Felicija Nijolė Sadūnaitė

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Felicija Nijolė Sadūnaitė (* 22. Juli 1938 in Dotnuva; † 31. März 2024 in Vilnius[1][2]) war eine litauische römisch-katholische Nonne und Dissidentin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nijolė Sadūnaitė besuchte die Jonas-Biliūnas-Mittelschule in Anykščiai, an der sie 1955 das Abitur ablegte. 1956 trat sie der Kongregation der Švenčiausios Nekaltai Pradėtosios Mergelės Marijos tarnaitės (Dienerinnen der Unbefleckten Empfängnis Mariens) bei, deren Gründung auf Anregungen von Honorat Koźmiński zurückgeht.[3] Sie arbeitete als Sekretärin und Fabrikarbeiterin. Danach absolvierte sie medizinische Kurse in der litauischen Hauptstadt Vilnius.

1974 wurde Nijolė Sadūnaitė verhaftet und 1975 wegen des Abschreibens und der Verbreitung der Chronik der Litauischen Katholischen Kirche („Lietuvos Katalikų Bažnyčios kronika“) zu drei Jahren Haft und anschließend drei Jahren Verbannung verurteilt.[4] Ihre Haft verbrachte sie im Lager ZHKH-385/3-4, einem Frauengefängnis in Mordwinien.[5] Danach lebte sie in der Verbannung in Bogutschany in Sibirien.[6]

1980 kehrte Nijolė Sadūnaitė nach Litauen zurück und nahm die Mitarbeit für die verbotene „Kronika“ wieder auf. Sie wurde deswegen vom KGB überwacht und mehrmals verhaftet, auch noch 1988 und 1989, während der Perestroika.[6] Mit Freunden sammelte sie Spenden zur Unterstützung von politischen Gefangenen und von deren Angehörigen.[6] 1987 war sie – anlässlich des Jahrestages des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes – Mitorganisatorin (zusammen mit Antanas Terleckas, Vytautas Bogušis und Petras Cidzikas) einer Demonstration am Adomas-Mickevičius-Denkmal in der Altstadt Vilnius gegen die von Stalin und Hitler vereinbarte, fortbestehende sowjetische Okkupation Litauens.[7]

Große Beachtung fand ihr auf ihre Tagebücher gestützter autobiographischer Bericht Ein Strahlen aus dem Gulag, in dem sie ihren geistlichen Weg als Christin und ihre Erfahrungen im Lager schildert.[8][5] Das Buch wurde in mehr als ein Dutzend Sprachen übersetzt (in Deutsch in zwei Bänden unter den Titeln Gottes Untergrundkämpferin und Geborgen im Schatten Deiner Flügel) und immer wieder neu aufgelegt. In Litauen gilt Nijolė Sadūnaitė wegen ihres Mutes und ihrer Unbeugsamkeit als Nationalheldin.[9]

Ehrungen und Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gottes Untergrundkämpferin. Vor Gericht – Erinnerungen – Briefe. Christiana-Verlag, Stein am Rhein 1985, ISBN 3-7171-0874-3.
  • Geborgen im Schatten Deiner Flügel. Verfolgt um des Glaubens willen. Christiana-Verlag, Stein am Rhein 1989, ISBN 3-7171-0919-7.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eintrag VLE
  2. Mirė disidentė, pasipriešinimo sovietų režimui veikėja Nijolė Sadūnaitė. 31. März 2024, abgerufen am 31. März 2024 (litauisch).
  3. Raimonda Ramelienė: Nijolė Sadūnaitė: „Dažniau pakelkime akis į dangų“ (Memento vom 28. Mai 2019 im Internet Archive) (litauisch), Lietuvos žinios, 13. Januar 2018, abgerufen am 1. April 2024.
  4. Садунайте Фелиция-Ниеле дочь Ионо (1938). In: Open List. Opfer der Repressionen 1917–1991. 2024, abgerufen am 1. April 2024 (russisch).
  5. a b Dick Goldkamp: The Lady and the Chekists. In: Los Angeles Times, 17. Januar 1988.
  6. a b c Rushworth M. Kidder: An „Underground Nun“ in Lithuania. In: The Christian Science Monitor, 24. April 1989 (online).
  7. Bill Keller: Lithuanians Rally for Stalin Victims. In: The New York Times, 24. August 1987.
  8. George Weigel: In the Land of Crosses. In: First Things, 25. September 2013.
  9. 2017 m. Laisvės premijos laureatė Nijolė Sadūnaitė (litauisch), abgerufen am 2. Juni 2018.
  10. Apdovanotų asmenų duomenų bazė (Memento vom 7. Juli 2018 im Internet Archive) (Übersicht über Verleihungen staatlicher Auszeichnungen) auf der Website des litauischen Präsidenten, abgerufen am 1. April 2024.