Betonhalle

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Die Betonhalle zur IBA 1913
… und 2021
Rechter Seitenflügel (2021)

Die Betonhalle ist ein Gebäude auf dem Alten Messegelände in Leipzig. Sie entstand zur Internationalen Baufach-Ausstellung 1913 (IBA) und trug bereits damals diesen Namen.[1] In ihrer siebzigjährigen Geschichte als Ausstellungshalle der Technischen Messe erhielt sie in den 1930er Jahren die Nummer 12 und bei der letzten Nummerierung die 16. Ab 2006 als Veranstaltungsort genutzt, hieß sie bis 2010 Volkspalast und bis 2012 Pantheon Leipzig. Seitdem ist sie der Eventpalast. Sie ist der älteste Bau auf dem Gelände und steht unter Denkmalschutz.[2]

Lage und Gestalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Betonhalle liegt im südlichen Teil des Alten Messegeländes an der Puschstraße Nr. 10. Sie stellt zugleich den Abschluss der am Doppel-M an der Prager Straße beginnenden Lindenallee mit dem Namen Alte Messe dar.

Zentrales Element der Betonhalle ist eine von einer Kuppel überdeckte Rotunde mit einem vorgelagerten Portikus mit sechs Säulen, was in gewisser Weise an das römische Pantheon erinnert. Die Kuppel aus Stahlbeton mit einer Dicke von 8 Zentimetern[3] und einem Durchmesser von 32 Metern überspannt einen Saal von 28 Metern Höhe und wird von 16 Betonsäulen getragen. Der Rundsaal wird von zwei übereinanderliegenden, 7 Meter breiten Rundgängen umgeben. Rechts und links schließen sich an die Rotunde 43 Meter lange und 23 Meter breite zweigeschossige Seitenflügel an. Der Bauschmuck, Ornamente an den Wandflächen und stilisierte Vasen im oberen Teil der Rotunde, ist ebenfalls aus Beton.

Nach hinten waren an das Bauwerk – über die Jahre zeitlich verändert – weitere Hallenteile, zumeist in Stahlbaukonstruktion, angefügt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bau der Betonhalle (1913)
Halle der Leipziger Jahresausstellung 1913
Lageplan der Internationalen Baufach-Ausstellung (IBA) 1913, Betonhalle = Nr. 7 (direkt neben dem Monument des Eisens)

Die Pläne zur Betonhalle stammten von dem Düsseldorfer Architekten Wilhelm Kreis (1873–1955). Ausgeführt wurde der Bau durch die Firma des Leipziger Bauunternehmers Rudolf Wolle (1864–1933). Die Bauzeit über den Winter 1912/1913 betrug nur sechs Monate, wobei 24.000 Tonnen Beton und 400 Tonnen Stahl verbaut wurden. Die Baukosten betrugen rund 800.000 Mark[4], was heute etwa 5.100.000 EUR[5] entspräche. Diese wurden zum Großteil aufgebracht vom Deutschen Beton-Verein und seinen Mitgliedern, wobei mit der Halle die Architekturfähigkeit des Betons einschließlich seiner steinmetzmäßigen Bearbeitung demonstriert werden sollte, und der Stadt Leipzig, die die Betonhalle nach der IBA übernahm.

In der Kuppelhalle und ihren Rundgängen zeigte zur IBA in Zeichnungen und Modellen die zunehmenden Anwendungsmöglichkeiten des Stahlbetons sowie seine Herstellung und Bewehrung. In den beiden Geschossen des rechten Seitenflügels befand sich die Ausstellung der Stadt Leipzig. Im linken Seitenflügel und einem nach hinten angefügten Hallentrakt wurde die wissenschaftliche Durchdringung von Architektur und Bautechnik dargestellt.

Im direkten Anschluss an die Rotunde wurde nach hinten ein spezieller Hallenanbau für die Leipziger Jahresausstellung errichtet.[6] Die Pläne dazu stammten vom Direktor der Hamburger Kunsthalle Alfred Lichtwark (1852–1914), dem Leipziger Stadtbaurat Otto Wilhelm Scharenberg (1851–1920) und dem Leipziger Maler Max Klinger (1857–1920). Die Besonderheit der Halle waren drei querstehende Oberlichtaufsätze, die eine optimale Beleuchtung der Ausstellungsobjekte ermöglichten. Die Ausstellung unter dem Titel „Figurenmalerei und Bildnerei der letzten 30 Jahre“ präsentierte fast 500 Gemälde und Plastiken von rund 300 Künstlern.

