Eutypella parasitica

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Eutypella parasitica

typischer Baumkrebs an Ahorn ausgelöst durch Eutypella parasitica

Systematik
Klasse: Sordariomycetes
Unterklasse: Xylariomycetidae
Ordnung: Holzkeulenartige (Xylariales)
Familie: Eckenscheibchenverwandte (Diatrypaceae)
Gattung: Eutypella
Art: Eutypella parasitica
Wissenschaftlicher Name
Eutypella parasitica
R.W. Davidson & R.C. Lorenz

Eutypella parasitica ist eine Pilzart aus der Familie der Eckenscheibchenverwandten. Sie verursacht den Ahorn-Stammkrebs auf verschiedenen Ahorn-Arten.[1]

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Makroskopische Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eutypella parasitica löst bei verschiedenen Ahornarten eine ausgedehnte Krebswucherung aus, begleitet meist von einer Stammfäule. Typisch sind auch die weißen bis sandfarbenen Myzelstränge im Phloem am Rande der Wucherung.[2][3] Nach der Infektion entsteht zunächst eine rundliche Rindenläsion, die sich jährlich um etwa 1–2 cm vergrößert. Mit der Zeit – meist nach einigen Jahren – kommt es zur Bildung eines Stammkrebses durch Überwallung und einer Wundkallusbildung. Bei fortschreitender Krankheit wuchert der Krebs meist einseitig, was zu einer Krümmung des Baumes führen kann. Das Holz ist innen von Braunfäule durchsetzt.[4]

Mikroskopische Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Perithecien sind immer auf älteren Teilen des Krebses reichlich vorhanden. Sie werden bis zu 5 mm lang. Ein Stroma ist nur sehr spärlich ausgebildet. Die Ascosporen werden 5,5–12 μm lang und 2–4 μm breit. Die Schläuche besitzen eine Länge von 61–117 μm mit einer Breite von 5–10 μm. Konidien werden 12,5–35 × 1–2,5 μm groß.[2]

Ökologie und Phänologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Befallen werden verschiedene Ahornarten. In Nordamerika sind dies vor allem Zucker-Ahorn und Rot-Ahorn, seltener Eschen-Ahorn, Spitz-Ahorn und Berg-Ahorn,[4] jedoch auch Silber-Ahorn, Schwarzer Zucker-Ahorn und Streifen-Ahorn.[5] In Europa sind alle heimischen Arten betroffen, vor allem Berg-Ahorn, in schwächerem Maße Feld-Ahorn und am seltensten Spitz-Ahorn.[3] Die Art braucht relativ hohe Luftfeuchtigkeit, um Sporen zu bilden, die vom Wind verbreitet werden.[6] Infiziert wird der Baum über Astbrüche bis 5 cm und Wunden.[4]

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eutypella parasitica war ursprünglich im nordöstlichen Nordamerika verbreitet, so in den kanadischen Bundesstaaten Ontario und Quebec sowie in den USA in den Bundesstaaten Minnesota, Wisconsin, Illinois, Indiana, Michigan, Ohio, Pennsylvania, New York State, Connecticut, Massachusetts, Maine, New Hampshire, Rhode Island und Vermont.[4][6] In Europa trat die Art erstmals 2005 in Slowenien auf.[2] In der Slowakei wurde ebenfalls bereits 2005 ein Ahorn mit entsprechenden Symptomen fotografiert, der eindeutige Nachweis der Art gelang jedoch erst 2018 am selben Standort.[7] In Österreich wurde sie erstmals im Dezember 2006 im Bezirk Lilienfeld entdeckt[4] und 2007 in Kroatien.[3] 2013 wurden befallene Bäume in München und damit erstmals in Deutschland entdeckt.[3] Vermutlich wird sich die Art über ganz Mitteleuropa, die Apenninen und den Balkan ausbreiten.[5]

Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Krankheit verursacht besonders an Standorten mit einem hohen Anteil von Zucker-Ahorn Einbußen.[6] Eine Ausrottung in Europa ist aufgrund der weiten Verbreitung unwahrscheinlich. Empfohlen wird ein Fällen der betroffenen Bäume und ein Entsorgen der Stümpfe bei einem Schnitt 40 cm unterhalb der befallenen Stelle.[3]

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eutypella parasitica wurde 1938 von R.W. Davidson und R.C. Lorenz erstbeschrieben. Die Art gehört zur Gattung Eutypella innerhalb der Eckenscheibenverwandten, die alle auf Holz leben.[8]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bundesforschungszentrum für Wald: Ahorn-Stammkrebs. Abgerufen am 20. Juni 2016.
  2. a b c Jurc, D.; Ogris, N.; Slippers, B.; Stenlid, J.: First report of Eutypella canker of Acer pseudoplatanus in Europe. In: Plant Pathology. Band 55, 2006, doi:10.1111/j.1365-3059.2006.01426.x (online).
  3. a b c d e Cech, T. L., Schwanda, K., Klosterhuber, M., Straßer, L., Kirisits, T.: Eutypella canker of maple: first report from Germany and situation in Austria. In: Forest Pathology. 2016, doi:10.1111/efp.12268 (online [PDF]).
  4. a b c d e Waldwissen.net: Thomas L. Cech: Erstnachweis von Eutypella parasitica in Österreich. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. Juni 2016; abgerufen am 20. Juni 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.waldwissen.net
  5. a b Ogris, N., Jurc, D., Jurc, M.: Spread risk of Eutypella canker of maple in Europe. In: EPPO Bulletin. Band 36, 2006, S. 475–485, doi:10.1111/j.1365-2338.2006.01047.x (online).
  6. a b c Johnson, D. W.; Kuntz, J. E.: Eutypella canker of maple: ascospore discharge and dissemination. In: Phytopathology. Band 69, 1979, S. 130–135 (online [PDF]).
  7. A. Kunca u. a. (2019): The occurrence of the pathogenic fungi Cryptostroma corticale, Prosthecium pyriforme and Eutypella parasitica on Acer pseudoplatanus from 2017 to 2019 in Slovakia. [Abstract]. In: Recent changes in forest insects and pathogens significance: IUFRO 7. 03.10. – Methodology of forest insect and disease survey in Central Europe Meeting 2019: 16–20 September 2019, Suceava, Romania: book of abstracts. Suceava: Editura Universităţii „Ştefan cel Mare“, 2019, ISBN 978-973-666-555-4, S. 35.
  8. Mycobank: Eutypella parasitica. Abgerufen am 20. Juni 2016.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Eutypella parasitica – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien