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Farnblättriger Lerchensporn

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Farnblättriger Lerchensporn

Farnblättriger Lerchensporn (Corydalis cheilanthifolia)

Systematik
Eudikotyledonen
Ordnung: Hahnenfußartige (Ranunculales)
Familie: Mohngewächse (Papaveraceae)
Unterfamilie: Erdrauchgewächse (Fumarioideae)
Gattung: Lerchensporne (Corydalis)
Art: Farnblättriger Lerchensporn
Wissenschaftlicher Name
Corydalis cheilanthifolia
Hemsl.

Der Farnblättrige Lerchensporn (Corydalis cheilanthifolia)[1], auch Farn-Lerchensporn genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Lerchensporne (Corydalis) in der Unterfamilie der Erdrauchgewächse (Fumarioideae) innerhalb der Familie der Mohngewächse (Papaveraceae). Er kommt in den westzentralen Regionen Chinas vor und wird gelegentlich als Zierpflanze genutzt.

Blütenstand
Geöffnete Schote und schwarze Samen mit weißlichen Elaiosomen
Habitus zwischen großen Steinen

Vegetative Merkmale

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Der Farnblättrige Lerchensporn ist eine krautige, mehrjährige (wenn auch oft kurzlebige), sommergrüne und in milden Wintern auch immergrüne Pflanze, die Wuchshöhen von 10 bis 30 (selten bis 40) Zentimetern erreicht. Im Gegensatz zu vielen anderen Corydalis-Arten bildet sie keine Knollen, sondern eine Pfahlwurzel. Oberirdisch bildet sie eine dichte, breite Blattrosette mit einem Durchmesser von bis zu 45 Zentimetern.[1][2]

Die gestielten, beiderseits kahlen, lanzettlichen Laubblätter sind 10 bis 25 Zentimeter lang, 3 bis 6 Zentimeter breit, farnartig und fiederschnittig. Sie besitzen 6 bis 12 schmal länglich-lanzettliche Fiederpaare. Jedes Fiederblatt hat 4 bis 6 Paare breit bis schmal eiförmiger, zugespitzter Blättchen. Im Laufe des Jahres ändert sich die Blattfarbe von Hellgrün über Dunkelgrün mit silbrigem Schimmer zu Bronzefarben im Winter und Frühjahr.[3][4]

Generative Merkmale

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Von April bis Mai erscheinen 10 bis 25 Zentimeter lange, aufstrebende, traubige Blütenstände mit vielen (oft mehr als 60) kurz gestielten, blassgelben bis goldgelben Blüten. Die äußeren Kronblätter sind manchmal zum Kiel hin bräunlich gefärbt.[2][3]

Die schmal lanzettlichen Hochblätter sind etwa so lang wie die Blütenstiele. Die eiförmigen bis lanzettlichen Kelchblätter sind 3 bis 4 Millimeter lang und gezähnt. Das 12 bis 17 Millimeter lange, obere Kronblatt mit dem etwa 6 Millimeter langen, stumpf endenden Sporn ist aufwärts gebogen.[3][4]

Der zunächst dichte Blütenstand verlängert sich während der Blütezeit und ist zur Fruchtzeit von Mai bis Juli stark gestreckt. Die linearen, grünen Schoten sind gerade oder leicht gebogen. In ihnen sitzen in einer Reihe schwarz glänzende, runde und leicht abgeflachte Samen, die etwas über 1 Millimeter groß sind und ein auffälliges, keulenförmiges Elaiosom besitzen.[3]

Das Verbreitungsgebiet des Farnblättrigen Lerchensporns liegt in westzentralen Regionen Chinas und erstreckt sich von der Provinz Gansu über Sichuan und Hubei bis in die Provinzen Yunnan, Guizhou und Guangxi. Der Farnblättrige Lerchensporn besiedelt schattige Hänge, Felsspalten und steinige Bachufer in Höhenlagen von 800 bis 1700 Metern.[3][1]

Neophytische Vorkommen des Farnblättrigen Lerchensporns gibt es in Irland, Großbritannien, Österreich, Tschechien, der Slowakei und Deutschland.[5][6] Bei Marktheidenfeld, München und Braunschweig ist er lokal verwildert und besitzt das Potenzial zu weiterer Ausbreitung.[7]

Taxonomie und Systematik

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Die Erstveröffentlichung von Corydalis cheilanthifolia erfolgte im Jahr 1892 durch William Botting Hemsley in der botanischen Zeitschrift The Journal of the Linnean Society (Botany), Band 29, S. 302.[8][5] Das Artepitheton cheilanthifolia bedeutet „mit Blättern wie Cheilanthes“ (eine Gattung von Farnen). Ein Synonym von Corydalis cheilanthifolia Hems. ist Corydalis daucifolia H.Lév. & Vaniot.

Der Farnblättrige Lerchensporn als Zierpflanze

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Der Farnblättrige Lerchensporn wird gelegentlich als Zierpflanze genutzt und ist seit spätestens 1904 in Kultur. Er eignet sich gut für Moorbeete, halbschattige Gehölzränder und feuchte, unvermörtelte Mauern.[1] Er lässt sich auch gut zur Dachbegrünung an absonnigen Stellen nutzen, beispielsweise hinter oder unter Solarmodulen, sofern etwas bewässert wird.[9] Der Farnblättrige Lerchensporn ist pflegeleicht und toleriert auch mäßig trockene, sonnige Standorte. Er gilt als winterhart bis −23 °C (Zone 6).[10][11]

Das farbig wechselnde, zarte Laub und die Blüten gelten gleichermaßen als attraktiv und kommen besonders gut zwischen grobem Gestein zur Geltung.[10] Sehr schön wirkt die Pflanze zwischen Rhododendren und in Alpengärten. Bei guten Bedingungen versamt sich der Farnblättrige Lerchensporn stark. Die Samen sind trockenresistent und bleiben lange keimfähig.[1] Zur Vermehrung kann er auch leicht geteilt werden, sogar unbewurzelte Rosetten lassen sich direkt verpflanzen.[2]

Der Farnblättrige Lerchensporn als Arzneipflanze

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Extrakte aus dem Farnblättrigen Lerchensporn wirken in vitro gegen viele bakterielle und pilzliche Krankheitserreger des Menschen. Die ober- und unterirdischen Pflanzenteile enthalten zahlreiche Alkaloide, darunter Coptisin, Berberin, Protopin und Sanguinarin. Darüber hinaus sind weitere sekundäre Pflanzenstoffe wie Chlorogensäure, Quercetin und Vanillin vorhanden.[12]

Bereits eine geringe Konzentration des Extrakts, die für menschliche Leberzellen kaum noch toxisch ist, erwies sich in vitro als sehr effektiv gegen den Biofilm von Helicobacter pylori. Dazu wurde der Extrakt zusammen mit synthetischen Arzneimitteln auf Matten aus bakterieller Nanocellulose aufgetragen. Auf dieser Grundlage könnte eine neue Therapieform gegen antibiotikaresistente Bakterienstämme in der Magenschleimhaut entwickelt werden.[13]

  • Leo Jelitto, Wilhelm Schacht, Hans Simon: Die Freiland-Schmuckstauden, Handbuch und Lexikon der Gartenstauden. Band 1: A bis H. 5., völlig neu bearbeitete Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2002, ISBN 3-8001-3265-6, S. 240.
Commons: Farnblättriger Lerchensporn (Corydalis cheilanthifolia) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d e Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Begründet von Werner Rothmaler. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Springer, Spektrum Akademischer Verlag, Berlin/Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8, S. 170.
  2. a b c Leo Jelitto, Wilhelm Schacht, Hans Simon: Die Freiland-Schmuckstauden, Handbuch und Lexikon der Gartenstauden. 5., völlig neu bearbeitete Auflage. 1: A bis H. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2002, ISBN 3-8001-3265-6, S. 240.
  3. a b c d e Mingli Zhang, Zhiyun Su & Magnus Lidén: Corydalis Candolle in Lamarck & Candolle. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 7, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2000, ISBN 0-19-515208-5. Corydalis cheilanthifolia Hemsley. – textgleich online wie gedrucktes Werk.
  4. a b Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben).
  5. a b Datenblatt Corydalis cheilanthifolia Hemsl. bei POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science.
  6. Corydalis cheilanthifolia Hemsl., Farnblättriger Lerchensporn. auf FloraWeb.de
  7. Michael Hassler: Datenblatt und Fotos bei Flora Germanica. Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands.
  8. William Botting Hemsley: Observations on a Botanical Collection made by Mr. A.E. Pratt in Western China, with Descriptions of some new Chinese Plants from various Collections. In: The Journal of the Linnean Society (Botany). Band 29, London 1892, S. 302, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fpage%2F227389~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D.
  9. Irene Zluwa, Ulrike Pitha: The combination of building greenery and photovoltaic energy production—A discussion of challenges and opportunities in design. Sustainability. In: Sustainability. Band 13, Nr. 3, 2021, S. 1537–1566, doi:10.3390/su13031537.
  10. a b Corydalis cheilanthifolia / Farn-Lerchensporn bei galasearch.de.
  11. The Royal Horticultural Society: Stauden - Die große Enzyklopädie Dorling Kindersley Verlag, München 2015, ISBN 978-3-8310-2752-1, S. 138.
  12. Sylwia Zielińska, Magdalena Dziągwa-Becker, Adam Junka, Ewelina Piątczak, Anna Jezierska-Domaradzka, Malwina Brożyna,Justyna Paleczny, Aleksandra Sobiecka, Wojciech Słupski,Eleonora Mess, Mariusz Kucharski, Serhat Sezai Çiçek, Christian Zidorn, Adam Matkowski: Screening Papaveraceae as novel antibiofilm natural-based agents. In: Molecules. Band 26, Nr. 16, August 2021, S. 4778–4803, doi:10.3390/molecules26164778.
  13. Paweł Krzyżek, Adam Junka, Wojciech Słupski, Arleta Dołowacka-Jóźwiak, Bartosz J. Płachno, Aleksandra Sobiecka, Adam Matkowski, Grzegorz Chodaczek, Tadeusz Płusa, Grazyna Gosciniak, Sylwia Zielińska: Antibiofilm and antimicrobial-enhancing activity of Chelidonium majus and Corydalis cheilanthifolia extracts against multidrug-resistant Helicobacter pylori. In: Pathogens. Band 10, Nr. 8, 2021, S. 1033–1049, doi:10.3390/pathogens10081033.