.
  • Ulla Stöver: Erhard Altdorfer: Leben und Werk. Versuch einer Monographie des Künstlers. Würzburg, Phil. F., Diss. v. 19. Mai 1947.
  • Ludwig Baldass: Altdorfer, Erhard. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 212 (Digitalisat).
  • Katharina Packpfeiffer: Studien zu Erhard Altdorfer. Wien: VWGÖ, 1978 (Dissertationen der Universität Wien; 137) Vollst. zugl.: Wien, Univ., Diss., 1974.
  • Erhard Altdorfer. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 2, Seemann, Leipzig 1986, ISBN 3-363-00115-0, S. 675f.
  • Friedrich Wilhelm BautzAltdorfer, Erhard. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Bautz, Hamm 1975. 2., unveränderte Auflage. Hamm 1990, ISBN 3-88309-013-1, Sp. 126.
  • Julia Trinkert: Flügelretabel in Mecklenburg zwischen 1480 und 1540. Bestand, Verbreitung und Werkstattzusammenhänge (= Studien zur internationalen Architektur- und Kunstgeschichte, Bd. 120). Imhof Verlag, Petersberg 2014, S. 168–171.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Erhard Altdorfer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Er wird in dessen Testament 1538 als Schweriner Bürger genannt.
  2. Wiedergabe der von ihm verwendeten Monogramme bei Johannes Maybaum: Altdorffer, Erhard (auch Altorfer). In: Ulrich Thieme, Felix Becker (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 1: Aa–Antonio de Miraguel. Wilhelm Engelmann, Leipzig 1907, S. 348–349 (Textarchiv – Internet Archive).
  3. ADB gibt 1570 als letztmalige Erwähnung an.
  4. So beim Wurzel-Jesse Altar aus dem Burgkloster in Lübeck.
  5. So die beiden Standflügel des Thomasaltars der Bruderschaft der Brauersknechte im St.-Annen-Museum.
  6. Den einzig erhaltenen Abdruck verwahrt die Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern. Eine gute Abbildung und einen von Andreas Röpcke kommentierten Auszug von S. 46–53 aus der ungedruckten Diss. von Ulla Stöver dazu bieten die Mecklenburgischen Jahrbücher, 136, 2021, S. 365–375.