Expedition nach Lappland

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Linnaeus in der traditionellen Kleidung der Samen Lapplands,[Anmerkung 1][Anmerkung 2] eine Zwillingsblume haltend, die sein persönliches Emblem wurde.
Zeitgenössische Karte von Johann Homann (gedruckt circa 1730) mit der skandinavischen Region Europas; Lappland ist das blassgelbe Gebiet in der Mitte oben.[Anmerkung 3]
Wegpunkte[1] von Linnés Lapplandexpedition.[Anmerkung 4]

Die Expedition nach Lappland war eine Forschungsreise von Carl von Linné im Jahr 1732 nach Lappland, der nördlichsten Region in Schweden.

Linné startete in Uppsala und reiste in sechs Monaten im Uhrzeigersinn um die Küste des Bottnischen Meerbusens. Er unternahm von Umeå, Luleå und Tornio aus große Exkursionen ins Binnenland. Seine Beobachtungen wurden die Grundlage seines Buches Flora Lapponica (1737), in dem Linnés Gedanken über Nomenklatur und Klassifikation zum ersten Mal praktisch angewandt wurden.[2] Linné führte ein Journal seiner Expedition, das nach seinem Tode 1811 erstmals in englischer Übersetzung unter dem Titel Lachesis Lapponica: A Tour in Lapland erschien.

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im April 1732 erhielt Linné für seine Reise ein Stipendium der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften in Uppsala. Olof Rudbeck der Jüngere, einer von Linnés früheren Professoren an der Universität Uppsala, hatte 1695 eine Expedition nach Lappland unternommen. Aber die ausführlichen Ergebnisse seiner Erkundung wurden sieben Jahre später von einem Feuer vernichtet. Linnés Hoffnung war es, neue Pflanzen, Tiere und Mineralien zu finden. Er war zudem neugierig auf die Bräuche der Samen, rentierzüchtende Nomaden, die über die gewaltigen Tundren Skandinaviens zogen.[3][4]

Verlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Linné startete seine Expedition im Mai in Uppsala. Er reiste zu Fuß und auf dem Pferd. Im Gepäck hatte er sein Journal, botanische und ornithologische Manuskripte sowie Blätter zum Pressen von Pflanzen. Linné brauchte elf Tage, um Umeå über Gävle zu erreichen. In dessen Umgebung fand er große Mengen an Campanula serpyllifolia. Diese wurde später als Linnaea borealis (Moosglöckchen) bekannt, die Zwillingsblume, die seine Lieblingspflanze wurde.[5] Manchmal verließ er den Weg, um eine Blume oder einen Felsen zu untersuchen.[6] Er war insbesondere an Laubmoosen und Flechten interessiert. Letztere sind ein wesentlicher Bestandteil der Nahrung von Rentieren, einem in Lappland häufig vorkommenden Tier.[7]

Von Umeå begab sich Linné nach Lycksele. Die Stadt lag tiefer im Binnenland, als er bisher vorgestoßen war. Auf dem Weg beobachtete er Wasservögel. Nach fünf Tagen erreichte er die Stadt und übernachtete dort beim Pastoren und seiner Frau.[5] Danach versuchte Linné Sorsele zu erreichen. Er musste aber wegen extrem schwieriger Bedingungen an einem Ort namens Lycksmyran („Glückssumpf“) umkehren.[8] Anfang Juni kehrte er nach Umeå zurück, nachdem er weitere Tage in Lycksele zugebracht und mehr über die Bräuche der Samen gelernt hatte.[9]

Nach seiner Rückkehr nach Umeå reiste er weiter nordwärts entlang der Küste des Bottnischen Meerbusens, über Skellefteå und Alt Piteå, an Alt Luleå vorbei, wo er unterwegs eine samische Frauenmütze erhielt.[10] Von Luleå aus reiste er wieder ins Binnenland. Er folgte dem Fluss Lule und reiste über Jokkmokk zum Polarkreis und nach Kvikkjokk (heute Hyttan), in das Skandinavische Gebirge und über die Grenze nach Norwegen. Linné erreichte in Sørfold die Küste und machte einen Abstecher in das nahe gelegene Rørstad. Dann reiste er den Weg zurück, den er gekommen war, etwa 300 Kilometer nach Luleå.[11]

Linné setzte dann seine Reise entlang der Küste nach Tornio (schwedisch Torneå) fort. Vor dort aus machte er seine dritte und letzte Binnenlandexkursion, entlang des Flusses Torne älv bis nach Vittangi. Er brachte einige Zeit im Gebiet von Tornio zu. In Kalix erlernte Linné das Assaying. Mitte September trat er die Rückreise an. Linné reiste über Kemi und folgte dann der finnischen Küstenlinie nach Turku (schwedisch Åbo). Von dort segelte er über die Inseln Ålands nach Schweden, das er in Grisslehamn erreichte. Die letzte Etappe brachte Linné heim nach Uppsala.[12]

Ergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Linné kam am 10. Oktober 1732 von einer sechs Monate langen, über 2.000 Kilometer langen Expedition zurück, auf der er viele Pflanzen, Vögel und Minerale untersucht hatte.[13][14][15] Obgleich Lappland eine Region mit begrenzter Biodiversität ist, beschrieb Linné über einhundert bis dahin unbeschriebene Pflanzen. Die Details seiner Entdeckungen wurden Grundlage seines Buches Flora Lapponica.[16][17]

Linnés Reisebericht Iter Lapponicum[18] wurde von James Edward Smith ins Englische übersetzt und 1811 als Lachesis Lapponica: A Tour in Lapland veröffentlicht.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Margaret J. Anderson: Carl Linnaeus: father of classification. Enslow Publishers, United States 1997, ISBN 978-0-89490-786-9 (englisch).
  • Wilfrid Blunt: Linnaeus: the compleat naturalist. Frances Lincoln, London 2001, ISBN 0-7112-1841-2 (englisch).
  • Wilfrid Blunt: Linnaeus: the compleat naturalist. Frances Lincoln, London 2004, ISBN 0-7112-2362-9 (englisch).
  • Gunnar Broberg: Carl Linnaeus. Swedish Institute, Stockholm 2006, ISBN 91-520-0912-2 (englisch).
  • Carl Linné: Lachesis Lapponica: A Tour in Lapland. Band I. White and Cochrane, London 1811 (englisch, archive.org).
  • Carl Linné: Lachesis Lapponica: A Tour in Lapland. Band II. White and Cochrane, London 1811 (englisch, archive.org).
  • Dietrich Johann Heinrich Stöver: The Life of Sir Charles Linnaeus. Hrsg.: Joseph Trapp. B. and J. White, London 1794 (englisch, archive.org).

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Für eine Gesamtansicht der Kleidung und der Trommel siehe Datei:Carl Linnaeus dressed as a Laplander.jpg
  2. Bezüglich der samischen Trommeln und ihrer Religion: Blunt (2001; S. 45, 54) erinnert an zwei Anekdoten aus Linnés Lapplandexpedition: Linné zeigte einem Samen einige seiner detaillierten Zeichnungen der Natur; der Mann war durch den Anblick beunruhigt, nahm seine Mütze ab, verbeugte sich und beließ in Verehrung seinen Kopf gesenkt und seine Hand auf seiner Brust, murmelte zu sich selbst und zitterte, als ob er gleich in Ohnmacht fiele. Das war, weil der die Zeichnungen für so magisch wie die Zeichnungen auf den Trommeln in seiner Heimat und Linné für einen Zauberer hielt. Ein andermal wurde Linné gesagt, dass wenn ein Same sich weigere, Objekte seiner Religion, wie magische Trommeln oder heilige Statuen, an die Missionare herauszugeben, sein Mantel geöffnet und er niedergepresst würde, wonach man die Schlagader seines Armes öffne; man ließe ihn dann bluten, bis er nachgebe – ein Vorgehen, das laut Linné oft erfolgreich war.
  3. 1809 wurde Lappland zwischen Schweden und dem neu entstandenen Großfürstentum Finnland aufgeteilt; für Informationen über die traditionell von Samen bewohnte Region in Norwegen und Russland, siehe Sápmi.
  4. Karte der Reiseroute Carl von Linnés. In: dpc.uba.uva.nl. Archiviert vom Original am 3. März 2016; abgerufen am 10. Juni 2019. aus Carl von Linné: Lappländische Reise und andere Schriften. Leipzig 1991.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Blunt (2001) S. 41–65
  2. David Frodin: Guide to Standard Floras of the World. 2. Auflage. Cambridge University Press, Cambridge 2002, S. 27 (englisch).
  3. Anderson (1997) S. 42–43
  4. Blunt (2001) S. 38
  5. a b Blunt (2001) S. 42–43
  6. Anderson (1997) S. 43–44
  7. Anderson (1997) S. 46
  8. Blunt (2001) S. 47–51
  9. Blunt (2001) S. 45–47
  10. Anderson (1997) S. 50–51
  11. Blunt (2001) S. 55–56
  12. Blunt (2001) S. 64–65
  13. Blunt (2001) S. 63–65
  14. Blunt (2004) S. 39–42
  15. Broberg (2006) S. 29
  16. David Quammen: The Name Giver. In: National Geographic. Juni 2007 (englisch, archive.org).
  17. Stöver (1974) S. 38–39
  18. Carl von Linné: Ungdomsskrifter. Hrsg.: Ewald Ährling. P. A. Nordstedt & Söners, Stockholm 1889 (schwedisch, archive.org).