Im Jahre 1914 diente die Betonhalle der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik (BUGRA), bevor sie ab dem Jahre 1920 als Ausstellungshalle der Bauindustrie fester Bestandteil des Technischen Messegeländes wurde. Ende 1921 wurde der nordwestliche hintere Flügel nach Plänen der Architekten Richard Tschammer (1860–1929) und Arno Caroli errichtet und damit der quadratisch geschlossene Grundriss geschaffen, der trotz Umbauten an den hinteren Hallenteilen über 100 Jahre bestand. Bei einem schweren Luftangriff auf Leipzig am 4. Dezember 1943 wurde die Betonhalle teilweise zerstört. Sie war aber schon 1949 wieder instand gesetzt.

Seit 2006 wird die Betonhalle nach einem Umbau als eigenständiges Veranstaltungszentrum genutzt, seit 2016 unter dem Namen Eventpalast. Eine moderne technische Ausstattung in Kombination mit zahlreichen Bestuhlungsvarianten ermöglicht die Nutzung der Halle für unterschiedliche Veranstaltungen. Auf den rund 780 m² finden bis zu 2000 Personen Platz. Die Örtlichkeit bietet den Rahmen für außergewöhnliche Licht- und Laserinszenierungen.

Der Mitteldeutsche Rundfunk nutzt den Eventpalast seit Januar 2014 als Aufzeichnungsort von Musiksendungen, zum Beispiel von 2015 bis 2021 für die Sendung Meine Schlagerwelt mit Ross Antony als Moderator.[7]

2022 wurden sämtliche Hallenteile hinter der Betonhalle zugunsten der Errichtung von Hornbach Gartenmarkt und Drive In abgerissen.[8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Betonhalle. In: Offizieller Führer durch die Internationale Baufach-Ausstellung mit Sonderausstellungen, Leipzig 1913. Verlag C. F. Müller, Leipzig 1913, S. 21–33 (Digitalisat).
  • Josef Gaugusch: Internationale Baufach-Ausstellung mit Sonderausstellungen, Leipzig 1913. Vorbericht. In: Der Bautechniker, Nr. 6/1913 (XXXIII. Jahrgang), 7. Februar 1913, S. 99–102.
  • Eisenbetonhalle auf der Internationalen Baufach-Ausstellung in Leipzig 1913. In: Der Bautechniker, Nr. 13/1913 (XXXIII. Jahrgang), 28. März 1913, S. 277–280.
  • Die Eisenbetonhalle auf der Intern. Baufach-Ausstellung Leipzig 1913. In: Prager Tagblatt, 10. Oktober 1913, S. 12 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ptb
  • Wolfgang Hocquél: Die Betonhalle von Wilhelm Kreis. In: 100 Jahre Alte Messe, Sonderausgabe der Leipziger Blätter, 2013, S. 12/13.
  • "Betonhalle", in: Wolfgang Hocquél: "Leipzig, Baumeister und Bauten, Von der Romanik bis zur Gegenwart", Tourist Verlag Berlin/Leipzig, 1. Auflage 1990, S. 216, 230, 254, ISBN 3-350-00333-8.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Betonhalle – Sammlung von Bildern
  • Eventpalast Leipzig. In: Website der Einrichtung. (mit 360°-Rundgang im unteren Teil der Website).
  • Betonhalle. In: Industrie.Kultur.Sachsen.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vgl. Lageplan im Artikel Internationale Baufach-Ausstellung 1913 (Position 7)
  2. Eintrag in der Denkmaldatenbank des Landes Sachsen zur Denkmal-ID 09295642 (PDF, inklusive Kartenausschnitt). Abgerufen am 10. Juni 2023.
  3. Internationale Baufach-Ausstellung mit Nebenausstellungen Leipzig 1913. In: Archthek. Abgerufen am 11. Juni 2023.
  4. Die Eisenbetonhalle auf der Intern. Baufach-Ausstellung Leipzig 1913. In: Prager Tagblatt, 10. Oktober 1913, S. 12 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ptb
  5. Diese Zahl wurde mit der Vorlage:Inflation ermittelt, ist auf volle 100.000 EUR gerundet und bezieht sich auf Januar 2024.
  6. Conny Dietrich: Die Halle der Leipziger Jahresausstellung auf der IBA 1913. In: Leipziger Blätter, Heft 76, 2020, S. 34–37.
  7. Schlagerparty mit Ross Antony. In: fernsehserien.de. Abgerufen am 11. Juni 2023.
  8. Vgl. OpenStreetMap Aufruf Eventpalast + OSM Standard

Koordinaten: 51° 18′ 57,6″ N, 12° 24′ 0,1″ O