Ezard Haußmann

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Ezard Haußmann, dritter von links

Ezard Amadeus Jasmin Haußmann (* 10. Februar 1935 in Berlin; † 6. November 2010 ebenda)[1] war ein deutscher Schauspieler.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grab von Ezard Haußmann
Inschrift am Grabmal

Der Vater Ezard Haußmanns war der UFA-Schauspieler Erich Haußmann. Dessen Familie ist ein Zweig der Haußmann von Reudern. Seine Mutter war die Sängerin, Konzertsopranistin und Malerin Ruth Wenger (1897–1994), Tochter der Schweizer Schriftstellerin Lisa Wenger und von 1924 bis 1927 mit Hermann Hesse verheiratet, die sich als Künstlerin Claudia nannte. Haußmann wurde in einem Schweizer Klosterinternat mit der Unterstützung von Hermann Hesse erzogen, seit seine Eltern während des Zweiten Weltkriegs in Frankreich verhaftet wurden. Danach begann er eine Ausbildung an der Hotelfachschule in München, die aber nicht seinen Neigungen entsprach. Stattdessen nahm Haußmann die Tätigkeit am Landestheater Detmold auf, wo er zunächst als Souffleur, Beleuchter oder Statist arbeitete und begann, sich die Schauspielerei autodidaktisch anzueignen. 1956 übersiedelten seine Eltern mit ihm in die DDR. 1958 konnte Ezard Haußmann an der Berliner Schauspielschule Ernst Busch sein Schauspieldiplom machen.

Er stand zunächst auf Provinzbühnen wie Wittenberg, Quedlinburg oder Stendal. 1960 kehrte er nach Berlin zurück und arbeitete bis 1967 am Deutschen Theater. 1967 wechselte er zur Berliner Volksbühne, wo er unter anderem in 265 Vorstellungen den Harpagon im Geizigen von Molière verkörperte. Die Volksbühne war für 23 Jahre sein künstlerisches Zuhause. Seine Theaterkarriere in der DDR wurde unterbrochen, als Haußmann 1968 nach der Niederschlagung des Prager Frühlings aus Protest einen Kranz zur tschechoslowakischen Botschaft trug.

Ezard Haußmann hat nicht nur auf zahlreichen Theaterbühnen gestanden (u. a. Burgtheater Wien, Schauspielhaus Bochum, Schillertheater Berlin, Gast in Basel) und erfolgreich Tourneetheater gespielt (z. B. seit 2001 den „Henrik“ in der Inszenierung Die Glut von Heribert Sasse nach dem Buch von Sándor Márai, oder 2005 im Südbayerischen Theaterfestival den „Alfred Ill“ in Friedrich Dürrenmatts Der Besuch der alten Dame, inszeniert von Uwe Niesig) und den Jedermann bei den Berliner Jedermann-Festspielen dargestellt (1991 bis 1993), sondern hat auch in über 150 Fernsehfilmen mitgewirkt (1983 der „Reichsgraf von Brühl“ in Sachsens Glanz und Preußens Gloria, 1990 „Carsten Wolf“ in der Serie Abenteuer Airport u. v. a.). Als Synchronsprecher lieh er u. a. Bernard Blier (Große Familien) und Klaus Kinski in der DEFA-Fassung von Kugeln tragen keine Unterschrift seine Stimme. Daneben war er erfolgreich mit Lesungen zu Texten von Hermann Hesse, Johannes Bobrowski und anderen Schriftstellern sowie mit Gedichtabenden zu Klaviermusik mit der in Deutschland lebenden japanischen Klaviervirtuosin Fumiko Shiraga unterwegs.

Er versuchte 2003 mit einigen Kollegen, das Berliner Schlosspark Theater als Traditionsspielstätte bürgerlichen Theaters zu erhalten und wollte sich als Intendant zur Verfügung stellen. Dieser Versuch scheiterte an den äußeren Bedingungen. Er ist Träger des Verdienstordens des Landes Berlin (zurückgegeben, jedoch 1993 vom damaligen Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen erneut erhalten) und wurde mit weiteren Preisen ausgezeichnet, unter anderem 1991 als beliebtester Schauspieler Berlins mit dem „Goldenen Vorhang“ und der „Respektszuweisung“ des Verbandes Christlicher Publizisten.

Haußmann lebte in Berlin-Köpenick.[2] Er war verheiratet mit Doris Haußmann und ist der Vater des Regisseurs Leander Haußmann.

Er verstarb am 6. November 2010 nach längerem Krebsleiden und wurde auf dem Evangelischen Friedhof Berlin-Friedrichshagen beigesetzt.

Theaterproduktionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1982–1991: Der Geizige von Jean Baptiste Molière – als Harpagon
  • 1991–1993: Jedermann von Hugo von Hofmannsthal – als Jedermann
  • 1993: Don Carlos von Friedrich Schiller – als König Philipp
  • 1994–1995: Die Vaterlosen – als Platonov
  • 1996–1997: Der Raub der Sabinerinnen
  • 1998–2000: Eines langen Tages Reise in die Nacht
  • 2000: John Gabriel Borkmann von Henrik Ibsen – als Borkmann
  • 2001: Der eingebildete Kranke von Jean Baptiste Molière – als Argan
  • 2001–2002: Die Glut von Knut Boeser nach Sandor Marai – als Henrik
  • 2003: Dolores nach Stephen King – Regie
  • 2003–2004: Der Sturm von William Shakespeare – als Prospero
  • 2005: Der Besuch der alten Dame von Friedrich Dürrenmatt – als Alfred III
  • 2006: Maria Stuart von Friedrich v. Schiller – als Großschatzmeister Burleigh
  • 2007: Jedermann von Hugo von Hofmannsthal – als Teufel

Filmografie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hörspiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der ungeteilte Himmel. Schauspieler aus der DDR erzählen. Verlag Neues Leben, Berlin 2009, ISBN 978-3-355-01764-0.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Schauspieler Ezard Haußmann an Krebs gestorben. Focus, 7. November 2010; abgerufen am 7. November 2010
  2. Haußmann. In: Fernsprechbuch für die Hauptstadt der DDR, 1989, S. 195.