Arnošt Muka

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Arnošt Muka (1896)
Arnošt Muka
Grab von Arnošt und Loska Muka auf dem Michaelisfriedhof in Bautzen

Arnošt Muka, deutsch Karl Ernst Mucke (* 10. März 1854 in Großhänchen; † 10. Oktober 1932 in Bautzen) war ein sorbischer Schriftsteller, Volkskundler und Organisator des sorbischen nationalkulturellen Lebens und literarischen Pressewesens sowie Gründer des Sorbischen Museums.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Arnošt Muka wurde als ältester Sohn des Rittergutsbesitzers Jan Jurij Muka (1824–1875, Johann Georg Mucke) und der Maria Mitašec (1830[1]–1894, Maria Mittasch) in Großhänchen geboren. Er besuchte von 1860 bis 1866 die Volksschule und von 1866 bis 1874 das Gymnasium in Bautzen und unterzog sich der Reifeprüfung. Er wurde Mitglied des sorbischen Gymnasiastenvereins Societas Slavica Budissinensis. Anschließend studierte er von 1874 bis 1879 Theologie, Philologie und Slawistik in Leipzig, wo er im Oktober 1879 die Oberlehrerprüfung bestand, und verbrachte dann sein Probejahr am Gymnasium in Zittau. Muka war Mitinitiator des Organs der Jungsorben Lipa Serbska (in Anlehnung an Serbska Lipa). Er war aktiv in der sorbischen Laientheaterbewegung und Begründer der Editionsreihe Prěnja serbska dźiwadłowa zběrka (Erste Sammlung sorbischer Dramatik), die er von 1880 bis 1923 herausgab.

Nach seiner Berufung an das Bautzener Gymnasium 1880 betätigte sich Muka aktiv in der Vereinigung Budyska bjesada, welche sorbisch-patriotische Ziele verfolgte. Auf Drängen des damaligen Bautzener Bürgermeisters Löhr und gegen den Protest seines Rektors Kreußler wurde Muka 1883 nach Chemnitz versetzt. 1887 übernahm Muka eine Stelle am Gymnasium in Freiberg, wo er 1901 zum Professor und 1912 zum Konrektor ernannt wurde. Mit seiner Pensionierung 1916 verlegte Muka seinen Wohnsitz nach Bautzen, wo er weitere Publikationen erstellte.

Muka heiratete 1881, seine erste Frau starb 1893. Im Jahr 1909 heiratete er Aloisia Valentina, geb. Loska Irmlerová.

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Muka gilt als Förderer und Mäzen von Jakub Bart-Ćišinski, mit dem er 1875 die sorbischen Studententreffen „Schadźowanka“ und die literarisch-kulturelle „Jungsorbische Bewegung“ begründete. Er ist Gründer des Sorbischen Museums und war seit 1922 Ehrenvorsitzender der sorbischen wissenschaftlichen Gesellschaft Maćica Serbska, nachdem er bereits seit 1874 Mitglied und seit 1904 Ehrenmitglied war. 1887 ernannte ihn die Lausitzer Predigergesellschaft zu Leipzig zu ihrem Ehrenmitglied. Außerdem war er Mitglied der Akademien der Wissenschaften in Krakau (1895), Zagreb (1896), Prag (1897), Belgrad (1903), Sankt Petersburg (1913) und Warschau (1925), der Gesellschaft der Wissenschaften in Prag (1903) und der russischen Archäologischen Gesellschaft (1911).

Im Lauf seines Lebens gewann er einen beispielhaften Ruf als Entwickler und Verbreiter sorbischer Literatur und Presseerzeugnisse. So war er der Herausgeber der gesammelten Werke von Handrij Zejler (1883–1891), Redakteur der belletristisch-kulturellen Zeitschrift Łužica (1882–1907) und Redakteur des Časopis Maćicy Serbskeje (1894–1932). Sein Hauptwerk bildet das über 2500 Seiten starke Wörterbuch der nieder-wendischen Sprache und ihrer Dialekte.

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Muka erhielt den serbischen St.-Sava-Orden (1893), den russischen Sankt-Stanislaus-Orden (1900), den montenegrinischen Danilo-Orden (1906), den russischen St.-Annen-Orden III. Klasse (1914) und den sächsischen Albrechts-Orden I. Klasse (1916). In Bautzen wurde die zum Haus der Sorben führende Dr.-Ernst-Mucke-Straße nach ihm benannt; in Cottbus tragen die Ernst-Mucke-Straße und seit 2002 auch der Ernst-Mucke-Platz im Ortsteil Schmellwitz seinen Namen.

Das Haus Weigangstraße 16 in Bautzen, in dem Arnošt Muka 1917 bis 1932 lebte, trägt eine Plakette mit seinem Antlitz.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Trudla Malinkowa: Sorbische Denkmale. Handbuch sorbischer Gedenk- und Erinnerungsstätten. Domowina Verlag, Bautzen 2022, ISBN 978-3-7420-2647-7, S. 35f., S. 45f.
  • Peter Kosta, Madlena Norberg (Hrsg.): Arnošt Muka – ein Sorbe und Universalgelehrter (= Podstupimske Pśinoski k Sorabistice. Band 6). Universitätsverlag, Potsdam 2004, ISBN 3-937786-26-0 (Volltext).
  • Gerhart Schröter: Mucke, Ernst. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-00199-0, S. 256 f. (Digitalisat).
  • Gunter Spieß: Muka, Arnost. In: Friedrich Beck und Eckart Henning (Hrsg.): Brandenburgisches Biographisches Lexikon (= Einzelveröffentlichung der Brandenburgischen Historischen Kommission e. V., Band 5). Verlag für Berlin-Brandenburg, Potsdam 2002, ISBN 3-935035-39-X, S. 288–289.
  • Muka, Arnošt. In: Ernst Eichler (Hrsg.): Slawistik in Deutschland von den Anfängen bis 1945. Domowina-Verlag, Bautzen 1993, ISBN 3-7420-1538-9, S. 275–277 (mit Bild)
  • Frantisek Pastrnek und Josef Páta: Arnošt Muka. Nákladem České akademie věd a umění, Praha 1933 (mit Bild und Bibliographie)
  • Otto Lehmann: Nachruf. In: Neues Lausitzisches Magazin. Band 108, 1932, S. 189–195
  • Schwela: Professor Dr. Ernst Mucke † 10. 10. 1932. In: Niederlausitzer Mitteilungen. Band 21, Guben 1933, S. 136–137
  • Serbski biografiski słownik [Sorbisches Biographisches Lexikon]. Ludowe nakładnistwo Domowina, Budyšin 1970, S. 187–188
  • Jan Petr: Muka, Arnošt. In: Nowy biografiski słownik k stawiznam a kulturje Serbow. Domowina, Budyšin 1984, S. 400–401 (mit Bild)
  • Bruno Volger: Sachsens Gelehrte, Künstler und Schriftsteller in Wort und Bild nebst einem Anhang: „Nichtsachsen“. Volger, Leipzig-Gohlis 1908, S. 107–108 (mit Bild, Digitalisat)
  • Deutschlands, Österreich-Ungarns und der Schweiz Gelehrte, Künstler und Schriftsteller in Wort und Bild. 2. Ausgabe, Steinhage, Hannover 1910, ISBN 1-145-70876-5, S. 506 (mit Bild)

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Tauf-, Trauungs- u. Totennachrichten 1826–1835. In: familysearch.org: Bautzner Kirchenbücher 1699–1915. Abgerufen am 28. Mai 2013 (Aufnahme 201 von 437). Abweichend davon wird das Geburtsjahr der Mutter auch mit 1832 angegeben, so in der Neuen Deutschen Biographie und in der Sächsischen Biografie.
  2. Peter Kosta: Die historische Grammatik Arnošt Mukas und ihre Bedeutung für die Entwicklung der niedersorbischen Sprache. In: Magdalena Norberg und Peter Kosta, Institut für Slavistik der Universität Potsdam (Hrsg.): Arnošt Muka – ein Sorbe und Universalgelehrter (= Podstupimske pśinoski k Sorabistice – Potsdamer Beiträge zur Sorabistik. Nr. 6). Universitätsverlag Potsdam, 2004, ISBN 3-939469-56-4, ISSN 1615-2476, S. 9–11 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Arnošt Muka – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien